Sozialen Beruf ausüben mit Asperger-Spektrum-Diagnose: Bitte um eure Erfahrungen und Rat

  • Jetzt muss ich leider einen Doppelpost verfassen.

    Ich wurde heute damit "überrumpelt" (RW), dass morgen Teamsitzung ist. Zu dieser hätte ich mich vorbereiten sollen.
    Was wünsche ich mir von den Kollegen, was brauche ich, um gut arbeiten zu können. Im Gegenzug schildern auch die Kollegen, was sie von mir erwarten.

    Jetzt sitze ich seit Feierabend da und wollte eine Stichpunktliste schreiben in der ich aufführen, was ich brauche / mir wünsche. Und mir fällt nichts ein. Und wenn, dann ließt sich dies immer sehr defizitär.

    Dazu kommt, dass heute mein erster Arbeitstag nach den Ferien war. Sprich, es war sehr anstrengend für mich. Dass morgen Team sein soll, "belastet" mich jetzt ungemein.

    Einmal die Angst, dass ich wieder "overshare" und dann wieder auf "Ablehnung" stoße, oder dass mir gar gesagt wird, dass meine Ansprüche nicht erfüllt werden können = Kündigung.

    Meine Chefin fand es heute schon nicht gut, dass ich nächsten Montag einen Termin habe. Da wollte sie gleich wissen was das ist und warum ich bei meiner vorherigen Beschäftigung ebenfalls schon einen Termin hatte. Ich sagte daraufhin nur "Folgetermin, der weiter weg ist. Bei Stadt X." Sie meinte daraufhin nur sehr fragend "Okay? Nun gut. Nein, dann kommst du nach diesem Termin normal in die Arbeit."

    Jemand eine Idee, was ich auf meine Stichpunktliste schreiben könnte?

  • Frage: bist du dort auf Probe angestellt?
    Wenn nicht, darf man dich nicht so einfach mal eben kündigen so weit ich weiß.

    Für mich klingt diese Art von Umgang auch ziemlich belastend, obwohl ich glaube das heute sowas völlig normal ist, und die meisten können mit solchen Dingen auch umgehen.
    Ich kenne es von meiner Mutter, sie arbeitet ja seit jeher auch im Grunde ganz normal, früher in Vollzeit sehr viele Jahrzehnte, und da gab es auch solche Situationen.
    In ihrem Fall war sie meist etwas angefressen wegen sowas, oder halt genervt, sie hat es aber immer geschluckt und einfach gemacht was sie verlangten.
    Ich nehme an das andere das auch so machen und damit klarkommen.
    Ich hatte mit solchen Dingen auch immer meine Probleme, bin deswegen auch nicht arbeitsfähig, jedenfalls nicht solange sowas auf dem normalen Arbeitsmarkt so üblich ist und das scheint es ja zu sein.

    Go bad or go home!

  • Hallo RegenbogenWusli,

    danke dir für deine Antwort. Ich versuche kurz meine Situation zu schildern, sofern ich das nicht in vorangegangen Nachrichten bereits geäußert hatte:

    Seit Anfang März 2021 bin ich bei einem sozialen Träger angestellt. In der ersten Stelle mobbte mich meine Kollegin heraus. Brachte mich zum "oversharen" und dann in einen sehr großen "Shutdown". Daraufhin verweigerte sie die Arbeit mit mir. Dann hatte ich in einer anderen Stelle beim selben Träger angefangen. Da ich mit der Gesamtleitung des Trägers immer in guten Kontakt war, weiß sie über meine Eigenarten, auch dass AS in Abklärung ist. Meine derzeitige Chefin weiß nur, dass ich etwas mehr Anleitung und Führung brauche.

    Jetzt ist eben (für mich unerwartet) morgen dieses Team, in dem ich sagen soll, was ich konkret brauche und was sie mir davon leisten können. Natürlich haben meine Kollegen auch Ansprüche an mich. Davor habe ich ehrlich gesagt wieder Angst. Hoffentlich komme ich nicht auch dort in einen Shutdown, wenn Dinge gesagt werden, die ich vielleicht falsch auffassen könnte, oder mich persönlich treffen könnten.

    Meine größte Angst bei meiner Stichpunktliste ist eben, dass ich wieder ins "oversharen" komme. Eigentlich will ich nicht "jedem auf die Nase binden" (RW), dass ich gegebenenfalls AS oder HFA könnte. Nicht, dass die dann auch sagen "Das ist nichts für unsere Einrichtung."

  • Das kann ich verstehen, dass du überrumpelt wurdest. Passiert das jetzt zum ersten mal? Ich denke dir hätte da eine Mail gut getan, die dich auf die Teamsitzung vorbereitet.

    Bei der Liste kann ich dir leider nicht helfen. Ich kenne das von mir. Das hört sich dann immer für andere nach Genörgel an und dass ich an allem negative Dinge sehe. :(


    Die Deutsche Arbeitswelt ist nicht sehr menschenfreundlich. Man muss nur mal nach Skandinavien schauen, wo der Druck weniger ist und der Mensch mehr im Vordergrund steht. Ich drücke dir die Daumen, dass du das Teammeeting gut durchstehst und dir vielleicht noch ein paar Sachen einfallen.

  • Hallo Randomaspie,

    danke dir für deine Nachricht. In dieser Einrichtung scheint vieles "zwischen Tür und Angel" (RW) besprochen zu werden. Oder meine zwei Kolleginnen sprechen sich aus Gewohnheit einfach miteinander ab. Ich scheine dann nur "nebenher" zu laufen. Ich habe schon oft gesagt, dass ich mehr mit einbezogen werden möchte. Aber irgendwie werde ich dann doch ausgespart. Vor allem bei meiner direkten Kollegin. Die macht alles anscheinend lieber alleine. Aber beide Kolleginnen sind nett.

    Das mit dem Team war dann eine zusätzliche "Überrumplung" (RW). Mails bekommt man leider nicht, weil es eine Tagesstätte ist. Da ist man die ganze Zeit direkt an seinem Klientel und den Kolleginnen.

    Heute wurde einfach gesagt "Wie besprochen ist Dienstag Team" und ich dachte mir nur "War das Team nicht immer donnerstags?". Anscheinend nicht.

    Meine Liste ließt sich wirklich sehr "nörgelig" (RW). Ich bin am verzweifeln. Wenn ich das wieder frei heraus mache, kommt es bestimmt zum "Oversharing" und meine Kolleginnen denken sich dann wahrscheinlich "Oh Gott, was hat uns die Gesamtleitung denn da "angedreht"(RW)?"

    Wovon ich aber nicht abrücken werde, ist eine Ablaufbeschreibung mit allen "Eckdaten", die auf einen zukommen und zukommen können. Einfach, damit ich es im Fall der Fälle schon mal gehört / gesehen habe. Mein Notizbuch habe ich ja eh immer dabei.

  • Wenn Du nur mit weiblichen Kollegen dh. Kolleginnen arbeitest ist das schon mal gut.
    Mit denen bin ich besser ausgekommen.
    Vielleicht auch ein Grund, warum ich im Einzelhandel gearbeitet habe.
    Dein Anderssein wird man vielleicht als typisch männlich einordnen.
    Wünsche auf alle Fälle viel Glück!

  • Hey, molle66. Danke dir für deine Nachricht.
    Ich arbeite eigentlich mit jedem gerne zusammen. Hauptsache man akzeptiert sich untereinander.

    In meiner Laufbahn von Schulpraktika bis eigentliche Berufswelt bin ich eben wegen meiner "Eigenarten" oft negativ "angeeckt" (RW).

    - Nicht selbstständig genug;
    - Nicht belastbar genug;
    - Nicht flexibel genug;
    - Emotionslos = Lustlos;
    - Zu langsam;
    - Fragt zu wenig nach;
    - Unstrukturiert;
    - Verpeilt;
    - Wirkt geistig abwesend = Desinteressiert;
    - Nicht dominant genug;

    Das sitzt mir wohl doch mehr inne, als ich angenommen hatte. Wie sonst hätte mich die letzte Kollegin in ein "Shutdown" befördern können.
    Jetzt habe ich eben Angst, dass es wieder geschieht. Vielleicht nicht so schlimm wie bei der letzten Kollegin (Die ist angeblich aus Gründen unbeliebt. Schön, das im Nachgang zu erfahren), aber es könnte eben wieder negativ verlaufen (z.B. dass die Kolleginnen dann Vorbehalte haben).

    Was mir eben noch einfällt ist, dass die Gesamtleitung diese Woche auch noch in der Einrichtung vorbeischaut. Einen Termin hat sie hierfür auch noch nicht genannt. Wie ich mein Glück kenne, wird sie morgen einfach auch dort sein.

    @RegenbogenWusli Ja, ich bin da gerade auf Probe angestellt.. Probezeit regulär 6 Monate. Außer, dass wurde zwischen Tür und Angel" auch wieder geändert.

    Einmal editiert, zuletzt von Tristan (13. April 2021 um 00:25)

  • Sei einfach wie Du bist, vielleicht klappt ja alles.
    Ich war bei dem Job als Kassierer jahrelang allen überlegen.
    Ich war schnell, habe Fehler erkannt, präzise.
    Immerhin habe ich 20 Jahre durchgehalten.
    Aber es gab eben Konflikte, durch meine offene, direkte Art.
    Und das mehr mit Kollegen, als mit Kunden.
    Aber trotzdem bin ich froh, das gemacht zu haben, es hat meine sozialen Kompetenzen gestärkt.

  • Viel Erfolg heute. Denk dran: die sind nicht an deinen Problemen, sondern an deinen Lösungen interessiert.

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Hallo Mandelkern,

    danke dir für deine Antwort. Ja, ich weiß schon. Meine Eigenarten bekomme ich in den meisten Fällen ja gut gelöst.
    Aber ich brauche halt (leider) etwas mehr Struktur von außen. Bzw. muss ich wissen, was am Tag ansteht und möchte darin eingebunden sein. Sonst bin ich sehr unsicher.
    Und daran "hapert" (RW) es gerade in meiner Arbeitsstelle. Ich werde es noch mal im Team ansprechen.

    Wie ich meine Anliegen äußern soll, weiß ich immer noch nicht richtig. Es hört sich alles immer noch sehr defizitär an.
    Wenn ich meine Liste so anssehe, schaut das aus wie ein "Kind, das mit Stützrädern die Tour de France bestreiten möchte." (RW).

    "Ich brauche das, das, das, sonst wird es in der Arbeit schwierig." Egal, wie ich es formuliere, es klingt so.

  • "Ich brauche das, das, das, sonst wird es in der Arbeit schwierig." Egal, wie ich es formuliere, es klingt so.

    Wenn man es dreht und wendet wie man will und immer gleich bleibt, ist es warscheinlich auch wirklich so, da kann man schwer was beschönigen.
    Es liegt dann am Arbeitgeber ob er es hinnimmt oder berücksichtigen will und es dir einfacher macht.
    Manchmal hat man Glück, aber manchmal auch nicht.

    Go bad or go home!

  • Hallo RegenbogenWusli,

    da hast du Recht. Das Team verlief einigermaßen gut. Kritik wurde nett geäußert, aber an sich kenne ich das ja alles schon aus meiner Vergangenheit.

    - Stehe teilnahmslos rum. Ich soll auf die Klienten mehr zugehen (ich analysiere meine Umgebung und reagiere dann);
    - Ich soll eine pädagogische Arbeitsbeziehung mit den Klienten eingehen. Also mehr von meiner Person zeigen (mache ich, ich bin nicht introvertiert);
    - etc.

    Mit meiner Chefin habe ich dann noch mal ein "4-Augen-Gespräch" (RW) gesucht. Einfach, um ihre ganzen Äußerungen zu klären. Ich hab ihr dann meinen derzeitigen Sachverhalt geschildert und sie war mir gegenüber sehr positiv gestimmt. Hat sich alles angehört, Fragen gestellt und ich habe ihr zugehört. Also ich würde es als ein gutes Gespräch beurteilen. Meinen Kolleginnen werde ich erstmal nichts sagen. Vielleicht, wenn dann eine Diagnose diesbezüglich steht.

    Aber erst mal abwarten, was meine Diagnostik am Montag ergibt. Bis dahin versuche ich "mehr zugewandt" zu sein.

  • Eigentlich sollte dieses Thema kein "Blog" über mein Erleben werden, aber irgendwie habe ich das Bedürfnis, mich mitzuteilen.

    Meine Kollegin kam gestern auf mich zu und lobte mich, dass ich viel zugewandter sei. Dass ich gut darin sei, Anregungen gleich um zu setzen.
    Das verwunderte mich, weil ich nichts anders als sonst gemacht habe. Das schilderte ich ihr auch, bedankte mich aber für Ihre Rückmeldung.
    Wir sprachen dann noch etwas, weil sie mich fragte, wie ich die Arbeit hier so erlebe (Klientel und Kolleginnen). Wir kamen dann irgendwann auf das Thema "meine Auffassung von Aussagen".
    Das fand sie dann "putzig" (RW = niedlich) und lachte. Sie meinte dann, dass sie mehr auf ihre Wortwahl achten wird, damit ich sie auch verstehe. Generell machten wir fest, dass wir offen miteinander sprechen werden. Das fand ich schon einmal positiv. Über mein AS-Verdacht habe ich dabei natürlich nichts gesagt.

    Heute sollte ich spontan eine "Entspannungsgeschichte" vorlesen. Die Geschichte kannte ich zwar schon, ich hatte sie vor ein paar Tagen mehrmals "Probegelesen", damit ich sie kenne. Jedoch wurde von meiner Kollegin alles etwas anders vorbereitet, dass ich in den Anfängen der Geschichte etwas weglassen musste / improvisieren musste. Da war ich richtig panisch, ließ es mir aber nicht anmerken. Beine zitterten.
    Den Abschluss der Geschichte muss ich wohl zu früh vorgelesen haben, weil die Klienten weiterträumten / schliefen.

    Die Chefin kam dann rein, alle Klienten lagen da bestimmt 3 Minuten herum und die Chefin kam dann auf mich zu und meinte "Du musst noch ein pädagogisches Ende anführen, damit die Klienten wieder aufwachen." ich verstand nicht, was sie meinte und ich meinte, dass ich den Abschnitt mit dem "Aufwachen" schon vorgelesen hatte. Sie verstand mich dann nicht und winkte, für mich nicht identifizierbar, ab. Für mich schien es so, als hätte sie keine Lust mir es noch mal zu erklären / mir zu zu hören.

    Als sie wieder bei der Kollegin war, flüsterte mir meine Kollegin zu "Ließ den letzten Abschnitt noch mal vor" (in einem netten Ton). Also machte ich das. Irgendwann kamen die Klienten nach und nach aus dem Schlaf zurück. Meine Kollegin forderte sie auch noch einmal auf.

    Feedback meiner Chefin gegen Ende: Man hat dich am Ende überhaupt nicht gehört. Du warst viel zu leise. Und hast du mich vorhin nicht verstanden?" Ich hab es ihr dann erklärt, und gemeint, dass ich den "Abschluss einer Entspannungsgeschichte" während meinem Proben immer nach ca. einer halben Minute vorgelesen habe. Sie verstand mich wieder nicht, oder wollte nicht. Jedenfalls blieb sie dabei, dass man mich am Ende nicht gehört hatte.

    Sie fragte dann bei ein paar Klienten, ob sie mich verstanden hätten und alle, die sie gefragt hatten, sagten "Ja.". Sie gähnten sogar noch nach einer halben Stunde wegen meiner Geschichte. Andere waren dabei einfach eingeschlafen, also die konnte man nicht fragen. Ein Klient kam sogar direkt nach der Geschichte zu mir und sagte, dass ich das gut gemacht habe. Das fand ich nett.

    Jetzt bin ich etwas enttäuscht von mir, dass ich es wohl für neurotypische Menschen nicht gut gemacht habe. Ich fand mich eigentlich, bis meine Chefin mit ihrer Aussage über das "pädagogische Ende" auf mich zukam, gut.

    - Ich habe spontan etwas vorgetragen;
    - Ich war sehr nervös und panisch und habe es trotzdem durchgezogen (RW);
    - Ich habe improvisiert und habe mich nicht verlesen;
    - Ich habe vor vielen Personen und unter Beobachtung vorgelesen;
    - Ich denke, dass ich gut und betont vorgelesen habe;
    - Ich denke, dass ich auch eine angemessene Geschwindigkeit verwendet habe.

    Sowas habe ich eben noch nie gemacht gehabt.

  • Moment mal... du hast deine Autismusdiagnose offengelegt und wurdest dennoch von einem sozialen Träger angestellt?

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Es klingt, als hättest du es gut gemacht. Was genau meint deine Chefin mit "pädagogischem Ende"? Wenn du die Frage nicht beantworten kannst, weißt du, was du sie fragen musst. Wenn sie das von dir sehen möchte, sollte sie es auch verständlich machen können, sonst kannst du dem ja nicht gerecht werden. (Ich weiß es echt nicht, was das bedeutet).

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Hallo Lex und Mandelkern,

    bei mir besteht derzeit nur ein Verdacht. Die Leitungsebene und meine direkte Chefin wissen von der Verdachtsdiagnose. Beide haben nichts "dagegen", müssen aber sehen zu welchem Maße ich dort arbeiten kann. Derzeit loben sie mich alle, bis eben auf meine ab und an vorherrschende "Reserviertheit", aber das sei ja angeblich direkt nach dem Ansprechen dieses Fakts von mir "korrigiert" worden. Also ich sei die Tage den Klienten direkt offener gegenüber gewesen. Was ich gar nicht so wahrgenommen habe.

    Ja, auf dem "pädagogischen Ende" habe ich mich auch aufgehangen (RW). Ich fragte mich, ob ich die Geschichte mit ihnen nach dem Aufwachen reflektieren soll? Hätte ich etwas vorbereiten sollen? Aber das macht man bei solchen Geschichten nicht. Die Geschichte soll man ruhig und wohl betont, mit entsprechenden Pausen, vorlesen. Mehr nicht.

    Sie meinte damit, dass ich noch einen Abschluss sagen soll: "Nun kommst du wieder zu dir, streckst deine Arme und Beine.....etc."

    Das hatte ich aber eben eine halbe Minute nach dem Ende der eigentlichen Geschichte ja schon vorgelesen gehabt. Das hatte sie aber nicht mitbekommen, weil sie ja zu dem Zeitpunkt noch nicht im Raum war. Sie hat eben nur die schlafenden und träumenden Klienten auf ihren Decken gesehen. Das hatte ich ihr im Nachgang ja dann auch geschildert. Aber dann blieb sie dabei, dass ich das "pädagogische Ende" dennoch zu leise vorgelesen hätte.

    Die Klienten wollen nächste Woche wieder eine Geschichte. So schlimm kann es also nicht gewesen sein.

    Niedergeschlagen bin ich dennoch. Ich denke, dass es meine Chefin nicht böse meinte. Die ganze Zeit wie ich da bin, ist sie sehr lieb zu mir.

    3 Mal editiert, zuletzt von Tristan (16. April 2021 um 18:56)

  • Leider sind die meisten Menschen recht stur, auf ihrer Kritik zu beharren, selbst wenn man deren Berechtigung widerlegt hat. Am Ende wird der Widerspruch noch gegen einen ausgelegt nach dem Motto man sei nicht kritikfähig, könne Kritik nicht annehmen, habe keine Selbstreflexion (lLetzteres nur, weil man deren Wahrnehmung der SItuation nicht teilt) etc. ... Ja, es ist mies, aber versuch besser Gras drüberwachsen zu lassen. Und versuch am besten auch positive Kritik (also Lob) nicht "richtigzustellen", wenn du es ungerechtfertigt findest, denn das können NT genausowenig verstehen wie die Korrektur negativer Kritik. Sie fühlen sich dann eher vor den Kopf gestoßen und sie meinen dann du hättest kein Selbstwertgefühl, da du kein Lob annehmen kannst, oder was auch immer.

    Und ja, ich habe es auch schon erlebt, dass ich ungerechtfertigt kritisiert wurde aufgrund dessen, dass jemand eine Situation nur halb wahrgenommen hat (z. B. nur gehört was ich sagte aber die SItuation nicht sah oder umgekehrt nur die Situation beobachtet hat durch eine Scheibe aber nicht hörte, was ich dabei sagte) und durch dieses Halbwissen die Situation völlig falsch ausglegt wurde und das zu meinen Ungunsten. Oder einmal wurde mir Stunden oder Tage später vorgeworfen, in einer SItuation auf eine Anweisung nicht reagiert zu haben, dabei hatte ich sie in Wahrheit nur nicht gehört...

    Toll auch, dass solche Kritik oft nicht direkt an mich gerichtet wird sondern man es dann von der Cheffin hört, der es weitergetragen wird. Oft sogar Dinge so verallgemeinert ausgedrückt und ohne zeitlichen Bezugspunkt, dass ich oft nicht einmal nachvollziehen kann wovon genau sie da eigentlich reden, also die SItuation nicht konkret genug benannt wird oder zu spät, so dass ich mich nicht erinnern oder es nicht zuordnen kann und entsprechend auch nichts dazu erklären. Aber auf Erklärungen wird ja eh kein Wert gelegt! Dass ganz allgemeine Hinweise nichts nützen, kapieren die nicht!

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Hallo Lex,

    tut mir Leid, dass du so eine Erfahrung sammeln musstest. Ich kenne es selbst aus der Vergangenheit. Sowas zerrt wirklich an den Nerven (RW).

    Meine Chefin und meine Kolleginnen sind aber wirklich sehr verständnisvoll. Als ich meiner Chefin das mit der Verdachtsdiagnose geschildert hatte, konnte man in ihrem Gesicht sehen, wie ein "Groschen fiel" (RW = sie für sich Erkenntnis erlangte). Daraufhin meinte sie, dass ihre Beobachtungen (mich bei der Arbeit beobachten) nun für sie mehr Sinn ergeben. Einige andere Punkte, die sie in unserem Teamgespräch geschildert hatte, revidierte sie dann auch und schrieb sie meinen "Eigenarten" zu. Ich finde es wirklich interessant, dass die doch so "auffällig sind".

    Aber zurück zu heute: Für das letzte Diagnosegespräch wünschte sie mir am Feierabend viel Erfolg und meinte, wenn es mir danach zu schlecht gehen sollte, könne ich einen Tag daheim bleiben und mich ausruhen. Ich schilderte, dass ich in die Arbeit will. Sie meinte daraufhin, sag mir bitte einfach nach dem Arztbesuch Bescheid, wie es dir geht. Fühl dich nicht gezwungen. Wenn du "fertig" (RW = müde, erschöpft) bist, bleib daheim und erhol dich. Das ist sehr wichtig." Also vielleicht steigere ich mich wirklich in ihr vorheriges Verhalten mir gegenüber hinein. Ich will immer alles und jeden verstehen, bzw. "neurotypisch wirken", da mache ich mich neben meiner Nervosität in gewissen Situationen noch zusätzlich "fertig" (ebenfalls RW = sich selbst innerlich im Selbstwert mindern).

  • Sie meinte damit, dass ich noch einen Abschluss sagen soll: "Nun kommst du wieder zu dir, streckst deine Arme und Beine.....etc."
    Das hatte ich aber eben eine halbe Minute nach dem Ende der eigentlichen Geschichte ja schon vorgelesen gehabt. Das hatte sie aber nicht mitbekommen, weil sie ja zu dem Zeitpunkt noch nicht im Raum war. Sie hat eben nur die schlafenden und träumenden Klienten auf ihren Decken gesehen.


    Möglicherweise sehe ich das zu simpel, dann sei mir nicht böse, ich bin mehr so vom pragmatischen Typ.

    Du hattest gelesen "nun kommst Du wieder zu Dir, streckst deine Arme und Beine ...

    Dennoch liegen die Klienten schlafend und träumend auf ihren Decken.

    Ergo hat der oben fett markierte Satzteil nicht gewirkt, denn der soll doch die Klienten wieder wecken bzw. in die Gegenwart zurückholen, oder ?

    Also wäre es logisch, den Aufweckteil der Geschichte zu wiederholen mit etwas lauterer, betonter Stimme, damit er die gewünschte Wirkung hat.

    Und schlicht das solltest Du tun.

    Kann das sein ?

  • Hallo Stefunie,

    zusammengefasst, hätte ich wohl so reagieren sollen oder ich habe eben den "Ausklang" = das "pädagogische Ende" zu früh vorgelesen, sodass er noch überhört wurde (wurde er ja). Aber aus persönlicher Erfahrung mit diesen Entspannungsgeschichten kenne ich es eben, dass Die Gruppe "relativ schnell", dann wieder aus der Geschichte heraus kommt.

    Anscheinend scheint es verschiedene Wege zu geben, wie man solche Geschichten vorträgt. Ist ja auch okay. Aber es war eben schon von meiner Kollegin anders vorbereitet, ich spreche / lese nicht gerne vor und für eine größere Gruppe und war dadurch, darin und danach einfach "fertig mit der Welt" (RW).

    In meiner Wahrnehmung war es eben so, dass ich dachte "Okay, die wollen halt noch etwas liegen und stehen dann schon selbstständig auf." Dann kam eben die Chefin rein und kam nach einer Minute auf mich zu mit dieser für mich missverständlichen Aussage. Meine Kollegin hat mich dann dankenswerterweise "aufgeklärt", dass ich noch mal vorlesen soll. Zu der Zeit war ich dann aber innerlich schon so angespannt, dass ich es eben vielleicht wirklich zu leise vorgetragen haben muss. Kann gut sein.

    Meine Schlussaussage war dann (freundlich gemeint), dass man mir ja einen "Wink" (RW = Zeichen zum Aufschauen) hätte geben können, damit ich merke, dass ich vielleicht zu leise bin. Aber die Kolleginnen und Chefin saßen ja einfach da und schauten die schlafenden und träumenden Klienten an. Ich ging eben davon aus, dass ihnen der Anblick gefällt, dass die Klienten sich so gut auf die Geschichte einlassen konnten.

    Naja, ich werde mal annehmen, dass die Mehrheit der Klienten die Aktion ganz gut fanden. Zwei Komplimente hatte ich ja direkt bekommen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Tristan (16. April 2021 um 19:43)

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