Wie geht ihr mit ungerechten Angriffen am Arbeitsplatz um?

  • Ich hatte gerade wieder ein unschönes Erlebnis, was mich ziemlich aus der Bahn wirft, weil ich überhaupt keine Strategien habe, mit Falschheit von "Kollegen" umzugehen.

    Ich hatte per E-Mail die Leiterin eines anderen Sachgebiets, deren Mitarbeiter parallel zu mir vor Ort sind - wir haben derzeit 50 Prozent Homeoffice - darauf hingewiesen, dass ich nächste Woche Urlaub habe und mich deshalb in der zweiten Wochenhälfte nicht um die Post kümmern könne. Normalerweise macht das dann jemand aus deren Sachgebiet vertretungsweise, wenn ich mal einen Tag nicht da bin.

    Da schreibt sie zurück, dass ich mich bitte um eine Vertretung in dem Sachgebiet kümmern solle, in dem ich beschäftigt bin - meine Kollegen sind fast vollständig zu Hause wegen Kinderbetreuung, weiter Anfahrtsweg etc. -, was ja noch in Ordnung ist, setzt dabei aber den Personalchef, dessen Vertreter und meinen Sachgebietsleiter, der aber auch mit dem Ton der Mail nicht einverstanden ist, in CC:/

    Hätte sie nicht einfach nur mir die Mail schreiben können und ich kläre das dann in dem eigenen Sachgebiet?

    Mich ärgert diese Art fürchterlich, brodele innerlich, weiß aber nicht, wie ich damit umgehen soll, vor allem, weil sie sich etwas ähnliches mir gegenüber schon mal geleistet hat.

    Ich kann damit nicht umgehen, es ärgert mich zutiefst. Leider bin ich auch jemand, der nicht aktiv wird, sondern so etwas in sich hineinfrisst.

    Einmal editiert, zuletzt von Mahlzahn (20. Januar 2021 um 12:55)

  • Sowas hatte ich auch schon, und ich hatte mich damals bei der Kollegin beschwert, aber es war mehr im Affekt, und wahrscheinlich ist es grundsätzlich besser, so etwas überlegt und konstruktiv zu tun.

    Es scheint so, als wolle sie die bisherige Regelung, dass man auch sachgebietsübergreifend vertreten kann, nicht mehr mittragen. Vielleicht haben sich auch Mitarbeiter bei ihr beschwert, dass sie da was für ein anderes Sachgebiet machen müssen. In dem Fall müsste tatsächlich der Oberboss sich darum kümmern und eine Entscheidung treffen, ob es sachgebietsübergreifende Vertretung künftig geben soll oder nicht.

    Vielleicht kannst du an alle antworten in dem Sinne, dass die Vertretung in deinem Sachgebiet derzeit schwierig ist, dass es doch bisher auch so gehandhabt wurde, und ob es denn künftig grundsätzlich eine Änderung geben soll. Ganz sachlich und unschuldig fragend.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Danke, das klingt gut. Ich kann dann leider keinen klaren Gedanken mehr fassen, werde morgen aber auch die Schwerbehindertenvertretung kenntnishalber informieren.

    Ich werde meinem Sachgebietsleiter das morgen so vorschlagen, wie von dir gesagt, denn offiziell geregelt ist das bisher nicht.

  • Schwerbehindertenvertretung mit ins Boot holen(RW) ist eine gute Idee.

    Ansonsten finde ich Shenyas Vorschläge mit Ruhe bewahren und in sachlichem Ton antworten komplett richtig.

    Ein einmal genehmigter Urlaub ist fast so etwas wie eine heilige Kuh und du darfst deshalb darauf bestehen, weil es ja unter anderem der Regeneration dient.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Der Urlaub ist ja auch kein Problem, mich ärgert nur maßlos, dass sie Personalchef und Stellvertreter einfach so ohne Grund in Kenntnis gesetzt hat auf eine einfache Bemerkung, die man untereinander klären kann und sollte. Vor allem weil sie bei einem Versäumnis von ihr vor einiger Zeit das gleiche Spiel mit CC:/ und als ob es mein Versäumnis gewesen war getrieben hatte.

  • Die Kollegin hat lediglich sichergestellt, dass ihr Hinweis, dass ihr Team die Vertretung nicht übernehmen wird, sofort an den vorgesetzten Stellen bekannt ist.
    Hätte sie es nur an Dich geschrieben und Du hättest Dich um nichts gekümmert, dann hätte sie ggfs. dann den höheren Instanzen Rede und Antwort stehen müssen, weil diese davon ausgegangen wären, dass ihr Team das wie bisher während Deiner Abwesenheit mit übernehmen würde.
    So war sie mit ihrer Antwortmail raus aus dem Spiel. Fire and Forget!
    Sie hat also nicht ohne Grund übergeordnete Instanzen in cc genommen, sondern einfach nur "Cover your ass" betrieben.

    Aber Du hast ja schon angedeutet, dass dieser (aus meiner Sicht akzeptable Vorgang) kein singuläres Ereignis ist, wass der Kollegin Deinen Unbill beschert hat.

  • Der Urlaub ist ja auch kein Problem, mich ärgert nur maßlos, dass sie Personalchef und Stellvertreter einfach so ohne Grund in Kenntnis gesetzt hat auf eine einfache Bemerkung, die man untereinander klären kann und sollte. Vor allem weil sie bei einem Versäumnis von ihr vor einiger Zeit das gleiche Spiel mit CC:/ und als ob es mein Versäumnis gewesen war getrieben hatte.

    Das hatte ich die Tage genauso.

  • Ich hatte es glaube ich gerade verstanden:

    Ich könnte mir vorstellen, dass die Kollegin evtl. interpretiert hat und damit verhindern wollte, dass ihr Sachgebiet diese Aufgaben übernimmt - obwohl dieser Fall auch bisher nicht zu klären war -, vielleicht weil ich die Kolleginnen ihres Sachgebiets mit in den Verteiler gesetzt hatte.

    Für mich war das aber einfach nur erstmal nichts anderes als eine sachliche Information. Ich interpretiere keine Aussagen und meine sind auch nicht zu interpretieren. Aspie-typisch eben...
    Von meiner Diagnose wissen alle Kollegen nichts, nur von meiner Schwerbehinderung. Die Diagnose habe ich auch erst mit 53 bekommen, jetzt bin ich bald 55.

    Da ist tatsächlich immer die Frage: Outing oder nicht?

    Einmal editiert, zuletzt von Mahlzahn (20. Januar 2021 um 15:26)

  • Das in CC setzen war völlig normal und ist kein Angriff auf dich.

    Wenn euer Sachgebiet die Post macht, dann muss sich dein Sachgebietsleiter um deinen Ersatz kümmern, wenn du nicht da bist. Da hat die andere Leitung völlig recht, dass es da auch nicht nach "war schon immer so" gehen sollte, sondern über den Dienstweg. Legitim wäre zB wenn dein Vorgesetzter das mit ihr klärt.

    Das CC dient einfach der simplen Information, falls die Post aus irgendwelchen Gründen doch liegen bleiben sollte "ich war nicht schuld, die Organisation liegt bei euch, ihr wusstet bescheid"(die im cc)

    Zudem ist es gerade aktuell wichtig, dass Informationen breit gestreut werden im Unternehmen.
    Ist ein ziemlicher Aufwand, wenn plötzlich jemand von jetzt auf gleich wegfällt, der höhere Aufgaben hatte und organisatorische Dinge nicht schriftlich verfasst waren.

  • Falls du im Personalbereich tätig bist, kann man das so wie zaph sehen.
    Solltest du das allerdings nicht sein, dann ist dein Ärger völlig berechtigt und ich wäre im weiteren Umgang mit dieser Person sehr vorsichtig.

  • Nicht um den anderen Empfehlungen zu wiedersprechen, doch du kannst es vielleicht auch parralel/zusätzlich versuchen einerseits so "sportlich" du kannst zu nehmen (dich nicht unterkriegen oder aus der Fassung bringen lassen, es ein bisschen als "Challenge" nehmen oder sogar ein bisschen als Spiel sehen), und wo sonst nichts hilft, hilft manchmal humor...

    Telegram: @Linus_Wien_90

  • Die Kollegin hat lediglich sichergestellt, dass ihr Hinweis, dass ihr Team die Vertretung nicht übernehmen wird, sofort an den vorgesetzten Stellen bekannt ist.
    Hätte sie es nur an Dich geschrieben und Du hättest Dich um nichts gekümmert, dann hätte sie ggfs. dann den höheren Instanzen Rede und Antwort stehen müssen, weil diese davon ausgegangen wären, dass ihr Team das wie bisher während Deiner Abwesenheit mit übernehmen würde.
    So war sie mit ihrer Antwortmail raus aus dem Spiel. Fire and Forget!
    Sie hat also nicht ohne Grund übergeordnete Instanzen in cc genommen, sondern einfach nur "Cover your ass" betrieben.

    Aber Du hast ja schon angedeutet, dass dieser (aus meiner Sicht akzeptable Vorgang) kein singuläres Ereignis ist, wass der Kollegin Deinen Unbill beschert hat.

    Grandios. Das war exakt auch mein Gedanke. Ich wollte sogar die Redewendung "cover your ass" verwenden.

  • Diese großen CC Runden mag ich auch nicht, das ist in manchen Unternehmen eine echte Pest. Allerdings kann ich da auch kein unfaires Verhalten drin sehen. Oft gehört das (leider) zur Unternehmenskultur, möglichst viele in den CC zur Kenntnis aufzunehmen.

    Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, kommt es sehr auf die Situation an. So etwas wie hier löse ich entweder durch Schweigen oder, falls mich das zusehe aufwühlt, sehe ich zu, dass ich einen vertrauten Kollegen nach seiner Sicht frage. Damit kann ich sicher gehen, dass nicht nur ich da ein ungerechtes Verhalten sehe (z.B. weil ich etwas falsch verstehe).
    In mündlichen Situationen ist das deutlich schwerer. Auch da versuche ich mich zu beherrschen und die Angriffe erstmal zu überhören. Manchmal gelingt mir das nicht. Gestern z.B. rief mich ein Kollege, dem ich eine (sachliche) Mail geschrieben habe völlig erbost an, weil er in die Mail herein interpretierte, dass ich ihm Faulheit unterstelle. Da habe ich kurz die Beherrschung verloren und ihm gesagt, dass das seine (falsche) Interpretation ist, er sich aber damit gerne in die lange Reihe der Kollegen einreihen dürfe, die mich für ein Arschloch halten würden. Er hat noch mal mit anderen Kollegen darüber gesprochen, bis er eingesehen hat, dass er tatsächlich Dinge „zwischen den Zeilen“ gelesen hat, die da so nicht draus hervor gehen.

  • @Mahlzahn

    Früher ist mir sowas allerdings auch bedeutend häufiger passiert. Also das blöde Gefühl jetzt, was Du auch beschreibst. Ich weiß ja nicht wie alt Du bist, aber zumindest hat bei mir älter werden und Erfahrungen sammeln schon viel geholfen.
    Allerdings habe ich in den letzten 5-6 Jahren auch enorm viel an Therapie gemacht, so dass ich da nochmal viel an mir gearbeitet habe. Anstrengend sind solche Zusammenkünfte mit anderen Menschen aber für mich nach wie vor und je länger es dauert, desto ausgelaugter bin ich am Ende. Kann auch mal passieren, dass ich mir einen Krankenschein nehmen muss. Das mache ich mittlerweile lieber zu früh, als zu spät und empfinde auch kein schlechtes Gewissen dabei.
    Wenn ich selber über Dinge reden muss, für die ich mich interessiere, dann kann ich das auch gut vor 100 Leuten machen. Fühlt sich trotzdem an, wie Fallschirmspringen :D

  • @LeuChris

    54 bin ich. Das Alter hilft mir nicht,ich kann schwer mit solchen Situationen umgehen. Die theoretischen Mittel habe ich vielleicht sogar, aber ich kann sie nicht einsetzen bzw. traue mir das nicht zu, damit zu bestehen.

    Aber vielen Dank an euch, eine andere Sichtweise hilft häufig.

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