Umfrage "Anecken" (nur an diagnostizierte Autisten)

  • Nur an diagnostizierte Autisten: Wie oft seid ihr im Erwachsenenalter bisher bei euren Mitmenschen "angeeckt" (Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Vorgesetzte, sonstige Personen)? 92

    1. sehr oft (46) 50%
    2. oft (24) 26%
    3. manchmal (15) 16%
    4. selten (5) 5%
    5. nie (2) 2%

    Umfrage endet am 31. Dezember 2037 um 00:00

    .

  • Was genau meinst Du mit "anecken"? Grundsätzlich passiert es jedem Menschen gelegentlich, dass er unbeabsichtigt etwas "Falsches" sagt o.ä., das kann auch der geborene Diplomat nicht völlig vermeiden, da müsste also jeder "selten" oder "manchmal" ankreuzen.

  • Ich kenne zweierlei Arten von „Anecken“. Einerseits etwas Ungewöhnliches tun oder sagen. „Normale“ Sachen, mit denen auch NT anecken. Dies passiert mir sehr oft.
    Dann gibt es noch etwas Anderes, Tieferes oder Grundsätzlicheres. Ein Anecken mit etwas was oder wie man wahrnimmt, denkt, formuliert, handelt... und das seltsam oder befremdlich oder für NT so abwegig ist, dass es mitsamt meiner Person aus dem Bewusstsein weggefiltert wird. So als ob sich ein Rolladen schließt. Es fällt mir schwer, das zu beschreiben. Das passiert oft. Zu oft, weil jedes Mal irgendwie schmerzhaft ist.

  • Bisher hat "nie" eine Stimme bekommen. :roll:
    Wahrscheinlich ein Autist, der völlig isoliert lebt. Ohne Sozialkontakte kann man schließlich nicht anecken. Aber das hieße ja dann, dass meine Umfrage überhaupt nicht aussagekräftig ist, denn viele Autisten leben völlig isoliert. Mist, das habe ich gar nicht berücksichtigt. :m(:

    In meinem Fall tendiere ich zwischen "manchmal" und "selten".

    2 Mal editiert, zuletzt von Sonnenseele (26. Februar 2021 um 18:39)

  • Dann nehme ich die Fälle, wo ich kurz danach sage "Idiot, wie konntest Du", wo ich spontan etwas gesagt oder getan habe, weil die (Gesprächs-)Situation dazu einlud, ich aber wenn möglich besser die Klappe gehalten hätte. Kommt leider immer wieder vor, da hilft auch das Alter nur sehr begrenzt.

  • das letzte mal(vor 5 monden) als ich etwas missverstanden und darauf geantwortet habe, habe ich meiner nichtes freund ungewollt verraten dass sie am anfang eigentlich garnicht ihren derzeitigen freund naeher kennenlerne wollte und sie anfangs nur aus "langeweile" mit ihm etwas unternahm. das gab streit bei den beiden.

  • Familie: sehr oft
    Freunde: -
    Arbeitskollegen: manchmal
    Vorgesetzte: selten
    Sonstige: nie

    Bei allen außer "Familie" ist das Problem, dass man das Anecken nicht immer gesagt bekommt, deshalb ist es schwer einzuschätzen. Am Arbeitsplatz thematisiert man ja nicht jede Verwunderung, jeden Ärger über das Verhalten von Kollegen. Und "Sonstige", also z. B. die Bäckereiverkäuferin, sagen gleich gar nichts. (Doch, diese Woche, eine Verkäuferin bei Rossmann, die mir eine Selbstbedienungskasse entsperren musste und dabei mir einreden wollte, ich hätte einen Fehler gemacht. Ich blieb einfach stumm, was sie wohl nicht einordnen konnte und daraufhin "zur Strafe" mit mir sprach wie mit einem Dreijährigen. Bei der bin ich offenbar "angeeckt".)

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • @Sonnenseele

    Ich bin zwar offiziell von der Teilnahme hier ausgeschlossen, aber wenn ich teilnehmen dürfte, würde ich "sehr oft" anklicken. Nur für den Fall, dass es irgendwen interessiert.

    Wenn Du schreibst "nur für diagnostizierte Autisten", dann frage ich mich, ob Du wirklich mehr Information erhältst, als wenn einfach alle mitmachen würden. Schließlich berichten die Leute hier im Forum oft genug von verschiedenen Diagnosen, je nachdem, bei welcher Diagnostikstelle sie waren. Was lernen wir daraus? :roll:

  • "Anecken" oder besser gesagt Mißverständnisse die zu Unstimmigkeiten oder Streit führen begleiten mich fast mein Leben lang. Es strengt an und nervt gewaltig, wenn ich immer wieder erklären muß, wie etwas gemeint ist, ich Dinge nicht verstehe, die Andere von mir wollen oder es zu Auseinandersetzungen kommt. Ich will das eigentlich nicht. Trotzdem kommt es immer wieder zu Diskussionen oder Streit. Erschwerend kommt dazu, daß es mir sehr schwer fällt eigene Positionen um des lieben Friedens willen aufzugeben. Ich bin da relativ stur, kann das aber nur schwer beeinflussen.

    Außerdem ist es in der Kommunikation mit den meisten Menschen so, daß die oft nicht das sagen, was genau sie meinen, oder etwas meinen, was sie wiederum nicht genau formulieren. Ständig wird erwartet, daß man interpretieren soll, wie was gemeint sein könnte. Das ist mir zu kompliziert. Meine sehr direkten Aussagen werden auch oft als Angriff auf die betreffende Person gewertet. Dabei benenne ich die Dinge doch nur so wie ich sie sehe.

    Es strengt einfach nur an und nervt, nervt, nervt....

  • Q: Wie oft seid ihr im Erwachsenenalter bisher bei euren Mitmenschen "angeeckt" (Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Vorgesetzte, sonstige Personen)?

    Sehr oft.
    Ich würde dabei aber einige Dinge unterscheiden.
    Die schwerwiegendsten sozialen "Ultrafails" fallen in den jungen Jahren bis ins Erwachsenenalter hinein, aber es gab und gibt (späte) Verbesserungen, ein (fort)laufender Prozess.
    Ich habe über die Jahre Fehler gefunden, auch bereits gefundene Fehler anerkannt und eingesehen, auch Verstehen und Durchschauen spielte dabei eine Rolle.
    Ich denke, dass ich heutzutage auch noch öfters anecke, aber ich würde sagen, dass es in der Regel imo nix speziell mit AS zu tun hat.
    Ich habe zunehmend auch festgestellt, dass für mich dieses "NT" und "AS" oft nicht mehr passt, ERST RECHT dann nicht, wenn das eine für Logik/Verstand/Vernunft stehen soll, das andere für das Gegenstück.
    Im Allgemeinen sehe ich eher Probleme mit diversen Menschen, es gibt so viele Menschen, die nicht immer einfach sind.

    In letters of gold on a snow white kite I will write "I love you"
    And send it soaring high above you for all to read

  • Schwierig zu beantworten, deshalb halte ich mich raus. Im Familienumfeld kommt es kaum vor, aber die kennen mich bzw. ticken ähnlich.
    Außerhalb klappt es mit manchen Leuten gut mit anderen überhaupt nicht. Es scheint häufig dran zu liegen, dass ich eine andere Ebene der Verbindlichkeit erwarte, als andere und dadurch schnell enttäuscht werde.

    Das sich jemand in meiner physikalischen Nähe über etwas beschwert und ich erst spät merke, dass ich gemeint war, kommt immer mal vor. In einem Fall rätsle ich bis heute (halt immer wieder mal kurz :oops: ). Ich stand bei einem Bäcker am Tresen und da waren mehrere Verkäufer, mehrere Schlangen, mehrere Kunden. Es gab etwas durcheinander, weil es kurz hieß "Kommen sie doch auch hier rüber ...". Als ich bedient wurde, tönte neben mir jemand "Schämen Sie sich. Sie wissen schon warum." Ich weiß es nicht. Noch nicht mal, ob es mir galt. Es reagierte aber auch keiner drarauf. Ich bin zügig abgehauen.
    Eine Kollegin, mit der ich ein so offenes Verhältnis habe, dass ich fragen kann, was richtig gewesen wäre und die mich freundlich aufmerksam macht, wenn ich etwas falsch mache, meinte nur ich solle nicht weiter drüber nachdenken. Wir würden es eh nicht rausfinden, und der hätte vielleicht einen schlechten Tag gehabt.

  • Schließlich berichten die Leute hier im Forum oft genug von verschiedenen Diagnosen, je nachdem, bei welcher Diagnostikstelle sie waren. Was lernen wir daraus?

    Das allle im Forum hier irgendwie gestört sind sonst wären sie nicht hier. Warum auch.
    Er ist eben auch schon lange genug dabei um zu wissen dass viele der Selbstdiagnostizierten sich dann doch nur als Schaumschläger und Wanabe's herausstellen. Und da Kommunikationsprobleme die Kernsymptomatik darstellen, würde es die Ergebnisse extrem verfälschen wenn dann Leute die keine solchen Probleme haben (sondern eben wie oben erwähnt andere, weil jemand der psychisch total unaufällig ist würde bestimmt nicht hier einen Großteil seiner Zeit verbringen) dann behaupten das wäre alles kein Problem und kein Thema und sie könnten das auch und man solle sich nur nicht so anstellen. Was in der Vergangenheit schon oft vorgekommen ist, und weswegen ich mich auch immer wieder phasenweise aus dem Forum zurückziehe weil ich da keine Lust drauf habe.
    Zur Umfrage: Ich hab sehr oft angekreuzt. weil mir das wirklich ständig passiert.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

  • Das allle im Forum hier irgendwie gestört sind

    Die Formulierung gefällt mir nicht.

    Störung ist ein medizinischer Fachausdruck. Wenn mir eine Störung im Sinne dieses medizinischen Fachausdruckes diagnostiziert worden ist, dann bin ich deswegen noch lange nicht "gestört".
    Neulich hatte ich schließlich auch eine Rechnung in der Post. Und deswegen bin ich jetzt ja auch nicht "gerechnet".

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Bei mir würde ich sagen: manchmal.

    Ich halte mich im RL stark zurück und sage meistens lieber nichts als das Falsche, und ich habe viel gelernt, was man sagen kann und was nicht. Aber manchmal rutscht mir dann doch was raus, vor allem, wenn mich etwas aufregt.
    Es kann auch sein, dass ich häufiger anecke als ich selber mitbekomme. Man bekommt ja nicht immer eine unmittelbare Rückmeldung. Außerdem habe ich aufgehört, mir über jede komische Situation den Kopf zu zerbrechen. Das habe ich früher mehr gemacht. Wenn ich jetzt mit mir selbst im Reinen bin, dann mache ich mir keinen Kopf darüber, ob ich in den Augen der anderen etwas falsch gemacht habe.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Wenn mir eine Störung im Sinne dieses medizinischen Fachausdruckes diagnostiziert worden ist, dann bin ich deswegen noch lange nicht "gestört".

    Ich glaube für Diskussionen über Semantik ist das nicht der richtige Thread. Ich empfinde mich durchaus als gestört (im Sinne von von der Norm abweichend) , wenn ich mir aber das anschaue was so normales (im Sinne von die meisten Menschen tun es) Verhalten ist, bin ich ganz froh drum.

    Wenn man natürlich ein Problem damit hat von der Norm abweichend zu sein, empfindet man vielleicht auch neutrale Ausdrücke wie "gestört" (die nur dann beleidigend sind wenn sie in einem negativen Kontext verwendet werden, was ja durchaus vorkommt. Ich studiere Linguistik und beschäftige mich intensiv mit solchen Bedeutungen. Aber hier im Forum sollte doch DER Platz sein in dem man einfach Ausdrücke sachlich neutral verwenden kann) per se als beleidigend.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

    Einmal editiert, zuletzt von Zebra (27. Februar 2021 um 10:09)

  • Wenn man natürlich ein Problem damit hat von der Norm abweichend zu sein, empfindet man vielleicht auch neutrale Ausdrücke wie "gestört" (...) per se als beleidigend.

    Ich habe kein Problem damit, von der Norm abweichend zu sein. Ich sehe nur überhaupt nicht, dass es eine solche "Norm" für Personen überhaupt gibt, da letztlich jede Person in Bezug auf irgendwelche Merkmale mehr oder weniger von der Norm abweicht. Und ich finde es problematisch, das Wort Störung auf die Person zu beziehen, weil das durchaus nicht neutral, sondern immer bewertend ist.

    Eine solche Wertung steckt in dem Wort Autismus-Spektrum-Störung aber gerade nicht drin. Was gestört ist, ist nicht die Person, sondern ihre soziale Kommunikation und Interaktion, und zwar in dem Sinne, dass
    1. sie von der Norm abweicht und
    2. die Normabweichung klinische Beeinträchtigungen verursacht.

    Letztlich ist es also der Gesundheitszustand der Person, der 'gestört' ist, und diesen Gesundheitszustand der Person möchte ich nicht mit der Person gleichsetzen, auch und gerade dann nicht, wenn es um die psychische Gesundheit geht.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Das allle im Forum hier irgendwie gestört sind sonst wären sie nicht hier. Warum auch.

    Ich wollte darauf hinaus, dass man sich auf die Diagnose aus unterschiedlichen Gründen nicht immer verlassen kann und ich die Beschränkung auf formal Diagnostizierte deshalb etwas fragwürdig finde.

    Er ist eben auch schon lange genug dabei um zu wissen dass viele der Selbstdiagnostizierten sich dann doch nur als Schaumschläger und Wanabe's herausstellen. Und da Kommunikationsprobleme die Kernsymptomatik darstellen, würde es die Ergebnisse extrem verfälschen wenn dann Leute die keine solchen Probleme haben (sondern eben wie oben erwähnt andere, weil jemand der psychisch total unaufällig ist würde bestimmt nicht hier einen Großteil seiner Zeit verbringen) dann behaupten das wäre alles kein Problem und kein Thema und sie könnten das auch ...

    Ironischerweise kann man auch als Autist erstaunlich wenig Probleme mit Dingen wie Anecken haben; @Sonnenseele liefert hierfür das beste Beispiel, da er mit Sicherheit tatsächlich autistisch ist, aber n. e. A. bei seiner eigenen Umfrage zu den eher Unauffälligen gehört.

    @Zebra
    Ich hoffe übrigen, dass Du "Selbstdiagnostizierte" nicht mit den "VA", die den Verdacht haben, im AS zu sein und dies entweder abklären lassen oder zumindest immer dazusagen, dass es sich um einen Verdacht handelt, gleichsetzt. Ich möchte mich nämlich nicht als "Schaumschläger" und "Wanabe" bezeichnen lassen; dafür sind die Einschränkungen in meinem Leben zu gravierend.

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