Meine Erfahrungen im BBW (Potsdam) sind grundsätzlich positiv. Jedoch gibt es auch negative Aspekte, die, wenn man bedenkt, welch unterschiedliche Behinderungen und Einschränkungen die Maßnahmeteilnehmer haben, unabdingbar sind.
Was wirklich klar erkennbar ist, ist dass die meisten Mitarbeiter (Pflegepersonal, Betreuer, Lehrer, Ausbilder) viel Toleranz entgegenbringen und bei Fragen selbstverständlich immer parat stehen. Ich muss aber auch zugeben, dass es einige Mitarbeiter gibt, die offensichtlich mit einer falschen Einstellung an die Arbeit mit Behinderten Menschen herangehen. Das heißt, dass sie entweder kaum Toleranz aufbringen, ungeduldig sind oder auch unangemessene Bemerkungen von sich geben. Das habe ich alles schon mitbekommen, ist aber glücklicherweise die Ausnahme.
Wenn die Konflikte oder Beschwerden gegenüber einem Mitarbeiter jedoch überhand nehmen, kann man Probleme mit der Auszubildendenvertretung besprechen und diese wird dann versuchen, diese Probleme zu lösen. Bei Problemen im Alltag (z.B. Behörden) gibt es bei uns einen sogenannten "Bildungsbegleiter", der jederzeit ansprechbar ist und konstruktive Hilfe anbietet . Des Weiteren erfolgt im Haus eine psychologische Betreuung mit erfahrenen Psychologen. Termine können dort bei Bedarf oder auch regelmäßig vereinbart werden. Letztgenannten Dienst nutze ich allerdings so gut wie nie.
In der Schule wird auch auf diejenigen Rücksicht genommen, die Aufgabenstellungen etwas langsamer zu lösen im Stande sind. Für die, die jedoch schneller arbeiten können, entsteht oft ein "Leerraum", in dem keine sinnvolle Beschäftigung möglich ist. Dieser Umstand ist mir allerdings bereits aus meiner vorherigen Schullufbahn bekannt und daher nicht ungewöhnlich.
Die praktische Berufsausbildung erfolgt bei uns direkt im Haus in Übungsfirmen o.ä. oder in einem selbst gewählten Praktikumsbetrieb. Bei der Suche nach einem Praktikumsbetrieb und der Formulierung eines Bewerbungsanschreibens helfen die Ausbilder und Sozialpädagogen. Bei mir startet Ende des Osterurlaubs mein bereits zweites Praktikum. Von meinem ersten Praktikum weiß ich noch, dass die zuständigen Ausbilder regelmäßige Besuche dorthin unternehmen um zu überprüfen, ob die vom Praktikanten ausgeführten Arbeiten nicht unzumutbar sind und ob die Mitarbeiter auch die soziale Eignung für die Beschäftigung eines Praktikanten haben.
Zur Unterbringung im Internat kann ich sagen, dass die Zimmer genügend Platz bieten, um es dort 3 Jahre auszuhalten und auch ein gewisses Maß an Freiraum bieten. Wenn es zu Streitigkeiten mit Zimmernachbarn kommt, sind Etagen-, Gang- oder Hausbetreuer gute Ansprechpartner, die auch in den meisten Fällen weiterhelfen können. Es gibt natürlich in den Internaten eine Hausordnung, an die sich jeder halten muss. Diese ist aber eher allgemein gehalten und regelt grundhafte Verhaltensweisen im Internat. Ich erfahre dadurch jedenfalls keine Einschränkungen.
Freizeitaktivitäten werden auch vom Berufsbildungswerk in großer Zahl angeboten. Ich selbst nehme davon jedoch nur gelegentliche Besuche im Theater wahr. Den Rest meiner Freizeit plane ich individuell (ist ohnehin schon gut ausgefüllt).
Zusammenfassend ist zu sagen, dass eine BBW eine gute Grundlage für eine spätere Beschäftigung im "Richtigen" Arbeitsleben ist, da man sehr behutsam auf die Arbeitswelt und Eigenständigkeit vorbereitet wird.