Gesunde (unauffällige) Wege zum Stimmen

  • Bisher war für mich ein guter Weg um in der Öffentlichkeit unauffällig zu stimmen, (leicht) auf meine Zunge zu beißen
    oder meine Zähne etwas fester aneinander zu drücken.

    Leider habe ich das in letzer Zeit ein bisschen übetrieben und ich werde aufgrund dessen eine Zahnschiene bekommen.

    Deshalb wollte ich euch fragen, ob ihr auch mal auf ähnliche Weise gestimmt habt und dann aber eine gesunde Alternative zum Stimmen
    in der Öffentlichkeit gefunden habt?

  • Kannst du ein wenig genauer werden? In welchen Situationen wendest du es an?
    Was versuchst du damit zu kontrollieren bzw. unter Kontrolle zu halten?

  • Hallo Tux, ich verwende es primär um mich in unangenehmen Situationen zu beruhigen. Um Druck und Stress abzubauen. Oder um einfach etwas zu haben, worauf ich mich in dem Augenblick fokussieren kann.

  • Ich drücke Zeige oder Mittelfinger gegen den Daumen. Das fällt kaum auf und trotzdem lässt es sich durch ordentlichen Druck schon eine Körperwahrnehmung erzeugen. Manchmal kreisen die Finger auch nur leicht auf der Daumenfläche.

  • @platzhalter
    Kriegst Du das geplant, so quasi "auf Abruf" hin? Und wenn ja, wie hast Du Dir das erarbeitet? Ich merke es frühestens, wenn mich jemand kritisch anschaut, weil ich beim Lesen mal wieder die Seiten über den Daumen laufen lasse - und machmal guckt auch jemand irritiert, weil ich das Flattern unterdrücke, was wohl schon mal leicht irre aussieht, weil ich mich (eben um nicht zu flattern) verkrampfe. Läuft aber so unbewusst ab, dass ich es immer erst merke, wenn ich schon wieder zugange bin.

  • @HCS Ich weiß gar nicht mehr wie ich damit anfangen habe. Es ist mir vor ein paar Jahren aufgefallen, dass ich das automatisch in stressigen Situationen mache. Erst war das unbewusste Handeln da. Hab wohl Glück gehabt, dass sich das so kanalisiert hat. Mittlerweile mache ich das auch schon bewusst. Wenn ich in Situationen mit vielen Menschen bin, dann mache ich das teilweise schon am Anfang um ein bisschen vom Stress abzulenken. Ich denke auch manchmal, dass mein Kopf wackelt, aber das tut er nicht und da fange ich dann auch an mit Finger und Daumen zu arbeiten. Bevor er wirklich anfängt zu wackeln. Weiß nicht, mich hat noch niemand auf das Kopf wackeln und das Daumendrücken hingewiesen. Aber das nuss ja nichts heißen. (RW)

  • Das mit den Zähnen passiert mir auch manchmal noch, wenn es mir auffällt ersetz ich es ziemlich schnell. Ansonsten beim Stehen wippe ich sehr leicht auf den Füßen/Zehen vor und zurück, aber nur sehr leicht, wirkt evtl als sei ich ungeduldig, mehr aber auch nicht. Sonst mache ich auch irgendwas mit den Fingern und Daumen. Daumen über Nägel der andern Finger kreisen, oder drauf drücken oder leicht reiben.
    Oder ich spiele unauffällig mit zB einer Kapuzenpullischnur oder meinem Kettenanhänger (Finger über die Metallgravur schieben, wie einenArt Ertasten). Wüsste nicht dass etwas davon jemals in der Öffentlichkeit komisch rübergekommen wäre. Frühee hab ich auf den Schnüren von Kapuzen immer rumgekaut, da hab ich allerdings als Kind gesagt bekommen ich solle das lassen.

  • Ich wackele immer mit irgendwas, Finger, Arm, Fuss... oder ich habe kleine Dinge zum Befühlen in den Taschen oder auf dem Schreibtisch in Griffweite. Steine, Kastanien, Wurzelstücke. Schlaufen aus Schnur. Einmal hatte ich auch 3 Käferbohnen in der Schreibtischschublade, die waren zum Schluss ganz blank poliert.
    Das mit dem Wackeln ist mir neulich bei einem Zoom-Meeting aufgefallen, da sieht man sich ja selber auch. Jetzt mach ich das immer ausserhalb des Kamerabereichs...

  • Auf die Atmung konzentrieren und tief ein und ausatmen. Dabei an etwas schönes denken.

    Ob das bei jedem hilft kann ich nicht sagen.

    Ich habe gelernt, dass bei Druck und Stress am Anfang auszuhalten. Allerdings ist ab diesem Punkt, die eigene Wahrnehmung und Achtsamkeit, dem eigenen Wohlbefinden gegenüber, sehr stark gefordert.

    Der nächste Schritt ist die Reduktion der Stressoren, um dem angehenden Stresslevel entgegen zu wirken. Wenn das nicht hilft, bleibt nur die radikale Akzeptanz und der sofortige Rückzug.

    Meine e- Zigarette ist nicht nur ein Dampfgerät, sondern auch ein Stimmingwerkzeug. Unauffällig ist das Werfen von einer Hand in die andere nicht, aber mich stört das nicht. In der Hand damit "rum spielen" ist auch schon sehr hilfreich.

    Ich habe es schon in einem Cafe erlebt, dass ich mich nicht fokussieren kann. Blöd ist dann die Reizfilterschwäche, weil alles gebrabbel aus der Umgebung auf einen einprasselt. Ein gleichförmiges Babygeschrei ist eine herrliche Entspannung bei dem gebrabbel der anderen. Am Ende wusste ich dann, dass irgendwo schräg hinter mir jemand sehr gut in Romee war, weil er immer gewonnen hatte, während es von allen Seiten weiter brabbelt. Deswegen bin ich auch nicht gerne in der Stadt.
    Klar Kopfhörer und Musik an, aber das ist halt blöd wenn man mit jemandem eine Kaffee trinkt.

    Fokus ist was schönes, wenn er den funktioniert. Fokus an und Umwelt quasi aus.

    Ob die Reizfilterschwäche von ASS oder ADHS stammt kann ich nicht sagen.

  • ASS. Das ist eine der ausschlaggebenden Eigenschaften, von welcher viele Symptome herrühren.

    Warum eigentlich ein unauffälliges Stimming? Ok, das ständige vor und zurück schaukeln wa manche Leut machen wäre schon nervig. Aber ein "Ich muss gerade mal an die frische Luft" ist etwas, was auch nicht-Autisten gerne verwenden um sich zuu entstressen.

    Auf Partys wiederum habe ich mir angewöhnt Alkohol zu trinken. Nicht betrinken, aber ein bisschen, um die Reize zu dämpfen. Ohne würde ich das maximal zwei Stunden aushalten. Und das auch nur, wenn es nicht zu stressig ist. Und ja: auf Partys ist Alkohol trinken meist unauffällig.

    P.S. Die Außenwahrnemung verläuft im Verstand über einen mehrschichtigen Filter. Auf jeder Ebene wird ein Teil automatisch verworfen oder anderweitig verwendet. Bei Autisten gibt es hier eine Störung; viele der Ebenen filtern einfach nicht. Daher kommen am Ende mehr Reize an, als eigentlich vorgesehen. Und man wird überreizt.

    Natürlich flirten Autisten, sie bekommen es nur nicht mit.
    Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Aufbewahrung der Asche.

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