Der Autist als idealer Mensch der Gegenwart
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Vielen Dank. Gut zu lesender Artikel. Beschreibt weniger, was Autisten gemein ist, sondern die Sicht der Gesellschaft auf Autisten im Wandel der Zeit.
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Danke für den Link.
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Danke fürs teilen, aber wenn ich so Trailer für "young Sheldon" auf Pro7 sehe, dann verfestigt sich beim "mainstream" doch ein völlig anderes Bild vom Autismus. (RW) Die wenigsten Menschen werden wohl wissenschaftliche Artikel lesen um zu erfahren was Autismus ist. Eher besteht die Gefahr, dass es dann heißt "wie Sheldon Cooper". Hollywood hat da doch eine größere mediale Reichweite und die einfacheren Antworten.
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Ich muss jetzt nochmal was dazu schreiben, da ich neulich ein interessantes Gespräch über Routinen und Zwänge im Autismus und deren Übergänge hatte. Hier erstmal der Trailer.
Meiner Meinung nach, werden in dem Trailer eher Zwänge, mit dem Duschen und den Knöpfen, thematisiert. Zwänge sind zwar auch Komorbiditäten im Autismusspektrum, aber sind nicht Ausdruck des Autismus selbst. Bei Routinen ist es wiederum etwas ganz anders. Also wo sind die Grenzen? In einer Routine fühle ich mich wohl, die gibt mir in ungewohnten und stressbelasteten Situationen Sicherheit, ähnlich wie ein roter Faden. (RW) Also wenn ich im Supermarkt immer die gleichen Abläufe im Kontakt mit der Kassenkraft abspule (RW) um in dieser sozialen Situation ein sicheres Verhalten zu haben und den Stress zu reduzieren. Ein Zwang äußert sich dahingehend doch ganz anders. Ein Zwang ist kein roter Faden (RW), sondern ein Ablauf dessen Ursache nicht die Situationsbewältigung ist, sondern aus sich selber entsteht. Ein Zwang erzeugt aus sich selbst Stress. Ich weiß auch, dass ich bei Sitcoms keine wissenschaftliche/realitätsnahe Beschreibung erwarten darf, aber es gibt genug Leute die das für Allgemeinbildung halten. Deshalb finde ich die Reaktion von Sheldon problematisch. Eine Routine ist wohl eher ein "ich möchte (weil es mir besser damit geht)" das Verhalten von Sheldon ist eher ein "ich muss (weil es nicht anders geht)" -
Was mich besonders an diesen Fernsehstereotypen stört ist, das alle Welt glaubt Autisten seien wegen sowas gleich besonders schlau, hochbegabt oder hätten irgendwas was sie sehr viel besser können als andere. Als ich vor Corona in der WfbM war, fragte mich da auch mal einer was denn meine besondere Fähigkeit wäre.
Ich fragte den/die was gemeint ist, und man sagte mir, ja Autisten haben doch so übernatürliche Fähigkeiten oder sind Genies.
Das zeigte mir schon ein recht realitätsfremdes Allgemeinwissen über Autismus. -
RegenbogenWusli wrote:
... und man sagte mir, ja Autisten haben doch so übernatürliche Fähigkeiten oder sind Genies.
Das zeigte mir schon ein recht realitätsfremdes Allgemeinwissen über Autismus.
Fernsehstereotypen vermitteln zwar in der Tat oft ein undifferenziertes und manchmal sogar falsches Bild, können aber auch durch die Verbindung zu Humor ein als peinlich empfundenes Stigma abschwächen bzw. eigene Defizite erklären helfen.
Ich habe z. B. auch eine Zwangsstörung, die mir oft sehr peinlich ist. Es fällt mir jedoch leicht, gegenüber anderen Menschen zu sagen, ich sei ein bisschen wie "Mr. Monk". (Das ist der gleichermaßen zwangsgestörte wie geniale Privatermittler aus der gleichnamigen RTL-Krimiserie.) -
Was mich stört ist, wenn diese "Normalisierung" dann insbesondere von Behörden aufgegriffen wird um Hilfen zu verweigern, so nach dem Motto: Autismus ist doch schon super.
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MonaLisa wrote:
Für ein Genie gehalten zu werden ist aber immer noch besser als das Gegenteil.
Da finde ich es andersherum besser wenn sie denken man kann nicht so viel und überascht sie dann dafür mit dem womit sie eben nicht rechnen.
MonaLisa wrote:
Ich habe z. B. auch eine Zwangsstörung, die mir oft sehr peinlich ist. Es fällt mir jedoch leicht, gegenüber anderen Menschen zu sagen, ich sei ein bisschen wie "Mr. Monk". (Das ist der gleichermaßen zwangsgestörte wie geniale Privatermittler aus der gleichnamigen RTL-Krimiserie.)
Mich erinnerte Mr. Monk auch immer in manchen Teilen an einen Autisten, wenn auch nicht in allen.
Er soll ja auch keine solche Diagnose haben, ich glaube in der Serie wird er eher als einer mit Nerd-faktor dargestellt, der diese stärkeren Symptomatiken wie die Zwänge und so weiter erst durch Traumata entwickelt hat, besonders heftig halt nach dem Anschlag auf seine frau.
In seiner Kommunikation wirkt er auf mich nicht autistisch, er versteht andere ja und hat kein Problem mit Missverständnissen.
Er hat eher durch seine Zwänge das problem das andere ihn nicht verstehen das er jetzt pedantisch auf dieses oder jenes besteht und sein Umfeld scheint dafür kein Verständnis zu haben. -
Im Spektrum-Artikel heißt es:
"Überdurchschnittlich intelligent, rational distanziert, losgelöst von sozialen Normen, kein gefälliges Lächeln, kein Um-den-heißen-Brei-reden: Laut der Kulturwissenschaftlerin und Publizistin Novina Göhlsdorf verbinden das nicht nur viele Menschen mit Greta Thunberg. So stellen sich heutzutage auch einige den typischen Autisten, die typische Autistin vor."
Na bitte, jetzt wissen wir es.Ich habe dem Artikel nun wirklich nichts Neues entnehmen können. Einen wirklichen Einblick in das Forschungsprojekt (das könnte ja vielleicht ganz interessant sein) gibt er nicht, leider.
"Wir leben vermutlich zum ersten Mal. Wie soll da alles auf Anhieb klappen?"
(Jürg Halter, Gemeinsame Sprache. Zürich, Dörlemann 2021) -
RegenbogenWusli wrote:
Das kommt drauf an. Wenn du ständig anderen begegnest die hohe Erwartungen an dich haben und du diese nicht erfüllen kannst, und die dann ihren Unmut darüber an dir auslassen ist das alles andere als toll.
Da hast Du recht. Beides ist nicht optimal. Ich werde nicht gerne für einen Dummkopf gehalten (falls das mal vorkommen sollte); aber ein Genie sein zu müssen kann auch schon mal überfordern. (Um das mal ganz plakativ zu sagen.)
RegenbogenWusli wrote:
In seiner Kommunikation wirkt er auf mich nicht autistisch, er versteht andere ja und hat kein Problem mit Missverständnissen.
Er hat eher durch seine Zwänge das problem das andere ihn nicht verstehen das er jetzt pedantisch auf dieses oder jenes besteht und sein Umfeld scheint dafür kein Verständnis zu haben.
Nur zur Klarstellung: Die Figur des Mr. Monk ist nicht als Autist ausgelegt, das habe ich auch nicht geschrieben.
Er hat Zwänge, was ein Handicap darstellt, aber durch seine Intelligenz und Genialität wieder "wettgemacht" wird.
Ich wollte sagen, dass es, wenn man selbst ein Handicap hat, dessen Offenlegung oder nur bloße Existenz ein Stigma darstellt, oft leichter fällt, offen mit diesem Handicap umzugehen, wenn man sich gegenüber anderen Menschen mit prominenten Figuren aus Film und Literatur vergleichen kann. -
MonaLisa wrote:
Die Figur des Mr. Monk ist nicht als Autist ausgelegt, das habe ich auch nicht geschrieben.
In den meisten Serien haben die "seltsam verschrobenen" Charaktäre keine offiziellen Diagnosen, ich mein Shedon hat auch keine aber ich habe die Sendung erlich gesagt nie verfolgt, weder die BBT Serie noch Young Sheldon.
MonaLisa wrote:
offen mit diesem Handicap umzugehen, wenn man sich gegenüber anderen Menschen mit prominenten Figuren aus Film und Literatur vergleichen kann.
Aber da kann es wieder sein das die anderen denken das man irgendwo auch so eine Genialität oder besondere Fähigkeit hat wie diese Fernsehvorbilder.
Ich vermute aber das das die wenigsten Menschen mit Handicap haben. -
RegenbogenWusli wrote:
Aber da kann es wieder sein das die anderen denken das man irgendwo auch so eine Genialität oder besondere Fähigkeit hat wie diese Fernsehvorbilder.
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FrankMatz wrote:
Im Spektrum-Artikel heißt es:
"Überdurchschnittlich intelligent, rational distanziert, losgelöst von sozialen Normen, kein gefälliges Lächeln, kein Um-den-heißen-Brei-reden: Laut der Kulturwissenschaftlerin und Publizistin Novina Göhlsdorf verbinden das nicht nur viele Menschen mit Greta Thunberg. So stellen sich heutzutage auch einige den typischen Autisten, die typische Autistin vor."
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand,
denn jeder ist überzeugt dass er genug davon habe.
René Descartes -
Ich wette @Asmus wollte heimlich auf den verlinkten Artikel zum selben Thema unten auf der Seite lenken:
science.orf.at/v2/stories/2786287/Selbstdiagose... -
ADD83 wrote:
Ich wette @Asmus wollte heimlich auf den verlinkten Artikel zum selben Thema unten auf der Seite lenken:
science.orf.at/v2/stories/2786287/
"Wie die Forscher im Fachblatt „Nature“ schreiben, waren die psychischen Störungen der Mäuse umkehrbar: Erhielten die Versuchstiere eine Dosis Interferon-γ, verhielten sie sich wieder normal. Laut Penn wäre das auch ein denkbarer Ansatz für medizinische Therapien, Kipnis und seine Kollegen bleiben hier allerdings vorsichtig: Ob man Autismus oder Schizophrenie eines Tages auf diese Weise behandeln könnte, sei unklar."
Tja, eine kleine Spitze, und man ist wieder "normal".Fast wie bei der Corona-Impfung.
"Wir leben vermutlich zum ersten Mal. Wie soll da alles auf Anhieb klappen?"
(Jürg Halter, Gemeinsame Sprache. Zürich, Dörlemann 2021) -
MonaLisa wrote:
Das stimmt. Für ein Genie gehalten zu werden ist aber immer noch besser als das Gegenteil.
MonaLisa wrote:
Fernsehstereotypen vermitteln zwar in der Tat oft ein undifferenziertes und manchmal sogar falsches Bild, können aber auch durch die Verbindung zu Humor ein als peinlich empfundenes Stigma abschwächen bzw. eigene Defizite erklären helfen.
Ich habe z. B. auch eine Zwangsstörung, die mir oft sehr peinlich ist. Es fällt mir jedoch leicht, gegenüber anderen Menschen zu sagen, ich sei ein bisschen wie "Mr. Monk". (Das ist der gleichermaßen zwangsgestörte wie geniale Privatermittler aus der gleichnamigen RTL-Krimiserie.)
Aber von Wegen "idealer Mensch der Gegenwart" ... da war mal was von Katherine Hayles in "How we became posthuman", wie der "Cyborg (wahrscheinlich im Donna-Haraway-Sinn)" in der Crew von Spock über Data zu Seven immer wieder neu im Lichte der amerikanischen Gesellschaft interpretiert wurde. Hab aber gerade die punchline vergessen. -
ADD83 wrote:
Ich wette @Asmus wollte heimlich auf den verlinkten Artikel zum selben Thema unten auf der Seite lenken:
science.orf.at/v2/stories/2786287/
"Schokolade erweitert Dein Speckdrum"
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ADD83 wrote:
Ich wette @Asmus wollte heimlich auf den verlinkten Artikel zum selben Thema unten auf der Seite lenken:
science.orf.at/v2/stories/2786287/
Also kann man hinterher sagen "<foo> löst Autismus (in Mäusen) aus". Man kann auch sagen "Medienpräsenz von Autismus und die Verfügbarkeit von billigen Mäusen löst schlecht geplante Doktorarbeiten aus". (da war mal was von SMBC "Autism causes Vaccines").
Diesen Artikel finde ich spannender: sciencev2.orf.at/stories/1670310/index.html -
MonaLisa wrote:
Ich denke, diese Gefahr besteht eher nicht, da man das ja auch eher mit einem "Augenzwinkern" (RW) sagt.
Meist kam als erste Reaktion das man das nicht gedacht hätte das ich das bin, ich wirke ja so normal...und dann als nächstes kommt die Frage was denn meine besondere Fähigkeit sei.