• Nachdenken ist nicht dasselbe wie dieses "sich in Tagträumereien verlieren". Nachdenken ist etwas Notwendiges, Schönes, Produktives.

    Sind Tagträumereien für dich nicht schön, produktiv und nützlich?
    Dann übertreibst du es vielleicht etwas mit dem Meditieren.

    Die Vorstellung "ich lasse den Gedanken jetzt davonziehen wie eine Wolke am Himmel" hilft vielleicht dabei.

    Kommt aber aus der Hypnose, nicht aus der Meditation.
    Ich will Meditation und Hypnose hier nicht gegeneinander ausspielen.
    Aber die achtsame Grundhaltung hat man in der Hypnose auch. Man ist nur nicht so auf das Hier und Jetzt fixiert.
    Das Unterbewusstsein unterscheidet nicht zwischen realen und imaginierten Wahrnehmungen.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Sind Tagträumereien für dich nicht schön, produktiv und nützlich?

    Schon. Also manchmal. Aber die TE hat ja das Problem geschildert, nicht ich.

    Kommt aber aus der Hypnose, nicht aus der Meditation.

    Keine Ahnung. Meine Zen-Meditation ist ganz schön alt.

    Das Unterbewusstsein unterscheidet nicht zwischen realen und imaginierten Wahrnehmungen.

    Reale Wahrnehmungen zu unterbinden, geht sicher nicht. Bei der Polizeisirene kann keiner sagen "ich hör die jetzt nicht" - dann hat er sie ja schon gehört. Verliere ich mich aber in einen Gedankenkrimi, ausgehend von der Polizeisirene, und wird mir das bewusst, dann kann ich schon mit dem erwähnten Loslassen etwas steuern.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Wenn man aber die einfachste Lösung nicht findet (obwohl sie offensichtlich ist)

    Hat das nicht zwingend etwas mit zu viel denken zu tun. Wer sagt den das die Lösung offensichtlich ist? Du oder andere?

    Kennst du die Redewendung: "Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht."?

  • Könnten wir also den Autismus besiegen, wenn wir aktives "flowing" betreiben würden?
    Oder wären wir dann erst recht autistisch?

    Und wo ist da der Unterschied zum instinktiven (animalischem) Handeln/Denken?

    Uns Menschen zeichnet doch das Denken aus oder nicht?

    Aber ja, beim aktiven Autofahren konzentriere ich mich auf die Straßenverhältnisse, den anderen Autos (wobei viele von den Fahrern wohl tatsächlich zu wenig Denken :nerved: ) da lasse ich mich auch nicht ganz soviel ablenken.
    Auf Dauer finde ich das aber auch sehr anstrengend, zumal ich immer mit der Dummheit der anderen rechnen muss.

  • Hat das nicht zwingend etwas mit zu viel denken zu tun. Wer sagt den das die Lösung offensichtlich ist? Du oder andere?
    Kennst du die Redewendung: "Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht."?

    Absolut ja, da hast Du recht.

  • Könnten wir also den Autismus besiegen, wenn wir aktives "flowing" betreiben würden?

    Du willst dich also selbst besiegen? Akzeptierst du dich, so wie du bist mit allem drum und dran?

    Ich wüsste nicht, warum ich mich bekämpfen sollte oder gegen mich selbst in den Krieg zu ziehen.

    Was verstehst du unter instinktiv Handeln? Nenn bitte mal ein Beispiel.

    Einmal editiert, zuletzt von Tux (20. Juli 2021 um 19:35)

  • Nein mich selbst besiegen möchte ich nicht, sehe darin den Sinn auch nicht.

    Ich bin aber noch in der Phase mich selbst so zu akzeptieren wie ich bin.
    Ich wäre allerdings lieber völlig normal also ein Nt, würde gern in dem Pool schwimmen in dem alle Nt schwimmen aber ich bin nicht in der Lage dazu.

    Das ist kein jammern oder haschen nach Aufmerksamkeit oder Mitleid.
    Es ist für mich eine Tatsache, die ich akzeptieren und anerkennen muss.

    Dafür finde ich Details schneller als Nt, immerhin :d

  • Ich wäre allerdings lieber völlig normal also ein Nt, würde gern in dem Pool schwimmen in dem alle Nt schwimmen aber ich bin nicht in der Lage dazu.

    Was ist normal? Was normal ist und was nicht, liegt immer im Auge des Betrachters.

    Das ein Autist ein NT sein will ist äusserst seltsam.

    Warum willst du ein NT sein?

    Sei doch froh das du "anders" bist. Hast du mal daran gedacht, dass dich genau das ausmacht?

  • Der Autismus ist nur ein Teil meines Ganzen, bestimmt aber mein Leben.

    Wenn ich auch ein Nt wäre, würden mir Dinge leichter fallen, ich würde mich nicht mehr ständig selbst hinterfragen ob ich z.B. einem Nt gegenüber "normal" rübergekommen bin oder müsste mir nicht Tag täglich eine Maske aufsetzen, nur um bei den "Normalen" zu funktionieren.

    Für mich ist es anstrengend und das wird es immer sein.

  • "Du denkst zu viel" ist einer meiner "Lieblingshasssprüche". Meistens geäußert von Personen, denen mehr denken - nach meiner Ansicht - nicht schaden würde.

    Depressionen habe ich auch nicht und ich finde nicht, dass ich zu viel denke. Ich denke gern. Ich finde auch nicht, dass anderen ein Urteil darüber zusteht, ob meine Denkquantität angemessen ist.

    Ich sehe das genauso. Wäre schön wenn manche Leute mehr denken würden und dann erst sprechen.
    Man kann Gedanken nicht stoppen, die Gedanken stoppen wollen wäre ja wieder ein Gedanke und dann kommen immer mehr.
    Was du tun kannst wenn dich das Gedankenkarussel nervt ist dich zu fragen: zu wem kommt der Gedanke jetzt. Damit wirst du zum Beobachter .
    Lass sie kommen und akzeptiere sie ohne zu bewerten.
    Eine andere Möglichkeit wäre eine geführte Meditation zb. Dr. Joe Dispenza ( gibt's auf You Tube) hilft mir sehr gut.
    Noch eine Möglichkeit: Schreib alles was dir einfällt auf. Oder mach etwas das dir Spaß macht und lass die Gedanken Gedanken sein.

  • Der Autismus ist nur ein Teil meines Ganzen, bestimmt aber mein Leben.

    Autismus ist eine Art zu sein. Es ist deine Art zu sein und es ist unsere Art zu sein. Du bestimmst also dein Leben.

    Wenn ich auch ein Nt wäre, würden mir Dinge leichter fallen, ich würde mich nicht mehr ständig selbst hinterfragen ob ich z.B. einem Nt gegenüber "normal" rübergekommen bin oder müsste mir nicht Tag täglich eine Maske aufsetzen, nur um bei den "Normalen" zu funktionieren.

    Was meinst du in diesem Kontext mit Dinge? Nenn das Kind mal beim Namen. (RW)

    Was verstehst du unter normal rüberkommen?

    Kann es sein, dass du dir zu viele Gedanken machst, was andere denken könnten?
    Wenn ja, dann mache dir bewusst, dass es dir egal sein kann was andere denken.
    Es liegt nicht in deinem Kontroll oder Einflussbereich was andere denken.

    Sei du selbst, authentisch, so wie du bist. Wenn jemand damit nicht klar kommt ist das sein Problem und nicht deins.
    Wen eine Person dich nicht akzeptiert, so wie du bist, dann kann dir diese Person gestohlen bleiben. Du lebst nicht um es anderen Recht zu machen. Der einzige Mensch, dem du es Recht machen musst, bist du selbst.

    Bist du ein Mensch oder bist du eine Maschine, die funktioniert?


    Für mich ist es anstrengend und das wird es immer sein.

    Ist vollkommen verständlich.
    Die Maske macht es nicht einfacher. Im Gegenteil, sich zu verbiegen ist 10 mal so anstrengend.

    Sei einfach Du ohne verbiegen. Es gibt schon genug Menschen die mit doppelter Maske rumlaufen, mit Corona Maske und der Maske der Verstellung.

    Einmal editiert, zuletzt von Tux (20. Juli 2021 um 20:17)

  • Du willst dich also selbst besiegen? Akzeptierst du dich, so wie du bist mit allem drum und dran?
    Ich wüsste nicht, warum ich mich bekämpfen sollte oder gegen mich selbst in den Krieg zu ziehen.

    Was verstehst du unter instinktiv Handeln? Nenn bitte mal ein Beispiel.

    Ich verstehe darunter, das alle anderen Menschen/Leute einfach instinktiv Handeln bzw. Denken.

    Ich frage mich z.B. immer wieder wieso man immer Alles so hin nimmt, wie es gerade ist.
    Meine Ansicht mag oberflächlich sein aber ich beurteile nur das, was ich sehe und das was ich sehe, ist nicht weiter als Oberflächlichkeit.

    Jeder redet davon wie schrecklich es ist, das Menschen mit Behinderung ausgeschlossen werden und ja, das ist schrecklich aber niemand oder eher die Minderheit tut aktiv etwas dagegen.
    Oder (Greta lässt grüßen) das Waldsterben ist in einem Ausmaß das kaum noch tragbar ist, jeder weiß davon aber Hauptsache man hat noch genug Holz, um den "wichtigen" Dachboden ausbauen zu können, nur damit man da sein Hab und Gut ja vernünftig Lagern kann.
    Und das instinktive Handeln, was ich meine ist genau das. Wir wissen über die Auswirkungen, Katastrophen usw. Aber tun nichts dagegen, weil wir uns nicht den ganzen Tag über mit den Dingen beschäftigen können, das würde uns wohl auf Dauer kaputt machen. Also "flowen" wir weiter vor uns hin.
    Tiere tun das auch, auch wenn sie bestimmt nicht solche Gedankengänge haben wie wir.
    Das meinte ich mit dem "instinktiv Handeln/Denken"

  • Natürlich bin ich ein Mensch, der auch Fehler macht und wenn ich sie mache wird mir bewusst das ich sie gemacht habe und Ärger mich schon ein bisschen über mich selbst.

    Und ja, mir ist es egal was andere über mich denken aber nicht zu 100% weil ich eine Familie habe und meine Lieben sich nicht für mich schämen sollen oder von deren Freunden zu hören bekommen müssen, was für eine verrückte Mutter sie doch haben :d
    Also diese Einstellung das mich alle mal gern haben können, funktioniert nicht immer.

  • Und, ich gebe mich nur an einem Ort völlig so wie ich bin und das ist bei mir zu Hause, bei meiner Familie.
    Das ist meine Oase und ich bin froh, sie zu haben.

    Was mein Gedankenkarussel aber nicht wirklich stoppt, wobei wir wieder beim Thema wären.

    Einige der Antworten hier fand ich sehr interessant und auch hilfreich, gerne werde ich manche Tipps befolgen, abgesehen von der Meditation, schon versucht aber es klappt nicht wirklich.

  • Könnten wir also den Autismus besiegen, wenn wir aktives "flowing" betreiben würden?

    Möglicherweise geht das tatsächlich. Ich versetze mich jedenfalls gerne gelegentlich in eine Trance, und habe den Eindruck, dass ich dabei deutlich empathischer und kommunikativer bin.

    Du willst dich also selbst besiegen?
    Ich wüsste nicht, warum ich mich bekämpfen sollte oder gegen mich selbst in den Krieg zu ziehen.

    Wie kommst du darauf, dass das ein Kapf gegen "sich selbst" wäre.
    Die Eigenschaften und Fähigkeiten, die ich in Trance habe, gehören genauso zu mir selbst, wie diejenigen, die ich im Wachbewusstsein habe.
    Ich nutze also nur Fähigkeiten und Eigenschaften, die mir vorher gar nicht bewusst waren, und erweitere so meine Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten.

    wo ist da der Unterschied zum instinktiven (animalischem) Handeln/Denken?

    In einer selbst- oder fremdinduzierten Trance habe ich alle Kenntnisse und Grundüberzeugungen, die mich vom Tier unterscheiden.
    Ich bin auch in der Lage 'normal' zu sprechen. Aber die Art, wie ich spreche, ist völlig anders als im Wachzustand.
    Der Tonfall und die Ausdrucksweise verändern sich, die Aufmerksamkeit ist eher auf die emotionale Ebene fokussiert.
    Es ist eher ein intuitives als ein instinktives Denken und Handeln.

    Akzeptierst du dich, so wie du bist mit allem drum und dran?

    Weißt du denn überhaupt, wie du bist?
    Bist du immer schon so gewesen, wie du jetzt bist, oder hast du dich im Laufe des Lebens weiterentwickelt?
    Möchtest du ewig so bleiben, wie du jetzt bist, oder akzeptierst du auch, dass du dich im weiteren Verlauf deines Leben noch weiterentwickeln wirst?
    Und wie weit ist dein Selbst, dass du offenbar akzeptierst, vom Autismus determiniert?
    Gibt es da nicht Seiten in deiner Persönlichkeit, die mit Autismus gar nichts zu tun haben? Wenn ja, welche sind es?
    Welche Grenzen setzt dir dein Autismus bei der weiteren Entwicklung deiner Persönlichkeit und welche setzt er nicht?

    Selbstreflexion ist meiner Meinung nach eine Lebensaufgabe, mit der man niemals ganz fertig ist.

    Im Zeitraum kurz vor und unmittelbar nach der Diagnose AS (bei mir vor 7 Jahren) standen bei mir stark die autistischen Besonderheiten im Fokus der Selbstreflexion.

    Aussagen aus dem ADOS wie "Der Proband folgt eher den eigenen Gedanken, als am Austausch teilzunehmen" oder "zeigt in gewissem Umfang Freude an den Handlungen" oder "Die Interaktion ist zeitweise angenehm, aber nicht durchgehend" habe ich zum Beispiel einfach als zutreffende Beschreibung des Untersuchers akzeptiert und bin davon ausgegangen, dass das wohl typisch autistische Verhaltensweisen sind, die mich mein Leben lang begleiten werden.

    Inzwischen sehe ich das nur noch als Momentaufnahmen, die zum damaligen Zeitpunkt zurecht so formuliert werden. Ich sehe aber nicht, warum mich mein Autismus davon abhalten sollte, mehr als nur 'in gewissem Umfang' Freude zu zeigen oder so zu interagieren, dass die Interaktion durchgehend angenehm bewertet wird. Wenn du das als Kampf gegen meinen Autismus sehen möchtest, dann wäre es tatsächlich so, dass ich zum Kampf bereit bin. Ich sehe es aber nicht als Kampf, sondern einfach als ein Ausprobieren, welche Grenzen mir durch die autistischen Eigenschaften gesetzt sind und welche nicht.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Vielleicht hängen viele der typischen autistischen Probleme damit zusammen, dass ein Autist eher selten in diesen Flow gelangt. Empathie, soziale Kommunikation und Interaktion funktionieren vielleicht auch in diesem Flow wesentlich besser.

    Hm. Für mich ist "Denken", wenn mich meine innere Stimme vollquasselt. Gibt sie ausnahmsweise mal Ruhe und ich handle stattdessen aus einem Impuls heraus, dann bin ich nicht NT-konform. Mir passieren da aber auch andere Fehler: Ich lasse Teile einer Handlungssequenz aus und bekomme Probleme mit der Motorik, nehme meine Umwelt nicht mehr richtig wahr.

    Moderatorenbeiträge sind an der grünen und fetten Schrift erkennbar! Alles andere stellt meine persönliche Meinung als Forennutzerin dar.

  • Vielleicht ist mit der Aussage, dass "Lilian" zu viel denkt, auch einfach gemeint, dass

    Das hier unterschreibe ich. Der Kontext fehlt vollkommen. Ich sage mir in manchen Situationen ja sogar selbst, dass ich zuviel denke. Damit ist aber nicht gemeint, dass ich zuviel denke, also jedenfalls nicht so, wie es hier aufgefasst wird.

  • Ich verstehe darunter, das alle anderen Menschen/Leute einfach instinktiv Handeln bzw. Denken.

    Ein extremes Beispiel: Du tötest dein Gegenüber instinktiv, weil du es essen willst und dein überleben davon abhängt?

    Eine Erklärung mit der gleichen Aussage ist nicht die Antwort auf meine Frage. :)

    Oder (Greta lässt grüßen) das Waldsterben ist in einem Ausmaß das kaum noch tragbar ist, jeder weiß davon aber Hauptsache man hat noch genug Holz, um den "wichtigen" Dachboden ausbauen zu können, nur damit man da sein Hab und Gut ja vernünftig Lagern kann.
    Und das instinktive Handeln, was ich meine ist genau das.

    Das benötigte Holz für den Ausbau ist nicht wirklich das Problem. Die Rodung der Wälder für Luxusmöbel aus Tropenholz, oder für den Sojaanbau schon eher.
    Meiner Meinung nach hat das nichts mit Instinkt zu tun.


    Gibt es da nicht Seiten in deiner Persönlichkeit, die mit Autismus gar nichts zu tun haben? Wenn ja, welche sind es?

    Ja, ADHS und einige meiner Werte.

    so zu interagieren, dass die Interaktion durchgehend angenehm bewertet wird.

    Ein Beispiel wäre, sofern es auf dich zutrifft, der durchbohrende bzw. aufspießende Blick.


    Wenn du das als Kampf gegen meinen Autismus sehen möchtest, dann wäre es tatsächlich so, dass ich zum Kampf bereit bin.

    Nein. Unter Kampf bzw. besiegen verstehe ich, wegmachen, beseitigen, eliminieren, heilen etc. ähnlich wie bei Krankheiten.


    Ausprobieren, welche Grenzen mir durch die autistischen Eigenschaften gesetzt sind und welche nicht.

    Ich brauche da nicht ausprobieren, weil ich nahezu ständig daran stoße, sie mir daher bewusst sind und die maximale Ausdehnung erreicht ist. Mehr "Landgewinne" sind nicht drin.

  • Vielleicht hängen viele der typischen autistischen Probleme damit zusammen, dass ein Autist eher selten in diesen Flow gelangt. Empathie, soziale Kommunikation und Interaktion funktionieren vielleicht auch in diesem Flow wesentlich besser.

    Könnten wir also den Autismus besiegen, wenn wir aktives "flowing" betreiben würden?
    Oder wären wir dann erst recht autistisch?

    Das mit dem Alltagsflow von Nichtautisten finde ich einen interessanten Gedankenansatz. Meine Versenkung ins Spezialinteresse sehe ich als eine tiefes Verlangen nach dem damit einhergehenden Flowzustand. Unter dem neuen Gesichtspunkt, dass Nichtautisten einen Großteil ihrer normalen Handlungen im Flow verbringen (wo hast du das her, gibt es dazu Quellen?), könnte das Verfolgen von Spezialinteressen ein hirnphysiologisch sinnvoller Ausgleich zum ansonsten im Vergleich mit Nichtautisten selten erreichten Flowzustand sein.

    Aktives (!) Autofahren ist ein gutes Beispiel für einen solchen Flowzustand.

    Fast alles, was man dabei tut, hat man so lange geübt, dass man es tun kann, oder darüber nachzudenken. Jeder, der einen Führerschein hat, erinnert sich sicherlich daran, wie kompliziert ihm das am Anfang erschienen ist, an der richtigen Stelle zu kuppeln u.s.w.

    Aus meiner Sicht spricht gegen die Betrachtungsweise, dass alle automatisierten Handlungen wie beim Autofahren einem Flowzustand gleichen würden, die Fähigkeit vieler Nichtautisten, gleichzeitig automatisierte Handlungen auszuführen und sich zu unterhalten. Nach der Definition, die ich kenne, beinhaltet "Flow" auch bei Nichtautisten eine vollständige Versenkung in eine Tätigkeit, Störung zum Beispiel durch direkte Ansprache kann auch bei ihnen den Flow unterbrechen. Das sehe ich beim Autofahren bei geübten Fahrern in der Regel nicht gegeben.

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

    Einmal editiert, zuletzt von Turtle (21. Juli 2021 um 08:42)

  • Könnten wir also den Autismus besiegen, wenn wir aktives "flowing" betreiben würden?
    Oder wären wir dann erst recht autistisch?

    Ich besiege mich bestenfalls selbst damit. Also in dem Sinn, dass ich mein beoachtendes ich abschalte und hinteher nicht mehr weiß, wo die Zeit geblieben ist. Und ob ich währenddessen erst recht autistisch bin? Na ja, zumindest nicht ansprechbar :) .

    Und wo ist da der Unterschied zum instinktiven (animalischem) Handeln/Denken?

    wenig. Denn dieses instinktive handeln ist kein "handeln" (das, was Menschen ausmacht), sondern bloß noch "tun". Der Kritiker und der Historiker sind ausgeschaltet und der Persönlichkeitskern, der in meinem Fall einem großen freundlichen Hund ähnlich ist, übernimmt die Kontrolle.

    Ich verstehe darunter, das alle anderen Menschen/Leute einfach instinktiv Handeln bzw. Denken.
    Ich frage mich z.B. immer wieder wieso man immer Alles so hin nimmt, wie es gerade ist.
    Meine Ansicht mag oberflächlich sein aber ich beurteile nur das, was ich sehe und das was ich sehe, ist nicht weiter als Oberflächlichkeit.

    Da war mal was von Kierkegaard, dass der am verzweifeltsten ist, der nicht mal merkt, wie verzweifelt er eigentlich sein sollte, oder so.
    https://existentialcomics.com/comic/61

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!