Wirklich 2/3 fehldiagnosen?

  • Wie seht ihr das?

    Man wird hier ja oft angefeindet, wenn man an der Richtigkeit von Autismus-Diagnosen so im Allgemeinen zweifelt, aber zu deiner Frage: Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich so verhält. Es scheint schon manchmal so, als hätten manche Personen gerne die Autismus-Diagnos für ihre Probleme. Ich kenne solche Leute. Und ich finde es auch unrealistisch, wenn man ohne sichtbare Probleme solch eine Diagnose bekommt. Bei jeder Diagnose gibt es Kriterien, die erfüllt werden müssen und es ist nicht möglich zu sagen "eigentlich sind diese Kriterien erfüllt, aber die Person schafft es halt sich so gut an die Normalität anzupassen". :?

  • Das Ding ist doch schon ein paar Mal hier verlinkt worden, und es wird auch durch Lagern nicht besser. Ist methodisch totaler Unsinn, weil sie über die Krankenkassendaten gehen. Kein Arztbesuch oder Therapie wegen AS = kein AS? Natürlich Quatsch, aber so haben sie die Zahlen gewonnen. Dann wäre meine Tochter auch eine Fehldiagnose: 2016 diagnostiziert, bis Anfang 2017 Ergo - seit 2018 Fehldiagnose? oder vielleicht Heilung?

  • Man wird hier ja oft angefeindet, wenn man an der Richtigkeit von Autismus-Diagnosen so im Allgemeinen zweifelt, aber zu deiner Frage: Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich so verhält. Es scheint schon manchmal so, als hätten manche Personen gerne die Autismus-Diagnos für ihre Probleme.

    Ich teile diese Meinung, ob es wirklich 2/3 sind sei mal dahin gestellt, aber es ist ganz sicher ein nicht unerheblicher Teil der Autisten fehldiagnostiziert.

  • Kann es denn dazu überhaupt verlässliche Zahlen geben? Jeder Diagnostiker setzt doch die Grenze, ab wo jemand im Spektrum ist, anders, zumindest bei den Fällen, die nicht sehr eindeutig sind.

  • Meine Erfahrungen mit Diagnosen in Bezug auf meinen Sohn sind andere. Wir waren zunächst im Werner-Otto-Institut, die mir unterschwellig unterstellten, ich würde meinen Sohn mißhandeln ( sie fragten meine Exfrau ).
    Im Nachhiein stellte sich dann für uns herraus das die Assistenzärztin nur rudimentäres Wissen über frühkindlichen Autismus hatte. Das liegt sicher auch daran, dass mein Sohn sich über einen gewissen Zeitraum der Situation
    gut anpassen kann ( Überangepasst ). Sind dann zu Spezialisten für Menschen im Spektrum gefahren. Es war so Eindeutig, dass sowohl der Psychiater als auch der Psychologe vor Abschluss der Untersuchungen festgelegt
    haben. Mein Sohn ist so auffällig das selbst andere merken, dass er anders ist. Böse wie ich bin, gehe ich davon aus das diese Untersuchung von der AOK gesponsort wurde, denn die Diagnose kostet die Kassen Geld. Es wird
    eher falsch nicht diagnostiziert. Trotz dessen bin ich der Meinung, auch auf Grund eigener Erfahrung, man sollte die Diagnostik nur ausgewiesenen Fachleuten überlassen und nicht irgendwelchen Assistenzärzten die sich nur ein
    bißchen reingelesen haben. Bin immer noch sauer auf die Dame und diese Institution. Kennen sich mit ADS/ADHS aber sehr gut aus. Schuster bleib bei deinem Leisten ( soll heißen: mach nur was du wirklich kannst ).

    Einmal editiert, zuletzt von Watzlawick (14. März 2021 um 17:57)

  • Kann es denn dazu überhaupt verlässliche Zahlen geben? Jeder Diagnostiker setzt doch die Grenze, ab wo jemand im Spektrum ist, anders, zumindest bei den Fällen, die nicht sehr eindeutig sind.

    Hey, das ist ja Klartext...damit gerätst du in Gefahr, Widerspruch herauszufordern!! :sarcasm:

    Meine Erfahrungen mit Diagnosen in Bezug auf meinen Sohn sind andere. Wir waren zunächst im Werner-Otto-Institut, die mir unterschwellig unterstellten, ich würde meinen Sohn mißhandeln ( sie fragten meine Exfrau ).
    Im Nachhiein stellte sich dann für uns herraus das die Assistenzärztin nur rudimentäres Wissen über frühkindlichen Autismus hatte.

    8o
    Wie soll man das vorher ahnen/wissen?

    es ist ganz sicher ein nicht unerheblicher Teil der Autisten fehldiagnostiziert.

    Ich weiß es tatsächlich nicht (was nun stimmt oder einfach reißerisch veröffentlicht wird), aber für meinen Geschmack schließen sich an diese Äußerung vom Herrn Raben sofort weitere Fragen an:

    Wie sieht es denn mit Fehldiagnosen bei anderen psychiatrischen Diagnosen aus, wie mit Sicherheit von Diagnosen in anderen medizinischen Fachbereichen?
    Wieso wurden nur die kinderpsychiatrisch erhobenen Diagnosen in Auswertung einbezogen?
    Wieso unterstellt der Artikel gewissen Eltern Geltungsdrang?
    Welche Diagnosen wären bei den untersuchten falsch positiv diagnostizierten Autist*innen denn zutreffend gewesen? Münchhausen-by-proxy? :sarcasm: Oder was "Ernstes"?
    Und: Welche diagnostischen Instrumente wurden verwendet? Wurden überhaupt diagnostische Instrumente verwendet?

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Macht nix, @Sonnenseele.


    (Ich stimme dir zu, dass Autismusdiagnosen immer noch in erster Linie klinische Diagnosen sind,und damit steht und fällt eine Diagnose aus dem ASS mit der eigenen Sicht des Diagnostikers auf das Erscheinungsbild des Patienten/-in. Um so mehr, je weniger klassisch sich ein Proband/-in verhält.)

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • @'Sonnenseele: meines Wissens sind die Grenzen ziemlich klar definiert, ab wann ein Mesch im Spektrum ist

    Capricorn: nach meiner Erfahrung sind eindeutige in der Psychiatrie wesentlich schwieriger zu stellen als in
    den anderen Fachbereichen, wobei es auch dort zu Fehldiagnosen kommen kann

  • @'Sonnenseele: meines Wissens sind die Grenzen ziemlich klar definiert, ab wann ein Mesch im Spektrum ist

    Es gibt die offiziellen Diagnosekriterien nach ICD-10, das stimmt. Dennoch ist es immer Ermessenssache des jeweiligen Diagnostikers, ob eine Diagnose aus dem Autismus-Spektrum gestellt wird oder nicht. Zahlreiche Erfahrungsberichte hier im Forum sprechen für sich.

  • @Capricorn: nach meiner Erfahrung sind eindeutige in der Psychiatrie wesentlich schwieriger zu stellen als in
    den anderen Fachbereichen, wobei es auch dort zu Fehldiagnosen kommen kann

    Mhm, brumm, nachdenk; - also nach meiner Erfahrung kann man in der Psychiatrie schon ganz gut eindeutige Diagnosen stellen. Aber es dauert oft länger als in anderen medizinischen Disziplinen.
    Und das haben die autistischen Diagnosen (frühkindlicher oder atypischer Autismus oder Aspergersyndrom ) mit den psychiatrischen Diagnosen gemein. Für eine solide gestellte Diagnose benötigt man Zeit, Berufserfahrung oder ein klassisches Erscheinungsbild beim Probanden, das kein Vertun zulässt.


    Ich habe den oben verlinkten Artikel noch mal und noch mal gelesen und finde ihn einfach schlecht recherchiert. Beispiel: Nicht nur für den Frühkindlichen Autismus sollten erste Symptome vor dem Schuleintritt nachgewiesen sein.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Es gibt die offiziellen Diagnosekriterien nach ICD-10, das stimmt. Dennoch ist es immer Ermessenssache des jeweiligen Diagnostikers, ob eine Diagnose aus dem Autismus-Spektrum gestellt wird oder nicht. Zahlreiche Erfahrungsberichte hier im Forum sprechen für sich.

    Das stimmt absolut, es spielt eine grosse Rolle zu welchem Diagnostiker man geht. Gerade bei persönlichen Begegnungen habe ich mich schon mehrfach gefragt warum ausgerechnet diese Person keine Autismusdiagnose bekommen hat, eine andere aber schon. Das ist natürlich nur meine subjektive Einschätzung und die erhebt keinerei Anspruch auf Richtigkeit, ich habe mich nur schon mehrmals wirklich gewundert.

  • Gerade bei persönlichen Begegnungen habe ich mich schon mehrfach gefragt warum ausgerechnet diese Person keine Autismusdiagnose bekommen hat, eine andere aber schon. Das ist natürlich nur meine subjektive Einschätzung und die erhebt keinerei Anspruch auf Richtigkeit, ich habe mich nur schon mehrmals wirklich gewundert.

    Diese Erfahrung habe ich auch einige Male gemacht.

  • @Capricorn: meine Erfahrungen mit psychiatrischen Diagnosen sind eher suboptimal. Bestes Beispiel: 6 Wochen Tagesklinik wg. Depressionen respektive Dysthymie. Entlassungsbrief : Anpassungsstörung.
    O-Ton meines Psychiaters: die müssen was schreiben um abrechnen zu können. Bei mir kein Einzelfall

  • @Watzlawick

    Dein Beispiel ist leider wirklich kein Einzelfall, und du hast Recht, aus abrechnungstechnischen Gründen werden gewagte Diagnosen kreiert....aber das gibbet auch bei anderen Diagnosen und bei ASS-Diagnosen bzw. deren Ausschluss.
    Vielleicht einigen wir uns darauf, dass handwerklich "sauber" erstellte Diagnosen immer ein wünschenswertes Ziel wären, aber man so gut oder schlecht es geht auch mit anderem Kram fertig werden muss / kann.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Das Problem mit der Autismusdiagnose ist, dass es sehr viele überschneidungen zu anderen Krankheitsbildern gibt.
    Des Weiteren ist es trotz der ICD-10 für Psychiater, die nicht wirklich in der Materie drin sind, sehr schlecht abgrenz-
    bar. Wer nicht recht eindeutig im Spektrum ist, fällt gerne mal durchs Raster, vor allem bei nicht so bewanderten
    Ärzten.

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