Im Meltdown hängen bleiben

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich schreibe wieder unter dem Profil meines Freundes, weil ich es im Moment nicht schaffe mir ein eigenes anzulegen.

    Ende des letzten Jahres hatte ich einen schlimmen Meltdown und komme seitdem da auch nicht raus.
    Es ist so, dass ich immer einen strikten Wochen-/Tagesplan habe und wenn ich diese aus irgend einem Grund nicht abarbeiten kann, bricht alles zusammen. Ich weiß nicht genau wie ich das erklären soll.
    Auf jeden Fall hat das ein mal 1 1/4 Jahre angehalten, dass ich fast nichts mehr machen konnte.
    Bisher habe ich immer nur gehört, dass Meltdowns nach 1-2 Tagen überstanden sind. Kennt das was bei mir passiert auch jemand?

    Grüße, M.

  • Meltdown? Bist du sicher? Meltdown ist für mich eher der "Vulkanausbruch". Punktuell, kräftezehrend, braucht Regeneration.

    Was du beschreibst klingt ein bisschen nach "autistischem Burnout". Alles, was sonst schon anstrengend ist, wird noch einmal anstrengender und unbewältigbarer.

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet


  • Ende des letzten Jahres hatte ich einen schlimmen Meltdown und komme seitdem da auch nicht raus
    Es ist so, dass ich immer einen strikten Wochen-/Tagesplan habe und wenn ich diese aus irgend einem Grund nicht abarbeiten kann, bricht alles zusammen. Ich weiß nicht genau wie ich das erklären soll.
    Auf jeden Fall hat das ein mal 1 1/4 Jahre angehalten, dass ich fast nichts mehr machen konnte.
    Bisher habe ich immer nur gehört, dass Meltdowns nach 1-2 Tagen überstanden sind. Kennt das was bei mir passiert auch jemand?

    Klingt nicht wirklich nach Meltdown, sondern nach einem vollen Speicher (ich neige auch dazu, alle Rollen, die ich so spielen muss, und all die Modelle, die ich zu diesem Zweck anfertigen muss, aufzubewahren, anstatt sie nach Gebrauch zu vergessen. Und irgendwann ist der Speicher voll und ich muss "unwinden"). Früher hätte ich gemeint, dagegen hilft einmal ordentlich dissoziieren und sich auf Werkseinstellungen zurücksetzen, um die Schleifen zu durchbrechen. Mit sehr viel Alkohol (oder was auch immer das Mittel der Wahl ist). Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Aber es klingt wie was, wo Pharmazie besser hilft als Willenskraft alleine.

  • Bisher habe ich immer nur gehört, dass Meltdowns nach 1-2 Tagen überstanden sind.

    Sind sie auch.
    Das, was du schreibst, klingt auch nicht wie ein Meltdown für mich.

    Meltdown: Wie eine Explosion von Stress und Reizen nach außen, Schreien, Aggression gegen mich oder andere, Schlagen, Treten, Dinge kaputt machen, wegrennen, Ohren zuhalten, mit Türen knallen, von Zimmer zu Zimmer rennen, nicht mehr zugänglich für rationale Argumentation Kommt zum Glück nur noch sehr selten vor im Vergleich zur Grundschulzeit.


    Gibt es im Spektrum auch so etwas wie eine Implusion?

    So in der Richtung beschrieb meine Mutter meine Shutdowns, als würde ich implodieren.

    Shutdown: ich werde starr, kann nicht mehr sprechen, Anfangen zu weinen aus Überforderung, unfähig Entscheidungen zu treffen, komme nicht mehr selbst darauf aus der Situation herauszugehen, kann nicht mehr stimmen, bin nicht ansprechbar, hyperventiliere evtl. leicht, mein Körper ist steif und verkrampft

    Vielleicht ist für dich die Beschäftigung mit dem Thema autistisches Burnout interessant:
    https://www.decent-daydream.at/autistisches-burnout/

  • Hallo Jasper,

    ich kenne es von meinen letztendlich zur Diagnose geführten Vorfall.

    Es war auf einmal so, daß mein Nervensystem nicht mehr mit mir verbunden war und ich intern nur in einer Beobachter-Rolle ohne Einflußmöglichkeit hatte. Es fühlte sich sehr unwirklich an. Von Laien betrachtet kam ich wohl noch "fast normal" herüber.
    Der Diagnostiker hat direkt gesehen (oder nur gemerkt?), daß mit mir innerlich etwas nicht stimmt und nach einer Ausschluß-Diagnostk die ASS-Diagnose gestellt. Er hat mir damals schon deutlich gesagt, daß man sowas nicht medikamentös therapieren kann, sondern es mit der Zeit besser wird.
    Nach mittlerweile 3,5 Jahren geht es mir zwar besser - bin aber wohl nicht vollständig wiederhergestellt (deutlich weniger Streßresistent als zuvor).

    Freundliche Grüße

    infla

  • Zitat von Mandelkern

    Meltdown? Bist du sicher? Meltdown ist für mich eher der "Vulkanausbruch". Punktuell, kräftezehrend, braucht Regeneration.

    Was du beschreibst klingt ein bisschen nach "autistischem Burnout". Alles, was sonst schon anstrengend ist, wird noch einmal anstrengender und unbewältigbarer.


    Hallo Mandelkern,

    ich hab nochmal drüber nachgedacht und denke Du hast Recht. Ich hab öfter Meltdowns, wovon ich aber trotzdem nicht diese Totalabstürze kriege.
    Wahrscheinlich führten zu viele Meltdowns irgendwann zum Shutdown und der ging in nen autistischen Burnout über.
    Nur was ich nicht ganz versteh ist der Zusammenhang mit den Tages-/Wochenplänen. Weil NUR wenn ich die nicht erledigt bekomme, passiert das mit dem autistischen Burnout. Da komme ich dann nicht mehr raus, weil ich eben keine Struktur und Pläne mehr habe.
    Mir steht ja deshalb ein Klinikaufenthalt bevor aber hat jemand generell Tipps wie man aus so was wieder rauskommt und gibt´s so was öfter?
    Mich würde auch total ein Konzept interessieren, wie man das umgehen kann. Einerseits unbedingt einen Plan und Struktur aber andererseits besteht dann immer die Gefahr eines Absturzes, weil man den Plan evtl. nicht fertig bekommt.

  • Zitat von infla

    Der Diagnostiker hat direkt gesehen (oder nur gemerkt?), daß mit mir innerlich etwas nicht stimmt und nach einer Ausschluß-Diagnostk die ASS-Diagnose gestellt. Er hat mir damals schon deutlich gesagt, daß man sowas nicht medikamentös therapieren kann, sondern es mit der Zeit besser wird.
    Nach mittlerweile 3,5 Jahren geht es mir zwar besser - bin aber wohl nicht vollständig wiederhergestellt (deutlich weniger Streßresistent als zuvor).


    Danke für Deine Antwort.

    Sehr gut, dass Du an so nen guten Diagnostiker geraten bist, der das erkannt hat. Was hätte es denn noch sein können, weil Du meintest er hat Dinge ausgeschlossen?
    Du meinst nach so nem "Anfalll/Zusammenbruch" wird es mit der Zeit wieder besser, also das man sich davon erholen muss. Aber 3,5 Jahre ist echt heftig lange. Drück die Daumen, dass es Dir noch besser geht bald.
    Kann das denn wieder passieren?

  • Zitat von GeistesSchatten

    Für mich hört sich das eher nach einer Depression an. Sei vorsichtig und suche Hilfe!


    Danke auch für Deine Antwort.

    Sicher ist da was depressives dabei. Nur ist es eben so, sobald ich eine Aufgabe nicht schaffe, dadurch den Tagesplan nicht abgearbeitet krieg, auch wenn ich vorher 1 1/2 Jahre alle Aufgaben erledigt hab, dann passiert das DIREKT. Wie Stecker gezogen. Glaub das ist eher untypisch für ne Depression.
    Kann mir das wie gesagt nicht wirklich erklären.

  • Ich bin nach einem Meltdown mal in einem dissoziierten Zustand hängen
    geblieben (2, eher fast 3 Wochen).

    Die Rückkehr war sehr schwierig. Das Rückkehren aktiv zu "wollen" auch.

    Geh zu einem Facharzt. Schieb es nicht auf.

    Gute Wünsche !

  • Ende des letzten Jahres hatte ich einen schlimmen Meltdown und komme seitdem da auch nicht raus.

    Isst, trinkst und schläfst Du genug? Bzw. kannst Du ausreichend schlafen, oder hast Du auch Schlafstörungen? Wenn sich das so einrastet, dann würde ich bei den Grundbedürfnissen anfangen und diese konsequent erfüllen. Um eine Basis für eine Verbesserung zu schaffen.

    Für mich hört sich das auch nach einem ausgewachsenen autistischen Burnout an.


    Klingt nicht wirklich nach Meltdown, sondern nach einem vollen Speicher (ich neige auch dazu, alle Rollen, die ich so spielen muss, und all die Modelle, die ich zu diesem Zweck anfertigen muss, aufzubewahren, anstatt sie nach Gebrauch zu vergessen. Und irgendwann ist der Speicher voll und ich muss "unwinden"). Früher hätte ich gemeint, dagegen hilft einmal ordentlich dissoziieren und sich auf Werkseinstellungen zurücksetzen, um die Schleifen zu durchbrechen.

    Das ist sehr treffend ausgedrückt.


    Gibt es im Spektrum auch so etwas wie eine Implusion?

    Meinst Du eine Implosion? Ich würde sagen, dass es die gibt. Man kann in der Regel den Overload nicht ausagieren, um sozial nicht aufzufallen. Bleibt nur noch die innerliche Verarbeitung, oder Implosion.

  • @Schreiberling

    Ja, ich meinte Implosion. Für mich hat es sich so vor 3 Jahren angefühlt. Totaler Zusammenbruch und zurück in die hinterste Ecke meines Schneckenhauses. Da hocke ich immer noch und frage mich, ob das für mich nicht der bessere Platz ist. Ganz weit weg von dem Irrsinn der da draußen tobt.

  • Ja, ich meinte Implosion. Für mich hat es sich so vor 3 Jahren angefühlt. Totaler Zusammenbruch und zurück in die hinterste Ecke meines Schneckenhauses. Da hocke ich immer noch und frage mich, ob das für mich nicht der bessere Platz ist. Ganz weit weg von dem Irrsinn der da draußen tobt.

    Das klingt nicht gut. Mich hat meistens Musik wieder rausgeholt. Kopfhörer. Laut. Stroboskop optional.
    ♪Rise from the ashes and decay /Rise from the prison of Your grave/ Rise above the standard and the norm/ Rise into the eye of the storm♫

  • Das mit der Musik habe ich probiert...
    Z.B. "Sound of Silence" von Disturbed
    (Nicht ganz ernst gemeint)

    ♫And in the naked light I saw / ten thousand people, maybe more ....
    könnte klappen. Mir zu wenig Beat, aber ordentliches Riff drunter.

  • Zitat von Schreiberling

    Isst, trinkst und schläfst Du genug? Bzw. kannst Du ausreichend schlafen, oder hast Du auch Schlafstörungen? Wenn sich das so einrastet, dann würde ich bei den Grundbedürfnissen anfangen und diese konsequent erfüllen. Um eine Basis für eine Verbesserung zu schaffen.

    Für mich hört sich das auch nach einem ausgewachsenen autistischen Burnout an.


    Danke für Deine Antwort.

    Essen ist ein Problem, glaub da entwickelt sich gerade eine Essstörung. Wie ich gelesen hab kennen das wohl auch viele Autisten. Trinken ist auch schwer.
    Schlafen ist gerade wirklich immer schlechter. Kann nicht einschlafen, weil die Gedanken so kreisen und wenn hab ich Albträume und wache oft auf.
    Find Deine Idee super mit den Grundbedürfnissen anzufangen, das war auch meine Idee/Ansatz.
    Morgen schau ich mir eine Klinik an. Könnte da bald aufgenommen werden. Hatte schon mal erzählt, dass ich große Angst davor hab, weil ich das Gefühl hab, die kennen das mit diesem Zustand autistischem Burnout wie Du es sehr treffend nennst nicht, obwohl die sich an sich mit Autisten auskennen.
    Wenn die mir dann die die Untersuchungen und alles was da auf einen zu kommt noch aufbrummen wird das nicht klappen. Ich wünschte die würden das verstehen wie Du und erst mal nur die Grundbedürfnisse angehen.
    Wenn ich nur wüsste wie man das denen verklickern kann.

  • Zitat von tinker

    Ja, ich meinte Implosion. Für mich hat es sich so vor 3 Jahren angefühlt. Totaler Zusammenbruch und zurück in die hinterste Ecke meines Schneckenhauses. Da hocke ich immer noch und frage mich, ob das für mich nicht der bessere Platz ist. Ganz weit weg von dem Irrsinn der da draußen tobt.


    Lieber Tinker,

    tut mir leid, dass es Dir so schlecht geht.
    Magst Du mal erzählen was da vor drei Jahren passiert ist?
    Ich finden den Platz auch nicht schlecht, nur leider funktioniert das auf Dauer nicht ohne das man noch mehr reinrutscht und die Kontrolle verliert. Ich will nicht, dass irgendwann andere komplett alles für mich erledigen und machen müssen und ich gar nichts mehr kann. Kommst Du denn soweit klar?
    Ich empfinde die "normale" Welt auch als Irrsinn. Was ist es bei Dir genau?

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