Hallo, es hat ja seine Gründe, dass die Ärzte usw. zu der Ansicht gekommen sind, dass Autismus im ICD nicht mehr nach Störungen getrennt sondern nach Schweregraden beurteilt wird.
Ich habe es seit meiner AS Diagnose leider überwiegend erlebt, dass viele Menschen (Behörden, Ärzte, Sozialarbeiter, etc.) pauschal denken: "Asperger Autismus ist ja nur eine leichte Form, deshalb ist ein Asperger Autist auch nur leicht betroffen". Im Vergleich zum z.B. Kanner Autismus schon, aber man kann deswegen nicht pauschal sagen wie schwer/leicht ein Asperger Autist beeinträchtigt ist.
Auch Asperger Autismus ist eine Spektrum-Störung und ich habe den Eindruck, dass es mir als Betroffener Person häufig aberkannt wird, meine Störung als Spektrum, und meine Einschränkungen individuell zu sehen/beurteilen. So pauschal beurteilt zu werden hat mich bisher häufig benachteilgt (Beim GdB: 30 anstatt 60; Beim begleiteten Wohnen; Beim Pflegegrad; usw.) und nicht separat aufgeführte Komorbiditäten/Störungen (z.B. motorische Dyspraxie, Selektiver Mutismus, Essstörung, Reizfilterstörung, etc.) werden häufig (Bisher immer) missachtet. Weil Behörden und andere Mitarbeiter häufig gar nicht wissen, welche zusätzlichen Störungsbilder in der Asperger-Diagnose mit inbegriffen sind. Separat diagnostiziert bekommt man solche Störungen aber auch nicht immer, weil das meines Wissens die Asperger-Diagnose mit abdeckt.
Ich finde es besser wie es im ICD-11 geplant ist, dass Autismus nach Schweregraden/Einschränkungen unterschieden wird. Weil das eher die individuellen und tatsächlichen Beeinträchtigungen einer jeweiligen autistischen Person darstellt.
Viele Menschen haben scheinbar bestimmte Vorstellungen im Kopf, zu Asperger-Autismus, Kanner-Syndrom, usw. Wenn sie die Begriffe hören, haben sie dazu ein bestimmtes "Bild vor Augen" (RW) und ich finde, das wird keinem Betroffenem gerecht. Im ICD-11 soll es nur noch "Autismus-Spektrum-Störung" heißen, was schon Mal dazu führt dass man betreffende gar nicht mehr verallgemeinern kann. In Wikipedia sind die Einteilungen nach ICD-11 (Soll 2022 in Kraft treten) schon aufgeführt:
Zitat
- Autismus-Spektrum-Störung ohne Störung der intellektuellen Entwicklung und mit milder oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
- Autismus-Spektrum-Störung mit Störung der intellektuellen Entwicklung und mit milder oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
- Autismus-Spektrum-Störung ohne Störung der intellektuellen Entwicklung und mit beeinträchtigter funktioneller Sprache
- Autismus-Spektrum-Störung mit Störung der intellektuellen Entwicklung und mit beeinträchtigter funktioneller Sprache
- andere spezifizierte Autismus-Spektrum-Störungen
- Autismus-Spektrum-Störung, unspezifiziert
Intellektuelle Entwicklung bedeutet nach Google: "Die kognitive Entwicklung eines Kindes wird auch als geistige oder intellektuelle Entwicklung bezeichnet. Sie meint die Fähigkeit, Gegenstände, Situationen, Personen, auch die eigene Person zu erkennen und einzuordnen. Zu den kognitiven Funktionen zählen z.B. Sprache, abstraktes Denken wie z.B. Problemlösen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Handlungsplanung oder Wahrnehmungsfähigkeit" So können vielleicht auch Autisten trotz normalem IQ eine Störung der intellektuellen Entwicklung diagnostiziert bekommen.
Oder das orgiginale auf englisch:
ZitatICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics
6A02 Autism spectrum disorder
Autism spectrum disorder is characterised by persistent deficits in the ability to initiate and to sustain reciprocal social interaction and social communication, and by a range of restricted, repetitive, and inflexible patterns of behaviour, interests or activities that are clearly atypical or excessive for the individual’s age and sociocultural context. The onset of the disorder occurs during the developmental period, typically in early childhood, but symptoms may not become fully manifest until later, when social demands exceed limited capacities. Deficits are sufficiently severe to cause impairment in personal, family, social, educational, occupational or other important areas of functioning and are usually a pervasive feature of the individual’s functioning observable in all settings, although they may vary according to social, educational, or other context. Individuals along the spectrum exhibit a full range of intellectual functioning and language abilities.
Diagnosen wie "6A03Developmental learning disorder" (Lernstörung) oder "6A04Developmental motor coordination disorder" (Motorische Koordinationsstörung) sind im ICD-11 dann als extra Diagnosen aufgeführt. Und Autismus (Wie u.a. auch 6A05Attention deficit hyperactivity disorder; ADHS) ist im ICD-11 auch nicht unter "psychische Störungen" (Wie im ICD-10) aufgeführt, sondern unter: "Psychische, Verhaltens- oder neurologische Entwicklungsstörungen -> Neuroentwicklungsstörungen".
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass eine Autismus Diagnose nach ICD-11 den Betroffenen eher gerecht wird. Haben dann nun aber alle mit ICD-10 diagnostizierten Asperger-Autisten Pech gehabt, oder kann man seine Diagnose auf ICD-11 Kriterien ändern lassen? Auch würde mich interessieren, ob man dann noch Mal eine komplett neue Diagnostik "durchlaufen" (RW) müsste.