Dachtet ihr früher auch ihr wärt normal und die anderen kamen euch komisch vor?

  • Hallo guten Morgen zusammen,

    so nach und nach fallen mir immer mehr Dinge auf an mir die " normale" bzw neurotypische Menschen, besonders erwachsene Frauen wie ich, nicht machen.

    Ich frage mich wie ich wohl auf andere wirke. Meine Familie und die 2 Freunde die ich habe versichern mir dass ich nicht verschoben oder auffällig wirke. Ich kann das gar nicht einschätzen.
    Ich glaube ich wirke oft naiv durch meine offene Art , nur wenn es mir nicht gut geht völlig verschlossen.
    Wie ist das bei euch?
    Ich kann mit den üblichen Fraueninteressen , Shopping, Styling , Treffen nur zum Quatschen gar nichts anfangen. Ich sehe zwar äußerlich so aus aber innerlich kann ich mit dem Rollenverständnis Frau kaum was anfangen.
    Ich gehe lieber in die Spielzeugabteilung als zur Unterwäsche oder zu den Schuhen.
    Lego bauen ist klasse.
    Ist es normal als Erwachsene ein Kuscheltier zu haben und sich damit zu kitzeln mehrmals am Tag oder ist das autistisch?
    Ich komme mir ziemlich kindisch vor.
    Drei Tage brauchen um zu entscheiden ob man eine Freundin treffen möchte und dann doch lieber alleine die Tiere im Garten angucken wollen, normal oder autistisch?
    Lieber französische Songtexte übersetzen wollen, normal oder autistisch?
    Telefonanrufe befürchten weil man nicht weiß ob man das richtige sagt, ist das normal oder autistisch.
    Ich benutze hier das Wort normal damit ihr versteht was ich meine. Darin ist keine Wertung.

  • Was du schreibst, finde ich völlig normal. Normal autistisch :d . Normal neurotypisch ist das meiner Erfahrung nach nicht.
    Zu deiner Ausgangsfrage im Titel: Mein Umfeld hat schon ganz früh begonnen, mir unmissverständlich klar zu machen, dass ganz viel an mir nicht in Ordnung ist und anders sein muss. Ich habe mich daher schon seit ich denken kann "falsch" und "fremd" gefühlt, und "nicht-normal".

    2 Mal editiert, zuletzt von Grubber (29. Juli 2021 um 09:24)

  • Früher? Also mir kommen die meisten Leue noch immer komisch vor.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Hallo und guten Morgen Elementarteilchen,
    in fast allen Punkten geht es mir ähnlich wie dir.

    Schon immer befremdet mich, dass es überhaupt sogenannte weibliche Interessen gibt.
    Was könnte wohl angenehm daran sein Dinge zu kaufen die ich nicht brauche?
    Leuten zuzuhören was sie gestern gekocht haben und morgen kochen werden?
    Was die Bekannte für eine neue Frisur hat, oder welche Schuhe sie sich sehnlichst wünscht?
    Oder was der Nachwuchs „ungewöhnliches“ geleistet hat?
    Da gucke ich lieber einer Schnecke beim fressen eines Blattes zu.
    Aus meiner Sicht bist nicht du die Komische.

  • Dachtet ihr früher auch ihr wärt normal und die anderen kamen euch komisch vor?

    Nur weil etwas die Merhhreit ist, ist das nicht automatisch meine Definition von normal.

    Ich bringe da immer gerne das Beispiel von Laktose-Intoleranz. Das ist eigentlich natürlich, weil Babys für das gestillt werden eine natürliche Laktose-Toleranz haben und es ist ebenso natürlich, dass diese Laktose-Toleranz ab einem gewissen Alter nicht mehr vorhanden ist. Heutzutage gilt Laktose-Intoleranz (was eigentlich normal ist) aber als Erkrankung, hat sogar eine ICD Nummer und es gibt Tabletten wo Laktase (um Laktose zu vertragen) drin ist.

    Für mein Verständnis ist das voll absurd, die Mehrheit automatisch mit der Norm gleichzusetzen. Und ich finde auch, dass es viele Menschen gibt wo die Mehrheit sind, wo sich aber trotzdem die Mehrheit nicht (für mein Verständnis) normal verhält. Zum Beispiel bei gesellschaftlichen Zwängen, wenn es um gespielte Freundlichkeit geht. Unehrlich zu sein und das auch noch gut/normal zu finden. Das hat sich vielleicht so etabliert, aber normal definiere ich das nicht.

    Weshalb ich mich in manchen Dingen/Eigenschaften/Verhalten auch durchaus (früher wie heute) normaler finde, im Vergleich zu manchen Menschen die als neurotypisch gelten.

  • Natürlich. Die anderen Kinder waren immer komisch und blöd. Wobei "komisch" ein Synonym ist für "ich verstehe sie nicht" und "blöd" eins für "sie machen nicht, was ich will".
    Mittlerweile sind die anderen mir egal. Ich glaube/hoffe, das ist ein Fortschritt. :d

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • Was ist normal? Was normal ist und was nicht liegt immer im Auge(RW) des Betrachters.

    Ich habe früher auch des öfteren hören dürfen, anders oder ein komischer Mensch zu sein. Na und.

    Zum Beispiel bei gesellschaftlichen Zwängen, wenn es um gespielte Freundlichkeit geht. Unehrlich zu sein und das auch noch gut/normal zu finden. Das hat sich vielleicht so etabliert, aber normal definiere ich das nicht.

    Es sind nicht wirklich Zwänge. Es wird ja als soziale Kompetenz bzw. super empathisch verkauft, obwohl es weder das eine noch das andere ist. Das so etwas an Demütigung grenzt und respektlos ist, ist aber egal. Der Grad zur Soziopathie ist schmal.

    Einmal editiert, zuletzt von Tux (29. Juli 2021 um 10:33)

  • @Getrakht, ich liebe Schnecken, besonders Weinbergschnecken die sich in meinem Garten angesiedelt haben.
    Die meisten streuen ja Schneckenkorn was ich sehr gemein finde.
    Ich räume auch Schnecken aus dem Weg beim joggen, damit die mit den Häusern nicht zertreten werden.
    Danke für eure zahlreichen Antworten. Ich bin jetzt fertig mit heulen.
    Heulen ist für mich übrigens so normal wie Schnecken retten.
    Für viele Neurotypische ist Tiere töten normal.

  • Mehr Individualität zulassen. Es gibt Frauen die interessieren sich für Klamotten. Wer weiss, vielleicht gibt es sogar autistische Frauen mit einem solchen SI. Oder Männer. Es gibt so viele verschiedene Arten zu leben und zu sein. Das kann man mit einer Normalverteilung schlecht beschreiben.
    Wenn es darum geht das Gefühl zu haben irgendwo dazuzugehören: das ist dann auch immer nur in bestimmten Bereichen des Lebens mit einer Gruppe von Leuten so. Mit dem einen teilt man vielleicht das Interesse an der Natur, mit jemand anderem den Musikgeschmack…
    Was ich aber verstehen kann ist, dass es frustrierend sein kann dass es keine einfache Kategorisierung von Menschen gibt. Hier im Forum ist ja auch ein „bunter Haufen“ unterwegs.
    Aber im Prinzip ist jeder allein, im Sinne von „immer durch irgendetwas von anderen Menschen getrennt“. Als Autist sieht man vielleicht besser dass Gemeinschaft eine Illusion ist.

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