Autisten erkennen

  • Rein empirisch gesehen spricht für mich einiges dafür, daß ich mich in Gegenwart von Menschen, die autistische Verhaltensweisen zeigen, wohl fühle.

    Das kann ich für mich auch unterschreiben.
    Ich hab auf Forentreffen die Erfahrung gemacht, dass es viel weniger (eigentlich: gar keine) implizite soziale Ewartungen an einen gibt. Kein Druck, irgendwas sagen zu müssen, kein Druck, den anderen Bestätigung zu geben, kein Druck, bei irgendwas mitzumachen... Das empfinde ich als sehr angenehm und entspannt.

    Ich würde daher auch sagen, dass ich mich in Gegenwart von Menschen mit autistischen Verhaltensweisen oft wohler fühle. (Wobei das nicht absolut gilt... Ich kenne auch Autistengruppen (außerhalb dieses Forums), wo recht "anstrengende" Leute dabei sein können... Und es gibt auch Verhaltensweisen, die ich bei anderen Menschen schätze / als angenehm erlebe, die bei Autisten zwar vielleicht gehäuft vorkommen, die aber nicht im Kern autismusbedingt sind... z. B. Schüchternheit / soziale Unsicherheit. (Schüchterne Leute sind super - die machen nämlich viel weniger Krach!))

    z.B. bei dem Autisten, den ich neulich kennengelernt habe, haben wir uns im Café automatisch nicht gegenüber, sondern schräg nebeneinander gesetzt

    Pah, Anfänger! Beim letzten Forentreffen, wo ich dabei war, waren wir anfangs zu dritt und saßen alle mit Rücken zueinander! :m(: :lol:

    Wie ist es denn auf Forentreffen ? Da kommen doch viele Autisten zusammen, kann man das erkennen ?

    Ich denke, wenn man drauf achtet, erkennt man auf jeden Fall was. Man würde, wenn man's nicht weiß, vllt nicht unbedingt konkret auf Autismus kommen... aber dass bei dieser Gruppe "irgendwas anders ist", das merken außenstehende Beobachter wahrscheinlich ziemlich schnell. Ein Flaschensammler fragte uns mal, ob wir ein Schweigegelübde abgelegt hätten... :roll:
    Und es variiert auch innerhalb der Gruppe. Manche sind auffälliger, manche weniger. Vllt ein Viertel bei solchen Treffen würde ich als "klar auffällig" einstufen.

    Für eine ordentliche Diagnostik nach ICD/DSM reichen so laienhafte Beobachtungen aber natürlich nicht, das ist klar.

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • Im Klartext : Wer gut Bowling spielen kann, ansonsten aber hochgradig unsportlich ist, ist ein Aspie.

    Das würde die Diagnose extrem vereinfachen und beschleunigen, wenn man die ab sofort in jedem Bowling-Center nach einer Partie Bowling bekäme.
    Keine Wartezeiten mehr von über einem Jahr in den Spezialambulanzen. Die könnten dann dicht machen.
    :irony: :fun:

    "Spontanität will gut überlegt sein." | "Das Problem sind die Normalen."

  • Meiner Meinung nach Nein. Viele hochfunktionale Autisten wirken auf mich ziemlich "normal". Bisher kam es nur selten vor, dass ich das Verhalten eines Autisten ziemlich auffällig empfunden hatte.

    Sehe ich auch so. Nur bei mir denke ich mir manchmal selbst auf Forentreffen "Du Hirni! Da hast du mal wieder das Fettnäpfchen aber zielsicher getroffen." oder "Na da warst du ja mal wieder extrem auffällig..."

    Wenn man auf eine Party geht, gibt es immer ein Risiko.

    Unsere Identität entnehmen Sie bitte dem beigefügten Auszug aus dem Melderegister. Gegen die Assimilierung in unser Kollektiv ist gemäß Assimilierungsdurchführungsgesetz (§666, Abs. 3/IV) kein Rechtsmittel zulässig. Wir bitten um Ihr Verständnis.

  • In diesem Artikel sind neben besonderen Eigenschaften auch einzelne Sportarten aufgeführt, die Aspies besonders gut können, z. B. Bowling... ;)
    Spaß beiseite, aber ein Stückchen Wahrheit steckt sicher darin.
    Zurück zum Thema
    Ich hab einige Jahre als "Nachrichtentechniker" gearbeitet, dort waren nur schräge Vögel, den Rest hat man zum Führen von S- Bahn Zügen verdonnert.
    Auch ohne Diagnose wusste man, wo man die Leute hinstecken muss.
    Ich hab im Nachhinein wohl mit vielen Leuten mit autistischen Eigenschaften zu tun gehabt. Ich denke, dass sehr viel mehr Leute im Spektrum sind, als offiziell kundgetan wird. Soviele Diagnose Zentren und auch Bowling Bahnen gibt es nirgends.
    Woran ich die Leute im Nachhinein erkenne?
    Verständnis für mich und mein Verhalten , ausweichender Blick, schräger Humor,voyeuristische Sozialstudien, Einsiedlertum, Lob für mein authentisches Auftreten, Selbstmord (versuche) u. s. w.

  • Das würde die Diagnose extrem vereinfachen und beschleunigen, wenn man die ab sofort in jedem Bowling-Center nach einer Partie Bowling bekäme.Keine Wartezeiten mehr von über einem Jahr in den Spezialambulanzen. Die könnten dann dicht machen.
    :irony: :fun:

    .... Das ginge aber dann nur bei Leuten, die "hochgradig unsportlich" sind (wie auch immer man das definieren mag). :prof: :d

  • Die motorischen Beeinträchtigungen zählen ja kaum als Diagnosekriterium.
    Das Bowling vermutlich auch nicht, ich habe ja lediglich aus meiner Erfahrung eine Schlussfolgerung bezüglich einer anderen Person gezogen.
    Ich wurde ja wegen meiner auffälligen Bewegungen in eine Sonderschule aussortiert, und nicht wegen meines sonderbaren Verhaltens.
    Heute gibt es eine Sportbefreiung, und gut ist.
    Das Thema wird, glaube ich, zu wenig beachtet.

  • Ich frage mal provokativ "meinst du Autisten oder solche mir Diagnose?", denn die beiden Kategorien decken sich nicht zu 100%.
    Ich denke nicht, dass ich jeden Autisten sofort als Autisten erkenne. Wenn man von einem Kontinuum ausgeht, liegen ja einige auch an der Grenze. Und ich finde mich auch nicht mit jedem verbunden, nur weil er/sie Autist ist.

    Für mich macht das ehrlich gesagt in diesem Kontext keinen Unterschied. Ob jemand mit autistischen Zügen jetzt noch im Spektrum ist oder nicht ist mir persönlich egal.
    Erkennen würde ich ganz sicher nicht jeden Autisten. Aber bei Frauen scheint es mir leichter zu fallen. Autistische Frauen sind oft nicht sehr „typisch weiblich“ und freuen sich schon mal deswegen endlich eine Frau zu treffen die ähnlich ist.

  • Autistische Frauen sind oft nicht sehr „typisch weiblich“ und freuen sich schon mal deswegen endlich eine Frau zu treffen die ähnlich ist.

    Ich habe schon Frauen getroffen mit Diagnose, die ich gar nicht ins Spektrum einordnen würde. Typisch weiblich finde ich schwierig ... viele definieren das ja über das Äußere. Da würde ich zB als relativ typisch weiblich gelten.
    Innerlich in vielen Dingen nicht. Ich fand sogar bei einem Autisten-Treffen nur für Frauen, dass die anderen weiblicher sind. Sie hatten dieses extrem Soziale von Frauen. Also, dass zB bei der Kommunikation Konsens und Harmonie herrschen müssen.

  • Eine Art Schockverliebtheit oder Schockverbundenheit spürte ich mal bei dem Surfer-Autisten Clay Marzo, als ich vor 10 Jahren zufällig das Intro von einem Video über ihn "Just add water" sah

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    . Vor allem bei den Blicken ab Min 1:07 und 1:18, und auch 1:26. Dabei hatte ich lange nicht gerafft, dass er Autist ist. Wobei dem Englisch auch nur zu entnehmen ist, dass er sonderbar ist und die Mutter ihn nicht etikettieren will. Aber als ich ihn ein paar Jahre später noch Mal googlete, bekam ich das dann mit. Und damals war ich meinem Verdacht, Autistin zu sein, noch gar nicht nachgegangen. Hatte mich nur, wenn ich Artikel darüber fand, damit identifizieren können und dann immer gedacht, dass ich auch die Menschen sehr gern mag, die für mich so wirken. Das und auch, dass er Wasser so liebt wie ich, waren aber in den Momenten, wo ich seine Videos öfters ansah, nahezu irrelevant. Es war einfach so schön, ihn zu sehen. In seinem Element und so klar.

    Ich denke zwar einen gewissen Blick für Autisten, ADHSler und manche Borderliner zu haben und immer mal auch wieder solche anzuziehen ein oder zweiseitig, - wenn auch die Begegnungen im Verhältnis zu sonstigen Leuten rar sind. Wobei ich bei Aspergern oder AS + ADHS denke, mehr Schwierigkeiten zu haben. Als ich mal eine Reihe Prominente googlete, bei denen ich das oder das dachte, hatten die das laut bekannten Medien, oder gar laut sich selbst alle, - nur bei wenigen Ausnahmen fand ich keine Infos. Und auch privat gab es Situationen wo ich dachte das ist jemand wie ich, und eine bekam eine Zeit später AS und ADS-Diagnose. Manch andere verdächtigen sich auch und bei manchen bleibt die Frage offen oder ich spreche es nicht an.

    Bei jedem Autisten hab ich auch keine Schockzuneigungen, und auch habe ich Schockzuneigungen manchmal auch bei Leuten, wo ich keine Ahnung hab ob und wenn in wie weit sie Autisten sind oder nicht.

    Zum Beispiel hat der DJ Paul van Dyk für meinen Geschmack eine wunderwunderschöne Ausstrahlung. Und seine Musik finde ich teils auch zauberhaft, wie es fast tiefgründiger nicht geht. Z. B. sein Lied "For an Angle", besonders mit dem Video über die Landschaften.
    Eminems Ausstrahlung finde ich mitunter auch sehr tief, wenn auch oft viel Trauer und Wut dabei (In einem Song rappt er über Asperger). Oder 2Pac. Amy Winehouse (Autistin).
    Andrea Sawatzki hat auch eine wunderschöne Ausstrahlung. Mila Kunis. Angelina Jolie. Amanda Seyfried. Courtney Hadwin, Courtney Love (Autistin). Kurt Cobain (AD(H)S). Könnte noch einige aufzählen.

    Eine Sprache mit den Augen, die Worte nicht erfassen können. Manchmal begleitet von Musik oder wie im Fall Clay mit dem Wasser.

    Bei einigen neurodivers auffälligeren Leuten habe ich aber meist näheres Interesse hinzuhören, was sie sagen oder ihren Blick anzusehen und auf ihre Aktivitäten. Viele strahlen, wie ich finde so eine Ruhe und Liebenswürdigkeit aus, wenn natürlich auch sie wild sein können. Borderliner haben m. E. auch oft einen liebenswürdigen Blick, wenn sie nicht gerade getriggert sind. Sehr konventionelle Leute, sprechen wie ich finde, häufig mehr über ihren Mund + Gestik, als über den Blick, und das so viel. Das sagt mir einfach weniger, oder schon so oft Gesagtes. Die Gefühle dabei gemeinsam zu teilen mache ich manchmal mit, wenn es mich nicht erschlägt. Aber manchmal sehne ich mich auch nach Unkonventiellem / Ähnlicherschwingendem.

    Einmal editiert, zuletzt von Four (30. August 2021 um 13:45)

  • .... Das ginge aber dann nur bei Leuten, die "hochgradig unsportlich" sind (wie auch immer man das definieren mag). :prof: :d

    Sind denn nicht alle Aspies hochgradig unsportlich?
    Ich für meinen Teil würde dem jedenfalls sofort zustimmen.

    "Spontanität will gut überlegt sein." | "Das Problem sind die Normalen."

  • Sind denn nicht alle Aspies hochgradig unsportlich?

    Nein, bestimmt nicht. Ich liebe es, lange Wandertouren zu machen und jeden Tag spazieren zu gehen. Vor Corona bin ich auch mehrmals in der Woche in die Boulderhalle gegangen und mit meinen ANC Kopfhörern ins Fitnessstudio gegangen. Jetzt habe ich das durch Homeworkouts ersetzt.

  • Sind denn nicht alle Aspies hochgradig unsportlich?

    Oups. Na, dann gebe ich am Besten meine Diagnose wieder ab. :fun:
    Nein, im Ernst. Ich hatte in der Schule meistens eine Eins in Sport, wobei diese Note in den Schulen, auf die ich ging, insgesamt sehr selten und zurückhaltend vergeben wurde. In der Schule war ich wegen anderer Facetten des Autismus trotzdem sehr auffällig.

    Ich würde mich auch jetzt noch als Erwachsene mittleren Alters als sehr sportlich bezeichnen.

  • Unsportlichkeit trifft wahrscheinlich auf die Mehrheit der Aspies zu.

    Das würde ich mal massiv bezweifeln. Selbst eine motorische Ungeschicklichkeit, die angeblich häufiger vorkommen soll (was aber selbst dann noch lange nicht hieße, dass die Mehrheit davon betroffen ist), muss nicht mit Unsportlichkeit einhergehen.

  • @Aldana
    Ok, es liegt ein Missverständnis vor. Ich meinte eigentlich motorische Ungeschicklichkeit. Es war ja lediglich eine Selbsteinschätzung, dass dies auf die Mehrheit der Aspies zutrifft. Ich kann natürlich völlig falsch liegen. Die meisten Aspies, die ich persönlich kenne, berichten aber hin und wieder über Probleme mit der Körperwahrnehmung bzw. Körperkoordination.

  • Die meisten Aspies, die ich persönlich kenne, berichten aber hin und wieder über Probleme mit der Körperwahrnehmung bzw. Körperkoordination.

    Dabei musst du aber noch berücksichtigen, dass hier und da zu lesen ist, das wäre ein typisches Symptom von ASS. Wer das als Hintergrundwissen und ASS-(Verdacht) hat, wird dazu neigen, alles, was auch nur ansatzweis ein Indiz dafür sein könnte, als Bestätigung dieses Symptoms zu deuten.
    Wenn du Leute ohne ASS gezielt danach fragst und ein Zutreffen für diese in irgendeiner Form relevant ist, wird da sicher auch die Mehrheit von diesen berichten, hin und wieder Probleme damit zu haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Aldana (31. August 2021 um 19:48)

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