Spezialinteressen in der Kindheit

  • Hey,

    habe heute mal mit meiner Mama gesprochen, weil bei mir immer noch die Frage im Raum steht ob ich autistisch sein könnte.

    Auf jeden Fall hab ich ein paar Dinge rausfinden können, manches spricht dafür, manches dagegen. Dann ging es um Spezialinteressen, die dürfte ich als Kind scheinbar nicht gehabt haben (heute vielleicht auch nicht oder auf andere Art und Weise - weiß ich aber nicht). Scheinbar war es bei mir so, dass ich mich kurze Zeit, Tage bis Wochen, mit einem Thema sehr intensiv beschäftigt habe, sobald ich aber mein Ziel erreicht hatte, habe ich das Interesse verloren.

    Ich weiß nicht inwieweit das ausschlaggebend für eine Diagnose generell ist, bzw. ob es in der Kindheit anders läuft mit den SI.

    Was sagt ihr dazu?

    LG

  • Ich springe auch von einem "KurzzeitSI" zum nächsten. Wie Du. Mein SI ist also, von allem etwas wissen zu wollen. Aber es gibt auch feste SIs, die nur phasenweise schlummern und immer wieder hochploppen.

  • Was sagt ihr dazu?

    So wie ich den Begriff verstehe geht es bei Spezialinteressen um die Art wie man sich mit etwas beschäftigt und nicht darum ob man sich über eine längere oder kürzere Zeitspanne für etwas interessiert. Wenn man als Kind sich für etwas auf eine zweckentfremdete und repetitive Art interessierte dann wäre das eine eher "autistische" Art sich mit etwas zu beschäftigen. Ein extremes Beispiel wäre ein Kind das den ganzen Tag ein rotierendes Rad beobachtet und kein Interesse an andere Tätigkeiten hat. Das Kind könnte aber am nächsten Tag anstatt das Rad zu beobachten mit Sand spielen oder mit Wasser. Falls ein Interesse gefühlt in diese seltsame Richtung geht dann ist es ein Spezialinteresse, würde ich vermuten, und kein einfaches Hobby.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Bei mir deutet eher die Art, wie ich an Sachen herangegangen bin, auf Spezialinteresse hin:
    - Mich interessierte ein Thema, also holte ich mir nach und nach alle entsprechenden Bücher aus der Bibliothek.
    - Ich interessierte mich für eine Technik, z.B. Freundschaftsbändchen knüpfen, also arbeitete ich das Anleitungsbuch komplett durch. Und probierte noch ein paar zusätzliche Farbkombinationen aus. (Am liebsten hätte ich ALLE Kombinationen für jedes Band ausprobiert, aber das ging irgendwann ziemlich ins Geld.)

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  • So wie ich den Begriff verstehe geht es bei Spezialinteressen um die Art wie man sich mit etwas beschäftigt und nicht darum ob man sich über eine längere oder kürzere Zeitspanne für etwas interessiert.

    So verstehe ich das auch.

    Hier mal 2 Beispiele aus meiner Kindheit/Jugend:

    Als ich 5 Jahre alt war, wollte ich eine Weile gerne zum Spielen in die Wohnung des gleichaltrigen Nachbarjungen kommen. Nicht um mit dem Jungen zu spielen, sondern weil der Junge 2 solche Spardosen besaß. Wenn man die Hühner anstupste, wippten sie vor und zurück und pickten Körner. Dieses Spielchen fand ich toll. Ich konnte mich stundenlang damit beschäftigen und alles um mich herum vergessen. Aus dieser Phase bin ich aber nach einigen Wochen rausgewachsen.


    Mit 13 Jahren sah ich in der Schule zu ersten Mal in meinem Leben jemanden, der mit Rundstricknadeln strickte. Ich konnte damals nur auf klassischen Stricknadeln notdürftig Maschen aufnehmen und ganz einfach "geradeaus" rechte Maschen stricken. Stricken hatte mich bis dato nicht sonderlich interessiert.

    Urplötzlich wurde mir klar, mit welcher Technik Socken gestrickt werden. Das hat mich augenblicklich total fasziniert. Das wollte ich auch können. Ganz unbedingt!!
    Nach der Schule zu Hause angekommen stöberte ich sofort im Handarbeitskorb meiner Mutter, fand dort zu meinem großen Entzücken ein Nadelspiel (5 Stricknadeln zum Rundstricken) und passende Wolle. Ich schnappte mir dann noch aus dem elterlichen Bücherregal ein altes Handarbeitsbuch mit komplizierten Strickanleitungen und verkroch mich daraufhin jeden Tag nach der Schule in meinem Zimmer. Ich war außer zu den Mahlzeiten nicht eher wieder woanders in der elterlichen Wohnung zu sehen, als dass ich die erste Socke meines Lebens fertiggestickt hatte. Das hat ungefähr eine Woche gedauert.

    Während dieser Zeit konnte ich kaum an etwas anderes denken, als an die Technik des Socken Strickens und seiner praktische Umsetzung. Das hat mich total gefangen genommen. Ich dachte fast ununterbrochen ans Socken Stricken.

    Ich habe dann noch die zweite Socke gestrickt und in einem höheren Schuljahr im Handarbeitsunterricht noch ein weiteres Paar. Das war's. Ich habe danach nie wieder Socken gestickt. Ich hatte das gewünschte Knowhow erlangt, die Technik erlernt und erfolgreich umgesetzt. Das war das, was ich wollte. Ich hatte kein Interesse daran, Socken in der Menge für den Gebrauch zu stricken. Socken Stricken war für mich also ein Kurzzeit-SI.

  • Auch mir ging es ähnlich, als Kind hatte ich mich ausschließlich für. SF Geschichten interessiert, von Raumschiff Enterprises, Mondbasis Alfa eine bis zu verschiedene Kommiks und Bücher.
    In meiner Jugend lernte ich dann einen Obdachlosen kennen und kahm mit ihm über seinen Hund ins Gespräch. Seitdem Interesse ich mich beinahe ausschließlich nur noch für Hunde.

  • Mit 11-15 Jahren war das Fach Geschichte in der Schule mein Spezialinteresse. Ich las immer im DTV-Atlas zur Weltgeschichte und in vielen Geschichtsromanen. In der 10. Klasse war ich dann der Klassenbeste in Geschichte (und Erdkunde).

  • Ihr hattet ja richtig gute Si, im Gegensatz zu mir.

    Ich hab und ich weiß das es ziemlich blöd klingt, ein wahnsinniges Interesse an Kordeln :nerved:
    Also diese Dinger, an dessen Ende Fäden hängen.
    Die hatten wir früher immer an den Gardinen.

    Ich mochte es einfach, wie die Fäden hin und her wedelten. Ich war wie besessen davon zu sehen wie die Fäden fallen, wenn man z.B. die Kordel von rechts nach links schwängt.

    Ziemlich merkwürdig :lol:

  • hr hattet ja richtig gute Si, im Gegensatz zu mir.

    Ich hab und ich weiß das es ziemlich blöd klingt, ein wahnsinniges Interesse an Kordeln
    Also diese Dinger, an dessen Ende Fäden hängen.
    Die hatten wir früher immer an den Gardinen.

    Ich mochte es einfach, wie die Fäden hin und her wedelten. Ich war wie besessen davon zu sehen wie die Fäden fallen, wenn man z.B. die Kordel von rechts nach links schwängt.

    Ziemlich merkwürdig

    Bei mir war es ähnlich. Ich war hauptsächlich an Fäden und an fließendem Wasser interessiert. Im Mittelpunkt meines Daseins stand das Wedeln mit Gegenständen und das Spielen mit Wasser. Der Kniff um zurechtzukommen in der Welt war es diese Tätigkeiten durch Sachen zu ersetzen die (sozusagen) mehr wie AS-bedingte Spezialinteressen wären und weniger nur aus gehirnlosem Wedeln bestünden. Das (zumindest teilweise) Scheitern dieses Projekts lag daran dass das Hirnlose und das Repetitive des Wedelns und des Mit-Wasser-Spielens sich immer wieder wiederholte bei den adaptiveren Tätigkeiten (Sublimationen), aka Spezialinteressen, die man angewandt hatte um sich an die Wirklichkeit (Gesellschaft) besser anzupassen als man es (=angepasst) gewesen wäre wenn man einfach nur vor sich hin gewedelt hätte.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (25. Juli 2021 um 21:56)

  • Bei mir würden Jacken primär nach Größe der Taschen ausgewählt. Ich musste immer etwas auflesen und sammeln. Hauptsache klein. Kleine Dinge waren immer spannend. Kleine Steine, kleine Schneckenhäuser, Bucheckern, etc. Es war die Art und Weise. Nicht unbedingt der Inhalt an sich. (gestern habe ich ganz ganz kleine runde Frischhaltedosen bei IKEA gekauft... Hach!)

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Danke, das hilft mir tatsächlich sehr. Sind wertvolle Informationen für mich, so hatte ich das noch nicht gesehen.

    Aber um mich mit etwas Skurrilem einzureihen, ich kann mich noch sehr gut erinnern: Mein Papa hatte zwei Zeitschriften, die auf dem Deckblatt so an die 50 Gesichter pro Zeitschrift hatten. Ich war sicher zwei Tage besessen davon jedem etwas eigenes aufzumalen (Bärte, Frisuren, etc). Konnte gar nicht aufhören. :d
    Ich weiß noch wie begeistert mein Papa war, wie kreativ ich doch wäre. :lol:

  • Da fällt mir auch ein, dass ich bis heute oft sehr fasziniert bin von einzelnen Liedern. Ich kann mich erinnern, dass ich schon als Kind einzelne Lieder stundenlang gehört habe. So ist es bis heute geblieben, habe verschiedene Playlists (mit vielen Liedern) aber auf einer von ihnen sind maximal 3 aktuelle Lieder drauf, die dann ewig in Reihe laufen. :lol:

    Einmal editiert, zuletzt von TeeWueste (26. Juli 2021 um 07:34)

  • habe verschiedene Playlists (mit vielen Liedern) aber auf einer von ihnen sind maximal 3 aktuelle Lieder drauf, die dann ewig in Reihe laufen. :lol:

    Ich muss gerade ordentlich schmunzeln, weil ich so etwas auch von mir kenne. Seit geschlagenen 1 1/2 Jahren höre ich beim Autofahren mit gleichbleibender Begeisterung immer und immer wieder die selbe Musik CD in Dauerschleife, die mir viel bedeutet. Mit der ich etwas Schönes verbinde.

    Andere würden das definitiv als skurril einstufen, aber ich kann mich daran nicht satt hören und pfeife sogar oft die Tracks mit, bis mir die Puste ausgeht. :d


    Edit: Das Ganze ist für mich so kurzweilig, dass ich die Zeitspanne krass unterschätzt habe.

    Es sind geschlagene 2 1/2 Jahre Dauerschleife. :d

  • Ich muss gerade ordentlich schmunzeln, weil ich so etwas auch von mir kenne. Seit geschlagenen 1 1/2 Jahren höre ich beim Autofahren mit gleichbleibender Begeisterung immer und immer wieder die selbe Musik CD in Dauerschleife, die mir viel bedeutet. Mit der ich etwas Schönes verbinde.
    Andere würden das definitiv als skurril einstufen, aber ich kann mich daran nicht satt hören und pfeife sogar oft die Tracks mit, bis mir die Puste ausgeht. :d

    Ich ebenfalls! :d Wenn ich zufällig mal über ein neues Lied stolpere (RW), was mir richtig gut gefällt, muss das auch erst mal eine ganze Weile in Endlosschleife laufen.

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  • Danke, das hilft mir tatsächlich sehr. Sind wertvolle Informationen für mich, so hatte ich das noch nicht gesehen.

    Aber um mich mit etwas Skurrilem einzureihen, ich kann mich noch sehr gut erinnern: Mein Papa hatte zwei Zeitschriften, die auf dem Deckblatt so an die 50 Gesichter pro Zeitschrift hatten. Ich war sicher zwei Tage besessen davon jedem etwas eigenes aufzumalen (Bärte, Frisuren, etc). Konnte gar nicht aufhören. :d
    Ich weiß noch wie begeistert mein Papa war, wie kreativ ich doch wäre. :lol:

    Ich finde das gar nicht skuril oder eigenartig, ich glaube Gesichter bekritzeln machen fast alle Kinder gerne ob autistisch oder nicht.
    Immer das gleiche Lied hören wollen wenn es neu ist und toll kenne ich auch. Ich dachte aber das sei normal :nod:

  • Ich habe mich als Kind gerne mir deutscher Grammatik beschäftigt und germanische und nordische Sagen gelesen.
    Als ich ca. 12 jährig war begann ich Heine , Tucholsky und Grass zu lesen.
    Mir fällt aber erst jetzt auf dass das vielleicht ungewöhnlich sein könnte.
    Sonstige Spezialinteressen sind schon immer Dinge sortieren , Geschichte und Psychologie und Philosophie gewesen.

  • Ihr hattet ja richtig gute Si, im Gegensatz zu mir.

    Ich hab und ich weiß das es ziemlich blöd klingt, ein wahnsinniges Interesse an Kordeln :nerved:
    Also diese Dinger, an dessen Ende Fäden hängen.
    Die hatten wir früher immer an den Gardinen.

    Ich mochte es einfach, wie die Fäden hin und her wedelten. Ich war wie besessen davon zu sehen wie die Fäden fallen, wenn man z.B. die Kordel von rechts nach links schwängt.

    Ziemlich merkwürdig :lol:

    merkwürdig? Ungefähr so merkwürdig wie ich mit meinen Schneekugeln? Ich könnte sie stundenlang immer wieder schütteln und anhimmeln...


    Dito :lol: :lol:
    Das Schneekugelinteresse habe ich noch immer.
    Das mit den Kordeln dagegen nicht mehr :lol:

    Ich hatte früher auch eher Kurzzeit-SIs und nur ein langfristiges SI (Pferde). Das Thema Pferde würde ich gerne heute auch noch verfolgen, gelingt mir momentan aber nicht so gut aufgrund meiner aktuellen Gesamtsituation...

    Ich hatte als Kind eine Schnecken-, Kellerassel- und Steinsammlung; natürlich nicht gleichzeitig.
    Irgendwann, so mit 6 Jahren glaub ich, hatten wir ein paar Meerschweinchen. Ich habe viel Zeit mit ihnen verbracht und mir alles Mögliche dazu durchgelesen.

    Was ich brauch' ist ein Pinguin mit Übergewicht, der für mich das Eis bricht, denn ich kann das nicht! ~Jennifer Rostock

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