Wie könnt ihr als Autisten mit Unsicherheiten und Unzuverlässigkeiten, Ohnmachtsgefühle umgehen?

  • Hey, Unsicherheiten empfinde ich für mich sehr schwierig, wie ist es bei euch?
    Esse meistens das Gleiche, habe meinen relativ stabilen Tagesablauf und brauche eine feste Struktur im Leben, Sicherheit, ohne die ich innerlich halber durchdrehe, da ich mit Unsicherheiten schlecht zurechtkomme.

    Mit der Sozialarbeiterin vom ABW welche den Träger leider verlassen hat und sich wegen mir auf Autismus schulen liess, konnte hervorragend damit umgehen, auch, da sie hervorragend strukturiert ist und immer auf sie verlass war, was mir enorm Sicherheit und ruhigeres Verhalten brachte.
    Dazu blieb sie immer auf 'Augenhöhe' half mir, mich zu regulieren, war immer für mich da, wobei ich ihr humsnistisches Menschenbild und ihre klare Art, sehr schätze. So eine Leitung für ihr ABW, brâuchte mein Trâger.
    Momentan haben die nicht mal eine Leitung für ihr ABW, da das Leitungsteam von der Dachorganisation sich drum kümmert, welche natürlich noch viel mehr Aufgabengebiete hat.

    Am 17.09.2021 wurde ich ja vom WG Kollegen gewürgt geschlagen getreten, was ich nicht mehr verarbeitet bekomme, da ich vorher schon starke Ângste, Panik, Ohnmachtsgefühle hatte, da ich mich nie im Leben durchsetzen konnte.


    Seit dem 17.09.2921 versuchte ich telefonisch und schriftlich mit dem Leitungsteam vom Träger zu reden, ob sie mir sagen, können, ob sie eine Lösung für meine Wohnsituatiin haben, was in Sicht ist um für mich zu schauen wie weit ich mich selber drum kümmern muss und dass ich nicht zu unruhig bin, da Unsicherheiten mich belasten und enorme Ângste produzieren.
    Vom Leitungsteam höre ich immer nur, dass sie sich drum kümmern und Zeit brauchen, wobei sie klar machen, dass sie nicht nur für mich da sind.
    Hätte mir gewünscht, dass sie mit mir in Dialog gehen und sagen, welche Möglichkeiten sie aus aktueller Sicht sehen und mich ernst nehmen, statt per Mail oder Telefonat nur zu antworten, dass sie sich drum kümmern und Zeit brauchen und drauf aufmerksam machen, wann sie telefonisch oder per Mail es mir schon mitgeteilt haben. Durch die Unsicherheit kam ich komplett durcheinander, auch wenn meine Sozialarbeiterin sich hervorragend um mich gekümmert hat und mich immer wieder 'runter bekam'. In Planungen des Leitungsteams in Sachen Wohnsituation vom Träger scheint sie meiner Vermutung nach nicht eingebunden gewesen zu sein, weshalb sie mich nur stândig stabilisieren konnte, was sie hervorragend tat.
    Dass ich nicht weiss, wo ich zukünftig lebe, wohne, die einzelne Personen vom Leitungsteam auf E-Mails um dringende Gespräche wegen aktuellen Stand der Wohnsituation gar nicht antworteten und bei meinen Telefonanrufen gar nicht dran gingen, wenn sie nicht wiederholten, dass die dich drum kümmern, macht mir Angst, ich fühlte mich ohnmâchtig und unruhig.
    Die waren mit mir gar nicht im Dialog um zu wissen, welche Lösungen für meine Krankheitsbilder in Frage kommen. Trotzdem immer wieder, sie kümmern sich drum.

    Da Wochen vorher, meine WG Kollegin zusammengeschlagen wurde, ich Morddrohung von ihrem Freund bekam, WG Kollegin eine Woche nach dem sie zusammengeschlagen wurde wegen Gehirnblutung, Schädelhirntrauma,notoperiert wurde, da sie in einer Klinik gestürzt ist, wo niemand weiss, ob es was damit zu tun hat, dass sie zusammengeschlagen wurde, hat zumindestens mit meiner Anspannung sichtlich was zu tun.

    Mit Unsicherheit tue ich mich extrem schwer.
    Die Struktur und Zuverlässigkeit meiner jetzt ehemaligen Sozialarbeiterin hat mir Sicherheit gegeben.

    Wie kommt ihr mit Unsicherheiten klar?
    Werdet ihr auch unruhig?

    Herzlichen Dank

    L.G. Daniel. :thumbup: :thumbup:

    5 Mal editiert, zuletzt von Daniel1 (16. Oktober 2021 um 10:59)

  • Zugegeben, Unsicherheiten, Ohnmachtsgefühle, und Unzuverlässigkeiten machen mir viel Angst und es fällt mir ziemlich schwer damit "angemessen" umzugehen. Ich habe einige zum Teil sehr eigenwillige Möglichkeiten gefunden, die mir nicht immer helfen, aber das ist immer noch besser als vor einigen Jahren.
    Wenn mir etwas unklar ist (z.B. was in einem Brief steht und ähnliches), rufe ich zur Not z.B. den Absender vom unklar formulierten Brief an. Unsicherheiten machen mich ziemlich nervös und ich habe dann den starken Drang sofort nach Antworten zu suchen. Das ist zwar nicht immer sofort möglich, aber es gibt mir die notwendige Sicherheit. Wenn ich in solchen Fällen denjenigen gerade nicht erreichen kann, bin ich dann oft so nervös dass ich an nichts anderes als die Unklarheiten denken kann. Ich versuche mich dann mit verschiedenen Dingen zu beruhigen, die mich lange und intensiv beschäftigen können (z.B. Lesen über meine Spezialinteressen, Rätselhefte durcharbeiten, Handarbeiten, Videospiele), auch wenn es nicht immer hilft.
    Unzuverlässigkeiten machen mir, ähnlich wie Unsicherheiten, viel Angst und frustrieren mich enorm. Auch wenn ich nicht will dass es mich frustriert, kann ich mit diesen Frustrationen nicht umgehen und ich kann da ziemlich unangenehm sein. Die einzigen für mich funktionierenden Lösungen für solche Situationen sind, dass ich mir entweder eine selbstgewählte Option offen halte oder die Situation sofort verlassen kann. Andere Möglichkeiten funktionieren bei mir nicht.
    Ohnmachtsgefühle sind für mich unerträglich und da sind Meltdowns und Shutdowns sehr wahrscheinlich. Das Gefühl nichts gegen bestimmte Situationen machen zu können ist totaler Horror für mich, selbst wenn ich versuche sowas zu bewältigen.

  • Unsicherheit ist schlimm. Wenn es für mich bedeutend ist , kann ich fast an nichts anderes mehr denken.

    Unzuverlässigkeit ist ebenfalls ein Problem. Ich umgehe das, indem ich mich nicht mehr auf andere Menschen verlasse und alles selbst erledige.

    Ohnmachtsgefühle in Hinsicht auf nicht änderbare Situationen: Mir hilft eine Mischung aus rationaler Anerkennung der Situation und Verdrängung.

  • erst mal Daniel1 steckst du wohl in einer ganz üblen Situation die auch für mich katastrophal wäre.
    Ich habe auch lange nach einer Wohnung gesucht und hatte noch Zeitdruck.
    Unsicher bin ich in vielen Situationen, das fängt schon bei Gespräche an und endet bei Entscheidungen deren Konsequenzen ich nicht überblicken kann.

    Unzuverlässigkeit, damit musste ich lernen besser umzugehen, ich selbst bin z.b. vor,Terminen grundsätzlich 5 min. früher da. Wenn sich jemand verspätet kommt eine gewisse Panik auf und schlussendlich habe auch ich mir angewöhnt selbst zu machen was möglich ist.

    Ohnmachtsgefühle, also nicht mehr zu wissen wie weiter, was passiert, zu viel oder zu wenig Input, zuwenig Infos oder Unklare Sachlage, nicht nachvollziehbare Aussagen usw. führen bei mir in letzter Konsequenz zum Shutdown.
    Mit ein Grund warum ich lieber alleine Lebe, aufs Land gezogen bin und einen sehr sehr kleinen Freundeskreis habe.

    Es ist egal wer vor dir steht solange du weißt wer hinter dir steht.

  • Ich habe nochmals über das Thema nachgedacht und regelrecht zerlegt, vor allem den Begriff Ohnmacht da er mehrere Bedeutungen hat. Ohnmacht heißt ohne Macht und das liegt oft auch an mir selbst.

    Es gibt Punkte in denen ich Unzuverlässigkeit mit Unzulänglichkeit verbinden möchte denn was ich auch erkannt habe ist das vielen in meinem Umfeld gar nicht bewusst ist was sie bei mir auslösen, auch wenn ich es immer wieder erkläre, denn so wenig wie ich sie oft verstehen kann können sie es auch nicht bei mir.
    Asperger zu sein bedeutet nicht auch Ohnmächtig, Unsicher oder sonst was zu sein, denn das sind sog. Gesunde auch.

    Ich sehe mich nicht als Krank an, denn auch andere haben Defizite und würden es bestimmt auch erkennen wenn sie nicht so anpassungsfähig wären. Ich bezeichne meinen besten Kumpel als Chamäleon, Clown und Dirigent. Es hat gedauert bis er die Eigenschaften eines Chamäleons, Clowns und Dirigenten mal anders herum erkannt hat und nun haben wir kaum noch Missverständnisse oder Streitereien. Anpassung an die Umwelt, die Fähigkeit sich zu Maskieren und seinem Umfeld, seinen Kollegen zu sagen wo und was sie zu tun haben, also Takt, Instrument und Ton vorzugeben.

    Und dann ich der alles hinterfrägt, viel zu vieles falsch bzw. anders sieht, hört und versteht, der sich nicht maskiert, sagt was er denkt und entsprechend handelt, der tut was man mir sagt, ohne erkennbare Empathie, Sinn für Sarkasmus, Humor oder gar Spaß lebt, also Nüchtern und Hilflos Tränen gegenübersteht und schon gar nicht begreift warum andere weinen und gleichzeitig lachen können.

    Ich bin zuverlässig doch musste ich eben lernen, zumindest ansatzweise, das ich nicht „ andere“ bin. Nicht die Gesellschaft, nicht was auch immer ich sein sollte. Ich habe es versucht und wenn es mir gelungen ist war ich ko und so weit weg von mir.

    Fazit: ich berechne sämtliche Unzulänglichkeiten anderer mit ein, bleibe bei mir und teile das auch mit. Doch das Schlimmste für mich war zu erkennen und auch zu lernen Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei es bei Behörden, bei einem Arztbesuch oder sonst etwas was nicht alltäglich war. Seit dem passieren weniger Fehler und, das ist mir am Wichtigsten, keiner kann sich mehr rausreden wie: das habe ich nicht gesagt, nicht zugesagt usw, denn ich habe einen Zeugen der mich kennt und ernst nimmt.

    Wenn ich meinen Begleiter nicht gleich erreiche schreibe ich eine Mail an ihn oder an seine Frau. Diese Vereinbarung haben wir getroffen weil ich kaum Geduld habe und schneller handle als ich denken kann.

    Das bedeutet das ich versuche Wege zu finden, seien es Skills, Stimming, Laufen und Schreiben die zunehmend mein -ich- stabilisieren und auch dazu führen zu akzeptieren das Unpünktlichkeit, einkaufen von Dingen die ich so nicht bestellt habe wenn ich mal wieder die Wohnung nicht verlassen kann. Punkt!

    Gelingt nicht immer und nicht bei jedem :d

    Es ist egal wer vor dir steht solange du weißt wer hinter dir steht.

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