Diagnose auf ICD-11 ändern

  • Hallo, es hat ja seine Gründe, dass die Ärzte usw. zu der Ansicht gekommen sind, dass Autismus im ICD nicht mehr nach Störungen getrennt sondern nach Schweregraden beurteilt wird.

    Ich habe es seit meiner AS Diagnose leider überwiegend erlebt, dass viele Menschen (Behörden, Ärzte, Sozialarbeiter, etc.) pauschal denken: "Asperger Autismus ist ja nur eine leichte Form, deshalb ist ein Asperger Autist auch nur leicht betroffen". Im Vergleich zum z.B. Kanner Autismus schon, aber man kann deswegen nicht pauschal sagen wie schwer/leicht ein Asperger Autist beeinträchtigt ist.
    Auch Asperger Autismus ist eine Spektrum-Störung und ich habe den Eindruck, dass es mir als Betroffener Person häufig aberkannt wird, meine Störung als Spektrum, und meine Einschränkungen individuell zu sehen/beurteilen. So pauschal beurteilt zu werden hat mich bisher häufig benachteilgt (Beim GdB: 30 anstatt 60; Beim begleiteten Wohnen; Beim Pflegegrad; usw.) und nicht separat aufgeführte Komorbiditäten/Störungen (z.B. motorische Dyspraxie, Selektiver Mutismus, Essstörung, Reizfilterstörung, etc.) werden häufig (Bisher immer) missachtet. Weil Behörden und andere Mitarbeiter häufig gar nicht wissen, welche zusätzlichen Störungsbilder in der Asperger-Diagnose mit inbegriffen sind. Separat diagnostiziert bekommt man solche Störungen aber auch nicht immer, weil das meines Wissens die Asperger-Diagnose mit abdeckt.
    Ich finde es besser wie es im ICD-11 geplant ist, dass Autismus nach Schweregraden/Einschränkungen unterschieden wird. Weil das eher die individuellen und tatsächlichen Beeinträchtigungen einer jeweiligen autistischen Person darstellt.

    Viele Menschen haben scheinbar bestimmte Vorstellungen im Kopf, zu Asperger-Autismus, Kanner-Syndrom, usw. Wenn sie die Begriffe hören, haben sie dazu ein bestimmtes "Bild vor Augen" (RW) und ich finde, das wird keinem Betroffenem gerecht. Im ICD-11 soll es nur noch "Autismus-Spektrum-Störung" heißen, was schon Mal dazu führt dass man betreffende gar nicht mehr verallgemeinern kann. In Wikipedia sind die Einteilungen nach ICD-11 (Soll 2022 in Kraft treten) schon aufgeführt:

    Zitat
    • Autismus-Spektrum-Störung ohne Störung der intellektuellen Entwicklung und mit milder oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
    • Autismus-Spektrum-Störung mit Störung der intellektuellen Entwicklung und mit milder oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
    • Autismus-Spektrum-Störung ohne Störung der intellektuellen Entwicklung und mit beeinträchtigter funktioneller Sprache
    • Autismus-Spektrum-Störung mit Störung der intellektuellen Entwicklung und mit beeinträchtigter funktioneller Sprache
    • andere spezifizierte Autismus-Spektrum-Störungen
    • Autismus-Spektrum-Störung, unspezifiziert

    Intellektuelle Entwicklung bedeutet nach Google: "Die kognitive Entwicklung eines Kindes wird auch als geistige oder intellektuelle Entwicklung bezeichnet. Sie meint die Fähigkeit, Gegenstände, Situationen, Personen, auch die eigene Person zu erkennen und einzuordnen. Zu den kognitiven Funktionen zählen z.B. Sprache, abstraktes Denken wie z.B. Problemlösen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Handlungsplanung oder Wahrnehmungsfähigkeit" So können vielleicht auch Autisten trotz normalem IQ eine Störung der intellektuellen Entwicklung diagnostiziert bekommen.

    Oder das orgiginale auf englisch:

    Zitat

    ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics
    6A02 Autism spectrum disorder
    Autism spectrum disorder is characterised by persistent deficits in the ability to initiate and to sustain reciprocal social interaction and social communication, and by a range of restricted, repetitive, and inflexible patterns of behaviour, interests or activities that are clearly atypical or excessive for the individual’s age and sociocultural context. The onset of the disorder occurs during the developmental period, typically in early childhood, but symptoms may not become fully manifest until later, when social demands exceed limited capacities. Deficits are sufficiently severe to cause impairment in personal, family, social, educational, occupational or other important areas of functioning and are usually a pervasive feature of the individual’s functioning observable in all settings, although they may vary according to social, educational, or other context. Individuals along the spectrum exhibit a full range of intellectual functioning and language abilities.

    Diagnosen wie "6A03Developmental learning disorder" (Lernstörung) oder "6A04Developmental motor coordination disorder" (Motorische Koordinationsstörung) sind im ICD-11 dann als extra Diagnosen aufgeführt. Und Autismus (Wie u.a. auch 6A05Attention deficit hyperactivity disorder; ADHS) ist im ICD-11 auch nicht unter "psychische Störungen" (Wie im ICD-10) aufgeführt, sondern unter: "Psychische, Verhaltens- oder neurologische Entwicklungsstörungen -> Neuroentwicklungsstörungen".

    Insgesamt habe ich den Eindruck, dass eine Autismus Diagnose nach ICD-11 den Betroffenen eher gerecht wird. Haben dann nun aber alle mit ICD-10 diagnostizierten Asperger-Autisten Pech gehabt, oder kann man seine Diagnose auf ICD-11 Kriterien ändern lassen? Auch würde mich interessieren, ob man dann noch Mal eine komplett neue Diagnostik "durchlaufen" (RW) müsste.

  • Ich finde es besser wie es im ICD-11 geplant ist, dass Autismus nach Schweregraden/Einschränkungen unterschieden wird. Weil das eher die individuellen und tatsächlichen Beeinträchtigungen einer jeweiligen autistischen Person darstellt.

    Ja, das sehe ich auch so.

    Auch würde mich interessieren, ob man dann noch Mal eine komplett neue Diagnostik "durchlaufen" (RW) müsste.

    Die ganze Diagnostik-Tortur nochmal von vorn? Ich hoffe nicht.

  • Neee, ich möchte nicht noch mal die Diagnose durchleben. Es gibt ja auch so schon nicht genügend Stellen, die das machen können. Dann auch noch alle mit alter Diagnose da nochmal durchjagen?

  • Auch würde mich interessieren, ob man dann noch Mal eine komplett neue Diagnostik "durchlaufen" (RW) müsste.

    Nein. Auch schon mit dem Vorgänger vom ICD 10 gab es eine Kompatibilität, dass die Diagnosen einfach umgerechnet wurden.

  • Ich glaube nicht das man die Diagnose nochmal komplett neu durchlaufen muss.
    Ich denke eher das es nach und nach möglich werden wird (nachdem der ICD11 dann mal endlich offiziell wird) das man sich mit den Altdiagnosen als Bestätigung an Kliniken oder Ambulanzen wenden kann, und die dann vermutlich nochmal eingespräch führen und dann einen neuen Wisch aushändigen mit der genauen Bezeichnung der Diagnose vom ASS.
    Je nachdem wie man dort dann redet und auftritt, man wird sicher auch befragt ob bzw was man arbeitet, wie das private Sozialleben aussieht und daran wird dann festgemacht das man die jeweiligen Einschränkungen hat.
    Es kann hier auch zu verfälschten Ergebnissen kommen weil vermutlich jemand der bereits einen SbA hat, wie ich in der WfbM arbeitet, vermutlich eher einen schwereren ASS ausgestellt bekommt als jemand der nur den GdB aber keinen SbA hat, arbeitet, selbstständig lebt und/oder studiert. So meine Annahme.
    Ich habe nur keine Ahnung wie lange das mit dem ICD11 noch dauert. Damals als ich meine Diagnose bekam, das war glaube ich 2018 oder so, da hieß es damals das anfang 2019 der ICD rauskommen soll aber das passierte nicht.

    Go bad or go home!

  • Es kann hier auch zu verfälschten Ergebnissen kommen weil vermutlich jemand der bereits einen SbA hat, wie ich in der WfbM arbeitet, vermutlich eher einen schwereren ASS ausgestellt bekommt als jemand der nur den GdB aber keinen SbA hat, arbeitet, selbstständig lebt und/oder studiert. So meine Annahme.

    Denke nicht, da die Einordnungen ja sehr eindeutig sind, je nachdem ob du gut sprechen kannst oder eine Intelligenzminderung hast wirst du sortiert:

    Zitat
    • Autismus-Spektrum-Störung ohne Störung der intellektuellen Entwicklung und mit milder oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
    • Autismus-Spektrum-Störung mit Störung der intellektuellen Entwicklung und mit milder oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
    • Autismus-Spektrum-Störung ohne Störung der intellektuellen Entwicklung und mit beeinträchtigter funktioneller Sprache
    • Autismus-Spektrum-Störung mit Störung der intellektuellen Entwicklung und mit beeinträchtigter funktioneller Sprache
    • andere spezifizierte Autismus-Spektrum-Störungen
    • Autismus-Spektrum-Störung, unspezifiziert
  • Ich gehe davon aus, dass alle, die keine ausgewiesene geistige Behinderung haben, automatisch in die erste Kategorie kommen. Das heißt, die meisten hier im Forum werden auf dem Papier das gleiche haben, und beim SBA usw. muss man wie bisher individuell schauen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Zitat von MangoMambo

    Auch schon mit dem Vorgänger vom ICD 10 gab es eine Kompatibilität, dass die Diagnosen einfach umgerechnet wurden.

    Ich habe Zweifel, ob "einfach umrechnen" das richtige wäre. Man kann ja nicht pauschal sagen, alle die eine AS Diagnose haben werden automatisch der Kategorie "ohne Störung der intellektuellen Entwicklung und mit milder oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache" zugeordnet. Weshalb ich vermute, dass es schon zumindest ein Gespräch bzw. ein Besuch in einer Sprechstunde braucht.

    Zitat von RegenbogenWusli

    Es kann hier auch zu verfälschten Ergebnissen kommen weil vermutlich jemand der bereits einen SbA hat, wie ich in der WfbM arbeitet,
    vermutlich eher einen schwereren ASS ausgestellt bekommt als jemand der nur den GdB aber keinen SbA hat, arbeitet, selbstständig lebt und/oder studiert. So meine Annahme.

    Deinen Gedanken finde ich berechtigt.

    Zitat von MangoMambo

    je nachdem ob du gut sprechen kannst oder eine Intelligenzminderung hast wirst du sortiert:

    Zitat von Shenya

    dass alle, die keine ausgewiesene geistige Behinderung haben, automatisch in die erste Kategorie kommen.

    Eine "Störung der intellektuellen Entwicklung" ist scheinbar nicht das gleiche (Synonym) wie eine Intelligenzminderung. Mich würde z.B. auch interessieren, ob Selektiver Mutismus zu "milder Beeinträchtigung funktioneller Sprache" (Da man an sich ja sprechen kann) zählt, oder zu "beeinträchtiger funktioneller Sprache" (Da Selektiver Mutismus ja durchaus eine Beeinträchtigung ist).

    Da es (Wenn ich das richtig verstanden habe) bei der ICD-11 Version darum gehen soll, die individuellen Einschränkungen zu beurteilen,
    fände ich es widersprüchlich wenn man dann einfach alle Aspies (Ohne individuelle Beurteilung) in die erste Kategorie zuteilen würde.

  • Auf mich wirkt das sprachlich ziemlich uneindeutig, oder ich verstehe das nicht richtig.
    Wenn ein Gesetz so uneindeutig verfasst werden würde, würde das Bundesverfassungsgericht es direkt wieder einkassieren (Meine Überlegung).

    Wird IQ jetzt intellektueller Entwicklung gleichgesetzt, oder nicht?
    Und was versteht dann (irgendein) Psychotherapeut oder Psychiater darunter?

    Die deutsche Übersetzung (Wikipedia) entspricht meinem Sprachgefühl nach überhaupt nicht dem englischen Original.
    Wobei es durch den Google-Hinweis zur intellektuellen Entwicklung dann doch passen könnte. Versteht das dann der "Experte". Gerade in dem Punkt sind mir (und was man hier liest und in real-life hört, ja auch anderen) schon einige unverständige Experten begegnet.

    Spoiler anzeigen


    Bei mir wurde ja diagnostiziert, und dann dachte ich wird über die 'wirklich' (noch mehr) beeinträchtigenden Dinge gesprochen. Dazu war in der Diagnostik aber gar kein Raum, da wurde nur das (alte?) Diagnoseschema abgefragt.
    Sensorik, Dyspraxie, koordinative Störung alles kein Thema..
    (Vermutlich war ich zu angepasst und hätte es von mir aus in den Vordergrund rücken sollen, aber das kann ich in neuen Situationen nicht, dann noch so klar und strukturiert sein.. Da bin ich mit der Situation an sich schon voll gefordert).

    Praktisch heißt das, ich lasse mir ab 2022 -
    6A03Developmental learning disorder" (Lernstörung) oder "6A04Developmental motor coordination disorder" (Motorische Koordinationsstörung)
    (da in meinem ASS implizit vorliegend)
    - also als zusätzliche Störungen Bescheinigen?

    (Diese vorliegende Problematik konnte ich auch nur dank Autismus-Kompetenz-Zentrum den entsprechenden Namen zuordnen. Ich weiß irgendwie generell nicht, was was ist, was was bedeutet, was auf welcher Ebene zusammenhängt.. Es scheint mir meiner Gesichtsblindheit zu ähneln). Durch gute, ausführliche literarische Beschreibungen lässt sich das Problem eingrenzen, aber das ist das Gegenteil von diesen ICD 11 - Auszügen/ Übersetzungen)

  • Hallo!
    Also meine Begeisterung für ICD 11 hält sich sehr in Grenzen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es auch unter Aspergern ein Spektrum gibt und auch die Unterkategorie "weiblich" nicht heißt, dass man sich auch nur annähernd ähnlich ist.
    Mit diesem "Riesensuppentopf" ICD 11 finde ich das Chaos noch größer. Denn die erste Kategorie klingt so "gut", wer wird einen da noch ernstnehmen, dass man irgendwo Schwierigkeiten und Beeinträchtigungen hat?
    Ich finde es es jetzt schon schwierig mit "nur Asperger" den Leuten klarzumachen, was ich nicht gut kann. Andererseits auch, was ich besonders gut kann. Es ist wirklich schwierig für mich.
    Erlebt ihr das nicht auch so?
    Ich bin jedenfalls ein "ICD 10 Fan", wenn man das so sagen kann. Denn ich habe die Dinge am liebsten immer gleich und ich mag auch keinen neuen Diagnosecode haben. Das fühlt sich nicht richtig an.

    Ich hoffe, die verantwortlichen Leute haben sich was dabei gedacht und denken noch immer.

    LG Veronika.

    Man sieht nur mit dem Herzen gut.
    Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
    (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Was ist falsch an sonderbar?"

    "Das Ende der Störung ist derzeit nicht absehbar."

  • Zitat von Veronika

    Denn die erste Kategorie klingt so "gut", wer wird einen da noch ernstnehmen, dass man irgendwo Schwierigkeiten und Beeinträchtigungen hat?

    Ich finde es z.B. gut, dass zusätzliche Einschränkungen, z.B. motorische Defizite, dann scheinbar extra zusätzlich diagnostiziert werden. Ich habe es bisher so erlebt, dass alles was nicht extra zusätzlich erwähnt wird, (Auch wenn etwas "offiziell" durch die AS Diagnose mit abgedeckt wird) nicht beachtet wird. Was ich zum Teil nachvollziehen kann, es wird vermutlich nicht jeder Asperger-Autist motorische Defizite haben oder?

    Vielleicht sollte man generell einfach nur Autismus diagnostizieren ohne Schweregrade oder inklusive/exklusive irgendwas und dann bei jedem individuell über Zusatzdiagnosen die Defizite feststellen.
    Für geistige Behinderung, (F70– Intelligenzminderung) oder Beeinträchtigung der Sprache (F.80 0-9 Sprachstörungen) gibt es ja auch im ICD-11 weiterhin eigene Diagnosen. (6A00Disorders of intellectual development; 6A01Developmental speech or language disorders; etc.) Dann bräuchte man das nicht auch noch bei der neuen Diagnostik von Autismus mit inklusive/exklusive sprachlicher- und/oder geistiger Störungen machen.

  • Zitat von Lou

    Wird IQ jetzt intellektueller Entwicklung gleichgesetzt, oder nicht?

    Finde ich eine gute Frage. Die englische ICD-11 Fassung nennt es auch "disorder of intellectual development" aber laut Google ist intelektuelle Entwicklung nicht das gleiche wie geistige Behinderung.

    Zitat

    "Unter kognitiver Entwicklung versteht man die Entwicklung all jener Funktionen, die dem Erkennen und Erfassen der Gegenstände und Personen der Umgebung und der eigenen Person gelten. Zu diesen Funktionen gehören Intelligenz bzw. Denken, Wahrnehmung, Problemlösen, Gedächtnis, Sprache etc. (Werner Stangl, österreichischer Psychologe2021)"

    "Die kognitive Entwicklung eines Kindes wird auch als geistige oder intellektuelle Entwicklung bezeichnet. Sie meint die Fähigkeit, Gegenstände, Situationen, Personen, auch die eigene Person zu erkennen und einzuordnen. Zu den kognitiven Funktionen zählen z.B. Sprache, abstraktes Denken wie z.B. Problemlösen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Handlungsplanung oder Wahrnehmungsfähigkeit." (Bundesverband für Logopädie)

    "Unter der kognitiven Entwicklung bei Kindern versteht man das Erlernen von Fähigkeiten im Bereich des Denkens und der Wahrnehmung. Zu diesen Fähigkeiten zählen z. B. Problemlösung, Entscheidung, Planung und Orientierung" (Betzold Bildungsblog)

    Nach den Definitionen verstehe ich intellektuelle Störung nicht als Synonym für Intelligenzminderung.

  • Ne, nach den Definitionen verstehe ich das auch nicht so.
    Das bedeutet es wird den einzelnen Ständen und Gruppierungen der Aushandlungsspielraum für die genaue Definition gelassen?
    Und subjektiv bleibt auch viel Einordnungsspielraum..
    Kann ja gut oder schlecht sein..
    Ich denke da oft eher schwarz in meinem schwarz-weiß Denken..
    Was ja wieder bedeutet - Unklarheit- (die Definitionen sind ja alle verschieden) und man muss darauf achten wie einem das gegenüber gesonnen ist, was aspietypisch ja nicht umbedingt so toll funktioniert, wie auch das sich sprachlich und körpersprachlich und sozialer Kontext richtige Ausdrücken.

    Einmal editiert, zuletzt von Lou (9. April 2021 um 13:14)

  • Ich gehe davon aus, dass alle, die keine ausgewiesene geistige Behinderung haben, automatisch in die erste Kategorie kommen. Das heißt, die meisten hier im Forum werden auf dem Papier das gleiche haben, und beim SBA usw. muss man wie bisher individuell schauen.

    Nope. Intelligenzminderung wird gesondert diagnostiziert werden.
    Mein (leider nicht mehr) "Austismusarzt" sagte zu mir auch, dass ich in Kategorie 2 käme. Das widerspricht auch Deiner These.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Wurde im MPI München Diagnostiziert und auf dem Diagnose Brief steht Autismus Spektrum Störung F84.5

    Hoffentlich muss man die Diagnosik nicht wiederholen ,das hat einmal gereicht.

    Auf Logopädie Rezept steht bei was wegen Sprachstörungen und sprechen verbessern.

    Umschulung findet wahrscheinlich im geschützten Rahmen statt.

    Das Do ist der Weg. :prof:

  • Vielleicht sollte man generell einfach nur Autismus diagnostizieren ohne Schweregrade oder inklusive/exklusive irgendwas und dann bei jedem individuell über Zusatzdiagnosen die Defizite feststellen.
    Für geistige Behinderung, (F70– Intelligenzminderung) oder Beeinträchtigung der Sprache (F.80 0-9 Sprachstörungen) gibt es ja auch im ICD-11 weiterhin eigene Diagnosen. (6A00Disorders of intellectual development; 6A01Developmental speech or language disorders; etc.) Dann bräuchte man das nicht auch noch bei der neuen Diagnostik von Autismus mit inklusive/exklusive sprachlicher- und/oder geistiger Störungen machen.

    Im Grunde kann ich den Gedanken verstehen, aber ich habe fast immer die Erfahrung gemacht, das die Ärzte zu denen ich gegangen bin, sich nie um diese ganzen Drumherum-themen kümmern wollten, ich kam auf Verdacht wegen so und so, und mehr als das wurde nicht abgeklärt, obwohl ich Probleme in anderen bereichen und meine Gedanken dazu auch immer mit einbrachte, aber darauf wurde dann nicht eingegangen oder es wurde so getan als hätte ich sowas ganz sicher nicht, wo es sich dann bei einem anderen Arzt wo ich dann deswegen nochmal speziell war, herausstellte das ich es doch habe.
    Das ist sehr zeitraubend, aufwändig und ansträngend, und es wäre auch unnötig, warum kann ein Arzt das nicht noch zusätzlich mit abklären wenn man schonmal bei dem im System ist?

    Go bad or go home!

  • Separat diagnostiziert bekommt man solche Störungen aber auch nicht immer, weil das meines Wissens die Asperger-Diagnose mit abdeckt.

    Das ist in der Tat ein großes Problem. Einige Komorbiditäten lassen sich gar nicht diagnostizieren, einige nur, wenn sie nicht angeboren sind sondern später durch z. B. Unfall erworben wurden, bei einigen hat man nur in der Kindheit Chance auf ne Diagnose, bei einigen muss man die Diagnostik privat extra bezahlen und durch die halbe Welt dafür tingeln und einige bekommt man nicht "zugestanden", wenn sie mit dem Autismus erklärbar sind, obwohl sie widerum bei den im ICD für Autismus aufgezählten Symptomen nicht mit aufgeführt sind. Auch nicht als optional. Das trifft z. B. auch zu auf Prosopagnosie und Topographagnosie bzw. die entsprechenden Symptombilder. Und Probleme mit Reizen wurde zwar in ICD 11 endlich mit erwähnt zumindest aber dabei nicht Reizfilterschwäche als Ursache oder Mitursache genannt. Im ICD wird es halt noch immer als psychische Störung wie ne Verhaltensstörung beschrieben, daher beziehen die dort gelisteten Symptome sich überwiegend auf das Verhalten... :(

    Die "Auslagerung" von Mutismus und Intelligenzminderung aus dem Autismusprofil bzw. dem des frühkindlichen Autismus ist mit dem ICD erfolgt, seitdem braucht man für diese zwei Dinge auch separate Diagnosen.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Zitat von RegenbogenWusli

    warum kann ein Arzt das nicht noch zusätzlich mit abklären wenn man schonmal bei dem im System ist?

    Ich weiß nicht ob das vielleicht die Zuständigkeit und Kompetenz eines Autismus-Facharztes (Meines Wissens sind das meistens Psychiater oder Psychologen als Grundlage) übersteigen würde. Wenn es um körperliche Komorbiditäten geht (Mutimus kann ja meines Wissens auch eine mögliche körperliche Ursache haben; Oder auch die Dyspraxie) kann ein psychologischer Arzt bei solchen Dingen mögliche körperliche Ursachen vielleicht nicht abklären.

    Zitat von Lex

    wenn sie mit dem Autismus erklärbar sind,

    Das mit dem "durch Autismus erklärbar/abgedeckt" finde ich z.B. auch deshalb negativ, weil manche Begleitsymptome ja auch nicht auf jeden Autisten gleichermaßen zutreffen. Ich selbst kenne z.B. die ganzen Fachbegriffe für meine Begleitsymptome nicht (Den Begriff Dyspraxie habe ich erst vor kurzem durch Zufall hier im Forum erfahren) und kann damit selbst gar nicht korrekt bennennen, was ich noch an Begleitsymptomen oder autismusbedingten Komorbiditäten habe. Ich konnte bisher nicht sagen "Ich habe Dyspraxie und Selektiven Mutismus, und ..., und ..." weil ich gar nicht wusste, wie man diese Begleitsymptome nennt die ich autismusbedingt habe. Reizfilterstörung kannte ich, aber ich habe den Eindruck dass andere Menschen mit "medizinischen/fachlichen" Begriffen (Behörden, ABW Träger, etc.) mehr "anfangen" (RW) können.


    Wenn ich z.B. sage: "Ich habe zusätzlich eine Dyspraxie, Selektiven Mutismus, eine Sensorische Integrationsstörung, eine Essstörung und eine Dyskalkulie" ist das klarer und eindeutiger, was speziell meine Probleme sind. Wenn es einfach nur heißt "Ich habe Asperger Autismus" ist dadurch nicht automatisch klar, 1. welche Begleitsymptome ich habe und 2. wie stark welche ausgeprägt sind und mich beeinträchtigen.


    Es weiß nicht jede Behörde oder ABW Träger, welche Begleitsymptome für Autismus typisch sein können. Solche Störungen nicht extra zu diagnostizieren, sondern pauschal mit der Autismus-Diagnose zu erklären/abzudecken würde aber voraussetzen, dass jeder weiß welche Begleitsymptome Autismus haben kann. Dann braucht man einem Autist auch keine Angststörung, keine Depression u.ä. mehr zusätzlich diagnostizieren, weil das ja alles autismusbedingt sein kann.

  • Die AVWS steht schon immer in meinen Unterlagen . Hab diese letztes Jahr im LMU München nach diagnostizieren lassen. Weil mich diese zentrale Hörstörung schon eingeschränkt ,wird nur als Teilleistung Störung geführt , wobei es für mich ehr eine Behinderung ist. Mathe bin ich unter durch schnittlich . Hab kein Zettel für die offizielle Diagnose.

    Die AVWS und der Autismus kommen oft zusammen vor. Durch die lange nicht behandelte Avws haben sich bei Sprachstörungen entwickelt.

    Man sollte zur Diagnosik Audiologie und Logopädie sowie Ergotherapie wegen der motorischen Defizite.

    Das Do ist der Weg. :prof:

  • Ich weiß nicht ob das vielleicht die Zuständigkeit und Kompetenz eines Autismus-Facharztes (Meines Wissens sind das meistens Psychiater oder Psychologen als Grundlage) übersteigen würde. Wenn es um körperliche Komorbiditäten geht (Mutimus kann ja meines Wissens auch eine mögliche körperliche Ursache haben; Oder auch die Dyspraxie) kann ein psychologischer Arzt bei solchen Dingen mögliche körperliche Ursachen vielleicht nicht abklären.

    Ja das stimmt.
    In meinem eigenen Fall wäre das aber nicht das Thema. Ich war bei keinem AS-spezialisten sondern an einer LVR oder LWL Klinik in der Psychiatrieabteilung wo man AS diagnostiziert hat. De sollten sich auch mit anderen psychischen Auffälligkeiten auskennen oder so. Das gleiche gilt ja auch für die andere Psychiatrie wo ich damals wegen Transgender war, da habe ich die Idee von AS auch angesprochen aber darüber wollten die nichts weiter hören, sie haben es kleingeredet, weswegen ich dafür extra wieder wo anders hin musste.
    Mir kommt das so vor als wollten die sich nur um ein Thema kümmern, das abklären und den Rest der auch zu meinem Leben gehört und wohl auf irgendwas mit dem Geist oder den geistigen Fähigkeiten zutun hat, interessiert die dann nicht, dabei wollen die ja immer wissen wie man lebt, wie man aufgewachsen ist, wo man Probleme hatte etc.

    Ich kann mir zwar vorstellen, das die ganzen Symptome oder Problembereiche die ich im Leben so mitbekomme durchaus mit dem AS zutun haben, aber du sagst ja selber, wenn man in ein gewisses System rein will, um da Hilfe zu bekommen, wird einem das verwährt weil die sagen AS ist rein psychisch und Sie haben eben dies oder das nicht noch zusätzlich, trotz der vorhandenen Symptomatik.
    Im Grunde müsste hier der ICD oder die Politik im Sozialrecht hergehen und sagen AS ist eine Erkrankung oder Behinderung die nicht nur die Psyche oder die Seele betrifft sondern auch mit unter die Intelligenzleistung oder sowas, was aber nicht bei jedem mit AS vorkommt. Demnach sollten sie dann halt denen die AS haben, auch die spezifischen Hilfen für eben solche Probleme bereitstellen, die stehen einem ja eigentlich zu.
    Es kann nicht sein, das Ärzte sagen "Ja Sie haben ja AS, deswegen haben Sie auch eben dieses oder jenes Problem, das kommt bei AS recht häufig vor, aber nicht immer" deswegen gibt es dann keine zusätzliche Diagnose XY.
    Wenn die Ärzte so argumentieren muss sich im Sozialrecht oder so was ändern damit AS-Patienten eben die benötigte Hilfe dennoch erhalten können.

    Go bad or go home!

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