Welche Frage müsste man Ihnen stellen, um sofort herauszufinden, dass Sie sich „im Autistischen Spektrum" befinden?

  • Ich kann auf keine dieser Fragen antworten, ich versteh die nicht mal. Alle gleich dämlich.


    "Alle gleich dämlich" finde ich nicht gerade sachlich und man weiss gar nicht, wo genau das Problem jetzt liegt, angenommen man wolle die Fragen verfeinern und verbessern.

    Also im Ernst, da interessiert sich jemand für Autismus und ich finde Kritik an den Fragen absolut in Ordnung, das gehört dazu. Aber nicht okay finde ich, wenn man auf so einer Ebene "diskutiert". Wie oft wurde beklagt, dass man Autisten nicht fragen würde? Ich habe die Fragen eben mal überflogen. Zugegeben tue ich mich oft auch schwer bei Aufgaben und weiss oft nicht was Menschen von mir jetzt wissen wollen oder was ich konkret tun soll. Bei den 12 Fragen sind mir aber spontan Diskussionen und entsprechende Threads eingefallen, die es im alten bzw. diesem (neuen) Forum wiederholt gab. Es gab Diskussionen, ob Autisten andere Autisten erkennen. Es wurde so oft beklagt, dass das Umfeld dies und jenes beklagt. Die Zeit vor der Diagnose wurde auch so oft als eine schwierige Zeit beschrieben und irgendetwas muss dann wohl direkt oder indirekt zu AS geführt haben. Unterschiede zwischen AS und NA dürften auch wiederholt thematisiert worden sein und dass das Leben mit AS oft kein Murmelspiel ist, davon lässt man eigentlich auch ständig. Man sollte meinen, dass manche Frage daher zu beantworten seien. Da dem aber nicht so ist, frage ich mich: Warum nicht? Was ist denn unklar? Wenn man das weiss, dann könnte man die Dinge doch evtl. klären. :roll:

    In letters of gold on a snow white kite I will write "I love you"
    And send it soaring high above you for all to read

  • Ich habe den Fragebogen nun durchgemacht und muss sagen, dass die Terminologie und die Formulierung für jemanden ohne "Vorbereitung" tatsächlich schwer durchschaubar sind.
    Ich selbst hatte wenig Schwierigkeiten, weil ich bei einer Weiterbildung mit derartigen Formulierungen schon konfrontiert worden bin, und (wider Erwarten) feststellen konnte, dass man sich an diese Art der Fragestellungen auch gewöhnen kann. Aber es ist schon sehr "Psycho-Sprech".

  • Ich denke das schwierige an solchen Sätzen ist am ehesten, dass sie unvollendet sind und manch einer nicht "erahnen" kann, wie der Satz beendet werden muss. Allerdings ist so eine Herangehensweise auch nicht erwünscht, es geht nicht darum Erwartungen zu erfüllen oder die Satzenden zu erraten, denn es geht nicht darum Antworten zu geben, die "gewünscht" sind, sondern Antworten zu schreiben, die man selbst darauf gegeben hätte. Die Satzanfänge kann man auf zwei Weisen besser verstehen: Entweder man stellt sich vor, man hätte den Satzanfang selbst geschrieben und überlegt sich, wie man den Satz beenden würde - dafür habe ich euch Beispiele gegeben. Oder man überlegt sich wie die Satzanfänge als Frage gestellt werden würden und schreibt seine Antwort so, als ob einem die entsprechende Frage gestellt wurde. Z.B. "Dass ich im Autismusspektrum bin, erkenne ich daran, dass..." denkt man sich dann als "Woran erkenne ich, dass ich im Autismusspektrum bin?" und formuliert dann seine Antwort. Finde das jetzt ehrlich gesagt nicht so schwer - wer hier alles schreiben und verstehen kann, kann auch diese Halbsätze interpretieren. Hier im Forum gibt es auch genügende User, die zu meinem Frust nur halbe Sätze schreiben mit "..." oder Redewendungen nicht markieren. Da könnte ich dann schon eher verstehen, dass das blöd oder schwer zu verstehen ist, weil man in so einem Fall tatsächlich "raten" muss, was der andere sagen wollte.

  • kann auch diese Halbsätze interpretieren

    Für mich liegt genau hierin aber das Problem: Ich müsste interpretieren und das aus einer Anzahl mehrerer Interpretationsmöglichkeiten heraus.

    Entsprechend könnte man bei verschiedenen der "Fragen" unterschiedliche Antworten geben, je nach Interpretation der Aussage. Man könnte sich freilich auch die Mühe machen, jede "Fragestellung" in der Weise zu beantworten, dass man sagt, "wenn es '1.-so-und-so' gemeint ist, dann ist meine Antwort '1.-so-und-so', wenn es '2.-so-und-so' gemeint ist, dann ist meine Antwort '2.-so-und-so', wenn es 'x.-so-und-so' gemeint ist, dann ist meine Antwort 'x.-so-und-so'".

    Aus meiner Sicht haben Schwierigkeiten solcher Art (zumindest bei mir persönlich) zweierlei Gründe:

    1. "Wortsensibilität", das heißt, detailreiches, differenziertes Wahrnehmen verschiedener Bedeutungen, die in einer Formulierung oder einem Wort stecken können, und zugleich:
    2. fehlender konkreter Kontext der Situation, auf die sich die Fragestellung bezieht, sodass ich die differenziertes Wahrnehmung verschiedener Bedeutungen einer Formulierung hinreichend kontextualisieren kann

    Deine Beispiele, Mark_Twain, empfinde ich größtenteils für mich als sehr passend, doch ich hatte, als ich die Fragen angeschaut hatte, bei vielen ein Fragezeigen vor mir, weil ich nicht genau verstehen konnte, was nun eigentlich wirklich gemeint ist. Außerdem wirkten auf mich manche Fragestellungen gleich, nur mit anderen Worten, je nach Interpretation. Mir ist beispielsweise unklar, worin

    2. Dass ich im Autistischen Spektrum bin, merke ich besonders in Situationen wie/ in denen...
    3. Dass ich im Autistischen Spektrum bin, merke ich besonders daran, dass...
    6. Im Alltag bemerke ich, dass ich im Autistischen Spektrum bin, immer dann sehr stark, wenn...

    Es sind zwar schon drei verschiedene Satzanfänge, aber worin genau der Unterschied ist, und was jede Frage für sich genommen nun eigentlich "will", worauf konkret sie hinaus möchte, ist mir nicht ganz klar. Den 2. und 3. Satzbeginn könnte man mit demselben Inhalt füllen, nur in anderen Worten. Z.B. 2. "... in denen es um Small Talk geht." und 3. "... dass ich keinen Small Talk führen kann". (Das ist nur ein Beispiel, das ich persönlich auf diese Fragen so nicht antworten würde, da es zu speziell ist; ich nehme es, nur um meine Schwierigkeit möglichst leicht zu verdeutlichen.) 6. könnte man dann entsprechend auch ergänzne mit "... wenn andere Small Talk miteinander führen und ich nicht mitzusprechen vermag.".

    Schön, drei Fragen, inhaltlich drei gleiche Antworten. Wenn man Fragen stellt, will man ja eigentlich Neues erfahren. Wenn aber nach der ersten Frage bei einem Interview mit 12 Fragen noch zwei weitere mit demselben Inhalt gefüllt werden (können) -- also ein Viertel im Prinzip gleich beantwortet werden kann --, dann ist das ziemlich redundant und wenig neue Antworten fördernd.

    Ich habe überlegt, welche alternativen Fragestellungen für mich leichter zu beantworten wären. Ich merkte dann jedoch, dass ich -- jene Aussagen so gelesen -- eben einfach nicht hinreichend verstehe, wonach gefragt wird dabei. Ich müsste mit der Autorin der Satzhälften sprechen, um genauer in Erfahrung zu bringen, was ihre Intention ist mit den Fragen, damit meine Interpretationen nicht an ihren Intentionen vorbei führen.

    Daran zeigt sich jedoch wiederum, wie "subjektiv" letztlich solche psychologischen Fragebögen letzten Endes sind und "messen". (Ich kenne Beispiele validierter Fragebögen, bei denen, wenn ich sie beantworte, gegensätzliche Ergebnisse herauskommen -- weil die Fragestellungen im einen weitaus klarer, eindeutiger und präziser sind als im anderen.) Ich meine entsprechend, dass ganz allgemein betrachtet die Ergebnisse psychologischer Forschung nur so gut sind, wie die Forschenden in der Lage sind, Phänomene und Formulierungen zu differenzieren, eindeutig zu formulieren und ähnliches.

    Die Sprache ist das Haus des Seins.

    (Martin Heidegger)

  • 2. Dass ich im Autistischen Spektrum bin, merke ich besonders in Situationen wie/ in denen...
    3. Dass ich im Autistischen Spektrum bin, merke ich besonders daran, dass...
    6. Im Alltag bemerke ich, dass ich im Autistischen Spektrum bin, immer dann sehr stark, wenn...


    Soweit ich weiß, ist die Überlegung hinter diesen verschiedenen Formulierungen, dass sich jeder angesprochen fühlen soll. Manchen autistischen Menschen liegt eine Formulierung mehr, manchen eine andere. Manchen Autisten würde nichts einfallen, wenn man nur einen der Satzanfänge anbieten würde, weil die Formulierung sie nicht anspricht/nichts in ihnen auslöst. Deshalb werden mehrere Alternativen angeboten.
    Ich hab bei praktisch jedem der ähnlich formulierten Satzanfänge das gleiche geschrieben, nur ein bisschen anders formuliert.

  • Zitat

    Für mich liegt genau hierin aber das Problem: Ich müsste interpretieren und das aus einer Anzahl mehrerer Interpretationsmöglichkeiten heraus.

    Such dir die aus, die dir am besten gefällt.

    1. "Wortsensibilität", das heißt, detailreiches, differenziertes Wahrnehmen verschiedener Bedeutungen, die in einer Formulierung oder einem Wort stecken können, und zugleich:

    Außerdem wirkten auf mich manche Fragestellungen gleich, nur mit anderen Worten, je nach Interpretation. Mir ist beispielsweise unklar, worin
    2. Dass ich im Autistischen Spektrum bin, merke ich besonders in Situationen wie/ in denen...
    3. Dass ich im Autistischen Spektrum bin, merke ich besonders daran, dass...
    6. Im Alltag bemerke ich, dass ich im Autistischen Spektrum bin, immer dann sehr stark, wenn...


    Diese beiden Aussagen widersprechen sich doch irgendwie. Du findest du hast eine große Wortsensibilität kannst aber dann den Unterschied zwischen diesen Formulierungen nicht sehen? Die Fragen haben einen ähnlichen Hintergrund, nämlich wann man merkt, dass man im AS ist. Aber die Formulierungen unterscheiden sich m.E. deutlich genug:

    2. verstehe ich so: Hier geht es um die Beschreibung einer "Situation".
    3. verstehe ich so: Hier wird nicht genauer eingeschränkt, also ist die Frage allgemein, es kann also jede beliebige passende Antwort gegeben werden.
    6. verstehe ich so: Hier wird gefragt wann man die Tatsache AS "immer sehr stark" merkt, wann das also immer und sehr stark ins Bewusstsein gerät.

    Klar, einige Fragen waren ähnlich gestellt, deshalb haben sich auch einige meiner Beispielantworten geähnelt. Na und? Sind sie selbst schuld, wenn die so ähnlich klingende Fragen stellen.

    Schön, drei Fragen, inhaltlich drei gleiche Antworten. Wenn man Fragen stellt, will man ja eigentlich Neues erfahren. Wenn aber nach der ersten Frage bei einem Interview mit 12 Fragen noch zwei weitere mit demselben Inhalt gefüllt werden (können) -- also ein Viertel im Prinzip gleich beantwortet werden kann --, dann ist das ziemlich redundant und wenig neue Antworten fördernd.

    Zitat

    Ich müsste mit der Autorin der Satzhälften sprechen, um genauer in Erfahrung zu bringen, was ihre Intention ist mit den Fragen, damit meine Interpretationen nicht an ihren Intentionen vorbei führen.

    Was die Studienanbieter sich dabei denken kann und soll dir sogar egal sein. Ob die interessante Antworten oder gleichartige Antworten bekommen ist nicht dein Problem, du hast, wie ich oben schon ausdrücklich schrieb, keine Verantwortung dafür "bestimmte" oder "geforderte" Antworten zu geben. (Stichwort response bias) Wer weiß, vielleicht sind die Fragen ja absichtlich so konstruiert, um zu sehen, wie Autisten auf die verschiedenen Formulierungen antworten, um daraus Schlüsse zu ziehen, welche Fragestellungen am verständlichsten sind?!


  • "Alle gleich dämlich" finde ich nicht gerade sachlich und man weiss gar nicht, wo genau das Problem jetzt liegt, angenommen man wolle die Fragen verfeinern und verbessern.

    Also im Ernst, da interessiert sich jemand für Autismus und ich finde Kritik an den Fragen absolut in Ordnung, das gehört dazu. Aber nicht okay finde ich, wenn man auf so einer Ebene "diskutiert". Wie oft wurde beklagt, dass man Autisten nicht fragen würde? Ich habe die Fragen eben mal überflogen. Zugegeben tue ich mich oft auch schwer bei Aufgaben und weiss oft nicht was Menschen von mir jetzt wissen wollen oder was ich konkret tun soll. Bei den 12 Fragen sind mir aber spontan Diskussionen und entsprechende Threads eingefallen, die es im alten bzw. diesem (neuen) Forum wiederholt gab. Es gab Diskussionen, ob Autisten andere Autisten erkennen. Es wurde so oft beklagt, dass das Umfeld dies und jenes beklagt. Die Zeit vor der Diagnose wurde auch so oft als eine schwierige Zeit beschrieben und irgendetwas muss dann wohl direkt oder indirekt zu AS geführt haben. Unterschiede zwischen AS und NA dürften auch wiederholt thematisiert worden sein und dass das Leben mit AS oft kein Murmelspiel ist, davon lässt man eigentlich auch ständig. Man sollte meinen, dass manche Frage daher zu beantworten seien. Da dem aber nicht so ist, frage ich mich: Warum nicht? Was ist denn unklar? Wenn man das weiss, dann könnte man die Dinge doch evtl. klären. :roll:

    Dann schließe ich mich wenn ich darf zaph an und ändere in "sinnbefreit".

  • Such dir die aus, die dir am besten gefällt.

    Mache ich tatsächlich auch bei solchen Fragebogen -- ich frage mich dabei nur stets, was dann noch "objektiv" an dem Forschungsergebnis sein könnte und bei "messender" (quantitativer) Herangehensweise der Forschenden so "objektiv" und ein-deutig gemessen wurde. Mir fällt dabei auf, dass ich mir leichter tue, die Sätze im Sinne qualitativer Forschung zu verstehen.

    Diese beiden Aussagen widersprechen sich doch irgendwie. Du findest du hast eine große Wortsensibilität kannst aber dann den Unterschied zwischen diesen Formulierungen nicht sehen?

    Ja und nein. Ich habe vielleicht zu wenig Aspekte benannt, die es m.E. weniger widersprüchlich erscheinen lassen: Ich habe zu jedem der Satzanfänge spontan Begebenheiten im Sinn (vorm "inneren Auge") und zwar mehrere in augenblicklicher Abfolge, die allesamt passen könnten, jedoch teils sehr verschieden sind (deswegen muss ich interpretieren und mir aus meinen Spontangedanken welche heraussuchen). Ich kann also schon die Verschiedenheiten der Fragen aus meiner Perspektive unterscheiden, kann nur nicht unterscheiden, welche der jeweiligen Bedeutungen pro Fragestellung gemeint sein könnte.

    Die Formulierungen sind verschieden, jedoch "Situationen wie" (2.) empfinde ich als Überbegriff von "Alltag" (6.); Alltag ist eine bestimmte Form von Situation; man könnte dann sagen, dass die eine Frage speziell nach dem Alltag fragt, wohingegen die andere (2.) zugleich auch nicht-alltägliche Situationen abfragt, aber ich bin mir nicht 100%ig sicher, wie es gemeint sein mag.
    Die 3. Frage empfinde ich ebenfalls als sehr allgemein, also ähnlich der 2. Frage, wobei für mich der Unterschied darin zu finden ist, dass ich bei der 3. Frage nicht nur einen oder wenige Aspekte nennen würde, sondern mehrere, die m.E. verschieden sind und trotzdem auch wesentlich; würde ich nur einen benennen, wäre es für mein Empfinden unvollständig. Da aber zu Beginn der Fragen meines Erinnerns stand, man dürfe nur 140 Zeichen verwenden:

    Zitat

    Um kurze und prägnante Kriterien zu finden, ist der Text, den Sie in die Eingabefelder schreiben können, auf maximal 140 Zeichen begrenzt.

    Von solchen Bedingungen fühle ich mich angesichts solcher Fragestellungen überfordert; "kurz und prägnant" bei Satzanfängen, die man mit x Beispielen füllen könnte, von denen jedes für sich schon 140 Zeichen umfasst? Die Antwort entsprechend einzugrenzen ist kaum möglich, da manches sich leider auch nicht völlig allgemein sagen lässt. -- Auch Du schreibst bei Frage 2 übrigens allgemeiner, führst bei Frage 3. hingegen viele einzelne Beispiele auf -- also scheinbar ähnliches Auffassen der Satzanfänge wie bei mir.

    Bei Frage 2 und 6 unterscheiden sich die Begriffe, die sich auf die Erlebensqualität beziehen, "besonders" und "sehr stark". War es Absicht, diese unterschiedlichen Begriffe zu wählen oder stehen sie eigentlich gleichbedeutend da; und wenn sie unterschiedlich zu verstehen sind, in welcher Weise verstand die Autorin die Begriffe in dieser Situation dann? Ich würde "besonders" in letzterem Fall weniger mit der Bedeutung "sehr stark" auffassen (die man darin m.E. auch wahrnehmen könnte), sondern eher im Sinne wie "insbesondere", was hieße, dass ein wichtigster oder wenige wichtige Aspekte zu nennen ist/sind. (Da besteht dann wiederum die "Qual der Wahl" und das Gefühl von Eingeengt-Sein durch einen extrem schmalen Rahmen, in den nicht annähernd alle möglichen gleichermaßen als relevant empfundenen Antworten hineinpassen.)
    "Sehr stark" unterscheidet sich, wenn "besonders" nicht in diesem Sinne zu verstehen ist, davon darin, dass vielleicht weniger die Relevanz für einen persönlich gemeint ist, sondern wie stark man es erlebt, bemerkt, wahrnimmt oder möglicherweise aber auch, in welchem Maße man sich dadurch "berührt" fühlt; in negativem Sinne also z.B. beeinträchtigt, in positivem Sinne z.B. wertgeschätzt.

    Aber wenn man davon ausgeht, dass es egal ist, ob redundant geanwortet wird (z.B. weil für die Antworten jeweils deselbe Alltagssituation passt und spontan als zutreffend betrachtet wird) und subjektive Divergenzen im Verständnis der Fragen für das Ergebnis der Studie kein Problem darstellen (eine gewisse Toleranz ist in solch einem qualitativen Interview wohl tatsächlich sogar erwünscht), erübrigt sich meine Problematik. Aber daher meinte ich auch, wenn ich die Sätze beantworten würde, müsste ich zuvor ein paar Fragen, die sich mir dazu stellen, klären. Du hast mir jetzt ein gutes Stück zu solcher Klärung verholfen. :)

    Ich weiß gerade nicht, ob das nun verständlich ist. Ich habe so klar im Sinn, was ich meine, aber finde nicht so recht die passenden Worte dafür, weil es sich (in) mir so umfassend darstellt.

    Klar, einige Fragen waren ähnlich gestellt, deshalb haben sich auch einige meiner Beispielantworten geähnelt. Na und? Sind sie selbst schuld, wenn die so ähnlich klingende Fragen stellen.

    Tja, so kann ich so etwas dann nie sehen, dieses "na und?" und "selbst schuld". Vor allem geht es hier ja darum, herauszufinden, was für Autisten allgemein gilt, um anhand dieser Kriterien oder Phänomene Autisten möglichst schnell zu erkennen. Lässt sich das mit einer Antwort von 140 Zeichen beantworten? Im besten Fall stehen die Autoren der Studie zumindest bei manchen Sätzen vor einer Menge nicht verallgemeinerbarer Sätze -- dann sehen sie, wie vielfältig autistisch veranlagte Menschen sind und dass sie sich nicht in jeder Hinsicht auf "kurze und prägnante" Kennzeichen reduzieren lassen.

    Was die Studienanbieter sich dabei denken kann und soll dir sogar egal sein. Ob die interessante Antworten oder gleichartige Antworten bekommen ist nicht dein Problem, du hast, wie ich oben schon ausdrücklich schrieb, keine Verantwortung dafür "bestimmte" oder "geforderte" Antworten zu geben.

    Angesichts meiner Überlegungen vor diesem Zitat frage ich mich nun sogar, ob es nicht gar umgekehrt ist, dass man angesichts der Forderung nach "kurzen und prägnanten" Antworten genau das Gegenteil versuchen sollte, eben um zu verhindern, Autisten auf irgendetwas "Kurzes und Prägnantes" zu reduzieren?!

    Wer weiß, vielleicht sind die Fragen ja absichtlich so konstruiert, um zu sehen, wie Autisten auf die verschiedenen Formulierungen antworten, um daraus Schlüsse zu ziehen, welche Fragestellungen am verständlichsten sind?!

    Auch eine interessante Verständnisweise! :)

    Meine kurze und prägnante Antwort hier nun: Die "autistische Welt" ist "in der Summe" bunt und vielfältig. :d

    Die Sprache ist das Haus des Seins.

    (Martin Heidegger)

  • Mich müsste ein Arzt fragen, wie´s mir geht.
    Dann raste ich aus.
    So eine Schwachsinns-Frage. :evil:

    Immanuel Kant: „Handle nur nach derjenigen Maxime,durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

  • Hallo,

    bevor ich den Fragebogen las, hätte ich die Thread-Frage damit beantwortet, dass man mir einfach nur Fragen hätte stellen müssen, wie dies, das und jenes bei mir ist.

    Das Problem an dem Fragebogen ist aus meiner Sicht, dass er doch dazu da ist, um bei Erwachsenen schneller herauszufinden, ob sie sich im autistischen Spektrum befinden, sprich um Erwachsene zu diagnostizieren. Also hat der betreffende Erwachsene noch gar keine Diagnose. Was bringt es dann, wenn man den betreffenden Erwachsenen fragt, woran er erkennt, dass er sich im autistischen Spektrum befindet? Wenn der Erwachsene bis dahin noch gar keine Autismus Diagnose hat, weiß der betreffende Erwachsene gar nicht, ob er sich im autistischen Spektrum befindet.

    Also ist dieser Fragebogen wohl eher für Menschen, die bereits eine Autismus Diagnose haben. Andererseits steht in der beschreibung des Fragebogens, dass es darum geht, bei erwachsenen Personen den Verdacht auf Autismus besser prüfen zu können. Und, um zu verbesserter Diagnostik beizutragen. Wäre es dann nicht sinnvoller, man würde einen Fragebogen so stellen, dass er für Erwachsene beantwortbar ist, die noch keine Autismus Diagnose haben? Schließlich dient der Fragebogen doch auch genau dieser Zielgruppe bzw. soll dieser dienen.

    (Sofern der Ersteller des Threads das überhaupt liest. Oder, ob einfach nur der Link zum Fragebogen hier eingestellt wurde und der Ersteller des Threads seither hier nicht mehr vorbei guckt)

  • Die Leute, die den Fragebogen erstellt haben, wollen herausfinden, was diagnostizierte Autisten denken, was bei ihnen selber besonders typisch für Autismus ist, aus der Innenansicht heraus. Damit sie dann mit diesen Erkenntnissen eventuell zukünftig besser diagnostizieren können.
    Dieses Interesse an der Innenansicht finde ich besonders positiv. Denn bisher wird ausschließlich anhand der Außenansicht diagnostiziert.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Dieses Interesse an der Innenansicht finde ich besonders positiv. Denn bisher wird ausschließlich anhand der Außenansicht diagnostiziert.

    Das Problem an der Innenansicht ist, dass jegliche Formulierung auch von nicht-Autisten empfunden wird. Wenn es nicht grad um Overload, Meltdown und Shutdowns geht.
    Mit der Innenansicht wird es also auch viele NTs geben, die sich ploetzlich als Autisten empfinden.
    Falsch positive Ergebnisse.

    Solch eine Innenansicht KANN also nur einen Erkenntnisfortschritt geben fuer jene Autisten, die Autismus nicht kennen, oder ihren Autismus nicht wahrhaben wollen.
    Und bei denen, die ihren Autismus nicht wahrhaben wollen, die werden dann das Testergebnis anzweifeln, mit Hinweis auf viele falsch-positive Ergebnisse.
    Bleibt also der alleinige Vorteil fuer jene, die Autismus zu wenig kennen, und - offen dafuer sind.
    Die schaetze ich als die wenigsten ein.


    Man liest sich ... Sascha

  • Das sehe ich nicht so negativ. Denn natürlich wird eine Diagnose nie nur nach der Innenansicht gestellt, sondern es müssen schon auch von außen sichtbare Auffälligkeiten da sein. Aber wenn die Leute was über die Innenansicht lernen wollen, dann kann das nur gut sein.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Mich müsste ein Arzt fragen, wie´s mir geht.
    Dann raste ich aus.
    So eine Schwachsinns-Frage. :evil:


    Warum? Mein Hausarzt fragt mich auch immer und ich sage, dann was Sache ist.

    Ich mag es im Alltag zugegeben auch nicht so, wenn dieses smalltalkeske "Wie geht's?", was ja eher eine Art german "How you do you?" ist - ABER mir ist das allemal lieber, als wenn Leute mir überspitzt gesagt sagen wie scheisse doch meine Kleidung ist oder sonst wie nerven. Ich würde heutzutage sagen, dass dieser "Schwachsinn" eine sozialisierende Funktion hat und seine Berechtigung, seine Richtigkeit hat. I have a dream: People aren't people - jeder so wie er will! :)

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  • Auch wenn diese Studie wohl schon abgeschlossen ist, ich finde, man müsste fragen:

    "Sind soziale Kontakte für Sie über die Maßen anstrengend?"
    Ich weiß nicht, bei welchen anderen Erkrankungen der Kontakt zu Menschen ähnlich energieaufwendig ist.

  • Erst als ich konkrete Beispiele bekam, [...], was alles unter "Rituale" fällt [...], erst da wurde aus einem "Nö." doch ein klares "Ja."

    Ich würde auch gerne wissen, was alles unter "Rituale" fällt. Mir ist nicht klar, ob meine alltäglichen Gewohnheiten schon als Rituale durchgehen. Es sind jedenfalls keine "verschrobenen" oder seltsam anmutenden Dinge bei mir dabei. Jedenfalls meiner eigenen Auffassung nach nicht.

    Kann mir jemand Beispiele nennen?

  • "Sind soziale Kontakte für Sie über die Maßen anstrengend?"
    Ich weiß nicht, bei welchen anderen Erkrankungen der Kontakt zu Menschen ähnlich energieaufwendig ist.

    Zumindest rein qualitativ soll es für "normale" Introvertierte ebenfalls so sein, wobei ich vermute, dass es einen Unterschied im Ausmaß gibt (das sich mit solch einer einzelnen Frage aber schlecht bestimmen lässt).

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

    Einmal editiert, zuletzt von Turtle (5. April 2018 um 07:21)

  • Ich kann die Seite mit dem Fragebogen nicht öffnen, schade, vermutlich geschlossen.

    Mir müßte man nur einen sechsseitigen Psychofragebogen geben, auf dem nach Seite 4 gleich Seite 6 kommt, und mich dazu ermuntern, alles anzusprechen, was ich zu den Fragen äußern möchte. Dann wäre das erste, daß Seite 5 fehlt. Auch bei Seitenzahlen in kleiner Schriftgröße.

    Ansonsten als Fragen: "Sind Sie ein wandelnder Widerspruch für andere und andere umgekehrt für Sie?" oder: "Haben Sie das Gefühl, daß eine unsichtbare Mauer um Sie ist, gegen die Sie ankämpfen, und keiner bemerkt das?"

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