Körperempfindungen nicht richtig oder gar nicht interpretieren können

  • Ich möchte zwei Beispiele nennen, die Überschrift betreffend. Ich dachte immer, ich sei ein wenig allergisch auf Zwiebeln, weil ich davon müde werde. Erst vor wenigen Wochen ist mir aufgegangen, dass ich mich geirrt habe. Ich hatte Zwiebeln geschnitten, davon tränen mir erstmal stark die Augen, was ja normal ist. Hinterher aber dachte ich wie schon oft, ich sei plötzlich sehr müde. Weil ich es aussprach (war bei meinem Freund), hörte ich meine eigenen Gedanken und da kam es mir in den Sinn: meine Augen und Augenlider sind von den Zwiebeldämpfen gereizt. Dann noch das Tränen. Die Augen und Augenlider fühlen sich genau so an, wie sie sich anfühlen, wenn ich sehr müde bin und dabei überreizte Augen habe. Da ging mir auf, dass ich gar nicht müde werde von den Zwiebeln (woraus ich geschlossen hatte, dass ich wohl leicht allergisch auf sie reagiere), sondern dass ich das körperliche Gefühl dem Müdesein zugeordnet hatte.

    Das andere Beispiel: mir wurde früher immer ein bisschen flau/übel im Magen, wenn ich ein gekochtes Ei gegessen hatte. Ich dachte, das sei wohl so bei Eiern. Einmal sprach ich es meiner Schwester gegenüber aus (das war im fortgeschrittenen Erwachsenenalter), dass einem von gekochten Eiern ja immer ein bisschen übel wird und sie sah mich groß an und sagte, nein, das ist nicht normal! Wahrscheinlich verträgst du das nicht! Sie hat sich sehr gewundert, dass ich dachte, das wäre bei jedem so.

    Kennt ihr sowas? Wie ist das zu erklären? Bin ich einfach nur dumm? Ich nehme das jetzt nicht schwer, aber ich frage mich schon, wieso ich derartige Denk-Aussetzer habe.

    Nachtrag: Sollte jemand der Ansicht sein, ich sei einfach nur dumm, weil es keine andere Erklärung gibt, ist das okay. Damit kann ich leben ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (21. September 2021 um 16:02)

  • Dumm ist deine Frage nicht. Und du schon garnicht. Geht dir das mit den Eiern nur bei gekochten Eiern oder auch bei Rührei? Ich habe einen Bekannten, der kriegt das Kotzen wenn er gekochte Eier essen soll. Rührei, gut durchgeschlagen, geht aber in großen Mengen.

  • Also ich merke oft nicht wenn ich von einer geistigen Arbeit erschöpft bin und eine Pause brauchen würde. Ich mache dann oft weiter und bin Hinterher vollkommen fertig.

    Wenn ich konzentriert arbeite merke ich hin und wieder nicht wenn ich hungrig bin. Erst wenn ich unterzuckert bin wird es mir schwindelig.

    Es gibt sicher noch mehr, aber das bemerke ich nicht. Soweit ich das gelesen habe, ist es bei AS häufiger der Fall, dass man seine körperlichen Signale nicht mitbekommt oder fehlinterpretiert.

    Es gibt Menschen, die schwimmen immer mit dem Strom. Andere schwimmen oft gegen den Strom. Und ich finde den verdammten Fluss nicht!

  • @tinker Danke, aber ich hab das mit der Übelkeit nicht mehr. Das ist seit ein paar Jahren weg, keine Ahnung wieso. Interessant mit deinem Bekannten. Wisst ihr, woran es liegt? "Der kriegt das Kotzen" - darüber musste ich jetzt lachen :lol:

    Danke @Padeiro Nicht mitbekommen habe ich auch schon oft gelesen (Hunger oder Kälte z.B. nicht bemerken), aber dass solche Fehlinterpretationen auch dazugehören, das hab ich, glaube ich, noch nicht gelesen.

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (21. September 2021 um 16:17)

  • Kennt ihr sowas?

    Ja, gerade bei Lebensmittelunverträglichkeiten. Ich denke einfach, das ist normal, wenn mir mal wieder schlecht wird oder mein Verdauungsapparat komische Sachen macht oder ich einfach "Bauchschmerzen" habe. Dass das nicht normal ist und es einen ganz spezifischen Grund geben könnte, dass so was dann genau die Situationen sind, wo andere Menschen sagen "Ich vertrage xyz nicht" oder "Ich bin gegen xyz allergisch", auf die Idee komme ich nicht. :m(:

    Aber auch bei Stimmungen... Müde/depressiv/genervt/krank, das ist irgendwie alles das gleiche. :m(:

    Mir wird jetzt gerade z. B. auch erst klar, dass der Grund, warum ich mich die letzten Tage so komisch gefühlt habe, wohl keine sich anbahnende Erkältung ist, dass es nicht daran liegt, dass das Wetter kälter wird und ich die Heizung wieder anmachen müsste, sondern dass ich in letzter Zeit einfach viel zu viel drinnen gehockt habe und wieder depressive Symptome zeigte.

    Wie ist das zu erklären?

    Vielleicht irgendwas mit den schlechten exekutiven Funktionen?

    Bei mir vielleicht auch die Tatsache, dass ich nicht die Standardsozialisation unter "NTs" erlebt habe, über viele Dinge praktisch nie gesprochen habe und für vieles nichtmal die gängigen Begrifflichkeiten kenne. :m(: (Stichwort Lebensmittelunverträglichkeiten z. B. Ich hatte lange Zeit gar nicht richtig verstanden, dass das überhaupt ein Konzept ist, was es gibt. Bzw. ich hab andere Leute darüber reden gehört, aber das nie auch nur im Entferntesten auf mich bezogen...)

    Bin ich einfach nur dumm?

    Wohl eher nein ;) , aber die Wortwahl gefällt mir. :d

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • Aber auch bei Stimmungen... Müde/depressiv/genervt/krank, das ist irgendwie alles das gleiche. :m(:

    Das ist auch so eine Sache. Ich dachte jahrelang, ich sei jeden Tag nach der Arbeit depressiv. Auf dem Heimweg fühlte ich mich depressiv und wenn ich mal nach der Arbeit noch jemanden getroffen habe, war das immer eine Qual und ich habe extrem an mir gezweifelt. Ich dachte, das ist doch nicht normal, dass ich jeden Tag nach der Arbeit depressiv bin? Denn an der Arbeit selbst konnte es nicht gelegen haben. Tja, dann hab ich mal angefangen, nach der Arbeit "Mittagsschlaf" zu halten und siehe da, danach ging es mir wieder ganz normal. Ich war nicht täglich ab einer bestimmten Uhrzeit depressiv, sondern einfach nur müde! Habe aber jahrelang gedacht, dass irgendein schwerwiegendes psychisches Problem bei mir vorliegen muss :|

    Vielleicht irgendwas mit den schlechten exekutiven Funktionen?
    Bei mir vielleicht auch die Tatsache, dass ich nicht die Standardsozialisation unter "NTs" erlebt habe, über viele Dinge praktisch nie gesprochen habe und für vieles nichtmal die gängigen Begrifflichkeiten kenne. :m(: (Stichwort Lebensmittelunverträglichkeiten z. B. Ich hatte lange Zeit gar nicht richtig verstanden, dass das überhaupt ein Konzept ist, was es gibt. Bzw. ich hab andere Leute darüber reden gehört, aber das nie auch nur im Entferntesten auf mich bezogen...)

    Das war bei mir auch so, dass ich diese "Standardsozialisation" nicht gehabt habe. Ich weiß noch, wie ich mich geschämt habe, als in einem bestimmten Alter der Haarwuchs begann, weil ich nicht wusste, dass das bei allen passiert. Meine Mutter hatte mir zwar irgendwann ein Buch geschenkt, wo das auch vorkam, aber das kam zu spät.

    Dann erinnere ich mich, wie ich, auch irgendwann im Erwachsenenalter, darauf kam, dass ich wahrscheinlich eine Pollenallergie habe. Plötzlich erklärte sich, warum mir in der Schule oft das eine Auge getränt hatte wie Sau (sicher auch außerhalb der Schule, aber an die Schulsituation kann ich mich erinnern. Vielleicht gab es dort in der Umgebung mehr Pollenflug). Es hat aber scheinbar auch niemand außer mir bemerkt oder nichts dazu gesagt. Ich selbst fand das nur seltsam - wie da aus dem einen Auge die Tränen liefen und liefen.

  • Ich glaube, das ist normal, schließlich kann man bei Empfindungen jedweder Art erst einmal ja nur von sich ausgehen und mit dem vergleichen, was man schon kennt. Vielleicht sind viele NTs mehr im Austausch miteinander, sodass es dadurch mehr Perspektiven und Vergleichsmöglichkeiten für den Einzelnen gibt. Aber auch die haben sicherlich manchmal Probleme, herauszufinden, woran sie zB tatsächlich leiden, wenn sie ein Problem haben.

  • Ich verwechsel mitunter Energiemangel durch zu wenig Schlaf mit Energiemangel durch Hunger. Führt leider dazu, dass ich mehr esse, als mir gut tut.

    Schmerzen sind bei mir binär. Entweder ich habe welche, oder keine. Wenn ich welche habe, kann ich sie zwar einigermaßen lokalisieren (also zwischen Kopfschmerzen und Fußschmerzen unterscheiden, wenn aber zB der Arm schmerzt, kann ich nicht unbedingt sagen, ob es außen oder innen ist), aber ich kann die Stärke kaum differenzieren. Ich reagiere recht früh auf irgendwelche Sachen im Körper mit Schmerz. Aber es ist schon passiert, dass ich eine fortgeschrittene Meningitis hatte, aber den Schmerz kaum anders als normalen Spannungkopfschmerz beurteilen konnte. War leider nicht das erste Mal, dass das wirklich problematisch war.

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Geht dir das mit den Eiern nur bei gekochten Eiern oder auch bei Rührei? Ich habe einen Bekannten, der kriegt das Kotzen wenn er gekochte Eier essen soll. Rührei, gut durchgeschlagen, geht aber in großen Mengen.

    Ich bin zwar nicht der Bekannte, aber gekochte Eier, also die sog. Frühstückseier, gehen bei mir allein wegen des Geruchs gar nicht. Harte Eier auf einem Sandwich oder im Salat oder auch rohe Eier (ganz frische natürlich, auf Tatar z. B.), das geht wunderbar.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Kenne das auch gut. Ich hatte die letzten Tage Zahnfleischschmerzen. Konnte aber nicht zuordnen, ob es einfach so entzündet war, es daran lag, dass ich die Zahnspange zu lange getragen hab oder weil ich einfach mit der Zunge immer an der Stelle lang bin?

    Auch bei Essen merke ich oft nur, dass mir schlecht wird, ob das denn an Konsistenz, Appetit, genereller Unzufriedenheit oder satt sein liegt, ist meist gar nicht so klar.

    Ich dachte auch sehr lange, dass ich ganz viele Lebensmittelunverträglichkeiten habe, bis ich einfach nur noch gegessen habe, worauf ich Hunger hatte. Dadurch vertrag ich jetzt viel mehr

  • Bei mir ist es so, dass ich hin und wieder ganz schlecht einschätzen kann, ob ich genügend Schlaf hatte. Wenn ich nach dem Aufstehen nicht gut drauf bin, dann weiß ich in aller Regel nicht, ob das an meiner (Rest)müdigkeit liegt oder ob ich einfach nur einen schlechten Tag habe.

    Bei mir kommt es wohl auch vor, dass ich sehr gut aus ausreichend lange geschlafen habe, es sich aber in den ersten Stunden des Tages wie das Gegenteil anfühlt. Ich wundere mich dann später am Tag, wie leistungsfähig ich trotz des vermeintlich schlechten Schlafs bin. Aber wenn ich dann darüber nachdenke, wie die vergangene Nacht wirklich verlaufen sein könnte, dann dämmert es mir, dass ich doch gut geschlafen habe.

  • Diese Sache, dass Menschen mit ASS ihren eigenen Körper anders wahrnehmen, habe ich auch mal irgendwo gehört oder gelesen... Weiß jetzt aber nicht mehr, wo. ^^'

    Bei mir selbst habe ich es tatsächlich immer auf meine Erziehung geschoben: "Du willst ein Pflaster? Ach was, das heilt an der Luft viel besser." oder der Klassiker "Das kann doch gar nicht so schlimm sein, stell Dich nicht so an!" :nerved: Dieses Herunterspielen meiner körperlichen Empfindungen und Wahrnehmungen von außen führte unweigerlich dazu, dass ich mir selbst die gleichen Dinge sagte: "Ach komm, reiß Dich zusammen, Du gehst da jetzt hin!" oder so. Bis heute gilt bei mir Müdigkeit auch nur sehr sehr selten als Grund, eine Verabredung abzusagen. Und ich habe bis heute Probleme, körperliche Symptome zu deuten.

    Z.B. hatte ich auch mal jeden Morgen Bauchkrämpfe, und das monatelang, bis ich irgendwann endlich überhaupt wahrgenommen habe, dass da was nicht stimmen könnte. Ich habe das einfach hingenommen unter "allgemeine kleine Unannehmlichkeiten". :lol: Später stellte sich dann heraus, dass es tatsächlich eine Lebensmittel-Unverträglichkeit war.

    Und noch eine kleine Anekdote zu dem Thema aus meiner Grundschulzeit: Ich war bei einer Freundin zur Übernachtung eingeladen und es ging mir nicht gut. In der Nacht habe ich mich sogar erbrochen. Ich habe aber kein Wort gesagt, wollte nicht abgeholt werden oder so, ich dachte irgendwie, ich müsste da durch. Also habe ich auch am nächsten Tag die Zähne zusammen gebissen und sogar noch eine Werksführung in der Firma des Vaters der Freundin mitgemacht! Mir war natürlich kotzübel. :m(: Aber ich hielt das irgendwie nicht für einen Grund, die Sache abzubrechen. Heute erkläre ich mich selbst natürlich für verrückt, so was durchgezogen zu haben. :shake:

    Andersherum kommen mir heute viele Menschen zu wehleidig vor. Wenn ich daran denke, mit was ich schon alles als "nicht so schlimm" klarkommen musste, kommen mir die Klagen anderer irgendwie nichtig vor. :? Irgendwo hatte das alles also auch sein Gutes: Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker. :)

  • Z.B. hatte ich auch mal jeden Morgen Bauchkrämpfe, und das monatelang, bis ich irgendwann endlich überhaupt wahrgenommen habe, dass da was nicht stimmen könnte. Ich habe das einfach hingenommen unter "allgemeine kleine Unannehmlichkeiten". :lol: Später stellte sich dann heraus, dass es tatsächlich eine Lebensmittel-Unverträglichkeit war.

    Ich hatte auch jahrelang regelmäßig Magenschmerzen und es dauerte lange, bis ich begriff, dass das ja nicht so sein muss.
    (als ich den nachging wurden auch bei mir Nahrungsmittelunverträglichkeiten festgestellt).

  • @Lefty also ich denke mal, du solltest Dummheit nicht mit Unwissenheit vertauschen. :shake:
    Mit dem Zwibel schneiden habe ich mal gehört, das wenn die Zwiebeln unter Wasser geschnitten werden können die beißende Dämpfe nicht nach oben steigen und somit bekommst du auch keine Schmerzen in den Augen. Ob die Zwiebeln danach allerdings noch wirklich gut schmecken weiß ich auch nicht! Eventuell hilft ja eine vollgesichts Maske :sarcasm:

    Aber noch mal im Ernst; was du mit den Eiern hattest habe ich mit Wasser, so dachte unser Klassen Lehrer ich hatte eine Clor Allergie. Ja Unverträglichkeiten gibt es gegen alles. Sogar gegen Sonnenschein. :nod:

  • Mit dem Zwibel schneiden habe ich mal gehört, das wenn die Zwiebeln unter Wasser geschnitten werden können die beißende Dämpfe nicht nach oben steigen und somit bekommst du auch keine Schmerzen in den Augen. Ob die Zwiebeln danach allerdings noch wirklich gut schmecken weiß ich auch nicht!

    Also hierfür hätte ich einen Tipp, hat bei mir immer prima funktioniert (ich habe - passend zum Thema ;) - Zwiebeln aber nie gut vertragen und irgendwann diese aus meiner Küche verbannt) : Einen Schluck Wasser im Mund behalten, während man die Zwiebel schneidet.

    Hier werden ein paar Vorschläge gemacht, @Nitram, deine Version ist auch dabei!
    https://www1.wdr.de/wissen/mensch/…raenen-100.html

  • Am besten keine Zwiebeln essen, die schmecken sowieso nicht.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Also ich halte immer die geschälte halbierte Zwiebel unter laufendes kaltes Wasser. Wie groß der Effekt ist, kann ich nicht einschätzen. Es tränt und brennt trotzdem meistens wie Sau.

    @Shenya Keine Zwiebeln essen ist keine Option :shake:

  • Es tränt und brennt trotzdem meistens wie Sau.

    pssst es gibt auch bereits gewürfelte Zwiebeln (Tiefkühlware) zu kaufen.
    Ist wenn man den Platz hat ggf die einfachste Variante.
    Ansonsten gibt's noch diese kleinen Teile zum Drehen oder mittlerweile mit Schnur dran. Da muss man nur vierteln und der Rest passiert dann "in der Dose".

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