Ärztemeinungen, die von Autismus keine Ahnung haben ...

  • Ich könnte nur kotzen, eben eine Oberarztvisite gehabt und die Person meinte wirklich ich solle Autismus nicht als Ausrede benutzen, jeder ist für sein Handeln verantwortlich ...
    Für mich ist es keine Ausrede sondern eine Erklärung, wie meine meltdowns zustandekommen und sich nach außen äußern ...
    Selbst eine Autismusfachfrau im ZI Mannheim meinte nach einer Verdachtsdiagnose von Frau Preißmann, dass sie mir da nicht weiterhelfen könne. :roll:

    „we must never stop watching the sky with our hands in our pockets“
    (the weakerthans)

  • Das ist wirklich schlimm und total daneben. Man muss sich ja nicht mal viel mit dem Thema befasst haben, um zu verstehen, dass einem im Meltdown eben nicht mehr viele Handlungsmöglichkeiten bleiben. Selbst wenn diese(r) Oberarzt/in keine Ahnung hat, sollte man Patienten nicht dafür verurteilen.
    Es ist doch gut, wenn du die Situation erklären kannst. Ich weiß zwar nicht, in welchem Bereich du gerade stationär bist und warum, aber in meiner bisherigen Therapie sollten wir solche Situationen gezielt auseinander nehmen (als sog. "Verhaltensanalyse"). Weder derjenige selbst, noch andere können innerhalb von 3 Sekunden beurteilen, was in einem vorgeht. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ich Meltdowns habe und dass es sie gibt, aber es war interessanterweise auch nicht wichtig, weil es mir trotzdem sehr geholfen hat. Ich kenne diese Verurteilungen aber so gut und ich habe sie viel zu sehr zu Herzen genommen. Es ist wirklich gut, dass du es nicht tust und ich finde deine Reaktion sehr angemessen
    :)
    Ich hoffe, du wirst dort, wo du bist, nicht von allen so behandelt.

  • Ich könnte nur kotzen, eben eine Oberarztvisite gehabt und die Person meinte wirklich ich solle Autismus nicht als Ausrede benutzen, jeder ist für sein Handeln verantwortlich ...

    Wow. Aber die Oberarzteigenschaft gilt als Ausrede? In was, wann, und von wem wurde der Mann (irgendwie gehe ich davon aus, dass sowas nur ein Mann sagen kann; Geschlechterstereotype ...) ausgebildet?

  • @Lars77 es war eine Ärztin, tut ja (eigentlich) nichts zur Sache, finde es erschreckend, dass es immer noch so ein Unwissen über die Ausprägungen von Autismus vorherrscht, und das sage ich jetzt als VA ... Wie es @fairsein in seinem GPN19 Vortrag (2019) genannt hat: Forschung steckt noch in den Kinderschuhen (RW), (oder so ähnlich ...), also auch die Erkenntnis über Autismus und der Umgang damit. Meine Tochter wurde vor über 10 Jahren auf Autismus hin untersucht (in Neuwied/Rhein), da der Kinderarzt das abgeklärt haben wollte. Ergebnis war, dass sie nicht als autistisch eingestuft wurde.
    Aber was war es denn dann vor über 10 Jahren mit dem Thema Autismus, die Forschung/Erkenntnis/Umgang betreffend, die Sternstunde von Autismus?

    Heute meint sogar meine Expartnerin, dass unsere Tochter autistische Züge hat, obwohl ich glaube, dass sie sich nicht großartig mit Autismus beschäftigt hat (Unterstellung meinerseits, da keine großartige Kommunikation zwischen meiner Expartnerin und mir stattfindet). Meine Expartnerin geht "noch" davon aus dass unsere Tochter hochsensibel ist.

    „we must never stop watching the sky with our hands in our pockets“
    (the weakerthans)

  • Welche Rolle spielt das?

    Nun, offensichtlich ist da in der Ausbildung was schiefgelaufen (Regel Nummer 1 im Umgang mit Menschen: Schiebe nicht auf Bösartigkeit, was Du auch durch Unfähigkeit erklären kannst). Und da ist es schon interessant, ob das an der Epoche, der Schule, oder persönlicher Unfähigkeit lag.

    Einmal editiert, zuletzt von Lars77 (18. März 2021 um 12:50)

  • ich solle Autismus nicht als Ausrede benutzen, jeder ist für sein Handeln verantwortlich ...

    Ich finde, man kann den Satz nicht so leicht interpretieren. Mal abgesehen davon, dass bei einem VA noch gar nicht sicher ist, ob es sich um einen autistischen Meltdown handelt (und der Arzt vielleicht auf dem Standpunkt steht, dass die Diagnose noch gar nicht sicher ist), stellt sich die Frage, ob ein Autist nicht auch verantwortlich ist.

    Wenn man annehmen würde, dass ein Autist für einen Meltdown nicht verantwortlich ist, dann kommt man zu der Frage, ob denn z.B. ein Borderliner oder ein Drogenabhängiger für einen Ausraster verantwortlich wäre. Und dann, ob irgendein Mensch verantwortlich wäre, denn irgendwas ist immer der Grund. Schwierige Kindheit, Stress, Depression oder sonstwas.
    Ist aber so jemand dann nicht verantwortlich für das, was er bei einem Ausraster tut? Ich finde, doch.
    Man hat Verantwortung in der Form, dass man sich bei Beteiligten entschuldigt, die es abbekommen haben, und dass man schaut, was der Auslöser war, und wie man es beim nächsten Mal vermeiden könnte.
    Insofern ist es völlig richtig, Autismus nicht als Entschuldigung zu nehmen. Allenfalls als Erklärung für das bessere Verständnis.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • So wie ich diese Aussage des Arztes verstehe geht es aber nicht darum rein faktisch ein Fehlverhalten durch etwas zu begründen, sondern es geht den leuten die sowas sagen eher darum das sie nicht wollen das man eine Ausrede für ein Fehlverhalten bringt.
    Hier wäre (wenn der TE tatsächlich Autismus hat) das aber keine Ausrede und auch keine Entschuldigung, sondern nur eine Begründung die auch sagen kann "Ich habe das, bekomme es deswegen und brauche da Hilfe" was der NT aber nicht versteht.
    Wenn jemand sagt "ich habe das weil ich Autist bin, ich weiß nicht was ich dagegen tun kann", dann denkt der NT das man für sein Fehlverhalten auf Grund der Sache wodurch es entsteht so akzeptiert wird wie man ist und das will der NT nicht, vorallem wenn er glaubt selbst ja auch kein verständnis für seine schwächen von anderen zu bekommen.
    Man kann es auch so erklären, der NT will mit seiner Aussage sagen das man sich auch durch mehr zusammenreißen dann in bestimmten Situationen selbst beherrschen kann und das so ein verhalten für ihn selbst scheinbar leicht zu unterdrücken ist. Er begreift nicht warum einem selbst das nicht gelingt, und glaubt nicht oder weiß auch nicht was für probleme Autisten überhaupt haben.
    Also ja, einerseits kann es durch Unwissenheit so kommen, aber es kann auch an Ungläubigkeit liegen und die Person ist der Meinung das man sich nur anstellt und das Leute die sich gerne "nur" anstellen, sich dann gezielt in der Autismus-niesche gut aufgehoben und beachtet fühlen.

    Go bad or go home!

  • Nun, offensichtlich ist da in der Ausbildung was schiefgelaufen

    Warum das denn?
    Vielleicht ist es eine Kardiologin, Orthopädin, Neurochirurgin oder was-weiß-ich.
    Man kann doch nicht erwarten oder sogar verlangen, dass jeder Arzt/Mensch sich mit Autismus (und 1 Million weiteren Besonderheiten) auskennt.

    Im Übrigen ist es ja auch nicht sooo selten, dass Autismus als Grund für jegliches "Ich kann das nicht!" vorgeschoben wird, um ja die eigene Komfortzone nicht verlassen zu müssen.
    Das trifft natürlich weder auf @Powerfix noch auf irgendeinen sonst hier im Forum anwesenden zu, aber trotzdem gibt es das.

  • Warum das denn?Vielleicht ist es eine Kardiologin, Orthopädin, Neurochirurgin oder was-weiß-ich.
    Man kann doch nicht erwarten oder sogar verlangen, dass jeder Arzt/Mensch sich mit Autismus (und 1 Million weiteren Besonderheiten) auskennt.

    Sicher das stimmt schon, aber warum kann der Arzt dann nicht einfach zugeben das der Patient hier falsch ist?? Zu sagen er benutzt den Autismus nur als Ausrede ist einfach eine Beleidigung!!!!

  • Und wieder mal ein Beitrag aus der Kategorie "Hirnfurz".

    Für jemanden, der sehr empfindliche reagiert, wenn man seine Aussage als Unfug bezeichnet, bist du hier aber erstaunulich aggressiv - ist dir das nicht bewusst, wie aggressiv du schreibst, oder ist es dir egal? Oder empfinde ich das fälschlicherweise als aggressiv?

    Und wer maßt sich an zu beurteilen, wann ein Autist jammert und den Autismus vorschiebt und wann nicht? Worauf basiert also die Aussage, dass dies oft genug geschieht?

  • @Les: Ob es hier eine einzig richtige Wahrnehmung gibt, weiß ich nicht und ich maße mir auch nicht an, dass zu beurteilen. Daher ist meine folgende Antwort kein Versuch, Deine Ansicht als falsch zu bewerten.

    Aber ich finde, dass Zaph einfach auf die gleiche flapsige Weise reagiert hat, wie die es die Person, auf die er sich bezieht, selbst flapsig gewesen ist.

    Zum Thema Autismus als Ausrede: Das haben mir verschiedene Ärzte und Therapeuten auch gesagt, dass sowas häufiger vorkommt, um sich selbst der Verantwortung zu entziehen. Ganz generell gesprochen und auf niemanden in diesem Tread bezogen.

  • Aber ich finde, dass Zaph einfach auf die gleiche flapsige Weise reagiert hat, wie die es die Person, auf die er sich bezieht, selbst flapsig gewesen ist.

    Danke, so ist es!
    Ich frage mich aber gerade auch, ob es nötig ist, einen vier Monate alten Thread wieder auszugraben, bei dem einer der Protagonisten ("Drachenboot") zudem seit geraumer Zeit gesperrt ist.

    @Nitram und @Les Müssen wir uns darauf gefasst machen, dass ihr nun nach und nach das ganze Forum durchlest und noch mehr Uraltthreads hervorkramt?

  • eben eine Oberarztvisite gehabt und die Person meinte wirklich ich solle Autismus nicht als Ausrede benutzen,

    Hallo,

    wieder mal bin ich eher hin und her gerissen, weil ich meine beide Seiten verstehen zu können. Für jemand mit (eventuell) autistischen Defiziten würde ich es auch für daneben halten, das vorgeworfen zu bekommen. Ich bin da zum Teil aber auch bei der Anmerkung von zaph, dass es auch Menschen gibt die eine Diagnose als Ausrede nutzen, zB um etwas umgehen zu können. (Nennt sich glaube ich Krankheitsgewinn).

    Es kann auch sein, dass der Oberarzt überwiegend Patienten hat die immer für alles eine Ausrede suchen und er deshalb evtl voreingenommen war. Man könnte die Aussage des Arztes vielleicht auch als Hinweis verstehen, und wenn man den Autismus nicht als Ausrede nutzt, braucht man sich von der Aussage auch nicht angesprochen zu fühlen. Es kann auch verdachts-Autisten geben, die so von ihrem Verdacht überzeugt sind, dass sie sich einfach alles mit ihrem Autismusverdacht erklären/begründen und nicht mehr objektiv sind. Und ich würde es dann sogar eher gut von dem Oberarzt finden, darauf hinzuweisen, wenn er zB diesen Eindruck gehabt hätte. Man kann eben nicht in den Kopf von dem Arzt gucken, aus welchen Gründen er diese Aussage gemacht hat.

    Vielleicht war das auch anders gemeint als es interpretiert wurde, Missverständnisse sind ja bei der Kommunikation von NT und (Verdachts-)Autist auch keine Seltenheit. Ich hätte bei Unklarheit gefragt, wie er das gemeint hat. So hätte der Oberarzt (angenommen er hätte diese Aussage zB wirklich aufgrund von zu wenig Ahnung über Autismus gemacht) dann gleichzeitig auch die Chance gehabt, über seinen Fehler korrigiert zu werden.

  • Warum das denn?Vielleicht ist es eine Kardiologin, Orthopädin, Neurochirurgin oder was-weiß-ich.

    Darum ja meine ursprüngliche Frage "In was, wann, und von wem wurde der Mann [...] ausgebildet?". Die meisten dieser Missverständnisse lösen sich, wenn man versteht, von wo sein Gegenüber kommt (von Cervantes und Tolstoi, und von der Beerdigung von Milosevic), wohin er geht (Nach Bolonga!) und wofür er steht (für Amore!). Solange diese Kleinigkeiten nicht klar sind, ist Kommunikation praktisch unmöglich :) . ... Sorry für die Popkulturreferenzen, aber ich wollte einen kleinen Einblick in meinen privaten Sprachgebrauch geben. Der erste Klammerausdruck war Handkte, die anderen beiden war die Band Wanda.

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