Teilstationärer Aufenthalt zur Diagnostik

  • Nach langem Überlegen hatte ich mich per E-Mail bei dem Krankenhaus gemeldet, welches hier in der Gegend wohl die Autismusdiagnostik für Erwachsene machen soll.
    Daraufhin bekam ich 2 Telefonnummern und zugehörigen Zeiten, zu denen dort telefonische Autismusdiagnostiksprechstunde sei.
    Fand ich schon recht spannend, da ja recht viele Leute auf dem Spektrum Probleme mit dem Telefonieren haben bzw es gar nicht können.

    In dem Telefonat fragte man mich dann, für wen die Diagnostik sein soll, dann ob ich schon mal bei einem Psychiater deswegen gewesen bin oder schonmal in psychologischer Behandlung war. Das habe ich beides verneint und daraufhin hat man mir erklärt, dass ich erst zu einem niedergelassenen Psychiater gehen muss.
    Falls dieser den Verdacht ASS hat, soll der sich dann an den Chefarzt im Krankenhaus wenden, dieser entscheidet dann anhand der Erzählungen des Psychiaters ob er mit dem Verdacht Recht haben könnte.
    Dann müsste ich mich dem Chefarzt vorstellen und wenn der dann immer noch denkt, der Verdacht könnte stimmen, dann müsste ich für 2 Wochen teilstationär ins Krankenhaus. Da würde dann die Diagnostik gemacht.

    Ich bin nun sehr irritiert, dieses Vorgehen kommt mir sehr kompliziert vor. Einerseits will man durch den Verdacht eines Psychiaters schonmal vorfiltern, andererseits ist man aber scheinbar nur für sehr schwere Fälle eingerichtet. Leute wie ich, die scheinbar gar keine Probleme haben und mit 2 Beinen im Leben stehen (RW) können doch nicht einfach mal 2 Wochen Urlaub nehmen um einen teilstationären Aufenthalt zur Diagnostik zu machen - SO schlecht geht es mir ja nun auch nicht. Trotzdem hätte ich es gerne abgeklärt.

    Einen niedergelassenen Psychiater der überhaupt in der Lage wäre, einen Verdacht auszusprechen konnte man mir übrigens auch nicht nennen. Wenn ich sowieso alle Psychiater selber durchgehen muss, dann kann ich mir doch auch gleich jemanden suchen, der die Diagnostik selber macht?
    Ich hatte mir die Liste der Diagnostiker mal schicken lassen, aber wenn ich mich richtig erinnere, war da nur eine einzige Adresse in meiner Gegend und die machen ausschließlich bei Kindern die Diagnostik.

    Wie ist denn das, ist ein teilstationärer Aufenthalt für die Diagnostik bei Erwachsenen üblich? Und ist es üblich, von einem Psychiater den Verdacht zu bekommen und damit dann zu einem anderen Psychiater zur Diagnostik überwiesen zu werden?

  • Hey Moonrise,

    wirklich weiterhelfen kann ich nicht, aber ich stehe gerade selber vor der Problematik, eine Diagnose zu bekommen. Die zwei Kliniken, die in Frage kommen, vergeben aktuell überhaupt keine Termine. Die eine schreibt, dass sie zum Jahresende nochmal Termine für Anfang 2023 vergeben werden. Dort wird aber auch beschrieben, dass die Diagnose aus ein bis zwei Terminen mit je ca. 40 Minuten besteht. Das klingt für mich nicht annähernd ausreichend um eine sinnvolle Diagnose stellen zu können.
    Daher habe ich mich nun doch dazu entschlossen, erstmal in der Nähe irgendjemanden zu suchen, mit dem ich wenigstens mal meine Probleme besprechen kann.

    Und ja.. Eine teil-stationäre Aufnahme würde mich auch abschrecken. Nicht nur wegen der Problematik, dass mit der Arbeit zu vereinen, sondern auch, weil ich dann viel zu lange in einer fremden Umgebung ohne Rückzugsmöglichkeit wäre. Schlimm genug, das eine Diagnose nur in der nächsten Großstadt überhaupt möglich ist.

  • nicht einfach mal 2 Wochen Urlaub nehme

    Da kannst Du Dich krankschreiben lassen.

    In eine Tagesklinik war ich schon mal wegen Depression, hat aber wenig geholfen wegen die viele Soziale Interaktionen.
    Anderseits kann man in 2 Wochen eine sicherere Diagnose machen als in ein Paar Stunden.

  • Kann man sich wirklich krankschreiben lassen für eine Diagnostik? Ist ja kein Aufenthalt zur Therapie. Gegebenenfalls kommt ja raus, dass ich nicht krank bin, sondern einfach nur doof :d

  • Leute wie ich, die scheinbar gar keine Probleme haben und mit 2 Beinen im Leben stehen (RW) können doch nicht einfach mal 2 Wochen Urlaub nehmen um einen teilstationären Aufenthalt zur Diagnostik zu machen - SO schlecht geht es mir ja nun auch nicht. Trotzdem hätte ich es gerne abgeklärt.

    "gar keine Probleme" können es eigentlich nicht sein, oder? Es muss ja einen Grund haben, dass Du überhaupt auf die Idee gekommen bist.
    Solltest Du wirklich "gar keine" Probleme haben kannst Du Dir die Diagnostik auch schenken.

    Wie ist denn das, ist ein teilstationärer Aufenthalt für die Diagnostik bei Erwachsenen üblich?

    Teilstationär habe ich bis jetzt noch nicht mitbekommen. Stationär allerdings schon.

    Und ist es üblich, von einem Psychiater den Verdacht zu bekommen und damit dann zu einem anderen Psychiater zur Diagnostik überwiesen zu werden?

    Ja

    Kann man sich wirklich krankschreiben lassen für eine Diagnostik? Ist ja kein Aufenthalt zur Therapie. Gegebenenfalls kommt ja raus, dass ich nicht krank bin, sondern einfach nur doof :d

    Natürlich. Du bist im Krankenhaus. Das kannst Du Dir bestätigen lassen. Warum Du dort bist ist irrelevant.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • "gar keine Probleme" können es eigentlich nicht sein, oder? Es muss ja einen Grund haben, dass Du überhaupt auf die Idee gekommen bist.
    Solltest Du wirklich "gar keine" Probleme haben kannst Du Dir die Diagnostik auch schenken.

    Deswegen hatte ich "scheinbar gar keine Probleme" geschrieben :)
    Also ich meine damit, dass ich auf andere erstmal so wirke, als hätte ich keine Probleme. Ich wirke vielleicht merkwürdig, aber dadurch, dass ich eine Beziehung, einen Job, ein Haus usw habe, glaubt man sicherlich erstmal nicht, dass ich Probleme haben könnte.

    Ich fühle mich auch ehrlich gesagt unwohl beim Gedanken, von der Krankenkasse 2 Wochen teilstationär bezahlt zu bekommen. Das klingt für mich nach einer Maßnahme, die andere Leute mit "richtigen Problemen" dringend benötigen, ich komme ja aktuell irgendwie zurecht. Ich hätte eher nur mit ein paar Terminen mit einer Fachkraft gerechnet.

    Natürlich. Du bist im Krankenhaus. Das kannst Du Dir bestätigen lassen. Warum Du dort bist ist irrelevant.

    Ah okay, das war mir nicht bewusst!

  • Einen niedergelassenen Psychiater der überhaupt in der Lage wäre, einen Verdacht auszusprechen konnte man mir übrigens auch nicht nennen. Wenn ich sowieso alle Psychiater selber durchgehen muss, dann kann ich mir doch auch gleich jemanden suchen, der die Diagnostik selber macht?

    Das wäre die logische Konsequenz!
    Wenn nicht.....

    Ich hatte mir die Liste der Diagnostiker mal schicken lassen, aber wenn ich mich richtig erinnere, war da nur eine einzige Adresse in meiner Gegend und die machen ausschließlich bei Kindern die Diagnostik.

    ....die Diagnostikerdichte bei niedergelassenen Psychiatern in Bezug auf ASS so "un-dicht" wäre!

    Vielleicht wäre für dich ein kompetenter niedergelassener Psychiater nach Tipp aus diesem oder einem anderen Forum eine Möglichkeit, auch wenn er/sie weiter weg die Praxis betreibt? Das wäre u. U. mit einem Urlaubstag möglich. Den musst du ja auch nicht begründen.

    Ach ja, noch was fällt mir ein:
    Psychiater für Ki+Jugend nehmen auch Erwachsene als Privatzahlende in ihre Diagnostikprogramm. Nicht alle, aber manche.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • , die andere Leute mit "richtigen Problemen" dringend benötigen

    Das Problem hatte, bzw. habe ich auch. Als ich 4 Wochen wegen meiner Depressionen stationär in der Psychiatrie untergebracht war, dachte ich ähnlich.

    Da du scheinbar in deinem Leben noch keinen, oder allenfalls rudimentären, Kontakt zu Psychiatern oder Psychologen gehabt hast, frage ich mich, woher bei dir die Annahme kommt, du könntest im Spektrum sein. Bei mir war es so, dass die Psychologin meines Sohnes (F84.5) und mein Psychiater den Verdacht äußerten. Ich will deinen Verdacht nicht in Abrede stellen, mich interessiert nur, wie es dazu kam. Merkwürdig ist kein Kriterium für Autismus, ebenso wenig wie Beziehung, Job und Haus, Ausschlusskriterien sind. Da du die Diagnose machen möchtest, vermute ich einen gewissen Leidensdruck. Auf der anderen Seite formulierst du nur "scheinbare Probleme", was mir ja sehr wie eine Sicht von Außen auf deine Person vorkommt. Entschuldige die vielen Mutmaßungen von mir, wenn ich völlig falsch liege, ignoriere diesen Post einfach.

  • Und ja.. Eine teil-stationäre Aufnahme würde mich auch abschrecken. Nicht nur wegen der Problematik, dass mit der Arbeit zu vereinen, sondern auch, weil ich dann viel zu lange in einer fremden Umgebung ohne Rückzugsmöglichkeit wäre.

    Also "teil-stationär" bedeutet, du schläfst bei dir zuhause. Da fährst du morgens hin und nachmittags wieder nachhause. Du bist also nicht länger von deiner gewohnten Umgebung fort, als zur Arbeit.

  • Wenn du keine Probleme hast kriegst du auch keine Diagnose. Jedenfalls in Köln zB nicht. Dafür braucht es auch Leidensdruck. Verstehe auch nicht was da der Sinn sein soll, schließlich macht man dass ja nur weil man Hilfe benötigt. Also psychiatrische Betreuung, Therapie, the lot…

    Meine persönliche Meinung ist auch, dass wenn jetzt Leute Diagnosen bekämen die gar keine Probleme haben, noch mehr in Abrede gestellt wird dass es tatsächlich Betroffene mit massiven Problemen gibt. Also entweder du verschweigst hier was, oder du hast halt ein paar autistische Züge (kommt ja durchaus in der Normalbevölkerung vor).
    Wundert mich wirklich sehr wie jemand ohne Probleme überhaupt auf die Idee kommt autist zu sein.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

    Einmal editiert, zuletzt von Zebra (16. Oktober 2021 um 14:53)

  • Diagnostik in (teil)stationär kenn ich nur begleitend, also dass man eigentlich wegen was anderem da ist und es nur parallel mit gemacht wird (wohl meist, wenn bei der Behandlung der Verdacht aufkommt, dass eine ASS die Ursache der bestehenden psychischen Probleme sein könnte)
    Voruntersuchung bei niedergelassenem Psychiater ist wohl regional unterschiedlich. Hier braucht man das jedenfalls in keiner der drei Autismus-Ambulanzen. Bei meiner war aber zumindest eine Überweisung vom Hausarzt zur Psychiatrie/Neurologie nötig (wie das in den anderen gehandhabt wird, weiß ich nicht).

  • Wenn du keine Probleme hast kriegst du auch keine Diagnose. Jedenfalls in Köln zB nicht. Dafür braucht es auch Leidensdruck. Verstehe auch nicht was da der Sinn sein soll, schließlich macht man dass ja nur weil man Hilfe benötigt. Also psychiatrische Betreuung, Therapie, the lot…

    Meine persönliche Meinung ist auch, dass wenn jetzt Leute Diagnosen bekämen die gar keine Probleme haben, noch mehr in Abrede gestellt wird dass es tatsächlich Betroffene mit massiven Problemen gibt. Also entweder du verschweigst hier was, oder du hast halt ein paar autistische Züge (kommt ja durchaus in der Normalbevölkerung vor).
    Wundert mich wirklich sehr wie jemand ohne Probleme überhaupt auf die Idee kommt autist zu sein.

    Ich glaube das wird schnell falsch verstanden: er hat gemeint dass er nach außen recht unauffällig ist (seiner Selbsteinschätzung nach zumidnest), nicht, dass er keine Probleme hat. ("Leute wie ich, die scheinbar gar keine Probleme haben und mit 2 Beinen im Leben stehen..."). Wir haben hier sehr viele Leute, die nach außen nicht gleich als Behinderte auffallen, und auch viele Leute die eine Arbeit haben.

  • @Neoni eine tiefgreifende Entwicklungsstörung impliziert doch aber schon per Definition dass man schon in der Kindheit und Jugend auffällig gewesen sein muss. Und dann auch noch mit „beiden Beinen im Leben stehend“. Kommt mir schon sehr spanisch vor (RW)
    Ich kann mir einfach schwer vorstellen dass man noch nie bei einem Psychiater war und dann einfach direkt die Diagnostik will. Ich war schon als Teenager das erste mal beim Psychiater. Und als Kind nur nicht, weil das in den 80er war und da noch niemanden interessiert hat.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

    Einmal editiert, zuletzt von Zebra (16. Oktober 2021 um 15:11)

  • Er schildert mit diesem Satz die Außensicht, die (seiner Meinung nach) die Leute auf ihn haben (heute als Erwachsener; nicht als Kind, davon ist gar nicht die Rede)


    Und dann auch noch mit „beiden Beinen im Leben stehend“

    Wie viele Leute hier wohnen alleine ohne Betreung oder Eltern; wie viele Leute haben eine Arbeit und erwirtschaften ihre Miete selbst, wie viele Leute haben oder hatten eine Partnerschaft, aus der evtl sogar Kinder hervorgegangen sind...


    Also für mich bedeutet der Satz im Kontext: "Ich komme derzeit irgendwie klar und meine Nachbarn sehen mich nicht als Schwerbehinderten; da weiß ich nicht, ob ein (Teil)stationärer Psychiatrie-Aufenthalt nicht übertrieben ist und ich damit kränkeren Menschen einen Platz weg nehme; das müsste doch auch ambulant gehen."

    Einmal editiert, zuletzt von Neoni (16. Oktober 2021 um 15:16)

  • @Neoni eine tiefgreifende Entwicklungsstörung impliziert doch aber schon per Definition dass man schon in der Kindheit und Jugend auffällig gewesen sein muss. Und dann auch noch mit „beiden Beinen im Leben stehend“. Kommt mir schon sehr spanisch vor (RW)
    Ich kann mir einfach schwer vorstellen dass man noch nie bei einem Psychiater war und dann einfach direkt die Diagnostik will. Ich war schon als Teenager das erste mal beim Psychiater. Und als Kind nur nicht, weil das in den 80er war und da noch niemanden interessiert hat.

    Es gibt Autisten, die gelernt haben, "zu funktionieren", weil die Option "Das mache/kann ich nicht" gar nicht zur Debatte stand.
    Als ich Teenager war, war ein Gang zum Psychiater die Bankrotterklärung für ein auch nur annähernd normales Leben.
    Deshalb hat man gelernt, zu kompensieren und dass man alles schaffen kann. Auch, wenn es sehr anstrengend ist.
    Und bei einigen hat das so gut geklappt, dass sie neurologisch typische Menschen weit hinter sich gelassen haben.

    Die heutigen "sehr jungen Autisten" haben es vielleicht angenehmer, weil ein "Ich kann das nicht, ich will das nicht" sofort akzeptiert wird.
    Hat allerdings für das Erwachsenenleben den Nachteil, dass sie nie gelernt haben, "sich durchzubeißen" und irgendwann unweigerlich der Punkt erreicht sein wird, wo ihnen der Arsch nicht mehr hinterhergetragen wird(RW).
    Ich will das damit nicht kritisieren, dafür ist es mir einfach viel zu egal, wie andere das handhaben.

  • @Neoni eine tiefgreifende Entwicklungsstörung impliziert doch aber schon per Definition dass man schon in der Kindheit und Jugend auffällig gewesen sein muss.

    Die Störung muss in der Kindheit vorhanden gewesen sein. Aber wenn das Umfeld die Auswirkungen nicht als dramatisch wahrgenommen hat, dann muss da erstmal keine Konsequenz draus folgen.

    Und dann auch noch mit „beiden Beinen im Leben stehend“. Kommt mir schon sehr spanisch vor (RW)
    Ich kann mir einfach schwer vorstellen dass man noch nie bei einem Psychiater war und dann einfach direkt die Diagnostik will. Ich war schon als Teenager das erste mal beim Psychiater. Und als Kind nur nicht, weil das in den 80er war und da noch niemanden interessiert hat.

    Ich kann nicht für @Moonrise sprechen, aber ich war als Kind auf Druck meiner Lehrerin kurzzeitig in Behandlung. Nur weder meine Eltern noch der Kinder-Psychiater haben ein großes Problem gesehen und eher gemeint, die Lehrerin stellt sich zu sehr an. Wie groß meine Probleme waren, ist nie jemandem Aufgefallen. Es hieß immer nur "Stell dich nicht so an, da muss jeder durch. Das kriegst du schon hin".
    Das ich als Jugendlicher zweimal für ca. eine Woche nicht zur Schule konnte, weil ich so Müde war, dass ich es einfach nicht geschafft habe, aufzustehen, wurde schlicht auf die Pubertät geschoben. Als ich merkte, dass der zweite Müdigkeits-Schub kam, bin ich mit letzter Kraft zum Arzt. Der hat mich aber auch nicht ernst genommen und vermutlich nur gedacht, dass es mir um eine Krankschreibung geht (die ich bekommen habe). Er hat Blut abgenommen und mich nach Hause geschickt. Zum Folgetermin fehlte mir die Kraft, aus dem Bett aufzustehen. Als es mir wieder besser ging, habe ich keinen Grund mehr gesehen noch einmal dorthin zu gehen.
    Insgesamt lief es jedesmal ähnlich, wenn ich dann doch mal zu einem Arzt gegangen bin. Meist wegen uneindeutigen, diffusen Symptomen (Stress, was mir damals aber nicht bewusst war). Es gab ein paar Untersuchungen, alle ohne Ergebnis. Und irgendwann hatte ich keine Energie und Lust mehr, immer wieder zum Arzt zu rennen, ohne, dass etwas dabei rum kommt. Also habe ich die Symptome halt hingenommen meist sind sie nach einigen Monaten oder Jahren durch andere Symptome abgelöst wurden, und es ging wieder von vorne los.
    Freunde hatte ich keine, mit denen ich hätte reflektieren können. Irgendwann habe ich meine Frau kennen gelernt, die ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Dies hat die Annahme, dass das jeder so erlebt, weiter bestärkt.

  • Wenn du keine Probleme hast kriegst du auch keine Diagnose. Jedenfalls in Köln zB nicht. Dafür braucht es auch Leidensdruck.
    ...


    Wundert mich wirklich sehr wie jemand ohne Probleme überhaupt auf die Idee kommt autist zu sein.

    Ich finde du vermischst hier was. Nicht jeder Autist hat auch einen Leidensdruck durch seine Probleme. Sicherlich gibt es ein paar, die es geschafft haben sich ihr Umfeld so einzurichten, dass sie gut zurecht kommen. D.h. aber nicht zwingend, dass sie keine Probleme in Kommunikation, Reizüberflutung etc hätten.
    Tatsächlich wäre das mein Ziel: mir mein Leben so einzurichten, dass ich dadurch meinen Leidensdruck maximal minimieren kann. Mir also ein Umfeld suche, welches reizarm ist, wenige ausgewählte aber verständnisvolle Sozialkontakte, Vorhersehbarkeit etc.
    Dadurch werde ich nicht weniger autistisch, sondern ich reduziere "nur" Stressfaktoren. In einer anderen Umgebung wären meinen Probleme dann aber wieder sofort da und sichtbar.

  • @Neoni Es gibt ja auch tatsächlich genug ambulante Diagnostikmöglichkeiten.
    Und dann ist da immer noch die Frage nach dem Sinn. Therapie bekommt man damit sowieso nicht, da braucht es ja wieder eine andere Diagnose. Für den eigenen Seelenfrieden kann man ja auch auf einen Termin in einer Spezialambulanz warten wenn kein akuter Handlungsbedarf besteht.
    Ich habe die Diagnostik in Köln auch nur gemacht um dort die Therapie machen zu können. Schwerbehindertenausweis und Pension hatte ich ja vorher schon.
    Ich sehe einen Aufenthalt in einer Klinik schon als Akutmassnahme für Leute mit akut massiven Problemen, in Krisen. Nicht als „ich mach dann mal Diagnose“. Grade jetzt mit Corona sind die Kliniken sowieso massiv überlaufen. Da ist dann schon grenzwertig jemandem der gerade akut Probleme hat den Platz wegzunehmen.

    @Marnie kommt auf die Diagnostik stelle an. In Köln gibt es ohne Leidensdruck keine Diagnose. Andere handhaben das lockerer.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

    Einmal editiert, zuletzt von Zebra (16. Oktober 2021 um 16:22)

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