Autismus in der Schule

  • Hallo zusammen,

    ich besuche gerade ein Seminar an der Uni mit dem Thema "Inklusion in der Schule" und soll Mitte Februar ein Referat über Autismus halten. Um den anderen Studierenden nicht nur Informationen aus Fachbüchern zu präsentieren würde ich gerne Erfahrungen aus dem tatsächlichen Leben einfließen lassen und wende mich dazu an euch.
    Es wäre sehr nett wenn ihr mir die folgenden Fragen beantworten könntet:

    1. Wie war für euch die Schulzeit?
    2. Gab es in irgend einer Form Probleme mit Mitschülern/Lehrkräften/etc.?
    3. Was hättet ihr euch von der Schule oder euren Lehrern gewünscht?
    4. Welchen Tipp/Rat würdet ihr angehenden Lehrkräften im Bezug auf Menschen mit Autismus geben?

    LG
    Rob

  • 1. Wie war für euch die Schulzeit?
    2. Gab es in irgend einer Form Probleme mit Mitschülern/Lehrkräften/etc.?
    3. Was hättet ihr euch von der Schule oder euren Lehrern gewünscht?
    4. Welchen Tipp/Rat würdet ihr angehenden Lehrkräften im Bezug auf Menschen mit Autismus geben?

    Hi, okay ich versuche mal darauf zu antworten, könnte aber etwas umfangreicher werden.

    1. die Schulzeit war sehr ansträngend, ich war auf vielen Schulen und bisher waren die Sonderschulen für mich die angenehmsten.
    2. Ja es gab einige Probleme.
    In der Grundschule habe ich erst nicht begriffen warum ich dort überhaupt bin, habe lange nicht begriffen mitzuarbeiten und mich nie an den Mitschülern orientiert. Lehrer machten mir teilweise Angst weil sie nicht meine Bezugspersonen waren sondern mich auch in verlegene Situationen brachten weil sie mich drangenommen haben. Für die anderen Kinder war das ja normal, mir war es hingegen unangenehm weil ich Probleme hatte dem Unterricht zu folgen.
    Ich hatte auch selten in der gesammten Schulzeit dauerhafte Freundschaften, eigentlich in all den 15 Jahren nur einmal über wenige Jahre so lange wie ich auf der Schule war, danach nicht mehr.
    Ich habe meist nur mit jüngeren Mitschülern gespielt weil die sich auf meine Spiele eher eingelassen haben.
    Ich fand den Unterricht langweilig und zu den eigenen Klassenkameraden kaum Kontakt.
    3. ich hätte mir in allen Schulen weniger Kinder gewünscht, kleinere Klassen, klare Aufgaben und selbstständiges Einzelarbeiten und nicht gezwungen werden in Gruppen oder mit mir fremden Kindern arbeiten zu müssen. Das habe ich bisher nur in einer Klinikschule und einer Förderschule so erlebt wo ich deswegen auch sehr gut zurecht kam.
    4. schwer zu sagen. Kinder mit Autismus sind sehr individuell, haben manchmal noch zusätzlich ADHS oder was anderes, haben manchmal eine sehr reife Persönlichkeit und sind schneller als andere aber auch das Gegenteil wie bei mir kann der Fall sein. Generell könnte man sagen, Lehrer sollten geduldig sein, das Kind nicht auf eine Antwort drängen, mehr auf Mobbing achten und andere Kinder ermahnen wenn sie sich lustig machen, mehr einzeln mit dem Kind machen und nicht wenn die anderen dabei sind, das Kind nicht zwingen bei den anderen Kindern zu sein wenn es lieber für sich ist oder drinn bleiben will, das Kind in seinen interessen fördern, also wenn es sich speziell für ein bestimmtes Thema oder Fach begeistert, das Kind versuchen zu ermutigen und den Eltern raten das Kind da auch zu fördern.

    Go bad or go home!

  • @Rob Zu deinen Fragen wirst du sehr viel hier im Forum finden. Du solltest dir aber selbst die Mühe machen die Suchfunktion zu bemühen, anstatt hier andere deine Arbeit machen zu lassen.

  • vorab schonmal zu 4.: dass die Lehrer sich über Autismus informieren, zu Gesprächen für Anpassungen bereit sind, dem Kind und den Eltern glauben, sich nicht gegen die Nachteilsausgleiche sperren.

  • Hi, okay ich versuche mal darauf zu antworten, könnte aber etwas umfangreicher werden.

    Danke für die Antworten! Das deckt sich teilweise bereits mit meinen Erfahrungen bzw. auch meinen Einschätzungen

    Hallo Rob, nichts gegen dein Anliegen an sich, aber nach den Forenregeln musst du ein paar mehr Angaben machen.
    Dann wird die Resonanz bestimmt besser.
    Hinweis an alle, die hier Autisten für Studien suchen!

    Danke für die Anmerkung, das ganze war recht spontan & ich hatte nicht daran gedacht dass es hierzu eine Art Knigge geben könnte. Eine tatsächliche Studie hatte ich gar nicht im Sinn, mich hätten nur ein paar kleinere Berichte interessiert. Bin auch nicht so der Fan davon meinen Namen & private Kontaktdaten im Internet preis zu geben - da verzichte ich dann bis auf weiteres lieber auf manches.

    @Rob Zu deinen Fragen wirst du sehr viel hier im Forum finden. Du solltest dir aber selbst die Mühe machen die Suchfunktion zu bemühen, anstatt hier andere deine Arbeit machen zu lassen.

    Ich habe schon ne Runde herumgesucht, jedoch nicht das spezifische gefunden dass ich gesucht habe. Aber Danke für den Tipp.


    vorab schonmal zu 4.: dass die Lehrer sich über Autismus informieren, zu Gesprächen für Anpassungen bereit sind, dem Kind und den Eltern glauben, sich nicht gegen die Nachteilsausgleiche sperren.

    Danke, gerade das Thema "Arbeit mit den Eltern/Kindern und nicht gegeneinander" haben wir auch schon mehrfach behandelt.

  • 1. Wie war für euch die Schulzeit?

    Sehr sehr anstrengend, oft überfordernd und für einen großen Teil geprägt von Hänseleien durch Schüler und Erwachsene.

    2. Gab es in irgend einer Form Probleme mit Mitschülern/Lehrkräften/etc.?

    Ja, ständig. Besser wurde es am Gymnasium, da war ich etwas unauffälliger und arbeitete viel mit.

    3. Was hättet ihr euch von der Schule oder euren Lehrern gewünscht?

    Das die Lehrer etwas vom Autismus gewusst hätten und meinen Eltern den Verdacht geäußert hätten. Und das sie mich hingenommen hätten mit meiner Intelligenz trotz meiner Auffälligkeiten.

    4. Welchen Tipp/Rat würdet ihr angehenden Lehrkräften im Bezug auf Menschen mit Autismus geben?

    Auch wenn ein Bereich nicht stark ist kann es ein anderer umso mehr sein. Die Intelligenz ist oft (bzw. grade bei hochfunktionalen=normal IQ Autisten) genauso da aber ungleich verteilt. Stimming (repetitive Bewegungen) sollte man wenn möglich niemals verbieten. Sie dienen zur Verbesserung der Reizverarbeitung, so kann das Kind besser lernen und zuhören und ist weniger überfordert. Wenn Kinder beim geben einer Antwort aufstehen wollen, warum nicht? Abschreiben und zuhören gleichzeitig ist oft sehr schwer.

  • @Rob

    Für autistische SuS gilt:
    Eltern sind nicht Teil des "Problems", sie sind Teil der Lösung!

    Dementsprechend Elternanliegen ernst nehmen.

    SuS und Eltern auf die Möglichkeit der Nachteilsausgleiche aufmerksam machen.

    Man sieht nur, was man kennt. - Also wie @MangoMambo schreibt: Grundkenntnisse* zu Autismus-Spektrum-Störungen vermitteln und bei Verdacht auch mit den Eltern darüber sprechen.

    Allgemein: Auf Signale für Mobbing achten. Auch Kinder, die nicht sehr offensichtlich beeinträchtigt sind, können Ziel von Mobbingattacken werden!


    * Zum Beipiel auch, dass nicht nur Jungen betroffen sein können.... .... "SuS" ist die Abkürzung für "Schülerinnen und Schüler"

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Grundkenntnisse* zu Autismus-Spektrum-Störungen vermitteln und bei Verdacht auch mit den Eltern darüber sprechen.

    Das finde ich auch sehr wichtig.
    Aus meiner Vergangenheit weiß ich durch erzählen meiner Eltern, das Kindergärtner und Lehrer schon recht früh meinen Eltern immer wieder mal Auffälligkeiten beschrieben haben, mit der Bitte das doch mal abklären zu lassen.
    Sie konnten aber kein Krankheitsbild benennen.
    Es wurde viel herumgerätselt.
    Oft hieß es ich habe ein Hörproblem, oder sei einfach nur noch zu verspielt oder ähnliches.
    Ich wurde mehrmals zu Ohrenärzten und zum Kinderarzt gebracht, die aber nie etwas feststellen konnten (das war wohlgemerkt in den 90er Jahren).
    Ich habe sogar mal eine Paukenröhrchen-OP gehabt deswegen.
    Erst später erfuhr ich das sowas damals bei Kindern eine "Mode-operation" war, die meistens garnicht nötig sei.
    Meines Erachtens ist das Problem das viele nichts oder kaum etwas über Autismus wissen, egal ob Lehrer oder Kinderärzte.
    Das hat sich heute etwas verbessert, aber auch nur bedingt.
    Das viele Ärzte Autismus nun auch für eine Mode-erscheinung halten, finde ich fatal in diesem Fall.

    Go bad or go home!

  • Hallo zusammen,

    ich besuche gerade ein Seminar an der Uni mit dem Thema "Inklusion in der Schule" und soll Mitte Februar ein Referat über Autismus halten. Um den anderen Studierenden nicht nur Informationen aus Fachbüchern zu präsentieren würde ich gerne Erfahrungen aus dem tatsächlichen Leben einfließen lassen und wende mich dazu an euch.
    Es wäre sehr nett wenn ihr mir die folgenden Fragen beantworten könntet:

    1. Wie war für euch die Schulzeit?
    2. Gab es in irgend einer Form Probleme mit Mitschülern/Lehrkräften/etc.?
    3. Was hättet ihr euch von der Schule oder euren Lehrern gewünscht?
    4. Welchen Tipp/Rat würdet ihr angehenden Lehrkräften im Bezug auf Menschen mit Autismus geben?

    LG
    Rob

    ich antworte mal für meinen Sohn, der gerade 11 ist, denn es geht ja vermutlich um die aktuelle Situation.
    1. grauenhaft. zu laut, zu unruhig, zu viel Schreien von Lehrkräften, wenig Erfolgserlebnisse, in Sport nur Gruppensport, zu leistungsorientiert, keine Rückzugsmöglichkeit, zu wenig frische Luft
    2. Lehrkräfte wissen nichts über Autismus, Mitschüler mobben
    3. mehr Herzlichkeit, mehr lüften, Rückzugsraum, mehr individuelle Lernmöglichkeiten, weniger Beurteilung, schönere gepflegtere Räume, mehr praktisches Unterrichtsmaterial
    4. Fortbildung, bei Problemen nicht Druck erhöhen sondern kurz in Ruhe lassen

    VG

  • Prima, ich finde, das hat er auf den Punkt gebracht - danke @RegenbogenWusli

    Sogar wenn Lehrkräfte etwas über Autismus zu wissen glauben, kommt oft genug sowas dabei heraus wie "Ach, Ihr Kind ist autistisch? In der anderen 6. Klasse habe ich auch einen Autisten, aber der kann Latein."

    Für @Rob: Es gibt von Melanie Matzies-Köhler den verständlich und (wie ich finde) gut geschriebenen Ratgeber "Autismus" speziell für diejenigen im Schulbetrieb, die sich wirklich mit dem Problem beschäftigen möchten.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

    Einmal editiert, zuletzt von Capricorn (25. Januar 2021 um 21:28)

  • Es gibt von Melanie Matzies-Köhler den verständlich und (wie ich finde) gut geschriebenen Ratgeber "Autismus" speziell für diejenigen im Schulbetrieb, die sich wirklich mit dem Problem beschäftigen möchten.

    Das Problem ist, solange es eine freiwillige Sache ist sich fortzubilden, werden immer eher wenige Lehrer, Therapeuten etc sich auf dem gebiet auskennen, das gleiche könnte man ja noch auf ettliche andere Krankheiten, Behinderungen und so weiter ausdehnen. Ich mein, wieviele Kinder mag es geben die wegen ADHS oder ähnlichem auf öffentlichen Schulen probleme haben? Oder wieviele der anderen Kinder mit Störungsbildern die man später in der Jugend als Schizophrenie erkennt.
    Ich kenne jemanden aus meiner WfbM der eine solche Störung hat und der sich daran erinnern kann das er als Kind schon seltsame Dinge gesehen und auch gefühlt hat.
    Das er diese Krankheit hat, hat er aber erst recht spät erfahren, da hatte er schon seine Ausbildung fast beendet und konnte nicht weitermachen weil er vorher schon kaum arbeitsfähig war und sozial alles andere als normal.

    Go bad or go home!

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