Aus meiner Erfahrung heraus ist das reichlich naiv. Kollegen, die einen so ausgrenzen, akzeptieren auch eine Diagnose nicht. Die machen sich eher lustig drüber oder richten das in anderer Form gegen einen.
Es kann natürlich solche Leute mit schlechtem Charakter geben.
Aber durch das Nennen der Diagnose kann man wahrscheinlich die gesamte Situation von Anfang an anders gestalten, sodass Ausgrenzung gar nicht erst beginnt. Sofern ansonsten die Leistung stimmt, dürfte es den Leuten dann schwer fallen, jemanden nur wegen oder trotz seiner Diagnose zu verurteilen.
In vielen Teams spielt dann auch der Chef noch eine wichtige Rolle. Wenn man ihn auf seiner Seite hat - und das kann klappen, wenn er Verständnis entwickelt für die besonderen Eigenschaften bei Asperger - dann hat man auch einen besseren Stand bei den Kollegen. Zumindest dann, wenn er als Führungskraft etwas taugt.
Wenn die Situation schon mies ist, hat man durch ein Outen nicht viel zu verlieren. Vor allem ist ein Outen unumgänglich, wenn man tatsächlich Rücksichtnahme und ggf. Sonderbehandlung braucht. So wie der Rollstuhlfahrer seine Rampe nötig hat, kann es auch bei Asperger sein, dass man irgendwelche besonderen Bedingungen braucht. Das ist dann wie ein behindertengerechter Arbeitsplatz, und wenn man sich dann schämt, seine Diagnose zu nennen, dann ist doch was falsch, finde ich. Es kann nicht sein, dass man sich für Asperger schämen muss und sich nicht traut, es zu erwähnen. Dagegen hilft nur ein ungezwungener Umgang, so als wäre es eine Selbstverständlichkeit.