Typisch Asperger? Wo fallen Diagnosekriterien und Selbstwahrnehmung auseinander?

  • @Zwischenmensch: Die gleiche Erfahrung habe ich auch gemacht. Man ging zunächst bei der Diagnose davon aus, dass ich am unteren Ende des Spektrums liege und sah zwar die Kriterien für eine Asperger-Diagnose als erfüllt an, hatte jedoch Zweifel, ob wirklich Leidensdruck da ist.

    Das sagte man mir auch ganz offen, was ich sehr gut fand. Dadurch konnte ich den Leidensdruck erläutern und bekam am Ende auch die Diagnose und damit verbunden wichtige Hilfe und Unterstützung.

    Mittlerweile ist auch meine Psychotherapeutin davon überzeugt, dass ich eher nicht am unteren (milden) Ende des Spektrums liege, sondern sehr viel stärker betroffen bin. Aber das ist denke ich auch erst dadurch deutlich geworden, dass ich immer weniger die Kraft zum (unbewussten) Maskieren hatte.

    Ich halte es für schwierig für die Diagnostiker, das Maskieren genau einzuschätzen und zu bewerten. Um dieses Problem abzumildern, fände ich es gut, wenn man im Rahmen der Diagnostik ganz konkret auf den Leidensdruck eingehen und dem Patienten hierzu Fragen stellen würde.

  • Ich verstehe natürlich (du ja auch), dass die Experten beim ersten Mal nur das beurteilen konnte, was sie "geboten" bekamen.

    Ich sehe da schon eine Zwickmühle für die diagnostizierenden Ärzte. Sie können ja auch nicht davon ausgehen, dass jemand der als Erwachsener zur Diagnostik kommt kompensiert und/oder maskiert usw. Es kommen ja auch erwachsene, die tatsächlich nur autistische Züge haben beispielsweise, oder eine atypische Symptomatik. Ich wüsste spontan keinen Vorschlag, wie man besser berücksichtigen/erkennen könnte, ob jemand kompensiert und das den Eindruck evtl. verfälscht.

    Aber grundlegend sehe ich es so, dass weniger die Ärzte es falsch gemacht haben, sondern dass es gegenwärtig vielleicht auch einfach keine besseren diagnostischen Möglichkeiten gibt. Sehe aber auch trotzdem die Notwendigkeit für Änderungsbedarf. Vielleicht gibt es ja irgendwann Möglichkeiten, Autismus zweifelsfrei ohne Befragung feststellen zu können, durch irgend eine medizinische Untersuchung beispielsweise.

  • Vielleicht gibt es ja irgendwann Möglichkeiten, Autismus zweifelsfrei ohne Befragung feststellen zu können, durch irgend eine medizinische Untersuchung beispielsweise.

    Wäre schön (praktisch), aber bis dahin ist wohl noch ein weiter Weg.

    Vor ca. 4 Jahren habe ich im ATZ Hilden (Rheinland) eine Genetikerin gehört, die mit Hilfe ihrer Methoden Autismus nachweisen kann.
    Damit sind aber nicht alle Fälle von ASS erfassbar.
    Wenn sie nun im Genom nicht fündig wird, heißt das nicht, dass jemand kein Autist ist, sondern nur, dass sich diese spezielle Ausformung von ASS bei diesem speziellen Menschen genetisch nicht abbildet. Noch nicht.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Wäre schön (praktisch), aber bis dahin ist wohl noch ein weiter Weg.
    Vor ca. 4 Jahren habe ich im ATZ Hilden (Rheinland) eine Genetikerin gehört, die mit Hilfe ihrer Methoden Autismus nachweisen kann.
    Damit sind aber nicht alle Fälle von ASS erfassbar.
    Wenn sie nun im Genom nicht fündig wird, heißt das nicht, dass jemand kein Autist ist, sondern nur, dass sich diese spezielle Ausformung von ASS bei diesem speziellen Menschen genetisch nicht abbildet. Noch nicht

    @Capricorn: Das klingt spannend hinsichtlich der Genetikerin. Weißt Du zufällig noch, wie sie hieß?

  • Hach, Punktlandung!

    Seit meiner Wortmeldung überlege ich und überlege...gerade eben fällt er mir wieder ein: Frau Prof. Holinski-Feder (München)

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!