Kognitive Flexibilität

  • Hallo,
    vor allen Dingen beim Einkaufen fällt mir immer wieder auf, dass ich auf Unvorhergesehenes schlecht und auch nur zeitlich versetzt reagieren kann. Gestern wurde mir zB für meine zwei Medikamente eine Tüte angeboten. Ich käme gar nicht auf den Gedanken, bei so wenig Kram eine zu verlangen und ich hatte als nächsten Schritt schon das Verlassen der Apotheke geplant. Also brachte mich diese Frage kurz raus und ich antwortete dann verzögert mit "Nein, danke". Ich glaube, es war nur 1 Sekunde Verzögerung, aber an dieser Situation ist mir aufgefallen, dass solche Situationen ständig bei mir auftauchen. Deshalb diese exemplarische Beschreibung.
    Noch ein Beispiel: Einer unserer Postboten hat immer einen Scherz auf Lager, wenn er was bringt und meistens sind die auch recht witzig. Aber genauso witzig reagieren kann ich nicht, weil ich den Übergang von der vorherigen Situation zur neuen nicht schnell genug schaffe. Meist bin ich stark in etwas vertieft und wenn ich ihm die Tür öffne, bin ich geistig eigentlich immer noch in der alten Situation (am Schreibtisch).
    Auch bei Gesprächen mit Bekannten/Verwandten hänge ich immer noch an dem alten Thema 1, wenn mein Gegenüber schon bei Thema 2 ist. Ich glaube, meine Informationsverarbeitung ist sehr langsam.

    Ich dachte früher immer, ich sei spontan. Aber ich glaube, ich bin nur spontan, wenn ich selbst diese spontane Aktion in Gang setze - spontan reagieren kann ich nicht sehr gut. Ich habe sogar eine ganze Weile lang Improvisationstheater gespielt, weil ich dachte, ich sei spontan und kreativ, aber als ich in eine andere Gruppe kam, wurde mir endlich klar, dass ich zwar kreativ bin, aber nicht spontan. Ich fand das Ganze auch immer total anstrengend, aber ich bin so ehrgeizig, dass ich immer weitermache, weil ich es schaffen will. Auch und gerade, wenn ich total schlecht in etwas bin! :m(:
    Naja, ich glaube, es hat schon meine Spontanitätsfähigkeit etwas trainiert.

    Kennt ihr so etwas Ähnliches von euch? Und wie geht ihr damit um?

  • Wer nicht im Hier und Jetzt ist und nicht offen ist für das, was passiert oder passieren könnte, verarbeitet Informationen mit dem Kopf statt intuitiv. Das erzeugt die Zeitverzögerung.
    Tipp: Sicherheitsverhalten ablegen. Ungewissheiten annehmen lernen. Unsicherheiten aushalten. Zukunft nicht vorherplanen wollen. Meine Reaktionsfähigkeit hat sich damit verbessert. Ich habe mehr freie Kapazitäten, da ich mich innerlich weniger an Abläufe und Gedanken klammere.

  • Zitat

    und ich antwortete dann verzögert mit "Nein, danke"

    Hast du in solchen Situationen, oder auch den anderen beschriebenen, an dich selbst den Anspruch du müsstest schneller darauf antworten können?
    Findest du es selbst schlimm mit der Verzögerung, oder ist das Problem eher, was der Gegenüber von dir denken könnte?

  • Wer nicht im Hier und Jetzt ist und nicht offen ist für das, was passiert oder passieren könnte, verarbeitet Informationen mit dem Kopf statt intuitiv.

    Ja, genau. Im Zwischenmenschlichen verarbeite ich mit dem Kopf, intuitiv bin ich, wenn, dann im Gestalterischen. Mir fällt dazu auch der Thread ein Intuition unterentwickelt. Ich habe die Vermutung, dass ich in meiner Kindheit intuitiver mit Mitmenschen umgegangen bin und dabei immer wieder "Fehler" gemacht habe, sodass ich irgendwann versucht habe, das kognitiv zu kompensieren.

    Tipp: Sicherheitsverhalten ablegen. Ungewissheiten annehmen lernen. Unsicherheiten aushalten. Zukunft nicht vorherplanen wollen. Meine Reaktionsfähigkeit hat sich damit verbessert. Ich habe mehr freie Kapazitäten, da ich mich innerlich weniger an Abläufe und Gedanken klammere.

    Ich kann mir das zwar nicht wirklich vorstellen, aber ich werde es mal ausprobieren, wenn ich das nächste Mal einkaufen gehe.

    Hast du in solchen Situationen, oder auch den anderen beschriebenen, an dich selbst den Anspruch du müsstest schneller darauf antworten können?
    Findest du es selbst schlimm mit der Verzögerung, oder ist das Problem eher, was der Gegenüber von dir denken könnte?

    Ich finde das selbst nicht schlimm, das ist eher von "Außen" in mich einprogrammiert. Ich habe sehr oft die Erfahrung gemacht, dass Pausen vom Gegenüber dazu genutzt werden, um mir dazwischen zu quatschen. Manchmal kann ich auch gar nichts antworten und das ist mir dann schon unangenehm. Ich fühle mich im Gespräch (und auch anderen Situationen) oft gehetzt. Meine normale Verarbeitungsgeschwindigkeit und meine gefühlte Zeit ist langsamer als die des Durchschnittes. Ich versuche, so schnell wie die Anderen zu sein, aber es ist anstrengend.
    :idea: Insofern habe ich sowohl mit meiner kognitiven Flexibilität als auch mit meiner Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit Probleme. :idea:

  • Ich kann mir das zwar nicht wirklich vorstellen, aber ich werde es mal ausprobieren, wenn ich das nächste Mal einkaufen gehe.

    Wenn ich das haargenau wie empfohlen machen würde, würde ich erst recht zusammenbrechen. Gar nichts zu planen hat mich fast noch mehr überfordert als Abweichungen von meiner früheren viel zu rigiden Vorplanung. Ich lebe am besten mit dem gesunden Mittelweg aus beidem. Meine Planungen sind mein Sicherheitsnetz, dass die Ungewissheiten auffängt, in dem ich sie ganz gezielt mit einplane (quasi geplante Spontanität).
    Ich hatte auch mal den Eindruck, dass ich mich im Annehmen/Aushalten von Unwägbarkeiten mit der Zeit trainiert hätte, weil meine Zusammenbrüche weniger wurden, je öfter ich das erlebt habe. Mittlerweile weiß ich, dass das ein Trugschluß war. Ich hab es nicht besser ausgehalten, nein, meine Überlastungsreaktion hat sich nur anders gezeigt: statt als sofortige Zusammenbrüche, hat es sich in einer zunehmend schlimmer werdenden Depression aufgestaut.

    Einmal editiert, zuletzt von Aldana (3. Februar 2021 um 17:58)

  • Wer nicht im Hier und Jetzt ist und nicht offen ist für das, was passiert oder passieren könnte, verarbeitet Informationen mit dem Kopf statt intuitiv. Das erzeugt die Zeitverzögerung.

    Informationen werden immer mit dem Kopf verarbeitet und ist nicht für die Zeitverzögerung verantwortlich.
    Manchmal hat man eben nicht sofort eine Antwort und das obwohl man im Hier und Jetzt ist.

    Kennt ihr so etwas Ähnliches von euch? Und wie geht ihr damit um?

    Das mit der Sekunde Verzögerung haben auch NT's und fällt auch niemandem auf.

    Das mit dem noch bei seiner vorherigen Tätigkeit sein, während man dir Tür auf macht ist mir auch schon passiert. Manchmal fällt mir auch ein Wort nicht ein, was ich eigentlich kenne, na und. Passiert halt mal und ist auch nichts schlimmes.

    Wenn andere schon bei Thema 2 sind und du noch bei Thema 1, dann hat das nicht zwangsläufig etwas mit langsamer Informationsverarbeitung zu tun, sondern es ist noch etwas unklar oder beschäftigt dich, was bei den anderen nicht ist.

    Vergleiche dich nicht mit anderen. Du bist nicht andere und andere nicht du. Daher bringt vergleichen nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von Tux (3. Februar 2021 um 18:18)

  • Tux: Ich habe das aber nicht manchmal, sondern prinzipiell. Die Situationen, die ich aufgeführt habe, waren Beispiele. Ich habe ziemlich sicher eine langsamere Informationsverarbeitung. Und ich vergleiche mich automatisch, weil es immer wieder auffällt, dass ich nicht wie Andere funktioniere. Ich versuche dann, ein Muster/Prinzip zu finden, woran es scheitert und eine Lösung dafür. Ich finde es nämlich schon schlimm, das Gefühl zu haben, mein Gehirn funktioniert nicht richtig.

  • Wer nicht im Hier und Jetzt ist und nicht offen ist für das, was passiert oder passieren könnte, verarbeitet Informationen mit dem Kopf statt intuitiv. Das erzeugt die Zeitverzögerung.

    Interessanter Gedanke, aber er beruht möglicherweise auf falchen Annahmen:

    1. Du gehst offenbar davon aus, dass die Intuition woanderrs angesiedelt ist, als im Kopf. Man spricht zwar bei intuition gerne von "Bauchgefühl", aber ich gehe davon aus, dass auch intuitives Denken weitestgehend im Gehirn stattfindet.
    Ich würde also eher unterscheiden zwischen rationalem und intuitivem Denken, und nicht zwischen Kopf und Bauch.

    2. Du gehst davon aus, dass die Intuition und nicht "der Kopf" für das "hier und jetzt" zuständig ist. Auch das bezweifle ich. Man kann auch sehr rational im "hier und jetzt" unterwegs sein und man kann auch mit intuitiven Gedanken abschweifen. Das hat eigentlich nichts mit rationalem oder intuitivem Denken zu tun.

    3. Du gehst davon aus, dass fehlende Offenheit entsteht und intuitives Denken quasi automatisch zu mehr Offenheit führt. Auch das glaube ich nicht. Man kann sich auch sehr rational für mehr Offenheit entscheiden.

    4. Du gehst davon aus, dass intuitives denken grundsätzlich schneller geht als rationales. Das ist sicher in vielen Fällen so, aber nicht unbedingt in allen. Möglicherweise ist das gerade das Problem, dass bei vielen Autisten das intuitive Denken zu langsam abläuft.

    Insgesamt sehe ich es als vorteilhaft an, wenn man ein ausgewogenes Verhältnis anstrebt zwischen
    1. Analyse der Vergangenheit, Zukunftsplanung, und Präsenz im "hier und jetzt"
    und auch zwischen
    2. intuitivem und rationalem Denken.

    Aber ich sehe nicht unbedingt einen Zusammenhang zwischen 1. und 2., und ich sehe auch nicht den Zusammenhang zu Offenheit.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Zitat von Tux

    Informationen werden immer mit dem Kopf verarbeitet und ist nicht für die Zeitverzögerung verantwortlich.

    Per Intuition handelt man wesentlich schneller als per Nachdenken. Es ist für die Zeitverzögerung verantwortlich.

  • Zitat von Chamäleon

    Ich finde es nämlich schon schlimm, das Gefühl zu haben, mein Gehirn funktioniert nicht richtig.

    Es ist nicht das Gehirn, sondern die Intuition die nicht 'funktioniert'. Schlimm finde ich es auch, weil es einen behindert.

  • Wer nicht im Hier und Jetzt ist und nicht offen ist für das, was passiert oder passieren könnte, verarbeitet Informationen mit dem Kopf statt intuitiv. Das erzeugt die Zeitverzögerung.

    Informationen werden immer mit dem Kopf verarbeitet und ist nicht für die Zeitverzögerung verantwortlich.

    Per Intuition handelt man wesentlich schneller als per Nachdenken. Es ist für die Zeitverzögerung verantwortlich.

    Durch ständige Wiederholungen wird die Aussage auch nicht glaubwürdiger.

    Es ist nicht das Gehirn, sondern die Intuition die nicht 'funktioniert'.

    Und wo -wenn nicht im Gehirn- ist diese Intuition deiner Meinung nach angesiedelt?
    Und wie kannst du überprüfen, ob die Intuition "funktioniert"?

    Aus meiner Sicht machst du hier einen Zirkelschluss: erst postulierst du, dass intuitive Entscheidungen schneller sind als rationale, und dann schließt du von langsamen Entscheidungen auf Felfunktion der Intuition.

    Ich glaube, dass das Ganze weniger mit rationalem und intuitivem Denken, sondern zunächst mal mit bewussten und unbewussten Entscheidungen zu tun hat.
    Da ist es nämlich tatsächlich so, dass unbewusste Entscheidungen in der Regel schneller getroffen werden, als bewusste. Aber nicht jede unbewusste entscheidung ist auch eine intuitive.

    Ein schönes Beispiel dafür wäre das "Zwischen-den-Zeilen-lesen".
    Da erfasse ich zunächst die Bedeutung der Worte, und das geht sehr schnell, weil es im Unterbewusstsein abgespeichert ist und ich nicht erst im Bewusstsein nach der Bedeutung suchen muss. Intuition brauche ich an dieser Stelle aber noch nicht. Die kommt erst ins Spiel, wenn ich versuche, die Intention im Kontext zu erfassen. Das geschieht dann ebenfalls unbewusst, braucht aber deutlich mehr Zeit als das ebenfalls unbewusste Erkennen der wortwörtlichen Bedeutung.

    Gestern wurde mir zB für meine zwei Medikamente eine Tüte angeboten. Ich käme gar nicht auf den Gedanken, bei so wenig Kram eine zu verlangen und ich hatte als nächsten Schritt schon das Verlassen der Apotheke geplant. Also brachte mich diese Frage kurz raus und ich antwortete dann verzögert mit "Nein, danke". Ich glaube, es war nur 1 Sekunde Verzögerung, aber an dieser Situation ist mir aufgefallen, dass solche Situationen ständig bei mir auftauchen. Deshalb diese exemplarische Beschreibung.

    Das hat weder etwas mit Intuition zu tun noch mit Präsenz im "hier und Jetzt", wohl aber etwas mit unbewusstem und bewusstem Denken.
    Unbewusst war dir klar, dass du für 2 Teile keine Tüte brauchst. Für diese unbewusste Entscheidung brauchst du weder Intuition noch konzentrierte geistige Anwesenheit im "hier und Jetzt". Du kannst es dir also durchaus leisten, die Gedanken in eine andere Richtung abschweifen zu lassen.

    Bei der (unerwarteten) Frage, ob du eine Tüte haben möchtest, wird eine bewusste entscheidung eingefordert. Deswegen schaltet sich hier das Bewusstsein ein und kontrolliert noch einmal die eigentlich schon vorprogrammierte und automatische Entscheidung des Unterbewusstseins. Das ist der eigentliche Grund für die Verzögerung.

    Ich finde es nämlich schon schlimm, das Gefühl zu haben, mein Gehirn funktioniert nicht richtig.

    Dein Gehirn funktioniert sogar ausgezeichnet. Es hatte doch die richtige Entscheidung längst parat, bevor du dir dessen bewusst warst. Und das, obwohl deine Gedanken wohl etwas abgeschweift waren.
    Du kannst deinem Unterbewusstsein vertrauen und es dir durchaus leisten, mit den Gedanken mal abzuschweifen. Das ist ganz normal und jeder erlebt es tagtäglich.

    Es ist nicht das Gehirn, sondern die Intuition die nicht 'funktioniert'.

    Dafür sehe ich wirklich keine Anhaltspunkte. Die 'intuitive' (oder besser: unbewusste) Entscheidung war absolut richtig. Die Überprüfung durch das rationale Bewusstsein war gar nicht erforderlich und führte deshalb letztlich auch nicht zu einem anderen Ergebnis.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

    Einmal editiert, zuletzt von Tuvok (4. Februar 2021 um 10:44)

  • Solange du das nicht lieferst, überzeugt mich deine Hypothese nicht.

    Das muss sie auch nicht. Mir genügt es, wenn meine Gedanken anderen Anstoß und Erklärung sind. Es gibt sowieso nicht die eine Realität. Sie ist stattdessen abhängig vom Betrachter. Ich denke @Chamäleon konnte mit meinem Beitrag auch was anfangen, ohne dass ich Kenntnisse über Anatomie, Physiologie, am besten noch Atomphysik und Quantentheorie dargelegt habe. Damit mag ich deinen Anforderungen nicht genügen. Damit kann ich leben.

  • Ich denke @Chamäleon konnte mit meinem Beitrag auch was anfangen

    Ich finde Unterstellungen, dass "die Intuition nicht funktioniert" eher kontraproduktiv.

    ohne dass ich Kenntnisse über Anatomie, Physiologie, am besten noch Atomphysik und Quantentheorie dargelegt habe.

    Gerade Quantentheorie könnte durchaus zum Verständnis von beitragen. Intuitive geistesblitze halte ich tatsächlich für ein Quantenphänomen.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Es ist nicht das Gehirn, sondern die Intuition die nicht 'funktioniert'. Schlimm finde ich es auch, weil es einen behindert.

    Intuition ist auch nur Mustererkennung :) . "Schnelles" Denken im Gegensatz zum "langsamen" Denken, das sich durch den Entscheidungsbaum quält. Und um Muster erkennen zu können, hilft üben. Manche brauchen mehr Iterationen als Andere (ich will gar nicht erzählen wie viele Fahrstunden ich bis zum Führerschein gebraucht habe). Um ein völlig schräges Bild zu bringen: AlphaGo brauchte Millionen Spiele, wo ein menschlicher Großmeister mit einigen zehntausend ausfekommen wäre. Aber danach hat es auch eine Spielintuition gezeigt, die geradezu göttlich war. Will sagen: Das Hirn funktioniert schon ganz gut. Und die Intuition auch. Wenn sie dann mal endlich fuinktioniert. Nur kann das etwas dauern (in Abhängigkeit vom "intuitiven Abstraktionsvermögen"; hab gerade kein besseres Wort, aber halt die Frage, wie viele Iterationen ich brauche, bis ich "alles" schon mal gesehen habe und die Mustererkennung zuschlagen kann)

  • Kennt ihr so etwas Ähnliches von euch? Und wie geht ihr damit um?

    Ja, so etwas erlebe ich auch, obwohl ich eine schnelle Informationsverarbeitung habe.
    z.B. habe ich mal was bei der Post abgegeben und die Frau hat mir noch schöne Feiertage gewünscht (was ja keine Standardverabschiedung ist, wie solche, die ich normalerweise drauf habe) Da habe ich auch erst mit Verzögerung geantwortet, obwohl das jetzt keine große Sache war. Es ist einfach nur anders als gewohnt gewesen.
    Es kann auch daran liegen, dass man einfach in Gedanken ganz woanders ist.

    Auch bei Gesprächen mit Bekannten/Verwandten hänge ich immer noch an dem alten Thema 1, wenn mein Gegenüber schon bei Thema 2 ist

    Das bin ich häufig auch. Aber dann ist das Thema für mich einfach noch nicht ganz geklärt.


    Vielleicht solltest du, wenn du deine Informationsgeschwindigkeit bewerten willst, das nicht im sozialen Bereich tun, sondern mit extra dafür angelegten Tests. Denn du hast ja auch viel mehr zu verarbeiten als NTs, die über die ganzen unterschwelligen Stimmungen, Botschaften und Konventionen nicht nachdenken müssen.

  • Genau wie kürzlich in der Apotheke da wurde mir ein "schönes Wochenende" gewünscht, ich bin fast ein Jahr krank, hab also die fatalen zehn Millisekunden zu spät geantwortet.
    Da überlege ich gleich, ob ich wieder mal aufgefallen bin.
    Als ich noch Kassierer war hab ich erwidert:
    Solch ein Wochenende wünsche ich nicht mal meinen ärgsten Feinden.
    Eine ehrliche Aussage.

  • Solche Probleme mit der kognitiven Flexibilität, wie du es nennst, sind bei mir stark ausgeprägt vorhanden.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Heute legte mir der Kassierer in der Tankstelle den Kassenbon hin , obwohl er mich kennt und weiß , dass ich den nicht mitnehme.

    Normal sagt er : „der kann weg“. Jedes Mal.

    Da hab ich auch erst mal überlegt :D War perplex.

    Wie kann er von unserem Ritual abweichen ^^ ...

  • Für mich bedeutet Intuition und das darauf bezogene Adjektiv so etwas wie "auf eine Ahnung reagierend, gefühlsorientiert, kontext- und instinktgeführt". Damit ist "intuitiv" für mich tatsächlich eine gefühlsorientierte und weniger durch rationales Analysieren gewonnene Reaktion. Ich würde daher auch nicht von "intuitivem Denken" sprechen. Ich verstehe, dass Intuition allgemein als "vom Bauch heraus" beschrieben wird, weil mit dem Bauchraum (Sitz des Magens und Herzens) im Allgemeinen die gefühlsorientierten Zustände und Entscheidungen assoziiert werden. Viele Redewendungen beziehen sich darauf, etwa "mir schlägt das auf den Magen", "da hat sich ihm der Magen umgedreht", "das Herz brechen" usw. Dass letztlich jegliches mit Denken oder Fühlen assoziierte Sein maßgeblich im Gehirn und Nervensystem abläuft, ist trotzdem relativ unstrittig.

    Ich glaube aber auch nicht, dass die eingangs beschriebenen Fälle unbedingt direkt etwas mit einem Konflikt Ratio vs. Intuition zu tun haben; auch nicht, dass es hier um bewusste oder unbewusste "Entscheidungen" geht. (Auch bei dem Begriff unbewusster "Entscheidungen" wäre ich vorsichtig, aber das ist ein anderes Thema.) Die Bestimmung "Geschwindigkeit der Intuition" kommt dem ganzen schon näher.

    Für mich handelt es sich - unter Berücksichtigung des Aspekts der empfundenen Geschwindigkeit bzw. Verzögerungen - bei den eingangs beschriebenen Beispielsituationen um das Thema, dass oft mit "Flexibilität des Geistes" beschrieben wird. Also der Fähigkeit flexibel (und somit ohne größere verzögernde innere oder gedankliche Hürden) auf neue Kommunikationsimpulse, Gedanken oder Ereignisse zu reagieren. Ein sehr "flexibler Geist" kann ohne wesentliche Verzögerungen von einem Gedanken zum nächsten springen, sich schnell und ohne Hürden auf neue Impulse oder Kommunikationsimpulse einstellen, um adäquat, d.h. situationsgerecht und in angemessener Zeit auf sie zu reagieren.

    Etwas wissenschaftlicher ausgedrückt würde man wohl von "kognitiver Flexibilität" sprechen, also der Fähigkeit des Gehirns, die eigenen Gedanken und das eigene Verhalten an sich verändernde, spontane Situationen und Ereignisse anzupassen. Es handelt sich damit um eine Anpassungsleistung, die langsamer oder schneller vonstatten gehen kann und sehr individuell ist. (Edit: Wie ich jetzt erst sehe, heißt der Thread sogar schon so! :o )

    Bei mir ist diese Flexibilität auch eingeschränkt, nicht allgemein aber in bestimmten Bereichen. So wie bei jedem. Mehr oder weniger.

    Ein guter Weg, diese innere und gedankliche Flexibilität zu trainieren, ist Achtsamkeitstrainung (das überdies noch viele andere Vorteile hat).

    Einmal editiert, zuletzt von Mark_Twain (10. Februar 2021 um 10:42)

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