Instabile Tagesform, wie soll ich das handhaben?

  • Gesundheitlich ist jeder Tag für mich eine Art Wundertüte, da meine Tagesform ziemlich schwanken kann. An manchen Tagen bin ich energiegeladen und merke von meiner instabilen Tagesform nichts oder nur wenig. An anderen Tagen werde ich schnell sehr müde und an anderen Tagen bin ich froh wenn ich den Tag hinter mir habe. Ich bin oft genervt von dieser nicht konstanten Tagesform und suche da laufend nach effektiven Lösungen. Wahrscheinlich bin ich damit nicht alleine und vielleicht hat der eine oder andere hier Ideen, damit besser zurecht zu kommen.

  • Hey, das kommt mir bekannt vor, da ich chronisch krank bin und das auch sehr wechselhaft ist. Ich versuche, dankbar zu sein für die Tage, an denen es ok ist und die Schmerzen nicht so stark oder gar weg. Tatsächlich vergesse ich das oft in guten Phasen und nehme es als selbstverständlich hin und bin dann total "niedergeschmettert" wenn es wieder schlechter wird. Daher versuche ich seit einiger Zeit wirklich, die guten Momente aktiv als solche wahrzunehmen.

  • Ich glaube auch, dass Schnuppis Einstellung ganz gut ist. Ich möchte noch ergänzen, dass ich es als sehr hilfreich empfand, mir bewusst zu machen, was ich trotz der instabilen Tagesform geschafft habe. Manchmal kann ich auch andere Arbeit erledigen, wenn eine Art von Arbeit blockiert, aber das ist natürlich eine relativ unsichere Angelegenheit. Die Dinge helfen ein bisschen, wenn auch gerne mal nicht genug. Natürlich sind solche Tage zum Kotzen, wie ich damit auf einer emotionalen Ebene auf lange Sicht zurecht komme, weiß ich leider auch noch nicht.

    It is like an endless movie that has no happy end ( nano - ヒステリ)

  • Danke für eure Ideen :thumbup: Da ich einige chronische Erkrankungen habe, mache ich es ähnlich wie Schnuppi und genieße die guten Momente umso mehr. Deine Idee mit dem sich Bewusstmachen, was ich trotz Instabilität geschafft habe, finde ich super :thumbup: das schreibe ich in mein Erfolgstagebuch. Wenn ich merke dass meine Energie für eine besonders anstrengende Aufgabe (meistens einkaufen oder ähnliches) nicht oder gerade noch ganz knapp ausreicht, versuche ich entweder die Aufgabe aufs nötigste zu reduzieren oder sie um einige Stunden bzw. auf den nächsten Tag zu verschieben. Das funktioniert zwar nicht immer, aber es gibt mir etwas mehr Spielraum und die Möglichkeit über eine einfachere oder günstigere Lösung nachzudenken. Es bringt mir nichts, wenn ich zu müde bin die Aufgaben vernünftig zu lösen und deswegen nachher noch mehr Arbeit damit habe. Desweiteren neige ich an Tagen mit wechselhafterer Tagesform eher dazu, impulsiver zu handeln, was ich mir abgewöhnen will.

  • Wassermangel, also nicht ausreichend zu trinken, kann auch solche Probleme begünstigen. Ich hatte schon immer das Problem, Durst nicht richtig zu spüren und daher immer viel zu wenig getrunken. Inzwischen habe ich eine Routine dafür entwickelt und diese Abgeschlagenheit am Tag ist weniger geworden.

    Ansonsten sind Antriebsstörung und Energiemangel ein Normalzustand bei mir. Ich habe manchmal gute Tage, an denen ich mehr Antrieb und Energie habe. Ich vermute, dass das auch eine Restsymptomatik ist von den vielen, langen, depressiven Phasen, die ich im Leben hatte. Und dass das, obwohl meine Stimmung schon recht lange ziemlich stabil ist, nie mehr ganz verschwindet.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Kenne das auch., habe aber keine chronische Erkrankung. An manchen Tagen bin ich total abgeschlagen, an anderen bin ich voller Energie. Eine effektive Lösung habe ich nicht wirklich gefunden. Was mir hilft... Nicht mehr daran zu glauben, dass ich einfach nur faul bin und nichts tun will, was mir früher regelmäßig um den Kopf gehauen wurde. Mehr auf mich hören, wenn ich nichts machen will bzw. keine Energie mehr habe, mir das dann mal auch zugestehen. Trotzdem auch mal kurz für ein paar Minuten aufrappeln, um ein kleines Erfolgserlebnis zu haben (z.B. Abwasch machen).
    Zur Stabilisierung hilft mir regelmäßige Bewegung, viel Trinken, versuchen, ausgewogen zu essen und ein paar regelmäßige Freizeitaktivitäten.

    Am meisten hat mir geholfen, diese Schwankungen so zu akzeptieren und mich deshalb nicht mehr schlecht zu fühlen. Seitdem geht es besser. Ich bin weniger davon abhängig, wie dieser eine Tag "geht", sondern kann es selbst besser steuern.

    "The universe is under no obligation to make sense to you" :prof: Neil DeGrasse Tyson

  • Ich kenne das auch. Inzwischen wurde bei mir zusätzlich zur ASS ADHS diagnostiziert. Ich nehme seit einigen Wochen Ritalin adult und habe u.a. diese extremen Schwankungen seither nicht mehr. Vielleicht kann es bei dem einen oder anderen sinnvoll sein, mal genauer hinzuschauen, ob evtl. ein komorbides ADHS vorliegt.

  • Passt bloß auf mit adhs Tabletten. Das kann übelst danebengehen.

    Man sieht nur mit dem Herzen gut.
    Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
    (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Was ist falsch an sonderbar?"

    "Das Ende der Störung ist derzeit nicht absehbar."

  • Passt bloß auf mit adhs Tabletten. Das kann übelst danebengehen.

    Das stimmt, ich habe mich mit dem Thema näher befasst und selbst Erfahrungen gesammelt: Die ganzen Psychopharmaka wie SSRI, SNRI und eben auch Stimulanzien (ich vermute, dort sogar besonders) haben einen negativen Einfluss auf das körpereigene Hormonsystem. Ich habe mir mutmaßlich durch die Einnahme eines SNRI mein Hormonsystem zerschossen. Psychopharmaka stressen das System, sie fahren die Stresshormonproduktion hoch (wodurch man sich zuerst besser und aktiver fühlt), dies laugt aber nach und nach den Körper, besonders die Nebennieren, aus. Dadurch sinkt die Produktion von Cortisol, man kommt weniger gut mit Stress zurecht. Zudem "klaut" der Körper sich die Grundlagen für die Synthetisierung von Cortisol im "benachbarten" Hormonsystem, dem Sexualhormonsystem, sodass dann zwei Hormonsysteme aus dem Gleichgewicht sind, eben Sexualhormone und Stresshormone. Dadurch kommt man in die Bredouille, dass man sich so schlecht fühlt, dass man wieder zu Psychopharmaka greift und ein Teufelskreislauf ist losgetreten.
    Auch bei der Anti-Baby-Pille (was für ein Wort :| ) treten solche Störungen des Hormonsystems auf. Davon würde ich ebenso abraten.

    Zu dem eigentlichen Thema: Auch ich leide an wechselnden Tagesformen/Verfügbarkeiten von Energie. Habe auch eine chronische Krankheit (Hashimoto) und es geht mir zwar besser, seit dem ich medikamentös besser eingestellt bin und meinen Mineralstoffmangel ausgleiche, aber trotzdem habe ich immer noch so Phasen, in denen gar nichts geht. Es ist eigentlich auch schon immer so gewesen, dass ich dachte, ich hätte die Lösung für die Energieschwankungen gefunden und dann kommen sie doch wieder.

    Am meisten hat mir geholfen, diese Schwankungen so zu akzeptieren und mich deshalb nicht mehr schlecht zu fühlen. Seitdem geht es besser. Ich bin weniger davon abhängig, wie dieser eine Tag "geht", sondern kann es selbst besser steuern.

    Wie hast du es geschafft, diese Schwankungen zu akzeptieren? Ich mache mir nach wie vor Vorwürfe, wenn ich nicht "funktioniere", obwohl ich rein rational weiß, dass es nicht meine Schuld ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass niemand in meinem Umkreis mich als beeinträchtigt wahrnimmt, sondern als intelligent und "Leistungsträger" (was schon lange vorbei ist). Und ich das dann von mir selbst auch erwarte.

  • Kenne ich aktuell auch (versuche gerade von Depressionen zu genesen und Medikation wird aktuell neu eingestellt).

    Ich habe mir einen minimalen Tagesplan gemacht, da ich ohne Struktur "versacke". Außerdem habe ich so kleine Erfolgserlebnisse auch an schlechten Tagen. Dazu zählt regelmäßiges, nicht zu spätes Aufstehen, feste Essenszeiten. Um 10 mache ich eine halbe Stunde Pflichtprogramm (Haushalt, notwendige Korrespondenz, etc). Dann eine Stunde bewusst etwas schönes und nicht allzu energieraubendes wie meinem SI nachgehen, eine Serie gucken, etc. Und wenn der Tag nicht allzu mies ist, dann noch Mal eine halbe Stunde Pflichtprogramm. Mach der Mittagszeit geht's dann evtl noch einkaufen, falls nötig und der Tag okay ist.

    Was bei mir ganz wichtig ist: ich darf mich an guten Tagen nicht überanstrengen. Denn wenn ich das tue, sind die folgenden Tage umso anstrengender.

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Danke für eure Ideen :thumbup: Bei meiner Ernährung gibt es paar Schwierigkeiten, wie Z.B. dass ich kein Gemüse esse, aber das gleiche ich mit Obst aus. Zugegeben kann Wassermangel möglich sein, manchmal vergesse ich das Trinken wenn ich zu sehr auf etwas fixiert bin (besonders bei Aufgaben und Spezialinteressen) und dabei die Zeit vergesse. Als ich ein Kind war, haben wir es mit Ritalin versucht, aber ich habe allergisch darauf reagiert. Ich weiß dass ich mit meiner instabilen Tagesform klarkommen muss und ja, ich strenge mich an kleinere Aufgaben zu machen, selbst wenn ich sie in kleine Portionen über den Tag aufteilen muss. Das funktioniert teilweise und regelmäßige Pausen brauche ich immer noch.

  • Mehr auf mich hören, wenn ich nichts machen will bzw. keine Energie mehr habe, mir das dann mal auch zugestehen. Trotzdem auch mal kurz für ein paar Minuten aufrappeln, um ein kleines Erfolgserlebnis zu haben (z.B. Abwasch machen).

    Am meisten hat mir geholfen, diese Schwankungen so zu akzeptieren und mich deshalb nicht mehr schlecht zu fühlen.

    Genau so mache ich es auch seit einer Weile - akzeptieren, dass ich einfach keine Energie mehr habe und mir sagen, dass es mir gut tun wird, mich jetzt einfach nur auszuruhen und mich zu entspannen (funktioniert bei mir am besten vor einem Bildschirm). Und dann diese kleinen Tätigkeiten, wie @zzis geschrieben hat, sobald ich etwas aufgetankt habe. Ich merke es, wenn wieder ein bisschen Energie zur Verfügung steht und dann tut es wirklich gut, eine Kleinigkeit zu erledigen. Ganz wichtig ist wirklich, dieses schlechte Gewissen nicht mehr zuzulassen. Wenn man einmal begriffen hat, dass das Ausruhen das Einzige ist, was einem jetzt hilft und das man nur so neue Energie erhält, um wieder tätig werden oder etwas genießen zu können, dann bleibt das schlechte Gewissen von allein aus. Ich glaube, das ist ein Aspekt von dem, was Selbstfürsorge genannt wird.

    Und trinken hilft tatsächlich auch bis zu einem gewissen Grad, das Energielevel zu erhöhen. Ich vergessen das leider meistens. Letztens einmal nach dem Essen sagte ich zu meinem Freund, dass ich mich darüber wundere, dass ich jetzt, wo ich doch eben gegessen habe, wieder dieses komische Hungergefühl habe. Er schlug vor, ich solle doch mal was trinken, es könnte Durst sein... Ich erkenne Durst, wenn ich im Hochsommer schwitzend unterwegs bin, da habe ich ein großes Trinkbedürfnis, aber in normalen Situationen bemerke ich Durst wohl nicht oder verwechsele ihn halt mit Hunger. Das geht glaube ich vielen Menschen so.

  • D
    Wie hast du es geschafft, diese Schwankungen zu akzeptieren? Ich mache mir nach wie vor Vorwürfe, wenn ich nicht "funktioniere", obwohl ich rein rational weiß, dass es nicht meine Schuld ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass niemand in meinem Umkreis mich als beeinträchtigt wahrnimmt, sondern als intelligent und "Leistungsträger" (was schon lange vorbei ist). Und ich das dann von mir selbst auch erwarte.

    Ich versuche zu bemerken, wenn ich mir selber Vorwürfe mache, wenn ich nicht fit genug bin. Und erkläre mir dann bewusst, dass das keine gute Lösung ist. Frage mich dann was mir stattdessen gut tun würde.
    Es funktioniert nicht immer, aber etwas Übung hilft :)
    Und, wie @Mandelkern geschrieben hat, etwas Struktur im Tag schaffen und ein, zwei kleine (!) Tagesziele setzen. Das hilft mir auch. Dadurch habe ich am Abend nicht so ganz das Gefühl, der Tag wäre vergeudet gewesen, sondern ich habe wenigstens minimal etwas geschafft. :)

    "The universe is under no obligation to make sense to you" :prof: Neil DeGrasse Tyson

  • Okay, danke @zzis. Ich glaube, ich bekomme auch ein schlechtes Gewissen, weil ich an diesen energiearmen Tagen nicht immer wirklich etwas tue, was mir gut tut, sondern ich setze mich den ganzen Tag vor den Laptop, was mir aber gar nicht gut tut. Ein Buch lesen oder Musik hören wäre viel besser für mich.
    Ich werde Mal drauf achten, wann ich mir Vorwürfe mache und dann bewusst eine Alternative suchen, die mir wirklich gut tut. Wenn ich mir wirklich etwas Gutes tue, habe ich auch weniger das Gefühl, den Tag vergeudet zu haben, als wenn ich nur vor dem Laptop sitze.

    Das mit den kleinen Tageszielen mache ich schon. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Chamäleon (22. Oktober 2021 um 23:11)

  • Passt bloß auf mit adhs Tabletten. Das kann übelst danebengehen.

    Hat hier irgendwer behauptet, dass man mal spaßeshalber "ADHS-Tabletten" einwerfen soll, wenn man sich nicht fit fühlt? Nee, oder? Klar kann das übelst danebengehen, so wie es übelst daneben gehen kann, Aspirin zu schlucken, wenn man Bauchweh hat, das aber dummerweise von einer Gastritis kommt :roll:
    Keiner wird gezwungen, hinschauen zu lassen, ob bei ihm evtl. der nicht so seltene Fall der Komorbidität mit ADHS vorliegt. Aber evtl. ahnt ja jemand so wenig wie ich, dass diese wechselnde Tagesform auch ein Symptom (neben diversen weiteren) von ADHS sein und behandelt werden kann, und würde sich freuen, den Zustand nicht akzeptieren und schönmeditieren zu müssen, sondern trotz Weiterbestehens der ASS-Probleme möglicherweise einen ordentlichen Zuwachs an Lebensqualität zu bekommen.
    @Asesina Es gibt inzwischen mehr als das ursprüngliche Ritalin. Allergisch hast du vermutlich auch eher auf einen Stoff in der Zubereitung des Medikaments reagiert, das kann bei einem anderen Präparat anders sein. Ich habs auch nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Muss jeder selbst wissen, was er will oder nicht will. Nur um das zu wissen, muss man ja auch überhaupt erst mal alle Möglichkeiten kennen :)

  • Asesina, es gibt doch sehr viele Gemüsesorten! Ist denn da gar nichts dabei für Dich :shake: ...?

    Sachen wie Essen sind bei mir ziemlich schwierig und bei Gemüse ist meistens schon der Geruch allein sehr unangenehm für mich, das kann mich schnell in einen Overload bringen.

  • Unbedingt eine Trinkroutine angewöhnen, ausreichend Wasser ist für unseren Organismus einfach essentiell. Es könnte außerdem ein Nährstoffmangel sein, weil Obst vielleicht nicht genug Mikronährstoffe hat. Kann man das checken lassen beim Arzt? Und dann eventuell Nahrungsergänzungmittel nehmen.

    Wenn es nicht physisches ist, dann ist es wohl die Psyche.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Das mit der Trinkroutine versuche ich, auch wenn ich es nicht immer schaffe. Da ich regelmäßig meine Blutwerte überprüfen muss und mein Arzt außer meiner Schilddrüse nichts physisches finden kann, muss es wohl an der Psyche liegen. Was die Schilddrüse betrifft, hat er mir mal empfohlen mein Medikament geringfügig höher zu dosieren, was mich aber zu hibbelig macht, was ich auch nicht brauchen kann. Also bin ich zur Standarddosis zurück. Ich achte auch darauf, dass ich ausreichend schlafe und jeden Tag zumindest etwas Bewegung bekomme.

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