Präventive Behandlung - Autismus lässt sich in vielen Fällen verhindern

  • Ich finde die Studie total kurios.
    Man behandelt Kinder bzw. Eltern BEVOR man Autismus sicher diagnostizieren kann.
    Wie kann man sich denn dann überhaupt sicher sein, ob die Kinder tatsächlich autistisch "werden würden" oder einfach nur nicht autistisch sind?
    Das ergibt für mich irgendwie wenig Sinn.
    Mal abgesehen davon, dass sich doch mittlerweile alle einig sind, dass es eher eine genetische Disposition ist.

  • Kinder kommen aber nicht auf die Welt und können sprechen, laufen, urteilen usw.
    Das müssen die alles lernen, durch Erziehung oder Zuschauen, imitieren etc..

    Ist das auch alles Folter wo es irgendwann kracht?

    Darum geht es doch zum Teil bestimmt auch, dass ein (später) autistischer Mensch auf diese Art der Erziehung, Lernen, usw nicht so gut anspricht.

    Also, wenn bei deinem Kind im Alter von 10 Monaten ein Arzt sagen würde, es sind autistische Verhaltensmerkmale erkennbar, dann würdest du deinem Kind diese (mögliche) Unterstützung verweigern, weil es sowieso Autist ist oder sein wird?
    Es ist ja nicht gesagt dass das nur eine "leichtere" Ausprägung usw ist oder sein wird.
    Auch diese ENtwicklungsschritte , woran aktuell nach ICD frühkindlicher Autismus abgegrenzt wird, stehen noch bevor, oder laufen gerade....

    Das ist ja erst später diagnostizierbar, genau darum geht es.

    Der Ablauf der Studie ist im Thread geposted.
    Hier verwechseln das Leute mit Erwachsenen, Kindern etc..

    Hier im Thema wurde es oft genug gesagt, Autismus ist angeboren oder neurologisch.
    Das bedeutet doch dass diese Probleme auch dem Kontakt mit den Eltern oder der normalen Sozialisierung entgegenstehen.
    Also es wird behauptet dass das nicht sein könnte was die Studie belegt, mit Gründen, die eher dafür sprechen,
    dass das eben vielleicht doch sinnvoll ist.

    Es gibt ja Studien, die beispielsweise das Kleinhirn verantwortlich machen, bzw die Funktionsfähigkeit der Verbindungen im Gehirn, für die kognitive und emotionale Entwicklung.
    z. B. hier (bis 6 Jahre alt):
    https://www.autismus-board.de/t77f15933-Norm…r-activity.html

    Wenn diese Theorie stimmen würde, und das hier überhaupt etwas damit zu tun hätte,(ansonsten eben wenn es überhaupt neurologisch und angeboren wär )und man könnte also diese "Arbeit" des Kleinhirns unterstützen bzw die Vernetzung des Gehirns "trainieren", dann würden evtl Entwicklungsschritte möglich, die sonst eventuell nicht möglich gewesen wären, die nicht mehr aufzuholen sind, oder extremst schwer.

    Das sind also Entwicklungsschritte des Kindes, Prozesse in ihm selbst, die ermöglicht werden, so sehe ich das, und kein Training wo es zu etwas gezwungen wird.

    Es geht ja nicht darum dass ein Säugling zum NT gemacht wird.

    13 Mal editiert, zuletzt von Backnetmaster (26. September 2021 um 10:45)

  • Schade, bei mir ladet die Seite nicht. :cryforjoy:

    Kurzes "offtopic" : Der von Dir gewählte smiley bedeutet " vor Freude weinen" , war das so gedacht von Dir?


    Zum Artikel:
    "Die australische Untersuchung setze bei den Eltern an und versuche, diese in ihrem Interaktionsverhalten zu unterstützen."
    Das Interaktionsverhalten zu optimieren finde ich grundsätzlich eine gute Idee für Eltern, unabhängig von einer wie auch immer gearteten Diagnose oder nicht des Kindes.

  • Kurzes "offtopic" : Der von Dir gewählte smiley bedeutet " vor Freude weinen" , war vor freude weinen

    ups, nein da hatte ich genau das Gegenteil gemeint. :m(: Aber jetzt weiß ich warum es hier zwei weinende Smilies gibt. Danke dir!!

  • Autismus kann nicht "ausbrechen" wie eine Krankheit. Und Autismus basiert nicht auf Symptonen sondern spielt sich im Inneren ab. Wenn man das nach außen beobachtbare Verhalten (sprich: die "Symptome") verändert, ist das nicht mit einer Abmilderung des Autismus als solchem gleichzusetzen. Das ist ein weitverbreiteter Irrglaube!

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Darum geht es da aber ja nicht, dass Symptome unterdrückt werden, sondern erste Anzeichen werden berücksichtigt um eine Förderung
    zu bieten, bevor die Diagnose gestellt werden KANN.
    In dieser Studie gab es dort in der Gruppe eben deutliche Verbesserungen.
    Ausbruch bezieht sich darauf ob diese Züge sich verstärken und die Diagnose gestellt wird, oder nicht.
    Es geht hierbei um Kinder im Alter von 9-15 Monaten.
    Die Theorie ist, dass durch die neurologische Entwicklungsstörung bestimmte Entwicklungsschritte nicht erreicht werden können,
    die aber existentiell für die Sozialisation usw sind.


    Es geht also hier dabei, die wichtigen kindliche Entwicklungsschritte nicht zu verpassen, bzw diese eben zu ermöglichen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Backnetmaster (29. September 2021 um 13:48)

  • Es hat aber nichts mit Kompensation zu tun. Es geht ja um ein Training für die Eltern , um "den Kontakt" aufrecht zu halten.
    Kompensieren muss man, wenn man das nicht kann.
    Hier geht es darum, dass Eltern durch Trainings den Kindern trotz Autismus in der frühkindlichsten Entwicklung Unterstützung bieten können.

    2 Mal editiert, zuletzt von Backnetmaster (29. September 2021 um 13:58)

  • Es hat aber nichts mit Kompensation zu tun. Es geht ja um ein Training für die Eltern , um "den Kontakt" aufrecht zu halten.

    Ja, und wenn das gelingt, ist das ja auch nicht schlecht (insofern besser als viele andere Elterntrainings). Aber auch meiner Einschätzung nach bedeutet das dann eben nicht, dass sich keine autistische Persönlichkeitstruktur entwickelt. Nur, dass die schwierigen Aspekte davon weniger und vielleicht später auffallen. Spätestens beim Zwang, sich in eine gleichaltrige Peer Group einzufügen, wird das jedoch der Fall sein.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Ok, das hatte ich etwas anders verstanden.
    Dennoch ist auch das eine Kompensationsmaßnahme, wenn auch von Außen. Hat der Autist von kleinauf Umgang mit Menschen, die sich autismusgerecht verhalten, kommt er unauffälliger und leichter durchs Leben, gerade in jungen Jahren, wenn die Anforderungen nicht so hoch sind. Probleme zeigen sich dann erst, wenn er mit einem nicht autismusgerechten Umfeld konfrontiert ist. Und dann haben wir den Spätdiagnostizierten.

  • Backnetmaster hat es nicht verstanden. So Dinge wie Rituale, alleine spielen, nicht angefasst werden wollen usw. sind keine "Symptome", auch wenn die Richtlinien zur Diagnosestellung das suggerieren. Anderes Verhalten beruht auf anderen Bedürfnissen, die sich aus dem Autismus ergeben. Dieses Frühfördern auf Teufel komm raus (und den Eltern Angst einjagen wenn sie es jetzt nicht tun ist alles zu spät) verlangt dem Kind Entwicklungsschritte ab, für die es innerlich nicht oder noch nicht bereit ist, und das kann fatale Langzeitfolgen für die Psyche haben. Und wenn diese Verhaltensmodifikation dazu führt, dass das Kind nichteinmal eine Diagnose bekommt, um so schlimmer.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

    2 Mal editiert, zuletzt von Lex (29. September 2021 um 15:27)

  • Backnetmaster hat es nicht verstanden. So Dinge wie Rituale, alleine spielen, nicht angefasst werden wollen usw. sind keine "Symptome", auch wenn die Richtlinien zur Diagnosestellung das suggerieren. Anderes Verhalten beruht auf anderen Bedürfnissen, die sich aus dem Autismus ergeben. Dieses Frühfördern auf Teufel komm raus (und den Eltern Angst einjagen wenn sie es jetzt nicht tun ist alles zu spät) verlangt dem Kind Entwicklungsschritte ab, für die es innerlich nicht oder noch nicht bereit ist, und das kann fatale Langzeitfolgen für die Psyche haben. Und wenn diese Verhaltensmodifikation dazu führt, dass das Kind nichteinmal eine Diagnose bekommt, um so schlimmer.

    Eine sehr schön Erklärung; danke.

    Jedes mal, wenn man mir sagt, ich wäre nicht gesellschaftsfähig,
    werfe ich einen Blick auf die Gesellschaft und bin überaus erleichtert.

  • Ich biete auch eine Erklärung: wie gewohnt definiert hier jeder Autismus anders.

    Wenn man die klinische Definition von Autismus zugrunde legt, wie es Backnetmaster m.M.n. tut, macht es absolut Sinn, was er sagt.

    Wenn die Kriterien einer solchen Definition nicht erfüllt sind, also die Diagnose nicht vergeben werden kann, muss das nicht automatisch heißen, dass kein <hier beliebigen Begriff einfügen, der Autismus außerhalb der klinischen Definition bezeichnet> vorliegt. Es kann z.B. auch einfach nur heißen, dass die Einschränkungen nicht (mehr) klinisch signifikant sind.

  • Das stimmt nicht. Denn diese Erklärung würde nur dann Sinn machen, wenn die Einschränkungen von Autismus tatsächlich ein zwanghaft anderes Verhalten wären. Aber Autismus ist nunmal keine Verhaltensstörung. Das ICD11 definiert es sogar treffend als neurologische Störung. Dass anhand von Verhalten diagnostiziert wird liegt nur daran, dass die inneren Vorgänge nicht beobachtbar sind und die eigentlichen "Störungen", die nunmal im Inneren des Gehirns vorliegen, nicht nachweisbar sind. Um das Ganze greifbarer zu machen, gebe ich mal ein Beispiel:

    Man stelle sich vor ein autistisches Kind namens Kurt ist extrem berührungsempfindlich. So sehr, dass ihm fester Körperkontakt wie z. B. Umarmungen oder Händedruck regelrecht wehtut und zutiefst unangenehm ist. Nun wurde er in eine Frühförderung mit ABA-ähnlichen Methoden oder gar eine Festhaltetherapie gesteckt und hat dort gelernt, dass die Erwachsenen keine Ruhe geben, bis er sich brav umarmen lässt und die Hand gibt. Er macht das nun also, aber innerlich ist es noch immer eine extreme Tortur für ihn, wie Folter. Ist er jetzt etwa weniger autistisch oder gar nicht mehr autistisch? Das Beispiel lässt sich auf diverse andere Dinge übertragen, wo einem Autisten antrainiert wird gegen seine Natur zu handeln. Vielleicht muss er sich dann mit seinen Mitschülern über Fußball unterhalten, weil das normal ist, obwohl er sich eigentlich in der Zeit viel lieber daran erfreuen würde, wiederholt den Lichtschalter zu betätigen und das Licht an- und auszuschalten, nur werden ihm solche Freuden halt nicht mehr gegönnt.

    Kurz gesagt: Die Logik: "Normal ist, wer sich normal verhält" hinkt, wenn es nicht um Persönlichkeitsstörungen oder psychische Krankheiten sondern um neurologische Abweichungen geht!

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  • Ich verstehe ja, was Du meinst. Aber nur, weil Du die klinische Definition von Autismus für unzureichend, fehlbar, etc. hältst (was ich gar nicht bestreiten möchte), wird Deine Definition dadurch noch nicht allgemeingültig.

    Dass anhand von Verhalten diagnostiziert wird liegt nur daran, dass die inneren Vorgänge nicht beobachtbar sind und die eigentlichen "Störungen", die nunmal im Inneren des Gehirns vorliegen, nicht nachweisbar sind.

    Es wird anhand von Verhalten diagnostiziert, weil die Diagnosekriterien in einem psychiatrischen Handbuch stehen. Es wird dort keine Aussage darüber getroffen, was die eigentliche Ursache ist, ob es angeboren ist oder nicht, usw., weil es in dem Kontext einfach niemanden interessiert. Es gilt dort, psychiatrisch auffälliges Verhalten zu klassifizieren. Wenn jemand keines zeigt, ist er in diesem Kontext kein Autist.

    Ob er deswegen weniger autistisch laut anderen Definitionen ist, muss man im Kontext der jeweiligen anderen Definitionen bewerten. Für viele wird er wohl ein Autist sein und immer bleiben.

  • Das ICD beschreibt nicht nur psychiatrische Diagnosen sondern auch körperliche zB Schwerhörigkeit oder Entwicklungsstörungen mit bekannter Ursache zB Rett Syndrom oder Erkrankungen welche sich auf Körper und Psyche auswirken zB Demenz oder Parkinson.

  • Ändert nichts. Eine Definition von Autismus, wie sie hier verwendet wird, ist nicht nur nicht mit DSM, sondern auch nicht mit ICD vereinbar. Im Grunde ist es unverschämt, sich dabei überhaupt auf eines der beiden zu berufen, denn die Annahme, dass jede Form von Therapie/Unterstützung/Hilfe traumatisch/schädlich/kontraproduktiv für Autisten ist und klinisch signifikante Probleme für immer bestehen bleiben werden, ist davon nicht gedeckt.

  • Deshalb fände ich weitere Forschung über Autismus, die den Fokus nicht auf dem Finden von Ursachen und Prädiktoren für Autismus zwecks Verhinderung von Autismus (zB durch Gentests und Abtreibung) hat spannend. Einfach Forschung, die genauer untersucht, wie die Neurologie von Autisten arbeitet. Auch da muss das Ziel nicht sein, neue Diagnostikinstrumente zu entwickeln. Sondern schlicht zu verstehen: was passiert da?

    Ein bisschen Spielen mit Hypothesen:

    Wenn man zB davon ausgeht, dass der Gyrus fusiformis wichtig für die Erkennung von Gesichtern ist, aber auch bei visueller Verarbeitung von Expertiseobjekten involviert ist und sich das gegenseitig behindert, wäre das zB ein spannendes Forschungsfeld. Wie reagiert der Gyrus fusiformis bei Autisten auf Gesichter? Vielleicht hat der ja anders zu arbeiten gelernt, weil autistische Kinder so reizüberflutet sind, dass sie die Reize aus Menschengesichtern nicht auch noch ertragen und deshalb weniger ins Gesicht schauen, wodurch diese Hirnregion nicht so trainiert wird und das Erkennen von Gesichtern und Identifizieren von Mimik erschwert wird. Aber vielleicht wäre sie trainierbar....

    Wenn es jetzt ein frühkindliches Interventionsprogramm gäbe, das Kindern mit einer autistische Neurologie so ein gelungenes Umfeld schaffen könnte, dass diese sich mit Gesichtsreizen auseinander setzen können - vielleicht fände dann da eine "normalere" Entwicklung statt, durch die weniger kommunikative Schwierigkeiten entstünden, wodurch - zusammen mit gewonnener Resilienz durch eine bedürfnisgerechte Umgebung in der frühen Kindheit - mehr Ressourcen im Umgang mit Reizüberflutung zur Verfügung stünden.

    Damit könnte klinisch Autismus evtl nicht mehr festgestellt werden.

    Reine Spekulation und Gedankenspielerei. Ich weiß nicht, was es da in der Forschung alles gibt. Und ob die Neuroplastizität sowas hergäbe. Aber mit Gedanken darf man ja spielen.

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Wenn es jetzt ein frühkindliches Interventionsprogramm gäbe, das Kindern mit einer autistische Neurologie so ein gelungenes Umfeld schaffen könnte, dass diese sich mit Gesichtsreizen auseinander setzen können - vielleicht fände dann da eine "normalere" Entwicklung statt, durch die weniger kommunikative Schwierigkeiten entstünden, wodurch - zusammen mit gewonnener Resilienz durch eine bedürfnisgerechte Umgebung in der frühen Kindheit - mehr Ressourcen im Umgang mit Reizüberflutung zur Verfügung stünden.

    Zwar nicht ganz das Gleiche, aber bei mir wurde nach der Geburt Hypotonie festgestellt. Daraufhin hab ich die ersten 1-2 Jahre Krankengymnastik erhalten. Motorische Probleme habe ich zwar aber immer noch, aber nicht stark ausgeprägt. Beim Kinderturnen war ich ne absolute Niete. Aber vielleicht wäre es ohne Krankengymnastik noch viel schlimme gewesen. Vermute ich sogar fast.

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