• Ihr habt mich tatsächlich zu einer klaren Erkenntnis gebracht.

    1. Ich kann keine Freunde halten.
    Mein Mann sehe ich als meinen Mann und nicht als einen Freund, bzw behandle ihn deswegen anders.

    wie kommst du darauf da so einen unterschied zu machen?

    man könnte ja auch einfach mal das gegenteil behaupten und sagen, dein mann ist eben nicht nur das, sondern er ist auch dein bester freund. und wenn jemand eine freund:in halten möchte, dann könnte man sich vielleicht so jemandem gegenüber ähnlich oder gleich verhalten, wie gegenüber einem partner.


    ich finde es sowieso ganz grundsätzlich immer komisch, was in unserer gesellschaft so für ungeschriebene gesetze herrschen. partnerschaften müssen so und so sein, freundschaften müssen so und so sein. familie so und so. alles wird immer in verschiedene aber sehr spezifische schubladen einsortiert.
    warum? ich denke beziehungen funktionieren eigentlich alle grundsätzlich nach den gleichen regeln.

    also versteh mich nicht falsch, ich hätte wahrscheinlich keinerlei problem damit, nur eine partnerin zu haben und sonst nichts. ich brauche auch nicht so viele menschen um mich herum. aber gleichzeitig frage ich mich doch, ob es sinn macht da solche unterschiede zu sehen oder ob man nicht aus dem einen für das andere lernen kann? (und das ist wirklich eine frage die ich mir gerade stelle, weil ich über sowas grundsätzlich nachdenke, es ist keine rhetorische frage.)

  • @Sternschnuppe

    Kann dir das gar nicht so genau sagen. Eigentlich wird einem das ja so „beigebracht“, oder? Also ich erwarte ja von Freunden auch was anderes als von meinem Partner. Meine Freunde sollen weder meinen Sohn mit erziehen, noch solle sie meine Zukunft mit mir planen, noch mit mir in den Urlaub fahren und auch das ganze körperliche fällt weg.
    Dafür mache ich alles alleine, was ich gerne auch mal mit zB einer besten Freundin machen würde: Ins Museum gehen, Grillen, Kochen, Schwimmen gehen, mit meinem Knirps den Zoo besuchen, Schwedisch lernen, Zeichnen, Instrumente spielen, usw.

  • @ADD83:

    Ach so. Vielleicht muß man zu Freunden auch eine Haltung finden

    Wenn ich so drüber nachdenke ist es genau das was andere NICHT als selbstverständlich nehmen. Mein Mann ist mein Mann und eine Ehe heißt für mich bis ans Lebensende. Das würde ich wohl auch für eine Freundschaft so sehen oder mir wünschen, was ich niemals wüsste wie man das erreicht, weil die anderen Menschen mich als Freundin nach kurz oder lang immer haben sitzen lassen. Und bis heute weiß ich ja nicht warum.

  • Ich kann Beziehungen zu anderen Menschen nur "dynamisch" leben, nicht "statisch". Zumindest wenn es um Gefühle, Interesse etc. gehen soll. Warum sollte ich "für immer" mit jemandem befreundet sein, wenn wir uns überhaupt nichts mehr zu sagen haben ? :)

  • aber gleichzeitig frage ich mich doch, ob es sinn macht da solche unterschiede zu sehen oder ob man nicht aus dem einen für das andere lernen kann? (und das ist wirklich eine frage die ich mir gerade stelle, weil ich über sowas grundsätzlich nachdenke, es ist keine rhetorische frage.)

    Ich glaube, der Unterschied ergibt sich im realen Leben:An Liebesbeziehungen mit gemeinsamer Wohnung, gemeinsamen Kindern, etc. hängt mehr dran als Freundschaften. Allein schon rechtlich gesehen (Unterhaltsgeld, Rentenpunkte, etc.), die Ansprüche an den Partner sind andere als an einen Freund. Das Leben wird mit Familiengründung total kompliziert, finde ich. Um mich persönlich geht es ab dem Zeitpunkt nicht mehr so wirklich.


    man könnte ja auch einfach mal das gegenteil behaupten und sagen, dein mann ist eben nicht nur das, sondern er ist auch dein bester freund.

    Das ist auf jeden Fall der Idealfall, aber leider läuft das nicht ein Leben lang parallel. Ich kann auch keine Liebesbeziehung führen, in der mein Partner nicht mein bester Freund ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Gerit (5. Januar 2021 um 18:22)

  • Kann dir das gar nicht so genau sagen. Eigentlich wird einem das ja so „beigebracht“, oder? Also ich erwarte ja von Freunden auch was anderes als von meinem Partner. Meine Freunde sollen weder meinen Sohn mit erziehen, noch solle sie meine Zukunft mit mir planen, noch mit mir in den Urlaub fahren und auch das ganze körperliche fällt weg.

    Ich glaube, der Unterschied ergibt sich im realen Leben:An Liebesbeziehungen mit gemeinsamer Wohnung, gemeinsamen Kindern, etc. hängt mehr dran als Freundschaften. Allein schon rechtlich gesehen (Unterhaltsgeld, Rentenpunkte, etc.)

    was ihr da beschreibt sind ja alles quasi aufgaben oder verpflichtungen.
    aber es geht doch eigentlich darum, wie man sich gegenüber dem anderen menschen verhält.

    also es wäre ja traurig davon auszugehen, dass also die partnerschaft nur existiert, weil es eine gemeinsame wohnung, kinder und unterhaltsverpflichtungen gibt.

    ich frage mich da doch eher, wenn das mit einer partner:in funktioniert, warum sollte das dann nicht auch mit einer freund:in funktionieren.


    für mich persönlich war es zum beispiel immer so, dass ich in einer partnerschaft tatsächlich immer ich selbst war, ich konnte so sein wie ich bin und habe mich nicht fehl am platz gefühlt. in freundschaften dagegen habe ich mich immer verkehrt gefühlt und konnte nicht so richtig ich selbst sein. das habe ich für mich als einen der gründe identifiziert, warum ich freundschaften, bekanntschaften oder auch die soziale interaktion am arbeitsplatz immer als extrem anstrengend wahrgenommen habe. seitdem versuche ich das etwas anders zu machen.

  • Was machst Du jetzt anders ?

    mehr ich selbst und authentisch sein. weniger drüber nachdenken was ich sage. so weit wie möglich sehr offen sein. weniger drüber nachdenken was möglicherweise passiert oder nicht passiert. weniger angst vor völlig unbedeutenden kleinigkeiten haben. weniger drüber nachdenken was richtig oder falsch ist. weniger perfektionistisch sein. bewusst dinge tun vor denen ich angst habe. mir es bewusst machen, wenn ich mich rücksichtslos verhalte. versuchen seltener rücksichtslos zu sein. versuchen andere meinungen öfter zu akzeptieren, auch wenn ich etwas selbst anders sehe. nicht so empfindlich zu sein und mich nicht so schnell angegriffen fühlen. andere menschen mehr so anzunehmen wie sie sind. grenzen setzen. versuchen nicht immer verantwortung für alles zu übernehmen und alles kontrollieren zu wollen. dinge zum ausdruck bringen, die objektiv gut und richtig sind, auch wenn sie sich für mich subjektiv komisch anfühlen. mich weniger unter druck setzen und es akzeptieren wenn etwas schiefgeht. drüber lachen, wenn etwas schief geht. nicht immer allen alles recht machen wollen.

  • mehr ich selbst und authentisch sein. weniger drüber nachdenken was ich sage. so weit wie möglich sehr offen sein. weniger drüber nachdenken was möglicherweise passiert oder nicht passiert. weniger angst vor völlig unbedeutenden kleinigkeiten haben. weniger drüber nachdenken was richtig oder falsch ist. weniger perfektionistisch sein. bewusst dinge tun vor denen ich angst habe. mir es bewusst machen, wenn ich mich rücksichtslos verhalte. versuchen seltener rücksichtslos zu sein. versuchen andere meinungen öfter zu akzeptieren, auch wenn ich etwas selbst anders sehe. nicht so empfindlich zu sein und mich nicht so schnell angegriffen fühlen. andere menschen mehr so anzunehmen wie sie sind. grenzen setzen. versuchen nicht immer verantwortung für alles zu übernehmen und alles kontrollieren zu wollen. dinge zum ausdruck bringen, die objektiv gut und richtig sind, auch wenn sie sich für mich subjektiv komisch anfühlen. mich weniger unter druck setzen und es akzeptieren wenn etwas schiefgeht. drüber lachen, wenn etwas schief geht. nicht immer allen alles recht machen wollen.

    oh man, das ist viel 8o

  • @Anakin_1:

    Ich finde Deinen Tipp ganz wunderbar. Das ist sicher eine hilfreiche Erkenntnis für dich gewesen, die dich ja offensichtlich auch weitergebracht hat
    :)

    :thumbup: :thumbup:

    Ja, das ist ein guter Weg, innere Zufriedenheit und Selbstbewusstsein zu erlangen, was einen dann im Idealfall gelassener an die "Freundschaftssuche" herangehen lässt. Man wird dadurch gleichzeitig für andere "attraktiver".

  • Die Frage ist, warum du dir nicht das Recht zugestehst, Dich um Dein Bedürfnis nach Alleine sein, nach Rückzug zu kümmern? Weil es nicht „normal „ ist?

    Nun ja das hat etwas mit meinem Verantwortungsgefühl zu tun. Ich kann und will nicht meine persönlichen Bedürfnisse über die der Familie stellen. Mir ist es dabei eigentlich egal, ob das "normal" ist. Sicherlich hat das auch etwas damit zu tun, wie ich es gelernt habe wie eine Familie halt so "funktioniert". Aber das ist veränderbar, zumal ich ja erst im letzten Jahr meine Diagnose bekommen habe und mir dadurch langsam viele Dinge klar werden. Ich habe schon Pläne, wie ich mir Rückzugsmöglichkeiten verschaffen kann, doch leider macht das gerade Corona unmöglich.

  • Spero:

    Das freut mich, daß Du da einen Plan hast . Wir sind ja dieselbe Generation, glaub ich, und ich bin auch so erzogen worden, daß eigene Bedürfnisse hinter denen der Familie, der Arbeit anstehen müssen, obwohl sie eigentlich der Grundstock für das Funktionieren von all dem sind. Insgesamt bin ich froh, daß sich diese Grundbedürfnisse irgendwann so vehement in den Vordergrund gedrängt haben, sonst hätte ich wahrscheinlich immer so weiter gemacht und wäre permanent überfordert gewesen, ohne zu wissen, warum. Jetzt bin ich permanent überfordert, und weiß warum (JUHUU !) :fun:

    Gerade Corona ist auch in dieser Hinsicht einfach eine große Katastrophe. Ich habe mir einen starren Tagesplan verordnet und funktioniere wie ein Roboter. Dazwischen hangle ich mich an der "Wörterkette" entlang und lese Beiträge, um mein total unterversorgtes Gehirn zu beschäftigen. Wie kommst Du im Moment durch den Alltag ? Hast Du noch einen Ratschlag ?

  • Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich habe ebenfalls eine Familie und fühle mich dadurch alles andere als einsam.

    Da noch mal eingehakt: Wenn Dir gerade alles zuviel ist und es Dir nicht gut geht, Deine Familie (Deine Frau) das weiß und trotzdem nicht alles tut was sie kann, um Dir zu helfen, was fühlst Du dann ?

  • Die Einsamkeit allein kann schon "abschreckend" wirken, selbst wenn man auch betroffen ist, denn es gibt ja meist einen bestimmten Grund für die Einsamkeit, z. B. von der "Norm" abweichendes Verhalten, und das muss man erst einmal tolerieren können.

    Ja, natürlich. "Negative" Gemeinsamkeiten wie Defizite sind eben meist nicht wirklich eine Basis, oder wenn, dann höchstens für etwas wie Zweckgemeinschaften. Meinem Eindruck nach kann Einsamkeit durchaus "abschreckend" wirken, vielleicht erst recht, wenn man selbst einsam ist. Das wirkt bedürftig und verzweifelt und lässt einen daher gerade nicht als einen interessanten und lohnenden Kontakt erscheinen. Auch aus der manchmal durchaus begründeten Annahme heraus, jemand, der sonst niemanden hat, könnte sehr anstrengend und fordernd sein. Ein Mensch, der selbst einsam und isoliert ist, erscheint auch kaum als "Ausweg", an den man "andocken" und der Einsamkeit entkommen kann.

    Versuche Dich selbst so zu akzeptieren wie Du bist und versuche dann im nächsten Schritt nach und nach festzustellen, welche Dinge Du gerne tust und genieße diese Dinge. Wenn Du das beides für Dich getan hast (man könnte auch sagen, wenn Du Dir das beides gegönnt hast, denn man gönnt sich da wirklich etwas Schönes ), dann drücke ich Dir die Daumen, dass Du Dich weniger einsam fühlst, weil Du sozusagen - klingt vielleicht doof, geht mir aber jedenfalls so - Dich hast . Mir ist es von dieser Position ausgehend dann tatsächlich gelungen nach und nach Anschluss zu finden, weil ich weniger Angst davor gehabt habe, dass ein Kontakt scheitert und ich dann wieder einsam bin.

    Das halte ich für eine sehr hilfreiche Einstellung. Alles andere als einfach, gerade, wenn man sich schlecht fühlt. Aber ich glaube auch, dass eine gewisse Akzeptanz der eigenen Einsamkeit unabdingbar sein kann, um wieder zufriedener zu werden. Das kann helfen, den Druck und die Scham, kaum oder gar niemanden zu haben, abzubauen. Es kann entspannen und wieder offen für andere Kontakte machen. Das heißt nicht, dass es unbedingt funktioniert, so wieder Anschluss zu finden. Einsamkeit entsteht ja nicht nur aus der eigenen "falschen" Einstellung und "bedürftigen" Wirkung heraus, da gibt es meist viele Faktoren. Wenn sie sich einmal verfestigt hat, ist der Weg da heraus oft nicht so leicht. Aber es kann Spannungen lösen und öffnen für das, was möglich ist, für das Hier und Jetzt.

    Mich erinnert das auch an einen Artikel, den ich vor Jahren las, über eine Künstlerin, die sich nach jahrelanger erfolgloser Partnersuche entschied, sich selbst zu heiraten. Einerseits war ihre Hochzeit eine selbstironische Kunstperformance. Zugleich versprach sie sich aber ernsthaft, sich selbst Freundin und Partnerin zu sein, gut zu sich zu sein und für sich zu sorgen. Sie fand einige Zeit danach einen Partner, ohne danach zu suchen, und meinte, das habe auch mit ihrer "Selbstehe" zu tun. Das mag sein, heißt aber gerade nicht, dass ein solcher Weg, Frieden mit sich und seiner Situation zu machen, dazu führt, dass sich die eigenen Wünsche doch noch erfüllen. Oft wird das nicht passieren. Und doch kann das Leben so entspannter und erfüllter werden, auch allein.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Ja, natürlich. "Negative" Gemeinsamkeiten wie Defizite sind eben meist nicht wirklich eine Basis, oder wenn, dann höchstens für etwas wie Zweckgemeinschaften. Meinem Eindruck nach kann Einsamkeit durchaus "abschreckend" wirken, vielleicht erst recht, wenn man selbst einsam ist. Das wirkt bedürftig und verzweifelt und lässt einen daher gerade nicht als einen interessanten und lohnenden Kontakt erscheinen. Auch aus der manchmal durchaus begründeten Annahme heraus, jemand, der sonst niemanden hat, könnte sehr anstrengend und fordernd sein. Ein Mensch, der selbst einsam und isoliert ist, erscheint auch kaum als "Ausweg", an den man "andocken" und der Einsamkeit entkommen kann

    Ja schon aber wie will man sonst irgendwie aus der Einsamkeit herauskommen? Irgendwo wird es ja die eine erste Person geben, der es nichts ausmachen sollte das jemand jahrelang einsam war. Sich damit abfinden und mit seiner Einsamkeit im Reinen sein bringt ja nicht viel wenn doch der Wunsch da ist nicht mehr einsam zu sein. Es ist auch nicht immer einfach jemanden zu finden, dem das nichts ausmacht, dass die andere Person so lange einsam war und dieses Einsamkeitsgefühl verschwindet auch nicht von heute auf morgen. Ich sehe da aber auch eine Chance und nicht nur eine "Last" bei der Person - die Person hat sich ja sehr viel mit sich beschäftigt in der Zeit der Einsamkeit und kennt sich wahrscheinlich noch besser als Leute, die nie einsam waren. Das sind ja auch ziemlich reflektierte Menschen, die genau wissen was sie wollen und was nicht.

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