• Ich fühle mich so furchtbar einsam - geht es hier noch jemandem so?

    In der Schulzeit wurde ich stark gemobbt. Ich hatte zum Glück eine beste Freundin in der Grundschule und im Kindergarten, deshalb weiß ich, wie es sich anfühlt, eine gute Freundin zu haben. Nur leider hat sich bei mir in den letzten 10 Jahren nicht mehr viel getan und ich bekomme einfach keinen vernünftigen Kontakt hin. Meistens frage ich nach den Treffen und die Kontakte reißen nach ein paar Wochen wieder ab. Ich bin da sehr traurig drüber und habe auch manchmal Angst, dass das so bleibt. Gerade Corona hat die Lage für mich noch verschärft.

    Am besten wäre es wohl, wenn ich mich in Achtsamkeit üben könnte und die Situation für mich annehmen könnte. Und wenn ich an meinem Selbstwertgefühl arbeiten würde. In der Theorie weiß ich das - die Umsetzung ist schwer.

    Ich würde wirklich gern wissen, was ich wohl so falsch mache. Das klingt jetzt sicher blöd, aber ich finde mich eigentlich ganz nett...

  • Hallo Sonne8

    Ich finde das Bitterste im Leben ist vermutlich die Erkenntnis, dass es oft gar nicht darum geht ob man etwas falsch macht.
    Menschen muss man gar keinen besonderen Grund geben, damit sie einen meiden oder ignorieren. Es reicht einfach aus ein wenig anders zu sein. Das ist leider kein Trost und ich merke gerade mal wieder, dass ich nicht gut darin bin anderen Mut zu machen.

    Aber du bist nicht allein und ich denke hier gibt es viele die schon Erfahrungen mit Einsamkeit gemacht haben.
    Als Jugendliche und junge Erwachsene war ich oft verdammt einsam. Das tat auch körperlich richtig weh. Manchmal geht es mir heute noch so.

    Ich kenne dich noch nicht, aber dein Beitrag klingt freundlich und nachdenklich.
    Magst du vielleicht ein wenig von dir erzählen?
    Vielleicht gibt es ja hier im Forum jemanden mit dem du nähere Kontakte knüpfen möchtest.

    Liebe Grüße Marrow

  • Es reicht einfach aus ein wenig anders zu sein.

    Das trifftt leider zu. Allerdings sehen dies vor allem Menschen so, die ihrerseits nicht besonders interessant sondern eher oberflächlich sind. Und da gibt es auch Menschen, die neugierig auf solche sind, die anders sind. Insofern gilt es, die eigene Andersartigkeit selbst als positiv oder doch nicht negativ anzunehmen, die oberflächlichen Urteile über einen selbst zu ignorieren und sich auf die Suche nach interessanten, nicht oberflächlichen Menschen zu machen. Dafür braucht es allerdings Geduld.

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

  • Hallo @Sonne8

    Es geht mir genauso. Wobei ich tatsächlich eigentlich nicht das Recht dazu hätte mich einsam zu fühlen, immerhin bin ich verheiratet und habe ein Kind. Es ist nicht so als hätte ich keine Menschen um mich. Ich habe nur einfach keine um mich die mir diese Einsamkeit nehmen können.
    Es gibt niemanden mit dem ich reden kann. Freunde habe ich keine. Da ist es wie bei dir, egal was ich tu, ich kann niemanden halten. Ich habe den ständigen Wunsch mich gerne über Dinge auszutauschen, gemeinsam mit jemanden Dinge zu erleben, einfach das Leben zu „teilen“, aber ich schaffe es selbst in der Lage in der ich mich befinde nicht. Einfachste Dinge mit jemandem zusammen zu machen, die eigentlich total bescheuert sind.
    Ich habe praktisch das Drumherum schön hinbekommen, aber weiter hab ich es nicht geschafft. Ich kann mich an nur sehr wenige Momente erinnern, an denen ich mich nicht einsam gefühlt habe.
    Ich habe es mittlerweile als mein Hauptproblem erkannt. Es wäre mein allergrößter Wunsch/Ziel, dieses Gefühl irgendwann loszuwerden. Irgendwie habe ich den Gedanken dann wären auch viele andere Probleme gelöst. Aber ich habe keine Ahnung wie.

    Die Tatsache, die @Eurich Wolkengrob erwähnt kommt noch hinzu :?

  • Die schlimmste Einsamkeit ist für mich die Tatsache ständig unter Menschen sein zu müssen.
    Ständig verstecken müssen was in mir vorgeht, was ich denke und die Anstrengung auch ein Mensch sein zu müssen.
    Niemand spricht meine Sprache aber ich muss immer die der anderen sprechen.
    Und alles ist leer, sieht das keiner!?
    Und dann noch wissen dass das jetzt für den Rest des Lebens so weitergeht. Vielleicht wird es eine Zeit geben, in der ich wieder besser zurecht kommen werde, das glaube ich schon. Aber das Grundproblem, in diesem Leben allein zu sein bleibt für immer.
    Ob mit anderen Menschen oder ohne.
    Oh man, die ganzen Esoteriker können sich ihre Philosophie sonst wo hinstecken.
    Ich bin definitiv nicht freiwillig hier.

  • Und dann noch wissen dass das jetzt für den Rest des Lebens so weitergeht. Vielleicht wird es eine Zeit geben, in der ich wieder besser zurecht kommen werde, das glaube ich schon. Aber das Grundproblem, in diesem Leben allein zu sein bleibt für immer.
    Ob mit anderen Menschen oder ohne.

    :( 1+

    Also tun wir etwas dagegen!
    ... z.B. soblad es wieder möglich ist ein Forentreff...
    Dort habe ich mich zum ersten Mal wohlgefühlt unter Menschen, obwohl ich anfangs gar keinen kannte. :)
    Das war eine völlig neue Erfahrung.

    ________________________________________________________________

    "Ich kehre in mich selbst zurück und finde eine Welt."

    (Johann Wolfgang von Goethe)

    Einmal editiert, zuletzt von Lilith (3. Januar 2021 um 11:00)

  • @Melanie84 - gerne... :)

    Ich war echt positiv überrascht, was ich für angenehme Menschen dort kennengelernt habe. Und bin froh, dass ich trotzdem hingefahren bin.
    Dabei hatte ich eine ordentliche Angst davor und wollte noch kurz vorher absagen, weil ich mich eben sonst immer so überflüssig und fremd in Gruppen fühle.

    ________________________________________________________________

    "Ich kehre in mich selbst zurück und finde eine Welt."

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Das ist vermutliche keine beliebte Meinung, da Therapeuten einen ständig ermutigen wollen so viel wie möglich mit anderen Menschen zu machen aber ich finde die beste Möglichkeit damit umzugehen ist wohl oder übel sich grundsätzlich ans Alleinsein zu gewöhnen ohne da ein Prinzip draus zu machen dem man sich verpflichtet fühlt.

    Man sollte sich nicht ganz von Menschen abkapseln um mit dem Alleinsein besser zu Recht zu kommen aber ich sehe es schon als Grundzustand an der gelegentlich mal durch Gesellschaft unterbrochen wird und habe akzeptiert dass das soziale vermutlich nie mein Grundzustand sein wird. Trotzdem genieße ich gelegentliche tiefere soziale Interaktionen und so gar ein wenig die alltäglichen kleinen, im Grunde bedeutungslos oberflächlichen Interaktionen und mache mich nur nicht davon abhängig. Das klingt vermutlich etwas ernüchternd aber am besten funktioniert zu akzeptieren dass jede Beziehung temporär ist, man sie genießen aber nicht idealisieren sollte und man letzten Endes immer irgendwie allein ist, diese Flüchtigkeit macht Beziehungen aber nicht bedeutungslos.

    Was außerdem hilft ist Dinge über die man gerne reden möchte einfach für sich aufzuschreiben, das hilft gegen das unangenehme Gefühl dass eigene Gedanken und Gefühle einfach verloren gehen und damit bedeutungslos werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Sisyphus (3. Januar 2021 um 11:42)

  • Hallo @Sonne8

    So gesehen, bin lieber der Einzelgänger,der ich schon immer war, aber manchmal schleicht sich das Gefühl der Einsamkeit bei mir ein. Ich empfinde in dem Moment eine Leere, Traurigkeit, Neid und Wut! Das Leben scheint für mich sinnlos und trist!
    Sehe ich eine Clique von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, empfinde ich halt diesen Zorn und den Neid,entstanden von meiner großen Unfähigkeit,mich in Gruppen zu integrieren und mit den Leuten normal zu kommunizieren!

    Es kann bei mir zu einem emotionalen Kampf zwischen zwei Gegenpolen kommen!

    Auf der einen Seite: Ich verstehe die anderen Menschen eh nicht,was soll ich mich denn mit denen beschäftigen? Sie interessieren sich doch eh nicht dafür, was ich zu sagen habe, außerdem finde ich ihre Gesellschaft eh viel zu anstrengend und nicht besonders aufschlussreich!

    Auf der anderen Seite: Irgendwie will ich schon dazugehören und mit den Anderen rumalbern und plaudern! Es ist doch bestimmt schön, wenn es Leute gibt die an einem denken könnten!

    Ich muss mich dann für eine Seite entscheiden, weil ich weiß,dass es für mich kein Gleichgewicht zwischen diesen beiden Extremen gibt.

    Daher entscheide ich mich einfach dafür, einfach wieder alleine zu sein,weil es mir viel vertrauter ist alleine zu sein,als in einer Gruppe.
    Meine größte Stärke (trifft bestimmt auch auf viele Aspies zu) ist es halt für eine sehr lange Zeit alleine zu sein zu können ohne depressiv zu werden! Das schaffen nur die allerwenigsten NTs! Irgendwann aber, ist Schluss! Jeder Mensch braucht soziale Interaktion unter anderen Menschen, sonst verkümmert er!

    Das Gefühl von Einsamkeit kann man mit Schmerzen gleichsetzen! Wenn man zb Zahnschmerzen hat,wird der Verstand des Lebewesens dessen Körper es gehört (in dem Fall des Menschen) davor gewarnt,dass dem Körper etwas fehlt oder wenn etwas im Körper beschädigt ist. Eine ähnliche Aufgabe erfüllt die Einsamkeit.Sie sagt uns in dem Sinne: Es ist Zeit mal mit anderen Menschen zu plaudern!

  • Das ist vermutliche keine beliebte Meinung, da Therapeuten einen ständig ermutigen wollen so viel wie möglich mit anderen Menschen zu machen aber ich finde die beste Möglichkeit damit umzugehen ist wohl oder übel sich grundsätzlich ans Alleinsein zu gewöhnen ohne da ein Prinzip draus zu machen dem man sich verpflichtet fühlt.

    Naja.. unter Menschen sein bringt mir wenig wenn ich mich mit den meisten Menschen extrem unwohl fühle. Unter Menschen sein tut mir dann gut wenn ich da mit einem oder auch mehr Menschen zusammen bin, die mir auch gut tun und mit denen ich mich verstehen. Unter Menschen sein nur um des unter Menschen sein Willens zu sein finde ich sinnlos gerade für Autisten.

  • Ich fühle mich auch oft einsam. Besonders frustrierend ist dabei, dass ich weiß, dass es dafür egal ist, wer und wieviele Leute um mich rum sind, auch ob sie mich mögen oder brauchen. Sie können meine Einsamkeit nicht lindern, und sie kennen mich nicht.

  • Es gibt aber auch Momente, in denen ich mich mit der Welt verbunden fühle. Das kann ein schönes Herbstlicht sein, ein freundlicher Augenblick, ich kann das aber nicht erzwingen.

  • Ich finde das Bitterste im Leben ist vermutlich die Erkenntnis, dass es oft gar nicht darum geht ob man etwas falsch macht.
    Menschen muss man gar keinen besonderen Grund geben, damit sie einen meiden oder ignorieren. Es reicht einfach aus ein wenig anders zu sein. Das ist leider kein Trost und ich merke gerade mal wieder, dass ich nicht gut darin bin anderen Mut zu machen.

    Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie Sonne8 Deinen Beitrag empfindet. Aber unabhängig davon, ob die Erkenntnis, die Du erwähnst, einem Mut macht, halte ich sie langfristig für wichtig und hilfreich. Sie kann dazu beitragen, dass man aufhört, die Schuld ständig bei sich selbst zu suchen, sich unter Druck zu setzen. Man kann entspannen und dadurch vielleicht dort, wo es prinzipiell möglich ist, auch besser Kontakte knüpfen. Vielleicht. Aber vielleicht passiert das auch nicht. Oder viele Jahre lang nicht und dann irgendwann doch wieder. Auf menschliche Nähe gibt es keinen Anspruch. Und ich denke, um als "andersartiger" Mensch eine gute Lebensqualität zu haben, kann es wichtig sein, das zu einem gewissen Grad zu akzeptieren. Ohne Selbstvorwürfe und ohne Hass auf andere Menschen. Das kann schwierig und schmerzhaft sein. Kein Prozess, der irgendwann abgeschlossen ist, eher eine Lebensaufgabe. Aber vielleicht nötig, um überhaupt offen für Begegnungen zu sein.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Unter Menschen sein nur um des unter Menschen sein Willens zu sein finde ich sinnlos gerade für Autisten.

    mir persönlich bringt es in Momenten schon oft was unter Menschen zu sein ohne mit ihnen groß in Kontakt zu treten. z.B. im Sommer draußen zu sein und an der Isar oder am See zu liegen oder im Winter im Club zu sein, freilich nur in sehr bestimmten Clubs, und Tanzen und Musik hören; da muss ich gar nicht mit Freunden o Bekannten verabredet sein, ich bin dann alleine da, aber nicht einsam. jetzt in den Lockdownzeiten bin ich wirklich die allerallermeiste Zeit gar nicht unter Menschen, weder bei mir zuhause noch anderswo zuhause noch bei der Arbeit. und das fühlt sich schon einsam an.

  • Ja, ich finde auch, wie @Leonora, dass es eine Ent-Täuschung, also das Ende einer Täuschung sein kann, wenn man sich eingesteht, dass es ein Wesensanteil in einem selbst ist, der diese Entfernung zu den anderen mit sich bringt.

  • mir persönlich bringt es in Momenten schon oft was unter Menschen zu sein ohne mit ihnen groß in Kontakt zu treten. z.B. im Sommer draußen zu sein und an der Isar oder am See zu liegen oder im Winter im Club zu sein, freilich nur in sehr bestimmten Clubs, und Tanzen und Musik hören; da muss ich gar nicht mit Freunden o Bekannten verabredet sein, ich bin dann alleine da, aber nicht einsam. jetzt in den Lockdownzeiten bin ich wirklich die allerallermeiste Zeit gar nicht unter Menschen, weder bei mir zuhause noch anderswo zuhause noch bei der Arbeit. und das fühlt sich schon einsam an.

    Geht mir haargenau so.
    Allerdings bedient das bei mir eine ganz andere Ebene als ein sehr enger privater Kontakt. Ich brauch definitiv beides um mich nicht einsam zu fühlen.

  • Geht mir haargenau so.Allerdings bedient das bei mir eine ganz andere Ebene als ein sehr enger privater Kontakt. Ich brauch definitiv beides um mich nicht einsam zu fühlen.

    sicherlich, den engen Kontakt kompensiert es nicht bzw nur teilweise und zeitweise

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