Studium, eure besten "Uni-hacks", Ratschläge?

  • Falls irgendwer hier mich noch von meinem Vorstellungspost von letztem Jahr kennt: ich studiere jetzt Informatik, nicht Lehramt.

    Eins meiner Probleme ist, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, was ich "mal machen will".
    Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt mein Abitur schaffe, oder dass ich überhaupt jemals 19 Jahre alt sein werde.

    Und jetzt bin ich 19 und ich lebe noch und ich will auch noch leben, und ich hab nen Freund mit dem ich in drei Wochen zusammenziehen werde, und irgendwann in ca. 7 Jahren ist er mit seinem geplanten Bildungsweg fertig und verdient Geld und ich weiß nicht, was ich will.

    Ich hatte dieses Semester mit kaum Lernen 1,7 in zwei meiner Fächer, ohne Lernen 3,7 in Analysis und mit zwei Wochen nichts-anderes-tun-als-Lernen bin ich in der Algebra-Prüfung durchgefallen.

    Im Moment lerne ich auf die Nachprüfung am Samstag.
    Falls ihr schon mal z.B. eine 4x4-Matrix in Zeilenstufenform gebracht habt, versteht ihr sicher, wie frustrierend es ist, wenn man dafür einfach mal 2 Tage braucht. Also vielleicht nicht aus eigener Erfahrung, aber ihr könnt euch sicher hineinversetzen.
    Weil ich mich dauernd verrechne.
    Mein Gehirn sieht "-2 mal -3" und ping-pongt dann 30 Sekunden lang zwischen "Die Antwort ist natürlich 6", "die Antwort ist -6" und "bist du eigentlich bescheuert? die Antwort ist 9!" hin und her.

    Ich hatte 110% auf ne Hausarbeit, bei der man ein Java-Programm schreiben musste. Ich hab für meine ADHS-Diagnose damals einen IQ-Test gemacht und weiß, dass ich mich mehr als zwei Standardabweichungen über dem Mittelwert befinde. Ich konnte mit drei Jahren lesen.
    Und ich kann -2 nicht mit -3 multiplizieren und beim Schach weiß ich nie, in welche Richtung meine Bauern schlagen (ich spiele fast jeden Tag eine Partie).
    Mein Therapeut sagt, das ist, weil mein Selbstbewusstsein so gering ist, dass ich mich mit meiner eigenen intuitiven, meist richtigen Antwort nicht zufrieden gebe und stattdessen alles hinterfrage und bevor ich fertig bin mit hinterfragen schon das Hinterfragen hinterfrage, bis ich quasi zu viele Operationen gleichzeitig mit meinem Gehirn auszuführen versuche.

    Ich bin so müde und frustriert.
    Ich nehme brav meine Medikamente, trinke Kaffee bis mein Herz gefühlt explodiert und gehe fast jeden Tag spazieren.

    Ich frage mich natürlich, ob ich überhaupt im Ansatz für das Studium geeignet bin.

    Ein Teil von mir sagt ganz klar nein. Jemand, der sich nicht lange genug konzentrieren kann, um zu entscheiden, welches Vorzeichen vor eine simple Zahl gehör, wird niemals ein guter Informatiker sein. Ich kann nicht programmieren, ohne mit Bleistift und Papier mit-zu-skizzieren, weil ich mir sonst einfach nicht merken kann, an welchem Teil des Programms ich nochmal gerade arbeite und was nochmal im großen und ganzen das Problem mit dem Programm ist, das ich gerade suche oder repariere.

    Ein anderer Teil von mir sagt ganz klar ja. Ich liebe Informatik. Wie cool ist es, hinter die Fassade von Software gucken zu dürfen. Wie cool sind Machine-Learning-Algorithmen und maschinelle Übersetzung von menschlicher Sprache. Wie faszinierend ist der Fakt, dass wir niemals jede einzelne mögliche Schachpartie in einen dicken fetten Brute-Force-Super-Schach-Algorithmus hineinfüttern werden, weil es mehr mögliche Schachpartien gibt als Atome im Universum, aber dass es trotzdem Lösungen gibt, eine für uns Menschen unbesiegbare Schachsoftware zu schreiben.

    Was will ich nach dem Studium machen, was für einen Beruf will ich ausüben? Keine Ahnung, eigentlich wollte ich Konditor oder Schreiner werden, aber meine Familie hatte zu viel Angst um mich, wegen der großen Maschinen und meiner Tollpatschigkeit. Außerdem stinken rohe Eier bis zum Himmel.

    Ähm, ja, falls hier Leute sind, die auch gerade studieren oder die Uni erfolgreich verlassen haben (ob das nun heißt "mit Abschluss" oder "weil ich mich erfolgreich zum Abbruch entschieden habe"), ich würde gerne von euch hören, und falls ihr Ratschläge habt, sind sie auch willkommen.

  • Ich hänge mich mal dran. Ich habe mich zweimal erfolgreich zum Abbruch entschieden und hoffe nun im Fernstudium erfolgreich sein zu können.

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Mein Ratschlag ist besonders am Anfang, Augen zu und durch. Ich brauchte für das Physikstudium auch Mathe im Grundstudium und es ist ganz normal mal durchzufallen. Einfach nochmal lernen, beim zweiten Mal klappt’s schon. Ist doch toll, dass du ein Fach gefunden hast das dich interessiert! Und für den Job später, da findest du besonders mit Informatik eine Nische, die genau für dich passt. Es lohnt sich also auf jeden Fall!
    War leider kein wirklicher Tipp, sondern mehr eine Durchhalteparole. Jedes Studium hat seine Längen, lass dich nicht entmutigen.

  • Ich habe Informatik studiert und mit nem Bachelor abgeschlossen, keine gute Note, aber geschafft ist geschafft :d
    Die Mathevorlesungen musste ich teilweise wiederholen, aber schlussendlich hat auch das geklappt :)
    Ich arbeite seitdem auch als Softwareentwickler und ich habe das Gefühl, so einige neurodiverse Kollegen zu haben. Von einem ADHSler mit Diagnose weiß ich sicher.

    Privat hab ich große Probleme mit den exekutiven Funktionen, bei mir ist immer Chaos und ich habe großes Glück, dass mein Freund quasi den ganzen Haushalt schmeißt weil ich dafür meist keine Ressourcen mehr übrig habe.
    Auf der Arbeit bin ich laut Feedback sehr erfolgreich und gut, wurde vor nem halben Jahr zur Projektleiterin befördert und bin für alle diejenige, die sich an alles erinnern kann und den großen Überblick behält. Liegt halt einfach daran, dass mir die Arbeit extrem viel Spaß macht und ich mich deswegen so gut drauf fokussieren kann.

    Ich hatte bzw habe aber auch Kollegen, die meiner Meinung nach ADS haben könnten und die wirklich nicht gut arbeiten. Wenn die Code schreiben, macht da nichts Sinn, es ist nichts zusammenhängend und es funktioniert auch oft nachher nicht. Man merkt, dass sie sich nicht merken können, was alles zu tun ist und wie das zusammenhängt. Allerdings hatten/haben beide auch keinen Spaß an der Arbeit, soweit ich das beurteilen kann.

  • Ich hatte bzw habe aber auch Kollegen, die meiner Meinung nach ADS haben könnten und die wirklich nicht gut arbeiten. Wenn die Code schreiben, macht da nichts Sinn, es ist nichts zusammenhängend und es funktioniert auch oft nachher nicht. Man merkt, dass sie sich nicht merken können, was alles zu tun ist und wie das zusammenhängt. Allerdings hatten/haben beide auch keinen Spaß an der Arbeit, soweit ich das beurteilen kann.

    Ja, so ungefähr davor habe ich tatsächlich ein bisschen Angst.
    Woher weiß ich, dass mich etwas, was mich jetzt interessiert auch noch in 10 Jahren interessiert?

  • Weil ich mich dauernd verrechne.

    Dann klappt das in der mündliche Prüfung sicherlich. Denn da ist der Fokus dann eher darauf, ob du es verstanden hast, nicht so sehr darauf, ob du richtig Kopfrechnen kannst.

    Zum Kopfrechnen: Da hilft nur Üben, Üben, Üben. Und dann noch mal üben. Das ist nicht mit zwei Wochen intensivem Lernen zu erreichen, sondern eher über ein halbes Jahr. Du bist da nicht der einzige mit dem Problem und das geht ca. 50% der Studenten so, dass sie im ersten Semester erst mal Kopfrechnen lernen müssen. Da bist du nicht alleine.

    Wenn du Informatik studierst, fragt hinterher niemand mehr nach den Noten - die meisten das Zeugnis gar nicht sehen. Und in Analysis / LA sind die meisten dort eh nicht so gut, da machen die schlechten Noten dann auch nichts ;)

  • Ja, so ungefähr davor habe ich tatsächlich ein bisschen Angst.
    Woher weiß ich, dass mich etwas, was mich jetzt interessiert auch noch in 10 Jahren interessiert?

    Das weiß niemand vorher :d
    Macht doch auch nix.. wenn es aufeinmal keinen Spaß mehr macht, dann sucht man sich halt was Neues, was wieder Spaß macht.
    Es muss ja auch nicht unbedingt sein, dass einem das Software Entwickeln an sich keinen Spaß mehr macht, sondern das drumrum auf dieser einen Arbeit. Grade die Softwareentwicklung findet man in so extrem vielen Branchen, außerdem gibts mehrere verschiedene Stile die je nach Arbeitsplatz gelebt werden (eher agil, eher noch "klassisch", im großen Team, als Einzelkämpfer,...) da muss man oft einfach nur das finden, was einem selbst gefällt :d
    Und wenn die Enwicklung selbst einem nicht mehr gefällt, muss man nicht unbedingt umschulen. Vielleicht hat man Spaß dran, ein Entwicklerteam zu leiten, oder Anforderungen mit dem Kunden zusammenzutragen, oder sich mehr Gedanken über die Architektur der Software zu machen, oder vielleicht schlummert ja ein Admin oder DevOps in einem.

    Solange du aktuell Spaß dran hast, mach es! Der Rest ist Übung ;)

  • Das ist nicht mit zwei Wochen intensivem Lernen zu erreichen, sondern eher über ein halbes Jahr.

    Ja, so ist es leider tatsächlich.
    Ich hatte lange große Angst vor Mathe.

    Bis zur 6. Klasse war ich in fast jedem Fach 1er-Schüler, dann kam die Depression und ich hab bis Mitte 11. Klasse kein Mathe mehr gelernt, denn jedes Mal wenn ich's versucht habe stand mir die fehlende Übung im Kopfrechnen im Weg, bis ich schließlich so Angst vor Mathe hatte, dass ich es nicht mal mehr versucht habe.

    In der Oberstufe hab ich dann immer versucht, so halbwegs mitzulernen, und dann einen Monat vorm Abitur hab ich mich endlich getraut und mich daran gesetzt, den gesamten Stoff von der 7. bis zur 12. Klasse durchzuarbeiten. So 6 Stunden täglich. Wie ich das geschafft habe, keine Ahnung, aber es half, dass mein Vater mich dabei emotional unterstützt hat.

    Also, es wird wohl weitergehen müssen mit dem täglichen Üben, bis es alles Intuition wird.
    Ich hoffe auch, dass ich mehr Kraft habe, wenn ich mit meinem Freund zusammenlebe.

    Ich bin die Älteste von 4 Geschwistern, der jüngste geht noch in den Kindergarten. Ich muss mich immer anpassen, ich kann gar keine Routinen aufbauen oder sowas, auch, weil meine Eltern da keine Nachsicht haben. Ich werde oft mitten in einer Aufgabe gerufen, ich soll bitte kurz schauen, dass der Kleine sich nicht verletzt, während seine Mutter den Müll rausbringt.

    Mein Freund sieht das natürlich sehr anders. Und mit ihm alleine wird alles viel ruhiger sein.

  • Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt habe ich selbst ein Informatikstudium erfolgreich absolviert, habe ich vorletztes Jahr nochmal ein nebenberufliches Jurastudium begonnen. Meine eigenen Studienerfahrungen stammen daher aus unterschiedlichen Lebensabschnitten. Eine Konzentrationsstörung, wie du sie beschreibst, habe ich nicht, weshalb ich nicht genau weiß, ob dir mir meine eigenen Erfahrungen weiterhelfen:

    Ich hatte damals auch Module, die mir zu der Zeit absolut nicht wichtig waren - z.B. Statistik und Elektrotechnik. Diese habe ich einfach ertragen und hinter mich gebracht. Dafür gab es dann andere Module, in denen ich meine Interessen und Fähigkeiten ausleben konnte - z.B. in Algorithmen und Datenstrukturen (zu dem Prof habe ich bis heute Kontakt) oder Compilerbau (wo ich per Hand einen Top-Down-Parser und -Compiler für C entwickelt habe).

    In meinem damaligen Studium hat mir sehr geholfen, dass ich bereits mit 13 angefangen habe, zu programmieren und die 6 Jahre bis zum Studium neben der Schule fast ausschließlich dafür genutzt habe, Programme zu entwickeln und mich im Bereich der IT fortzubilden. Durch das breite Fundament, das ich mir selbst erarbeitet hatte, war das Studium großteilig nur noch die formalisierte Wiederholung meines bereits vorhandenen Wissens. In meinem aktuellen Studium sehe ich, dass die Hochschule einen ähnlichen Ansatz fährt. Wichtige Inhalte werden in frühen Semestern grundlegend eingeführt, um sie in Folgesemestern zu wiederholen und zu vertiefen. So findet man sich auf bekanntem Terrain wieder und führt sich etwas mehr zuhause.

    Je nachdem, wie überfordert du mit Stoffgebieten bist, kannst du dir dieses Herangehen evtl. zu nutze machen. An einer staatlichen Hochschule hast du ja den Vorteil, dass du ein Modul nicht zwingend im ersten Durchlauf mit einer Prüfung beenden musst. Wenn du also ein Modul hast, das dir nicht liegt, könntest du es z.B. einmal hören, ohne dich für die Klausur anzumelden. Dann weißt du, was dich erwartet, du kannst dich inhaltlich darauf vorbereiten und ein zweites Mal belegen, um beim zweiten Durchlauf die Klausur mitzumachen.

    Soweit es um das Verrechnen geht, stellen sich mir zwei Fragen:

    1.) Wie sicher bist du bei den mathematischen Grundlagen? Ich erlebe es in meinem aktuellen Studium, dass Leute mit den Grundsätzen der Mathematik nicht vertraut sind und wieder erneut straucheln. Das sind dann Leute, die in der Schule irgendwie durchgekommen sind und jetzt mit Halbwissen und besserem Raten gerade so zu Rande kommen. Auch eher einfachere Grundlagen wie Vorzeichen können dann zum Problem werden, wenn man sich da nicht 100% sicher ist, es verstanden zu haben.

    2.) Wie sieht es mit Hilfsmitteln in der Klausur aus? Bei uns ist in den mathematischen Modulen immer ein nicht-programmierbarer Taschenrechner zugelassen. Seit meiner Schulzeit sind diese trotzdem so viel besser geworden. Man kann komplette Rechenwege samt Variablen eingeben, die Werte der Variablen festlegen und dann dieselbe Rechnung wiederholt aus dem Kurzzeitspeicher aufrufen und mit neu gesetzten Variablenwerten berechnen lassen. Als ich das gesehen habe, habe ich mir extra einen aktuellen Taschenrechner besorgt, der mir hintenraus in den Klausuren so viel Zeit und Mühe gespart hat.

    Vielleicht hift dir die eine oder andere Anmerkung ja weiter. :)

  • Und ich kann -2 nicht mit -3 multiplizieren

    Minus mal Minus ergibt Plus. Und 2 mal 3 ist 6. Das weiß sogar ich trotz Rechenschwäche. Und ich würde es mir nie einfallen lassen, Informatik zu studieren...

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Minus mal Minus ergibt Plus. Und 2 mal 3 ist 6. Das weiß sogar ich trotz Rechenschwäche. Und ich würde es mir nie einfallen lassen, Informatik zu studieren...

    Das weiß ich auch. Eigentlich sogar intuitiv, ohne wirkliches Überlegen.
    Außer mein Kopf ist voll mit Selbstzweifeln und Angst, dass ich zu langsam arbeite.

    Was schlägst du vor? Dass ich abbreche? Okay cool, bis dann also

  • 2.) Wie sieht es mit Hilfsmitteln in der Klausur aus? Bei uns ist in den mathematischen Modulen immer ein nicht-programmierbarer Taschenrechner zugelassen. Seit meiner Schulzeit sind diese trotzdem so viel besser geworden. Man kann komplette Rechenwege samt Variablen eingeben, die Werte der Variablen festlegen und dann dieselbe Rechnung wiederholt aus dem Kurzzeitspeicher aufrufen und mit neu gesetzten Variablenwerten berechnen lassen. Als ich das gesehen habe, habe ich mir extra einen aktuellen Taschenrechner besorgt, der mir hintenraus in den Klausuren so viel Zeit und Mühe gespart hat.

    Ich kann sogar einen draufsetzen (RW): :d Wegen der aktuellen Online-Uni-Situation sind all meine Klausuren "open book". Ich darf das gesamte Internet und all meine Notizen, sowie alle erdenklichen Hilfsmittel, die ich zu Hause haben könnte benutzen.
    Mein Freund, der dieses Semester Statistik hatte, hat sogar im Internet irgendeine Standardabweichung-Rechnerfunktion gefunden und benutzt, die wohl schneller ist, als es in den Taschenrechner einzugeben.

    Man muss natürlich den Rechenweg angeben, um alle Punkte zu kriegen und dieses Jahr haben sie wohl deutlich strengere Plagiatsprüfungen als sonst, sonst könnten wir uns ja zusammentelefonieren und die Klausur als Gruppenarbeit bearbeiten.
    Und es ist deutlich zu wenig Zeit, sich wirklich in den Notizen und im Internet einen geeigneten Rechenweg rauszusuchen, man muss schon mit den Aufgabenformaten und ihren Lösungsansätzen vertraut sein.

    Naja, jedenfalls bzgl. des Taschenrechners, ich vergesse einfach zu oft, dass er existiert und ich ihn verwenden könnte, wenn er nicht direkt vor meiner Nase liegt, sondern z.B. am Rand des Schreibtisches.
    Da ich heute die Nachprüfung schreibe, werde ich ihn jetzt auf jeden Fall strategisch günstig platzieren, danke.

    Wie sicher bist du bei den mathematischen Grundlagen? Ich erlebe es in meinem aktuellen Studium, dass Leute mit den Grundsätzen der Mathematik nicht vertraut sind und wieder erneut straucheln. Das sind dann Leute, die in der Schule irgendwie durchgekommen sind und jetzt mit Halbwissen und besserem Raten gerade so zu Rande kommen. Auch eher einfachere Grundlagen wie Vorzeichen können dann zum Problem werden, wenn man sich da nicht 100% sicher ist, es verstanden zu haben.

    Also ich bin mir bei den Vorzeichen sehr sicher.
    Meine größte Lücke vor und auch nach dem Abi war ausklammern und Dinge in Klammern reinmultiplizieren. Als das am Gymnasium drankam, war ich 13, suizidal, und habe im Unterricht meistens geschlafen. Die Lehrer haben mich gelassen, vermutlich weil ich schlafend wenigstens nicht so nervig war wie wach.

    Vor dem Abi fiel mir die Lücke auf und ich habe sehr viel geübt, hatte dann auch eine 3 im Mathe-Abi (statt der 5 auf der ich zuvor stand).
    Aber wirklich ausgeglichen hat sich das erst im Studium, als ich das plötzlich zwingend fast täglich üben musste.
    Ich bin sicher noch nicht so gut darin, wie andere in meinem Alter, die mit 13 auch mal ne Hausaufgabe oder zwei gemacht haben, aber es ist schon deutlich intuitiver geworden.

  • Was mir half war: Viel Routine in den Alltag bringen, Entspannungstechniken und Nachteilsausgleiche.
    Dennoch habe ich das Studium dann abgebrochen bzw. musste es für meine Gesundheit tun und stattdessen eine Ausbildung in der Fachinformatik gemacht, war die beste Entscheidung für mich und ich fühle mich heute in meinem Job sehr wohl.

  • Das weiß ich auch. Eigentlich sogar intuitiv, ohne wirkliches Überlegen.
    Außer mein Kopf ist voll mit Selbstzweifeln und Angst, dass ich zu langsam arbeite.

    Ich kenne das ähnlich, mehrfaches Nachrechnen wegen Selbstzweifeln selbst bei einfachen Aufgaben, und unter sehr ungünstigen Umständen (Reizüberlastung, extremer Druck) scheint mein Gehirn manchmal "Schluckauf" zu haben und verrechnet sich wirklich bei einfachen Aufgaben oder blockiert völlig. Stress kann halt kognitive Prozesse extrem einschränken. Das nährt dann die Selbstzweifel. Dennoch habe ich ein Studium in einem naturwissenschaftlichen Fach sehr gut abgeschlossen und sogar promoviert.

    Mit Unterbrechungen von außen beim Lernen komme ich auch nicht gut zurecht. Ich würde an deiner Stelle mit deinen Eltern reden, dass das in Lernphasen nicht geht. Lieber Aufgaben für dich vereinbaren, die du zu Zeiten außerhalb der Lernzeiten übernehmen kannst, wie den Müll Runterbringen, als dass du während des Lernens unterbrochen wird, um auf den Bruder aufzupassen, während deine Mutter den Müll runterbringt.

    Mathevorlesungen scheinen oft auf Aussieben ausgerichtet zu sein, der Lernaufwand ist hoch, viele fallen beim ersten Versuch durch. Lass dich nicht entmutigen. Um den "Schluckauf" im Gehirn unter Prüfungssituationen in den Griff zu bekommen, lerne ich so intensiv, dass ich die verschiedenen Typen von Aufgaben von der Herangehensweise quasi im Schlaf kann, also ohne viel nachdenken sofort weiß, was zu tun ist. Das verschafft mir ein sichereres Gefühl, ich gerate weniger wahrscheinlich in Zeitnot während der Klausur, bin weniger unter Druck und dann funktioniere ich besser. Mündliche Prüfungen setzen mich generell stärker unter Stress, um da halbwegs ruhig zu bleiben, habe ich Atemtechniken angewandt, wie schon von anderen geraten wurde.

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

    Einmal editiert, zuletzt von Turtle (10. April 2021 um 08:49)

  • Minus mal Minus ergibt Plus. Und 2 mal 3 ist 6. Das weiß sogar ich trotz Rechenschwäche. Und ich würde es mir nie einfallen lassen, Informatik zu studieren...

    Im Informatikstudium kommt es auch nicht darauf an.

    Und es geht auch nicht um Rechensachschwäche. Ich hab das auch oft, dass mir die Ergebnisse nicht einfallen. Oder einfache Wörter beim Sprechen. Oder sonstige Dinge, die andere ganz selbstverständlich finden. Dafür kann ich wieder andere Dinge in Richtung Informatik gut. Das gleicht sich aus, ich bin insgesamt gut genug durchs Studium gekommen.

    Ich hab das Problem auch in vielen anderen Lebensbereichen. Die Frage ist, wie man damit um geht. In der Informatik ist der große Vorteil, dass sie dort „komische“ Menschen gewohnt sind und man sehr Lösungsorientiert denkt. Man wird also eher anhand deiner tatsächlichen Leistung bewertet als anhand solcher oberflächlichen Dinge wie Stottern, Kleidung, Kopfrechnen, sozial-kommunikative Fähigkeiten, …

    Was schlägst du vor? Dass ich abbreche? Okay cool, bis dann also

    Manche Kommentare in sozialen Medien (ja, das Forum hier gehört auch dazu) ignorierst du am besten einfach - insbesondere von Leuten, die selbst keine Erfahrung mit dem Thema haben. ;)


    Da ich heute die Nachprüfung schreibe

    Viel Glück und gelingen.

  • Mit Unterbrechungen von außen beim Lernen komme ich auch nicht gut zurecht. Ich würde an deiner Stelle mit deinen Eltern reden, dass das in Lernphasen nicht geht. Lieber Aufgaben für dich vereinbaren, die du zu Zeiten außerhalb der Lernzeiten übernehmen kannst, wie den Müll Runterbringen, als dass du während des Lernens unterbrochen wird, um auf den Bruder aufzupassen, während deine Mutter den Müll runterbringt.

    Mathevorlesungen scheinen oft auf Aussieben ausgerichtet zu sein, der Lernaufwand ist hoch, viele fallen beim ersten Versuch durch. Lass dich nicht entmutigen. Um den "Schluckauf" im Gehirn unter Prüfungssituationen in den Griff zu bekommen, lerne ich so intensiv, dass ich die verschiedenen Typen von Aufgaben von der Herangehensweise quasi im Schlaf kann, also ohne viel nachdenken sofort weiß, was zu tun ist. Das verschafft mir ein sichereres Gefühl, ich gerate weniger wahrscheinlich in Zeitnot während der Klausur, bin weniger unter Druck und dann funktioniere ich besser. Mündliche Prüfungen setzen mich generell stärker unter Stress, um da halbwegs ruhig zu bleiben, habe ich Atemtechniken angewandt, wie schon von anderen geraten wurde.

    Ja, mir geht es sehr ähnlich mit den Unterbrechungen.
    Leider glaubt die Frau meines Vaters (nicht meine Mutter, aber ich verstehe, wie du das missverstanden hast) nicht an ADHS und Autismus und ist auch nicht wirklich bereit, mit sich reden zu lassen, habe ich schon versucht.
    Ich erwarte einfach freudig meinen Umzug^^

    Mir geht es in mündlichen Prüfungen meist sogar besser als in schriftlichen, da ich extrem gut auf eine sehr bestimmte Art masken kann, die dazu führt, dass ich mich in mündlichen Prüfungssituationen extrem gut verkaufen kann.
    Außerdem habe ich unter Beobachtung einer Autoritätsperson gar nicht die Zeit, eine Selbsthass-Spirale hinunterzufallen.

  • Ja, mir geht es sehr ähnlich mit den Unterbrechungen.Leider glaubt die Frau meines Vaters (nicht meine Mutter, aber ich verstehe, wie du das missverstanden hast) nicht an ADHS und Autismus und ist auch nicht wirklich bereit, mit sich reden zu lassen, habe ich schon versucht.
    Ich erwarte einfach freudig meinen Umzug^^

    Kann dein Vater da nicht vermitteln?

    Meine Kinder (10+14) kommen gut damit klar, dass es für meine Lernzeiten Regeln gibt. Wenn ich ein "Stoppzeichen" über Messenger schicke, darf ich nicht verbal angesprochen werden bis ein ✅ kommt. Sie können schreiben, aber ich entscheide, ob ich reagiere. Wenn die das schaffen, sollte eine erwachsene Person das auch schaffen.

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Leider glaubt die Frau meines Vaters (nicht meine Mutter, aber ich verstehe, wie du das missverstanden hast) nicht an ADHS und Autismus und ist auch nicht wirklich bereit, mit sich reden zu lassen, habe ich schon versucht.

    Kenne ich. Bringt auch nichts, da irgendwas zu erklären. Ich hab es einfach sein lassen und bin der ganzen Problematik aus dem Weg gegangen.


    Ich erwarte einfach freudig meinen Umzug^^

    Dann kommen neue Probleme. Aber es ist sehr angenehm, wenn man seinen Tag und sein Leben selbst strukturieren kann ;)

  • Meine Kinder (10+14) kommen gut damit klar, dass es für meine Lernzeiten Regeln gibt.

    Meine Geschwister und ich respektieren das bei meinem Vater auch.
    Schon immer trägt er beim Home-Office-Arbeiten oder Lernen (er studiert auch immer wieder nebenher irgendwas und sammelt über die Jahre alle möglichen Examen) einen Gehörschutz aus dem Baumarkt, weil selbst ganz normale Geräusche für ihn dabei schwer erträglich sind.

    Leider respektiert das seine Frau auch nicht.
    Ich glaube, sie fühlt sich hier oft als Außenseiterin, als vermutlich einzige NT im Haushalt und handelt dann aus Trotz.
    Ich habe leider sehr wenig Empathie dafür übrig, aber ich bin auch nicht aktiv gemein zu ihr. Ich versuche ihr sogar oft zu erklären, wie wir Dinge meinen, die sie nicht versteht. Aber das will sie nicht hören, in ihren Augen sind wir einfach alle ignorant und unhöflich.

    Kenne ich. Bringt auch nichts, da irgendwas zu erklären. Ich hab es einfach sein lassen und bin der ganzen Problematik aus dem Weg gegangen.

    So ist das hier tatsächlich auch.

    Ich weiß nicht, wer so eine Frau heiratet (RW, natürlich weiß ich es: mein Vater), aber es geht mich nichts an. Ich bin bald weg hier.

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