Schizophrenie und Autismus

  • Hallo ihr Lieben,

    kann es sein dass eine in der Adoleszenz aufgetretene Schizophrenie Symptome des Autismus „überlagert“, sodass eine Diagnosestellung zu einem negativen Ergebnis kommt?
    Eine Psychotherapeutin die ich aufgrund einer Depression aufsuchte, schickte mich nämlich mit Verdacht zu einer Diagnosestelle, die dann zu keiner Autismusdiagnose kam. Meine Therapeutin meint aber immer noch dass ich auf dem Spektrum sein müsse, da ich kein typischer Fall für Schizophrenie sei.

  • Schizophrenie und schizoide Persönlichkeitsstörung sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe (RW).

    Die Schizophrenie ist eine Differenzialdiagnose während die schizoide Persönlichkeitsstörung eine Komorbidität ist, die häufig mit Autismus-Spektrum-Störungen einhergeht. So wiesen bis zu zwei Drittel der Personen mit Autismus-Spektrum-Störung schizoide Persönlichkeitsstörungen auf.(Lugnegård et al. 2012)

    Wird „nur“ eine schizoide Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, muss eine Autismus-Spektrum-Störung ausgeschlossen werden, da Komorbidität.

  • während die schizoide Persönlichkeitsstörung eine Komorbidität ist, die häufig mit Autismus-Spektrum-Störungen einhergeht. So wiesen bis zu zwei Drittel der Personen mit Autismus-Spektrum-Störung schizoide Persönlichkeitsstörungen auf.(Lugnegård et al. 2012)

    darüber besteht keine Einigkeit in der Fachwelt. es gibt auch die Position, ASS und SPS nicht zusammen als Diagnosen zu vergeben, sondern differentialdiagnostisch wechselseitig auszuschließen

  • als ich vor paar Jahren in der Psychatrie (klinik) war stand da paranoide Shizophrenie auf den Entlassungsschein und V. a. Autismus, hab das ja auch abklären lassen, da ich schon von nen Sozialpädagogen vorher Termine bekommen hab. Die Autismusdiagnose hat das dann irgendwie aufgehoben.. nur fühl ich mich irgendwie doch manchmal Paranoid, wenn ich zB Leute gerade da rumlaufen seh, oder Autos gerade da in übermaß auftauchen, wo vorher Stille geherrscht hat, und wenn ich z.B. über die Strasse geh, dann kommt die Karavane extra für mich..

  • nur fühl ich mich irgendwie doch manchmal Paranoid, wenn ich zB Leute gerade da rumlaufen seh, oder Autos gerade da in übermaß auftauchen, wo vorher Stille geherrscht hat, und wenn ich z.B. über die Strasse geh, dann kommt die Karavane extra für mich..

    In besonderen Stresssituationen kann es vorkommen, dass Autisten temporär psychose-ähnliches Erleben haben. Womöglich wäre es sinnvoll, da noch einmal professionell abklären zu lassen, woran das bei dir liegt (wenn das häufiger vorkommt und/oder du einen Leidensdruck dadurch hast oder dich und/oder andere dadurch in Gefahr bringst).

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Das heisst Psychose-Symptome überlagern kurze Zeit das Autismus-Mindset?
    Kennt ihr die Imprinted Brain Theory, die besagt das Schizophrenie und Autismus die zwei Extreme desselben Spektrums sind?https://www.psychologytoday.com/us/blog/the-im…usand-words?amp

    bei mir ist es halt so, das das Gefühl des „Andersseins“ schon seid früher Kindheit aufgetreten ist, also weit bevor man es Persönlichkeitsstörung nennen würde. Die später auftretenden psychotischen Episoden waren mehr Ausdruck dieses sich fremd fühlens. Die Autismus-Diagnostikerin meinte das alles könnte auch mit einem hohen IQ zusammen hängen. Ich hab den noch nicht getestet, weil ich Tests und Kategorisierungen von Menschen nach Intelligenz im allgemeinen nicht mag (Traumas aus der Schulzeit plus Lebensphilosophie).
    Gegen Autismus sprach dann das ich andere Menschen wohl doch einschätzen kann und keine Stereotypen und extremen Spezialinteressen pflege.
    Wobei das nur zum Teil stimmt: Ich weiss das das wenig Sinn macht wenn ich sage, dass ich Menschen sehr gut und überhaupt nicht einschätzen kann. Und regelmäßige Dinge/Stereotypen/Rituale sind mir so sehr zuwieder da ich um nicht zu sein wie mein Vater schon früh mir das aktiv weg trainiert habe. Jetzt ist mein Leben so chaotisch, dass ich keinen Job habe, keinen regelmäßigen Tagesablauf, jedes auftreten von Regelmäßigem provoziert massivste Abneigung.
    Und wenn ich nicht über meine Lieblingsthemen reden kann, bin ich schnell gelangweilt und ziehe mich zurück. Soziale Kontakte fühlen sich oft als Arbeit an.

    Ich weiss einfach nicht was ich tun soll. Die Ärzte verschreiben mir nur Psychopharmaka obwohl ich nach eigenem Empfinden keinerlei Symptome der Schizophrenie wie Wahnideen oder Affektverflachung habe. Trotzdem komme ich mit meinem Alltag und Mitmenschen nicht wirklich zurecht.

  • Kennt ihr die Imprinted Brain Theory

    Kannte ich bisher nicht. Die Veranlagung zu Autismus und Schizophrenie scheinen teilweise auf den gleichen Genabschnitten zu liegen, aber das, was in dem Artikel steht, halte ich für größtenteils falsch. Schon allein, weil es nicht stimmt, dass Schizophrenie "late onset" ist. Schizophrenie kann auch in der Kindheit schon beginnen, wenn auch selten.
    (https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Schizo…sch-378529.html
    https://www.hemera.de/wp-content/upl…ft-verkannt.pdf)

    Warst du schon in einer speziellen Autismusambulanz? Wenn man Autismus und Schizophrenie differenzieren will, braucht man Ärzte, die sich mit beidem auskennen. An Autismusambulanzen ist das der Fall. In allgemeinen Psychiatrien nicht immer.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Schizophrenie kann auch in der Kindheit schon beginnen, wenn auch selten.

    Lange wurde das was heute als ASS oder teilweise noch als Asperger-Syndrom bekannt wird, Kindheitsschizophrenie genannt und als solche diagnostiziert. (Sehr lesenswert dazu ist z.B. das Buch geniale Störung, wo viel über die Entwicklung der Diagnose Autismus zu lesen ist.)


    Wenn man Autismus und Schizophrenie differenzieren will, braucht man Ärzte, die sich mit beidem auskennen.

    Auch manche Früherkennungszentren für Psychosen haben da ggf. Kompetenz. Das wäre auch noch eine Anlaufstelle.

  • Am 26.10.1981 wurde ich auf paranoide Schizophrenie diagnostiziert.

    Daraufhin wurde ich 40 Jahre lang mit starken Neuroleptika behandelt, die letzten vier Jahre mit Haloperidol.

    Im Sommer 2019 erhielt ich meine Asperger-Diagnose.

    Dass das überhaupt herauskam mit dem Autismus bei mir, liegt an zwei Dingen:

    1. Die Wirkung der Neuroleptika ließ nach, genauer gesagt, des Risperidons. Im musste die letzten Jahre, von 2012-2017, schon immer Haloperidol dazu nehmen, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Ich leide nämlich unter anderem an Psychopharmaka-Resistenz.

    2. Mit zunehmenden Alter wird der Autismus stärker - bei allen, auch bei mir. Im Sommer 2012 entdeckte ich bei Heise Online einen Artikel über eine Frau, die 30 Jahre lang Putzfrau war und die dann Professorin wurde. Das interessierte mich und ich las weiter. Ich fand heraus, dass ich vermutlich auch Asperger-Autist bin. Ich lass viele Bücher. Im folgenden Jahr bestätigte meine damalige Psychiater mir meinen Verdacht. 2015 wurde ich Mitglied im Verein Aspies e. V.
    2017 schlich Risperidon im Galopp aus und hatte schwere Nebenwirkungen.

    Und 2019 erhielt ich hier im Forum den Tipp mit der Psychologin in Kiel. Und im Sommer 2019 nahm ich meine ganze Kraft zusammen und fuhr dreimal mit dem Zug nach Kiel. Die Tests waren eindeutig. Die Psychologin sage unter anderem, es wäre interessant, die Diagnose noch einmal zu wiederholen, wenn ich keine Psychopharmaka mehr einnehme.

    Jetzt bin auch 4,9mg Haloperidol herunter und habe ein taubes rechtes Bein und tauben Fuß einschließlich Zehen. Und der rechte kleine Finger ist taub.

    Es wird noch mindestens 4 Jahre dauern, bis ich das Zeug los bin. Dann bin ich 66.

  • Es wird noch mindestens 4 Jahre dauern, bis ich das Zeug los bin. Dann bin ich 66.

    Obgleich ich es sehr traurig finde, dass du jahrzehntelang sehr starke Psychopharmaka einnehmen musstest, die du nicht gebraucht hättest, finde ich deine Schilderung aufbauend. Vor allem, dass du selber nach so vielen Jahren offen geblieben bist und die viele Energie aufbringen konntest, das alles noch einmal zu hinterfragen und abzuändern. Kudos!

    ~
    "Cause everybody’s got a part in the game
    And everybody’s got a cross they can claim
    And everybody’s got somebody to blame
    But we all must find our own way yeah, yeah"
    ~

    (Amos Lee)

  • Das ist sehr interessant.
    Ich gehe davon aus, dass es bei "Autismus" sehr ähnlich ablaufen wird, wie es bei "Schizophrenie" in dem Artikel von Tebartz van Elst beschrieben wird. Man wird festestellen, dass den autistischen Symptomen, diverse organischen Erkrankungen zugrunde liegen (wie im Artikel: Wahn und Halluzinationen durch Autoimmunerkrankungen die sich aufs Gehirn auswirken, als eine der vielen möglichen Ursachen von "Schizophrenie")

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