Artikel und Studie : Menschen mit Autismus weisen ein höheres Risiko für chronische Krankheiten auf

  • Hatte es hier geposted, https://www.autismus-board.de/t41f15933-Mens…heiten-auf.html
    Gerne nochmal.

    Über den Artikel findet man diese Studie.


    An investigation of the diet, exercise, sleep, BMI, and health outcomes of autistic adults

    Autistic individuals may be more likely to develop a variety of physical and mental health conditions, including Type II diabetes, certain cancers, respiratory conditions, and cardiovascular conditions [3,4,5,6,7], with relatively greater risk for autistic females compared to autistic males [3, 4, 7]; and these conditions may contribute to increased risk of premature mortality seen among autistic individuals [8, 9]. Estimates of risk of premature mortality are alarming, suggesting that autistic individuals die 16–38.5 years younger on a average than expected [8, 9], with greatest risk among autistic females and those with intellectual disability (ID) [9]

    Conclusions:
    Overall, despite lower prevalence of smoking and alcohol use, autistic adults are less likely to meet minimal health recommendations for diet, exercise, and sleep than are non-autistic adults, and this may be particularly true for autistic females (compared to sex-matched peers). In particular, our findings provide correlational evidence that unhealthy habits may appreciably relate to excess risk of cardiovascular conditions seen among autistic males (though we cannot test causality). Autistic adults are also more likely to be classified as underweight or obese and less likely to be classified as within the normal weight range regarding BMI; interestingly, atypical BMI is not fully explained by diet, exercise, or sleep patterns. It should be noted that these results may not apply to all autistic individuals and may primarily apply to white, female, UK residents, and those who have completed at least a high school education. However, the present study emphasizes the urgency of developing strategies to better support autistic individuals in making healthy lifestyle choices.

    https://molecularautism.biomedcentral.com/articles/10.11…229-021-00441-x

  • Ich habe es übersetzen lassen:

    Eine Untersuchung der Ernährung, Bewegung, Schlaf, BMI und Gesundheitsergebnisse autistischer Erwachsener
    Autistische Personen entwickeln möglicherweise häufiger eine Vielzahl von körperlichen und geistigen Erkrankungen, einschließlich Typ-II-Diabetes, bestimmten Krebsarten, Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen [3,4,5,6,7], wobei das Risiko für autistische Frauen relativ höher ist im Vergleich zu autistischen Männern [3, 4, 7]; und diese Bedingungen können zu einem erhöhten Risiko einer vorzeitigen Mortalität bei autistischen Personen beitragen [8, 9]. Schätzungen des Risikos einer vorzeitigen Sterblichkeit sind alarmierend, was darauf hindeutet, dass autistische Personen im Durchschnitt 16–38,5 Jahre jünger sterben als erwartet [8, 9], wobei das größte Risiko bei autistischen Frauen und Menschen mit geistiger Behinderung (ID) besteht [9].

    Schlussfolgerungen:
    Insgesamt erfüllen autistische Erwachsene trotz geringerer Prävalenz von Rauchen und Alkoholkonsum mit geringerer Wahrscheinlichkeit minimale Gesundheitsempfehlungen für Ernährung, Bewegung und Schlaf als nicht autistische Erwachsene. Dies gilt insbesondere für autistische Frauen (im Vergleich zu geschlechtsspezifischen Frauen) Gleichaltrigen). Insbesondere liefern unsere Ergebnisse korrelative Beweise dafür, dass ungesunde Gewohnheiten in erheblichem Maße mit einem übermäßigen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei autistischen Männern zusammenhängen können (obwohl wir die Kausalität nicht testen können). Autistische Erwachsene werden auch eher als untergewichtig oder fettleibig und weniger als im normalen Gewichtsbereich in Bezug auf den BMI eingestuft. Interessanterweise wird der atypische BMI nicht vollständig durch Ernährung, Bewegung oder Schlafmuster erklärt. Es sollte beachtet werden, dass diese Ergebnisse möglicherweise nicht für alle autistischen Personen gelten und in erster Linie für Weiße, Frauen, Einwohner des Vereinigten Königreichs und diejenigen, die mindestens eine High-School-Ausbildung abgeschlossen haben. Die vorliegende Studie betont jedoch die Dringlichkeit der Entwicklung von Strategien zur besseren Unterstützung autistischer Menschen bei der Auswahl eines gesunden Lebensstils.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenseele (15. Mai 2021 um 09:24)

  • Interesannter Artikel.
    Ich frage mich wodurch es wohl zusammenhängt das Frauen hier stärker von dieser Gefahr betroffen sind als Männer.
    Ich selbst habe eine chronische Herzinsuffizienz, aber das lag wohl nicht am Autismus, die bekam ich durch eine verschleppte Mandelendzündung, welche von den Heimbetreuern ziemlich lange nur versucht wurde durch Antibiotika zu bekämpfen, was aber nach 2 Versuchen einfach nicht klappen wollte.
    Erst als ich es zum 3. mal bekam, wurde ich ins Krankenhaus zur OP geschickt und danach sind mir ständige Schlappheit und veringerte Ausdauer aufgefallen, die ich vorher beim Spielen und Herumtoben nie gehabt habe.
    Auch kamen da zum ersten mal Ohnmachtsanfälle auf wenn ich Bauchweh hatte.
    Erst sehr viel später wurde im Krankenhaus durch Zufall herausgefunden das ich eine nicht optimal funktionierende Herzklappe habe, die das verursacht.
    Ich wurde ins Krankenhaus gebracht, weil ich auf dem Nachhauseweg von der Schule ohnmächtig wurde und nicht mehr weitergehen konnte.
    Die haben da einen Herzultraschall gemacht und das dann herausgefunden.
    Ansonsten bin ich aber wohl gesund. Ich mache idR einmal im Jahr einen Blut-check wegen meiner Hormonbehandlung und da ist mein Puls und die Blutwerte im Normalbereich.
    Ich bin auch was den BMI angeht im Normalbereich, und ich habe zum Glück durch meine Lebensweise die Möglichkeit mich auszuruhen wenn ich es brauche und bekomme genug Schlaf.
    Was das Essen angeht, habe ich auch das Glück recht abwechslungsreich zu essen, mein geschmack ist da zum Glück sehr vielfältig, auch wenn ich auch meine Eigenheiten beim Essen habe.
    Ich mag bestimmte Texturen überhaupt nicht, aber diese zu meiden ist nicht so schwer.
    Ich vermute aber auch das ich wohl irgendwas zwischen 60 und 80 werde, da ich versuche Stress zu vermeiden.

    Go bad or go home!

  • Kann das erhöhte Risiko von Herz-Kreislauf- Erkrankungen nicht auch mit dem erhöhten Stresslevel erklärt werden den Menschen im Spektrum in dieser Gesellschaft definitiv haben ?

  • Ich denke nicht, dass man das so verallgemeinern kann. Ein Autist, der (beispielsweise) Frührentner und alleinlebend ist, hat wahrscheinlich deutlich weniger Stress als ein Autist, der einen Vollzeitjob mit direktem Kundenkontakt hat und/oder eine Familie ernähren muss. Umgekehrt gibt es viele Nichtautisten, die psychisch völlig überlastet und burnout-gefährdet sind.

  • @Sonnenseele Wenn ich meinen Sohn (7 Jahre) als Beispiel nehme, dann hat er einen wesentlich höheren Stresslevel als seine Klassenkameraden, denn bei denen läuft vieles im sozialen Miteinander intuitiv.
    Des weiteren machen die sich bei weitem nicht so viel Gedanken über ihren Stand in der Gesellschaft wie er es macht, auf Grund des Bewusstseins, dass er anders ist als die Mehrzahl seiner Mitmenschen.
    Und das sind dann meist defizitäre Gedanken, die er übrigens nicht aus der Umwelt hat. Er ist bisher noch nicht gemobbt wurden ( TOI TOI TOI ).

  • Es wurden vermutlich mehr Frauen befragt als Männer, daher der Hinweis mit der Aussagekraft.
    Außerdem ist der Unterschied bei Frauen zur nicht autistischen Gruppe höher.
    Es gibt ja diese Vorurteile, Männer gehen nie zum Arzt und ähnliches.
    Stress ist bestimmt auch ein Faktor, der aber in dieser Fragestellung nicht gesondert untersucht wurde.
    Hier ging es ja um die Lebensweise bezogen auf Ernährung, Bewegung und Schlaf usw..
    Dort werden viele unterschiedliche Probleme und Auslöser natürlich grob eingeordnet.
    Hier geht es aber ja noch nicht um eine richtige Erklärung sondern eher um eine "Bestandsaufnahme".
    Es wird auch von einem möglichen Bias in Richtung Autismus der Kontrollgruppe geschrieben, also dass
    der tatsächliche Unterschied stärker sein könnte.

  • @Watzlawick
    Klar, Ausgrenzung und Mobbing ist schlimm. Ich hatte damit früher auch Erfahrung gemacht. Aber ist das denn etwas, was ausschließlich autistische Menschen betrifft? Ich meine, es gibt ja noch Faktoren wie z.B. andere Behinderungen, soziale Phobie, Übergewicht, optische Makel, Migrationshintergrund, Armut und vieles mehr.

  • Richtig @Sonnenseele und trotz dessen , dass er diese Erfahrung nicht gemacht hat, fühlt er sich ausgegrenzt. Das ist eine kognitive Eigenleistung meines Sohnes.
    Ein übergewichtiger Mensch in diesem Alter wird sich nicht ausgegrenzt fühlen, es sei denn, er wird gemobbt. Darin liegt der Unterschied. Ist sicherlich nicht bei jedem
    Menschen im Spektrum so. Erkenne den Unterschied :prof:

  • Könnte es auch u.a. an nicht richtig funktionierender Körperwahrnehmung liegen? Bin als Kind Mal einige Tage mit einem gebrochenem Arm rumgelaufen, weil ich wohl meine Schmerzen nicht richtig ausdrücken konnte.
    Mittlerweile ist es andersherum und mein Hausarzt hält mich für Hypochonder (bestimmt ein Funken dabei :nerved: ). Dadurch wird es allerdings auch schwierig, noch ernstgenommen zu werden. Und da kann dann eine Therapie hinauszuzögern und schlimmstenfalls lebensverkürzend sein.
    Auch möglich ist, dass Autisten aufgrund der hohen Belastungen Arztbesuche und präventive Untersuchung mehr meiden als die Allgemeinbevölkerung?

  • Es wurde festgestellt, dass die befragten weiblichen Autisten statistisch gesehen weniger "gesund" als die nicht autistische weibliche Kontrollgruppe leben. Festgemacht wurde das an den drei Aspekten gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und genug Schlaf.
    Für mich ist das völlig logisch, denn auf diese drei Aspekte achten i. d. R. Frauen, die gut aussehen wollen, weil diese drei Aspekte zu einem schlankeren und fitteren Körper und weniger Falten führen. Da aber bekanntermaßen bei autistischen Frauen der Anteil, der sich Gedanken um seine Optik macht, deutlich niedriger als bei nichtautistischen Frauen ist, wirds da zwangsläufig auch weniger geben, die auf die genannten Aspekte achten.

  • Da aber bekanntermaßen bei autistischen Frauen der Anteil, der sich Gedanken um seine Optik macht, deutlich niedriger als bei nichtautistischen Frauen ist

    Das ist vermutlich so, und ich betrachte mich auch nicht konkret als Frau, jedoch bin ich extrem heikel, was optische Reize angeht, nicht nur bei mir, sondern bei allem; Möbel, Häuser, Kleidungsstücke alleine, aber auch als Gesamtbild; also wenn ich eine Menschenmenge sehe, fallen mir beispielsweise sofort Farben, die absolut nicht zusammen passen, aber leider zu nahe an einander sind, auf. Ob die jetzt von sich fremden Menschen getragen werden, spielt auch keine Rolle.
    Aber mein optisches ideal ist nicht so kongruent mit den Schönheitsidealen der heutigen Zeit. :lol:

  • Für mich ist das völlig logisch, denn auf diese drei Aspekte achten i. d. R. Frauen, die gut aussehen wollen, weil diese drei Aspekte zu einem schlankeren und fitteren Körper und weniger Falten führen. Da aber bekanntermaßen bei autistischen Frauen der Anteil, der sich Gedanken um seine Optik macht, deutlich niedriger als bei nichtautistischen Frauen ist, wirds da zwangsläufig auch weniger geben, die auf die genannten Aspekte achten.

    Das ist sicher ein Aspekt. Zudem denke ich aber auch, dass eine gesunde Lebensweise Aufwand und Energie bedeutet. Nicht jede autistische Frau hat dafür die Ressourcen.

    Zugleich habe ich aber auch Zweifel, ob die wirklich eine ungesunde Lebensweise der alleinige Grund für die häufigeren Erkrankungen ist. Autistische Menschen erleben oft sehr viel Stress, und das kann bekanntlich krank machen.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Leider klingt das alles recht logisch:
    Viele von uns leben allein und haben wenig enge vertraute Beziehungen oder gar eine eigene Familie. Einsamkeit ist mit fortschreitendem Alter für alle Menschen ein häufiges Problem, bei Autisten beginnt das noch viel früher. Ich kann mir schwer vorstellen, wie ich psychisch überleben soll, wenn mein Partner vor mir sterben sollte. Da ich eine Tochter habe, kommt Suizid nicht in Frage - aber wenn ich keine hätte?
    Die ständige Stressbelastung wurde ja schon erwähnt. Ich glaube, kein psychisch gesunder und nicht-autistischer Mensch hat auch nur eine vage Vorstellung, wie lebenslang durchgehend dieser Stress sein kann. Ich kenne nur sehr wenige Momente in meinem Leben (nun als Frührentnerin), in denen ich wirklich entspannt bin. "Irgendwas ist immer" trifft es halt leider, allemal, da ja auch sehr oft irgendwelche Komorbiditäten physischer oder psychischer Natur vorliegen.
    Unsere häufig stark ausgeprägte Neigung, Veränderungen zu vermeiden, macht es uns schwer, ungesunde Verhaltensweisen zu verändern. Und die riesigen Hürden, einen Arzt aufzusuchen bei Beschwerden, lässt vermutlich viele von uns sehr lange zögern (Vorsorgeuntersuchungen, frühe Krebssymptome: ist dafür eher ungünstig). Dann sind da oft noch die Schwierigkeiten, überhaupt eigene Körpersignale wahrzunehmen und "richtig" zu deuten. Und dann muss man sich dem Arzt auch noch verständlich machen können, dieser muss einen ernst nehmen, selbst, wenn man es nicht schafft, "so leidend auszusehen, wie man ist". Und dann reagieren wir teilweise auf Medikamente anders als vom Arzt erwartet ("Sie nehmen die Minimaldosis, es kann überhaupt nicht sein, dass Sie diese extrem seltene Nebenwirkung, die nicht mal im Beipackzettel steht, sondern nur im Internet beschrieben ist, wirklich haben!" - äh ja, leider doch, nur weil ich sie hatte und gegoogelt habe, habe ich sie als NW des Medikamentes überhaupt gefunden...).
    Wir funktionieren anders, die Verständigung funktioniert nicht gut, das Wissen über uns ist gering, und wir werden selten artgerecht gehalten. Nimm ein exotisches Tier und gib es an einen durchschnittlichen Tierhalter mit einem durchschnittlichen Tierarzt: Es wird eine geringe Lebenserwartung haben.

  • Viele Autisten auf Instagram, gerade Frauen, haben oft Ehlers-Danlos oder POTS. Da scheint irgendwas im Körper mit Autismus zusammenzuhängen. AutistInnen erleiden 4mal so häufig gastrointestinale Probleme. Könnte an einem einseitigen Essverhalten oder Stress liegen, weil man oft im Overload ist. Ich habe auch eine chronische Krankheit, eine seltene, aber nur leichte Muskelerkrankung. Bald könnte eine chronisch entzündliche Darmerkrankung dazukommen, Darmspiegelung ist im neuen Jahr. Ich habe das Gefühl, Krankheiten zu sammeln. Dabei war ich immer recht gesund bis auf die Kindheit, da hatte ich ständig Mittelohrentzündung.

  • Ich bin jetzt mal beinahe tot.

    Dann spreche ich dir hiermit beinahe mein Beileid aus.:d

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

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