Präventive Behandlung - Autismus lässt sich in vielen Fällen verhindern

  • Dann würde mich interessieren, wie das Gehirn beeinflusst werden sollte, um z.B. Über- und Unterempfindlichkeiten zu verhindern oder zu vermindern. Oder die Unfähigkeit, viele Reize gleichzeitig zu verarbeiten.
    Sollte man das Kind vermehrt den Reizen aussetzen, auf die es empfindlich reagiert, oder lieber schonen? War das Inhalt der Studie?

    Ich hatte das Training so verstanden, dass die Eltern für die soziale Interaktion noch einmal speziell geschult werden. Wenn das gut gemacht ist, mag es den Kontakt verbessern und auch insgesamt zu einem besseren Verlauf führen. Allerdings wird es das tendenziell empfindlichere Nervensystem nicht grundsätzlich verändern, denke ich. Egal, wie jung das Kind ist. Prinzipiell halte ich den Ansatz schon für sinnvoll, zugleich hat er aber auch schwierige Aspekte. Ein potenziell autistisches Kind quasi dazu zu zwingen, primär auf soziale Interaktion zu fokussieren, kann ihm eventuell auch schaden. Ich glaube nicht, dass die Kapazitäten dadurch größer werden, und so bleibt vielleicht in anderen Bereichen die Entwicklung generell stärker zurück. Daher kommt es, denke ich, sehr darauf an, wie ein solches Programm konkret aussieht.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

    Einmal editiert, zuletzt von Leonora (6. Oktober 2021 um 15:46)

  • https://www.mdr.de/wissen/mensch-…reiben-100.html
    Hier noch ein etwas ausführlicherer Bericht der auch viele hier angesprochene Punkte erwähnt.
    Interessant das Ende:

    Hinweis: Nach kritischem Feedback auf diesen Beitrag haben wir einige Formulierungen geändert und um Einordnungen ergänzt, um mögliche Missverständnisse auszuräumen. Vielen Dank für die Hinweise. Außerdem sind Aussagen einer unabhängigen Expertin eingeflossen, die die Ergebnisse der Studie inzwischen bewertet hat.

    2 Mal editiert, zuletzt von Backnetmaster (18. Oktober 2021 um 10:33)

  • Mir gefällt die Aussage des Autors: Auch Jonathan Green selbst warnt vor überzogenen Erwartungen an die von ihm entwickelte Therapie. Sie sei keine Heilung oder Verhinderung von Autismus.

    Für mich geht es in dem Artikel hauptsächlich darum, dass autistische Kinder (bzw. die Kinder mit dem Verdacht auf Autismus) gezielt gefördert werden.

    Interessant finde ich auch den Verdacht, dass besonders geförderte Kinder später nicht diagnostiziert werden und es deshalb später schwerer haben. Und dass bei diesem Problem der Fehler im System liegt.

    Jedes mal, wenn man mir sagt, ich wäre nicht gesellschaftsfähig,
    werfe ich einen Blick auf die Gesellschaft und bin überaus erleichtert.

  • Ich finde es schade, dass Sie die "Lernvideos" nicht öffentlich machen. Als Elternteil ist man ja oft irritiert darüber, wie das Kind reagiert und man versteht es nicht, ist frustriert und ratlos.
    Wenn man dann gleich eine Anleitung / Ideen bekommt, ist das doch besser, als wenn man alles selbst raus finden muss.

    Ich kämpfe grade um so eine "Verhaltenstherapie" für uns als Eltern, damit wir unser Verhalten unserem Kind anpassen können.
    Ich habe dem Herren jetzt mal eine E-Mail geschickt, ob er die Videos veröffentlichen kann; bin mal gespannt, ob ich eine Antwort bekomme.

    Einmal editiert, zuletzt von AnnieKat (12. Januar 2022 um 15:38)

  • Ich bin jetzt ganz überrascht. Ich habe schon eine sehr nette Antwort bekommen.
    Hier gibt es Informationen zum Training. Allerdings ist der Fokus auf Kinder, die kaum oder wenig sprechen.

    Ich kann selbst nicht sagen, ob es gut ist. Aber der Ansatz macht auf mich einen sehr guten Eindruck und ich hätte mir gewünscht, für unsere Themen gäbe es auch solche Kurse.

    Hier der Link: https://www.pacttraining.co.uk/
    Mission: We are IMPACT (Interaction Methods for Autism Communication Therapy), we provide innovative solutions to help children with autism, and their families/ carers communicate better. We work across the UK and internationally to support those most in need.

    PACT training consists of two levels. Level 1 is a 1/2 day PACT e-learning course suitable for a wide range of carers and professionals wishing to gain awareness of PACT; please click here. and required to progress to Level 2 PACT certification training. Level 2 is a 2-day live training course with post-course supervised practice.

  • Ich bin jetzt ganz überrascht. Ich habe schon eine sehr nette Antwort bekommen.
    Hier gibt es Informationen zum Training. Allerdings ist der Fokus auf Kinder, die kaum oder wenig sprechen.

    Ich kann selbst nicht sagen, ob es gut ist. Aber der Ansatz macht auf mich einen sehr guten Eindruck und ich hätte mir gewünscht, für unsere Themen gäbe es auch solche Kurse.

    Hier der Link: https://www.pacttraining.co.uk/
    Mission: We are IMPACT (Interaction Methods for Autism Communication Therapy), we provide innovative solutions to help children with autism, and their families/ carers communicate better. We work across the UK and internationally to support those most in need.

    PACT training consists of two levels. Level 1 is a 1/2 day PACT e-learning course suitable for a wide range of carers and professionals wishing to gain awareness of PACT; please click here. and required to progress to Level 2 PACT certification training. Level 2 is a 2-day live training course with post-course supervised practice.

    Ich hab mir das jetzt mal durchgelesen. Also die Kinder werden gefilmt, das dokumentierte Verhalten des Kindes von Expert:innen analysiert und darauf basierend eine Kommunikationsstrategie entwickelt. Aber wie die aussehen soll, wird nicht gesagt. Finde es jetzt nicht per se schlecht, im Gegenteil: Gerade die Überarbeitung des Artikels und die Aussage Greens bewerte ich positiv:

    Mir gefällt die Aussage des Autors: Auch Jonathan Green selbst warnt vor überzogenen Erwartungen an die von ihm entwickelte Therapie. Sie sei keine Heilung oder Verhinderung von Autismus.
    [...]

    Interessant finde ich auch den Verdacht, dass besonders geförderte Kinder später nicht diagnostiziert werden und es deshalb später schwerer haben. Und dass bei diesem Problem der Fehler im System liegt.

    Den Verdacht unterschreibe ich allerding auch. Überanpassung ist ja (wenn mensch sich hier so umguckt) auch ein großes Problem für Autisten.
    Außerdem werden auf der Website Spezialinteressen und stereotypes, repetitives Verhalten implizit problematisert. Und als VA will ich mir nicht zu viel anmaßen, aber irgendwo ist das die Höhe (RW).

    Ich finde es toll, dass du dich um eine bessere Kommunikation mit deinem Kind bemühst, wenn das heißt (und davon gehe ich aus, weil alles andere Missbrauch wäre), dass du in erster Linie versuchst, dein Kind zu verstehen und mit ihm gemeinsam einen Weg finden willst, der es fördert ohne nachhaltig Schaden anzurichten. Wenn dadurch Stimming oder der Zeitaufwand für Spezialinteressen nebenbei reduziert werden, weil dein Kind weniger gestresst ist, ist das super. Wenn das Training aber darauf aus ist, Stimming, SIs usw. zu reduzieren, dann geht es nur wieder darum, Autisten anzupassen. Ich hoffe aber, nachdem sich immer mehr Menschen gegen Autism Speaks stellen, können wir das langsam hinter uns lassen.

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