Seid ihr zu einer Beziehung fähig ?

  • ich denke, von Frauen wird das eher erwartet, da man ja als soziales Wesen gilt.

    Menschen sind mehr oder weniger soziale Wesen.
    Meiner Meinung nach ist eine solche Erwartung fehl am Platze, weil es durchaus auch Frauen geben kann die eben wenige oder eben keine Freundinnen haben. Was hat diese Erwartung für einen Sinn? Keinen, weil sie nur auf dem "ich kenne es nicht anders" basiert.
    Das wäre in etwa so, als ob ich von dir erwarten würde, dass du einen getunten Trabi fährst.

    Der Wunsch Mal eine Beziehung auszuprobieren wäre da. Aber ich brauche meine Ruhephasen, lebe oft im Chaos. Außerdem: wo finden?Zumal es bei mir Jahre dauern kann, bis ich echtes Vertrauen aufgebaut habe. Das heißt, auch ich bin wohl beziehungsunfähig.

    Wie bereits erwähnt wurde, hat man in einer Beziehung Zeit für sich.
    Was genau meinst du mit "lebe oft im Chaos"?

    Hast du dir mal die Frage gestellt, warum es bei dir Jahre dauern kann, bis du Vertrauen aufgebaut hast? Was ist die Ursache dafür, dass du Jahre brauchst, um Vertrauen aufzubauen?

    Es gibt verschiedene Ursachen, weshalb Vertrauen aufbauen lange dauern kann.

    Folgende wären da zu nennen:

    1. Angst sich verletzlich zu zeigen bzw. zu öffnen, bzw. Angst vor Nähe
    2. Die "Ansicht" des Gegenübers: Siehst du dein Gegenüber eher als Feind, dann ist es klar das du dir mit Vertrauen schwer tust. Denkst du das dir dein Gegenüber nur Gutes will oder eher etwas schlechtes? (positiv optimistisch, pessimistisch, negativ)
    3. Eine Bindungsstörung, die sich in der Kindheit entwickelt hat, weil kein Urvertrauen aufgebaut werden konnte oder es im Laufe der Zeit zerstört wurde. Wenn ich mich nicht irre ist das der unsicher vermeidende Typus.
    Eine Bindungsstörung kann mit einer Therapie aus der Welt geschafft werden. Setzt voraus, dass man sich mit seinem Leben auseinander setzt und die Ursache finden und beheben will.

    Dein Wunsch klingt wie eine Werbung "xyz mal ausprobieren bzw. testen.bei nicht gefallen, einfach kündigen". Fehlt nur noch der Testzeitraum. Das ist meines erachtens nicht gerade förderlich.

    Du bist also nicht unfähig.

  • Dein Wunsch klingt wie eine Werbung "xyz mal ausprobieren bzw. testen.bei nicht gefallen, einfach kündigen". Fehlt nur noch der Testzeitraum. Das ist meines erachtens nicht gerade förderlich.

    Das ist aber völlig normal, man nennt das "Kennenlernphase". NIEMAND kann nach 1-2 Treffen schon wissen ob das für länger hält, man probiert immer aus. Die meisten Menschen haben in ihrer Jugend/Ausprobierzeit viele Kurzzeitbeziehungen hintereinander.

    @emjay2812 Ich finde es sehr vernünftig dass du nicht jedem sofort traust. Da draußen gilt zu oft das alte Motto von Dr. House "everybody lies". Ich habe eine Menge Urvertrauen, aber den meisten Menschen vertraue ich nicht, weil sie sich und andere belügen und nicht vertrauenswürdig sind. Ich hatte das Glück in meinem Leben Menschen zu begegnen die vetrauenswürdig sind, aber das hat nicht jeder. Und klar sammelt man dann Enttäuschungen an.
    Ich finde im Gegenteil die Leute, die sich wie Welpen an den nächstbesten binden weil er ihnen schöne Augen macht schon sehr verrückt. Die Tatsache dass man sich körperlich angezogen fühlt sagt ja erstmal nichts darüber aus, ob man auch im Alltag kompatibel ist.

    zum Thema des Threads:
    Ich bin auf jeden Fall beziehungsfähig und habe auch einen sicheren Bindugsstil, war in zwei längeren Beziehungen (8 Jahre und 6 Jahre), sowie mehreren Kurzeitbeziehungen die aus verschiedenen Gründen gescheitert sind.
    Da ich mich aber weigere mich oder andere zu belügen warte ich noch darauf jemanden kennenzulernen mit dem der Alltag harmonisch läuft UND das Sexleben meinen Ansprüchen genügt, weil ich für mich festgestellt habe dass Kompromisse eingehen da einfach nichts bringt. Solange lege ich mich nicht fest, weil wenn man mit dem anderen unzufrieden ist, bringt es ja auch nichts. und außerdem lasse ich mir nur für Sex nicht mehr den Alltag destabilisieren dafür geht es mir momentan auch nicht gut genug.


    am Rande noch eine Bemerkung: kann jemand das t zu einem d machen im Titel.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

  • Das ist aber völlig normal, man nennt das "Kennenlernphase". NIEMAND kann nach 1-2 Treffen schon wissen ob das für länger hält, man probiert immer aus.

    Ich glaube hier liegt ein Missverständniss vor.

    Das man nach 1-2 Treffen nicht wissen kann, ob das für länger halt ist klar. Nach 1-2 Treffen kennt man sich auch nicht wirklich. Das hat eher was von "lass mal Sex haben, egal ob was draus wird, sehen wir ja dann.". Wenn man eine Beziehung eingeht, dann sollte man sich schon klar sein, ob man auf der Suche nach etwas langfristigem oder nur was fürs Bett ist.

    Mir gehts hier nicht um die "Kennenlernphase".

    Die Aussage liest sich so, als wäre es ein Produkt aus dem Ladenregal.

    Die Kennenlernphase findet doch vor dem eingehen einer Beziehung statt. Ansonsten kann man ja auch direkt sagen, komm lass uns eine Partnerschaft eingehen, kennen lernen können wir uns ja dann noch.

    Einmal editiert, zuletzt von Tux (21. September 2021 um 10:17)

  • DEIN System ist für DICH das Beste und das muss ein Partner akzeptieren (und du, dass SEIN System für IHN das Beste ist)

    Das stimmt. Genau für mich. Aber für meine Mitmenschen ist es nicht. Ich habe aber damit kein Problem. Wohlmehr stellt auch für mein Freund meine Asexualität ein Problem dar.

  • weil kein Urvertrauen aufgebaut werden konnte

    Das war bei mir der Fall und erst jetzt mit 50 bekomme ich zunehmend auch mal Zugang zu dem Lebensgefühl "Urvertrauen" .

    Ohne Urvertrauen ist es schon schwierig stabile Beziehungen aufzubauen und zu leben ist mein Eindruck, ich konnte auch erst mit Ende 20 überhaupt mal Beziehungen eingehen und keine hat dauerhaft gehalten, maximal 6 Jahre.

    Nach langer Pause lerne ich nun wieder jemanden nah kennen, mit teils sehr langsamen Schritten, und wenn mal schnell dann oft zwei vor , dann erstmal stehenbleiben oder auch mal wieder einen zurück (RW) .
    Doch so fühlt es sich nach Aufbau von Vertrauen an.

  • Hallo,
    ich hatte mehrere Beziehungen und habe die Erfahrung gemacht dass ständiges Zusammenleben mit einem anderen Menschen im selben Haushalt einfach nicht funktioniert. Das ist nur am Anfang toll, wenn die Beziehung noch ganz frisch ist, aber mit der Zeit fühle ich mich dadurch sehr in die Enge getrieben, schon durch die vielen Kompromisse die damit unweigerlich verbunden sind, selbst wenn das jeweils nur Kleinigkeiten sind. Für mein seelisches Gleichgewicht ist es sehr wichtig dass ich täglich meine Rückzugsmöglichkeit habe.

    Wenn überhaupt, kommt für mich nur eine Beziehung mit einer getrennt lebenden Partnerin in Frage. Es geht mir aber auch alleine keineswegs schlecht. :)

  • Man weiß doch, ob man Interesse an Sex hat oder nicht :roll:

    Man weiß aber doch nicht automatisch, dass es anderen da fundamental anders geht.
    Diese Erkenntnis, die braucht man, um sich selbst als asexuell zu begreifen. Vorher begreift man sich schlicht als "normal" bzw. macht sich gar keine Gedanken in der Hinsicht.

    Ist das gleiche Prinzip wie bei den späten Autismus-Diagnosen. Die allerwenigsten Leute hier im Forum, die erst mit 40 oder noch danach diagnostiziert wurden, waren doch vorher ihr ganzes Leben schon sicher, Autisten zu sein. :roll:

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • Zeig mir den Menschen, der so eremitisch lebt, dass er nicht mitbekommt, das die Welt um ihn herum an Sex interessiert ist.

    Ja, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man das nicht mitbekommen hat - wenn man älter als 12 ist. :d
    Es kann höchsten sein, dass man länger braucht, um seine Asexualität herauszufinden, könnte ich mir wenigstens vorstellen, da man sich ja etwas eingestehen muss, was bei den meisten ganz anders ist.

  • Zum Threadtitel: Ich würde nicht sagen das ich zu einer Beziehung fähig bin, weil das eine gewisse Generalität suggeriert, denn ich bin zumindest derzeit der Auffassung, das ich genau eine Beziehung bzw. mit genau einem Menschen eine Beziehung führen kann und zwar mit meiner Freundin. Alles davor kam enwteder nicht zustande oder hielt nicht lange, so dass ich eigentlich nur bezüglich dieser Beziehung von Beziehung sprechen kann. Wieso das so ist frage ich mich regelmäßig, aber das ist bei meiner Freundin nicht anders, da ich auch der erste bin, mit dem sie eine längere Beziehung führen konnte. Wir rätseln da regelmäßig drüber, dass es genaud ann klappt, wenn beide da sonst es nicht auf die Reihe bekommen haben, aber vielleicht ist das gerade der Punkt, dass wir da eben zueinander passen und nicht zu irgenwem anders.

    Meine Frage wäre nun, geht es euch ähnlich, bzw. habt ihr es geschafft aus diesem Wiederspruch auszubrechen ?

    Einerseits in dem man Glück hatte eine Person zu finden, die einen nicht wie alle anderen schnell stört und man sogar über längeren zeitraum gerne in ihrer Nähe ist. Und andererseits die richtigen Rahmenbedingungen, ich kontne mir lange nicht vorstellen mit Jemandem zusammenzuwohnen, aber auch bei uns war es klar, dass jeder sein eigenes Rückzugszimmer bekommt und das auch nicht das Schlafzimmer ist, also jeder von uns hat ein eigenes Zimmer nur für sich und dann haben wir noch ein gemeinsames Schlafzimmer, über das wir gemeinsam entscheidne und eben gemeinsam nutzen. Alles andere würde nicht funktionieren. Interessanterweise sind Urlaube oft die Zeit, wo wir am ehesten Schwierigkeiten bekommen, weil wir da am wenigsten Rückzugsraum haben bzw. es besonders mir schwer fällt dann Zeit für mich einzufordern.

  • Zeig mir den Menschen, der so eremitisch lebt, dass er nicht mitbekommt, das die Welt um ihn herum an Sex interessiert ist.

    Hier z. B. gibt's bestimmt welche.

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  • Natürlich ist das ernst gemeint. Hier sind fast 8.000 Nutzer angemeldet, da gibt es nichts, was es nicht gibt.

    Ich selber hatte übrigens bis Anfang 20 auch nicht den blassesten Schimmer, dass dieses ganze typische Männer-Gerede, wenn's um das Thema Sex geht, zumindest teilweise ernst gemeint ist. Also dass es wirklich Männer gibt, die einfach nur kurz eine Frau sehen müssen und sofort denken "Boah, die sieht geil aus / die hat geile Brüste / ..., mit der will ich ins Bett" oder ähnliches.
    Ich dachte immer, das sei mehr ein Zeichen geistiger Unreife und nicht ernst gemeint. (Und die Tatsache, dass ältere Menschen, mit denen ich immer schon mehr Kontakt hatte als mit Gleichaltrigen, nie so redeten, bekräftigte mich natürlich auch in meiner Annahme. :roll: )
    Dass da zumindest ein wahrer Kern dahinter steckt, das hab ich auch erst ganz allmählich und sicher nicht vor meinem 12. Geburtstag gelernt.

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    Einmal editiert, zuletzt von Abendstern (21. September 2021 um 16:42)

  • Das irritiert mich jetzt. Man weiß doch, ob man Interesse an Sex hat oder nicht :roll:

    Naja... so etwas weiß man eben nicht so schnell. Es braucht Zeit um das herauszufinden. Ich dachte als Teenager auch noch, dass ich eventuell vielleicht einfach nur mehr Zeit brauche oder mich ausprobieren muss - genauso wie ich da noch nichts von Autismus wusste und dachte ich brauche nur etwas mehr Zeit oder ticke halt ein bisschen anders aber mehr nicht. Manche Menschen gehen da auch auf einen Selbstfindungstrip und erst im Laufe des Lebens stellt sich etwas heraus.


    Ich wusste lange Zeit nicht das ich es bin. Und mein Freund hat schwierigkeiten damit, sagt aber das ich im wichtiger bin.

    Toll, dass du so einen verständnisvollen Freund gefunden hast :) .

  • Zeig mir den Menschen, der so eremitisch lebt, dass er nicht mitbekommt, das die Welt um ihn herum an Sex interessiert ist.

    Klar. Dass die meisten Menschen an Sex interessiert sind, dürfte fast jedem Jugendlichen und Erwachsenen klar sein.
    Ich habe früher auch unterschätzt, was für eine riesige Bedeutung Sexualität im Leben der meisten Menschen hat. Und wie sehr es die Entwicklung und Denkweisen beeinflusst.
    Das habe ich auch erst mit Anfang bis Mitte 20 wirklich verstanden. Und man kann sich ziemlich lang selbst aus der Sache rausreden, in der Art: Mit dem passenden Partner habe ich sicher auch Lust auf Sex.
    Bin selbst demisexuell (also irgendwo zwischen asexuell und sexuell). Und ich mag gern Körperkontakt und Kuscheln. Aber ein Partner, bei dem Körperkontakt in Sex enden muss und der sonst enttäuscht ist, wäre definitiv nicht mein Fall.

  • Um auf die erste, eigentliche Frage zu antworten:
    Ja, ich bin beziehungsfähig....

    .....hat aber lange gebraucht, um dahin zu kommen.

    Zum einen gebe ich ungern die Kontrolle über mich ab.

    In einer Partnerschaft muss es ab+zu auch Kompromisse geben.
    Ich habe lange gebraucht, um mich selber so gut kennen zu lernen, dass ich wusste, was ich will und was sicher nicht. Also war es Selbstschutz, dass ich mir den einen oder anderen Kandidaten "verkniffen" habe.

    Zum anderen brauche ich lange, um das nötige Vertrauen aufzubauen, was man ich halt benötige, um in einer stabilen Beziehung zu leben.
    Für befriedigenden Sex ist bei mir auch Vertrauen notwendig. Und natürlich sexuelle Anziehungskraft. Letztere ist hier aber nicht Thema, oder? ;)

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Ich lebe im Chaos, weil ich es Abends nicht schaffe aufzuräumen. Das ist ein Energieproblem und stört mich persönlich nicht. Da liegt auch schon Mal Wäsche auf dem Boden, evtl. stehen auch Gläser\Flaschen da wo sie nicht unbedingt hingehören.

    Wer so oft im Leben von Menschen enttäuscht\ausgegrenzt\gemobbt wurde wie ich hat das Grundvertrauen in die Menschheit verloren. Erst nach langer Zeit kann ich mich öffnen und auch persönliche Dinge teilen. Ich kann zwar hier im Forum in der Anonymität des Internets schreiben in der Realität sieht das ganz anders aus.

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