Moin,
ich empfinde soziale Situationen immer als sehr anstrengend. Ich muss spontan adäquat reagieren, muss oft die Dinge, die mein Gegenüber sagt, "übersetzen" in das, was gemeint ist, muss analysieren, in welcher Gefühlslage sich mein Gegenüber befindet und mein Verhalten danach ausrichten. Gut, ich muss das eigentlich nicht, aber wenn ich es nicht tue, wird die Situation schnell unangenehm für mich. Wenn ich einfach ich selbst bin, entsteht innerhalb kürzester Zeit eine unangenehme, gar peinliche Situation.
Deshalb habe ich schon früh eine Art "Ehrgeiz" entwickelt, soziale Situationen gut zu meistern. Das hat dazu geführt, dass ich mich in viele soziale Situationen stürzte, um zu üben. Leider habe ich viel zu spät gemerkt, dass das mein Selbstbewusstsein herabsetzt, weil ich für sehr lange Zeit einfach nicht besser wurde. Ich machte also eine schlechte Erfahrung nach der anderen. Das macht unsicher und führt zu weiteren schlechten Erfahrungen. Inzwischen bremse ich mich manchmal in meinem Ehrgeiz, damit ich mir Situationen nicht antue, in denen ich eh nicht bestehe. Wenn ich trotzdem in einer Situation lande, die zu viele Unwägbarkeiten enthält, bleibe ich still, so gut es geht und gebe nur die nötigsten Antworten.
Ich weiß gar nicht genau, wie ich wirklich bin. Einen Teil meines Selbst gebe ich auch in die Figur, die ich spiele. Vielleicht ist ein eng umfasstes "Ich" auch eine Illusion. Wenn jemand sagen würde "Jetzt sei doch mal du selbst!" wüsste ich gar nicht, was ich tun sollte. Es ist eigentlich recht beliebig, wer ich bin.
Ich suche in diesem Thread eigentlich gar keine Lösung, sondern Austausch über Erfahrungen. Kennt ihr Ähnliches wie ich? Seid ihr auch ehrgeizig, "besser" in sozialen Situationen zu werden? Oder ist euch das völlig schnurz? Ich komme in meinen Gedanken immer wieder auf dieses Thema zurück. Da hängt auch noch so vieles mit dran, das ich erstmal nicht weiter ausführen will.