Diskussion zur Löschungsetikette

  • Wenn man mal die hypothetischen User abzieht, die keine Autisten sind, dann ist der Rest doch schon repräsentativ, schließlich sind das dann alles Autisten. Natürlich nicht repräsentativ für das gesamte Spektrum, aber für den hochfunktionalen Teil.
    Immer wenn jemand schreibt, dass das Forum nicht repräsentativ sei, frage ich mich, warum ich als Teil des Forums nicht repräsentativ sein soll, und wie der Standard-Autist aussehen würde, der repräsentativ wäre.

    das klingt für mich nach einem Missverständnis. Mit nicht repräsentativ meine ich (und wahrscheinlich auch andere), dass nur ein kleiner Anteil wiedergegeben wird. Das ist so, wie wenn ich eine Umfrage in meinem Bekanntenkreis mache und zum Ergebnis komme, dass die CDU bei der nächsten Wahl auf 0% kommt.

    Dass dieser kleine Anteil wiederum bestimmte Aspekte des Spektrums repräsentiert, ist meinerseits unbestritten. Aber die Häufigkeit ist verzerrt.

    Also jetzt mal als ganz plakatives (überspitztes) Beispiel für das, was ich meine: wenn man in dieses Forum schaut könnte man glauben, dass Autisten zu 90% Frauen sind, sich zu 100% nicht rasieren und nicht schminken, auf Hunde statt auf Sex stehen und den größten Teil ihrer Freizeit damit verbringen, über Corona zu diskutieren. Das ist aber ganz sicher nicht repräsentativ für Autisten, wenngleich bestimmte Dinge tatsächlich häufiger bei Autisten auftreten.

    Kennt man einen Autisten, kennt man einen Autisten. Kennt man ein Autismusforum, kennt man ein Autismusforum.

  • Weil in Foren zu schreiben schon grundsätzlich etwas ist, was nicht jeder macht.

    Jap. Erst recht unter jungen Leuten ist das sehr ungewöhnlich. Die jungen Autisten tummeln sich eher auf irgendwelchen Discord-Servern, oder was es da sonst noch so alles gibt...

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • Ich frage mich immer wieder, warum ein Mensch ohne Bezug zu Personen aus dem Spektrum, sich hier anmelden sollte, bzw. sich als Autisten ausgeben sollte. Ich persönlich bin über meinen Sohn zu diesem Thema gekommen, obwohl ich schon vorher auf der Arbeit mit Menschen aus dem Spektrum zu tun hatte/habe. Das ich im Spektrum sein könnte, wurde mir von der Psychologin meines Sohnes, sowie von meinem ehemaligen Psychiater angetragen. Ich selber sehe mich als NT. Der Gedanke einiger, es könnten sich hier Leute einschleichen, die nicht im Spektrum sind und sich trotzdem als VA sehen, hat sehr viel von einem elitären Selbstbild. Das finde ich sehr befremdlich, vor allem wenn ich sehe, wie es meinem Sohn damit ergeht, dass er im Spektrum ist.

  • Also jetzt mal als ganz plakatives (überspitztes) Beispiel für das, was ich meine: wenn man in dieses Forum schaut könnte man glauben, dass Autisten zu 90% Frauen sind, sich zu 100% nicht rasieren und nicht schminken, auf Hunde statt auf Sex stehen und den größten Teil ihrer Freizeit damit verbringen, über Corona zu diskutieren. Das ist aber ganz sicher nicht repräsentativ für Autisten, wenngleich bestimmte Dinge tatsächlich häufiger bei Autisten auftreten.

    Sehr schön !! :d Ich habe es bildlich vor Augen.

    Ist die Frage, wie ich dieses Bild jetzt wieder aus meinem Kopf rauskriege... :m(:

  • das klingt für mich nach einem Missverständnis. Mit nicht repräsentativ meine ich (und wahrscheinlich auch andere), dass nur ein kleiner Anteil wiedergegeben wird.

    Tatsächlich kann man "nicht repräsentativ" auch als "untypisch" verstehen, und das wäre dann nicht richtig.
    Ich denke auch, der Anteil ist nicht so klein.

    Der Gedanke einiger, es könnten sich hier Leute einschleichen, die nicht im Spektrum sind und sich trotzdem als VA sehen, hat sehr viel von einem elitären Selbstbild.

    Nein, gar nicht. Es ist doch nur normal.. Zum einen gibt es viele, die irrtümlich annehmen, sie könnten Autisten sein, und zum anderen gibt es auch welche, die andere Diagnosen bekommen haben, und bei denen Autismus bereits ausgeschlossen wurde, die aber trotzdem weiterhin glauben, dass sie Autisten sind oder sein könnten.
    In der zweiten Gruppe können natürlich auch einige darunter sein, die wirklich Autisten sind, aber auch welche, die keine sind. Letztendlich weiß das nur das allwissende Orakel.
    Das Orakel weiß auch, ob alle Autisten mit Diagnose wirklich Autisten sind oder nicht. ;)

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

    Einmal editiert, zuletzt von Shenya (3. Oktober 2021 um 20:48)

  • Der Gedanke einiger, es könnten sich hier Leute einschleichen, die nicht im Spektrum sind und sich trotzdem als VA sehen, hat sehr viel von einem elitären Selbstbild

    Für mein Selbstbild ist es irrelevant wie sich andere sehen, aber wenn sich Menschen fälschlich als Autist sehen ist es für sie selbst schädlich.
    Vielleicht haben sie eine andere (mit Glück heilbare!) Krankheit, vielleicht sind ihre Problemen andere Natur.

    Auch bin ich trotz Diagnose nur 95% sicher Aspie zu sein, und an die Psychologie habe ich auch meine Zweifeln (Replikationskrise,...)

  • @Back: Statistisch betrachtet wird nicht jede Person, die sich als Verdachtsautist einordnet, tatsächlich autistisch sein. Das ist ganz unabhängig davon, wie es zu dem Verdacht kommt.

    Denn die Diagnostik ist komplex und erfordert ja auch eine umfassende Differenzialdiagnostik. Ohne entsprechende fachmedizinische oder psychotherapeutische Ausbildung kann man sicher durch Literatur und Austausch mit Diagnostizierten einen Eigenverdacht schöpfen.

    Von daher ist die Vermutung, dass hier im Forum auch Teilnehmer sind, die sich als Verdachtsautisten einordnen, aber nach Abschluss der Diagnostik nicht mit ASS diagnostiziert werden/würden, nicht unbegründet. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass diejenigen, auf die das zutrifft, sich hier bewusst unwahr als Verdachtautisten bezeichnen.

    Aber mit einem elitären Selbstbild seitens der Diagnostizierten hat das Thema eben auch nichts zu tun.

  • Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, wie man als NT der Meinung sein kann, man wäre im Spektrum. Dafür hat dieses Thema doch zu sehr noch ein "Nischendasein".

  • Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, wie man als NT der Meinung sein kann, man wäre im Spektrum. Dafür hat dieses Thema doch zu sehr noch ein "Nischendasein".

    Naja, dass man nicht ins Spektrum fällt, bedeutet nicht automatisch, dass man NT ist. An ASS grenzen viele psychische und neurologische Erkrankungen/Störungen an, die sich in einzelnen Merkmalen mit ASS überschneiden.

    Von daher sind irrtümliche Selbsteinordnungen ins Spektrum weniger unwahrscheinlich als es auf den ersten Blick (rw) scheint.

  • Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, wie man als NT der Meinung sein kann, man wäre im Spektrum. Dafür hat dieses Thema doch zu sehr noch ein "Nischendasein".

    Mir fallen da spontan schon zwei Möglichkeiten ein: 1. Man hat typische Probleme und Eigenschaften der Autisten, aber nicht in dem Maße, dass man klinisch als Autist gewertet wird. 2. Man mag die Alternativerklärung für z.B. Kommunikationsprobleme nicht. In der Ententestdiskussion wurde bspw. erwähnt, dass man sich lieber vorstellt Autist zu sein, obwohl man ein Narzisst ist.

    Moderatorenbeiträge sind an der grünen und fetten Schrift erkennbar! Alles andere stellt meine persönliche Meinung als Forennutzerin dar.

  • Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, wie man als NT der Meinung sein kann, man wäre im Spektrum. Dafür hat dieses Thema doch zu sehr noch ein "Nischendasein".

    Um mal das "Gespenst des NT" außen vor zu lassen, nenne ich mal mögliche Gründe, warum ein Nicht-Autist (ob nun neurotypisch oder nicht) glauben könnte, dass er ein Autist ist. Es gibt ja Überlappungen und manchen Ähnlichkeiten mit anderen Problemen/Krankheiten/Störungen/Auffälligkeiten. Zum Beispiel:

    - sozialphobische Tendenzen/Störung
    - Alexythemie
    - zwanghafte Tendenzen/Störung
    - AD(H)S
    - schizoide Tendenzen/Störung
    - Hochbegabung + Außenseitertum
    - Traumatisierungen, die zu autistischen Verhaltensweisen geführt haben
    - sensorische Überempfindlichkeiten und oder sensorische Verarbeitungsstörungen
    - motorische Schwierigkeiten
    - Anhaltende Probleme in der sozialen Interaktion
    - keine Freunde / Bezugspersonen
    - Vorstellungen von Autismus, die wenig Bezug zur Realität haben
    - ....

    Davon möglicherweise auch mehrere Aspekte gleichzeitig und/oder eventuell sogar noch mit subklinischen autistischen Zügen oder autistischen Zügen, die erworben aber nicht neuro-strukturell angeboren sind.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Von daher sind irrtümliche Selbsteinordnungen ins Spektrum weniger unwahrscheinlich als es auf den ersten Blick (rw) scheint.

    Alleine die Tatsache, dass in den großen Autismusambulanzen "nur" etwa 30% der diagnostizierten Patienten auch eine Autismusdiagnose erhalten, sind irrtümliche Selbsteinordnungen sogar sehr wahrscheinlich.
    Und diese 30% sind aus der Gruppe, die bereits im Vorscreening hohe Werte erreichten, also genau diese Screenings auf die sich die "Selbstdiagnosen" beziehen. Andere werden ja bei den Ambulanzen gar nicht eingeladen.

    - ....

    - Borderline
    - Deprivation
    - Bindungsstörung

    um noch ein paar sehr wichtige Alternativdiagnosen zu nennen.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Und diese 30% sind aus der Gruppe, die bereits im Vorscreening hohe Werte erreichten, also genau diese Screenings auf die sich die "Selbstdiagnosen" beziehen. Andere werden ja bei den Ambulanzen gar nicht eingeladen.

    Unterschiedlich. Gibt mindestens eine Ambulanz, die die Screenings erst nach dem ersten Termin macht.

    Moderatorenbeiträge sind an der grünen und fetten Schrift erkennbar! Alles andere stellt meine persönliche Meinung als Forennutzerin dar.

  • Ich frage mich immer wieder, warum ein Mensch ohne Bezug zu Personen aus dem Spektrum, sich hier anmelden sollte, bzw. sich als Autisten ausgeben sollte. Ich persönlich bin über meinen Sohn zu diesem Thema gekommen, obwohl ich schon vorher auf der Arbeit mit Menschen aus dem Spektrum zu tun hatte/habe. Das ich im Spektrum sein könnte, wurde mir von der Psychologin meines Sohnes, sowie von meinem ehemaligen Psychiater angetragen. Ich selber sehe mich als NT. Der Gedanke einiger, es könnten sich hier Leute einschleichen, die nicht im Spektrum sind und sich trotzdem als VA sehen, hat sehr viel von einem elitären Selbstbild. Das finde ich sehr befremdlich, vor allem wenn ich sehe, wie es meinem Sohn damit ergeht, dass er im Spektrum ist.

    Du wirkst echt, also wie eine realistische Person, wie sie da draußen in der Welt herum laufen könnte.
    Aber es gibt im Internet komische Scheinwelten, wo sich die Leute ein Bild von "Autismus" aufgebaut haben, das nicht realen Autisten entspricht, sondern Folklore ist. Und sie zelebrieren das im Internet. Man findet diese Autismus-Folklore in sehr vielen Blogs, You-Tube-Videos, Twitter... Das Beschwerdebild erinnert etwas an die "Hysterie" (Modekrankheit um 1900)
    Und dort gibt es das Phänomen, dass Leute dazugehören wollen, wie zu einer Jugendgruppe. Es gibt da auch regelrechtes Mobbing, wer dazu gehört, und wer nicht. Es hat aber hier im Forum sehr nachgelassen, Leute mit dieser Attitüde gibt es hier nicht mehr mW.

    Was es noch geben könnte, sind Leute, die sich hier wohlfühlen, mehr als unter "NT", warum auch immer. Aber das ist ein anderer Typ als der von dem ich oben schrieb.

  • Unterschiedlich. Gibt mindestens eine Ambulanz, die die Screenings erst nach dem ersten Termin macht.

    Von den "großen" kenne ich keine. Die würden sich ja mehr Arbeit als nötig machen wenn sie jeden einladen würden der anfragt.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Ihr scheint hier eine interessante Diskussion am Laufen zu haben, die aber nicht mehr auch nur das Geringste mit dem Thema Accountlöschung zu tun hat...

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Ihr scheint hier eine interessante Diskussion am Laufen zu haben, die aber nicht mehr auch nur das Geringste mit dem Thema Accountlöschung zu tun hat...

    Und wen sollte das stören... die Gelöschten etwa...?

  • @Lex
    Naja, ja, aber das ist ja normal hier. Man macht eine Umfrage zu Corona-Regeln auf Weihnachtsmärkten und am Ende redet man über die Currywurst im ICE.

    Ich find's gut, weil man nicht darüber nachdenken muss, wo man gerade ist - man kann einfach überall über alles reden ;)

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