Intuition unterentwickelt?

  • ;)
    Hallo Adana.
    Du wirkst ziemlich wütend. Der Kontext war das Thema. Unter dem Thema hast du geantwortet. Du kannst jederzeit gerne klarstellen, was du gemeint hast, falls du dich missverstanden fühlst.
    Was meinst du mit Selbstinszenierung?

    Einmal editiert, zuletzt von Drachenboot (12. Januar 2021 um 13:06)

  • Im Rahmen der Umfrage war die Intuition auf intuitives Handeln bezogen (nicht auf Erfassen von Situationen). Unter Intuition verstehe ich das Gegenteil von Denken oder sponantem Denken. Intuition = Handeln ohne bewusst zu denken. Bei Spontanität und Intuition sehe ich Überschneidungen, aber ich verstehe die Begriffe nicht deckungsgleich.

    Dass Asperger nicht über ihr Verhalten und das der anderen nachdenken, glaube ich nicht. Denkt man als Asperger-Autist nicht sogar besonders oft über Verhalten anderer nach, weil man es sich anders nicht erschließen kann?

    Meiner Meinung nach gilt es erst ein Mal Intuition als inneren Vorgang genauer zu erfassen und zu umschreiben, bevor man sinnvoll über intuitives Handeln und autistische Besonderheiten nachdenken kann.

    Intuition ist das unterbewusste Erfassen von Sachverhalten, Gesetzesmäßigkeiten und Zusammenhängen, ohne Einschaltung bewusster Denkvorgänge. Dabei wird die Gesamtheit des individuellen Erfahrungsschatzes in einer Geschwindigkeit ausgewertet, die der bewusste Verstand nicht leisten kann. Der Vorteil dabei ist, dass dadurch sehr vieles berücksichtigt wird, was in einem bewussten Denkvorgang außer Acht bliebe. Der Nachteil hingegen ist, dass auch Neues immer an alten Maßstäben gemessen wird, die aber unter Umständen ungeeignet sind.

    Spontan und intutitiv sind nicht dasselbe. So können wir etwa spontan einen Gedanken oder Handlugsimpuls haben, vor dem uns unsere Intuition jedoch prompt abrät, ohne dass der Verstand in diesem Augenblick erklären könnte, was daran verkehrt sein sollte.

    Autisten haben aus unterschiedlichen Gründen eine von der Regel abweichende Wahrnehmung, mit dem Ergebnis, das ihr individueller Erfahrungsschatz in vielen (nicht zuletzt sozialen) Bereichen entscheidend von jenem des Umfeldes abweicht. Dabei wiederholt sich unzählige Male die Erfahrung, dass Intuition sowie impulsive Handlungen zu schlechten Ergebnissen führen. Das bedeutet, dass die autistische Intuition vor der Herausvorderung gestellt wird, ihre eigenes Scheitern in sich aufzunehmen, als mitzuberechnenden Faktor zu integrieren. Je nachdem wie dies gelingt, geht ein Autist mit seiner Intuition um.

    Eine Möglichkeit ist, dass er seiner Intuition grundsätzich misstraut und sich angewöhnt, sie zu ignorieren. Das kann soweit gehen, dass er sein inneres Gefühl grundsätzlich unbesehen abwürgt und alles auf die bewusste, rationale Ebene verlagert. Dabei wird er von wesentlichen Teilen seines Innenlebens abgeschnitten und kommt sich dabei besonders rational vor. Er ist es ja auch, allerdings ohne dabei zu merken wie ungesund dieser Zustand ist. Ich habe den Eindruck, dass dies bei jungen Autisten, die nichts von ihrem Autismus wissen, besonders häufig der Fall ist. Bei einigen geht es wohl das ganze Leben lang so weiter.

    Eine andere Möglichkeit ist, dass diese eben beschriebene Unterdrückung zwar angstrebt wird, Intuition und Gefühl aber stark genug sind, um immer wieder dazwischen zu funken. Das führt andauernd zu Zweifeln und (im Laufe der Jahre prägender) Unsicherheit, die je nach Mensch und Umstand Mal mehr und Mal weniger erfolgreich überspielt wird. Im mittleren Alter dürfte das regelmäßig dazu führen, dass betroffene Menschen innerlich ausbrennen (burn-out-Effekte).

    Eine dritte Möglichkeit ist, dass Intuition ihre eigene relative Unzuverlässigkeit als Parameter erkennt und aufnimmt, statt sich gleichsam selbst abzustoßen und dadurch zwar verzögert wird aber auch erhalten bleibt; das heißt, dass sie lernt, sich mit Empfehlungen zunächst zurückzuhalten bis die zu Misserfolgen verleitenden Faktoren im jeweiligen Bereich ausgemacht und einbezogen sind und sich damit lansgamer aber im Ergebnis zuverlässiger entwickelt.

    Im Idealfall misstraut der Mensch von Anfang an nicht seiner Intuition, obwohl sie ihn oft auf die falsche Fährte zu locken scheint, sondern erkennt die Abweichung der eigenen Wahrnehmung und steht innerlich dazu (was nicht ubeträchtlich von der Unterstützung im Umfeld abhängen dürfte). Der Zugang zum eigenen Gefühl und Innenleben bleibt intakt und die Persönlichkeit entwickelt sich im Großen und Ganzen ungestört. Solche Menschen entwickeln sich dann eher zu Originalen oder Sonderlingen, ohne dass es zu klinisch relevantem Autismus kommt.

    Das alles ist nur ein skizzenhafter Ansatz und keine erschöpfende Erklärung und im Übrigen nichts weiter als meine Gedanken zu Thema.

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

  • Hallo @Eurich Wolkengrob

    Mir gefallen deine Ausführungen sehr gut.

    Dabei wiederholt sich unzählige Male die Erfahrung, dass Intuition sowie impulsive Handlungen zu schlechten Ergebnissen führen.

    Woran liegt es, dass bei Autisten intuitive Handlungen zu schlechten Ergebnissen führen? Dass impulsive Handlungen negative Folgen haben können, ist für mich nachvollziehbar, weil impulsives Verhalten häufig zu ungebremst und rücksichtslos ist. Aber warum führen auch intuitive Handlungen bei Autisten zu Problemen? Bei den meisten Menschen berücksichtigen intuitive Handlungen doch alle Belange, sowohl die eigenen, als auch die der Gesellschaft. Warum könnte das bei Autisten nicht funktionieren? Mir ist nicht ganz klar, was du meinst.


    Das bedeutet, dass die autistische Intuition vor der Herausvorderung gestellt wird, ihre eigenes Scheitern in sich aufzunehmen, als mitzuberechnenden Faktor zu integrieren. Je nachdem wie dies gelingt, geht ein Autist mit seiner Intuition um.

    Eine Möglichkeit ist, ...

    Was du danach aufführst, kommt mir sehr bekannt von mir vor. :?

    Eine dritte Möglichkeit ist, dass Intuition ihre eigene relative Unzuverlässigkeit als Parameter erkennt und aufnimmt, statt sich gleichsam selbst abzustoßen und dadurch zwar verzögert wird aber auch erhalten bleibt; das heißt, dass sie lernt, sich mit Empfehlungen zunächst zurückzuhalten bis die zu Misserfolgen verleitenden Faktoren im jeweiligen Bereich ausgemacht und einbezogen sind

    Wie könnte man die Faktoren ausmachen und wie könnte man die Intuition anschließend erfolgreich integrieren? Hast du das selbst durchlebt? Hat dir etwas dabei besonders geholfen?
    Kann es gelingen, in dem man die Intuition zulässt und versucht, den Widerspruch zwischen Intuition und Denken auszuhalten? Mir scheint es unmöglich, Intuition und Denken nebeneinander existieren zu lassen. Es gibt nur entweder das eine im Extrem oder das Andere. Wenn das Problem bei mir wirklich 'nur' an einer Integration des Widerspruchs zwischen Intuition und Denken liegen würde, hätte ich einen Lösungsansatz, der sehr klar erscheint. Ob die Integration des Widerspruches gelingen wird, ist die nächste Frage, denn mit Widersprüchlichkeiten komme ich nur sehr schwer zurecht.

  • Woran liegt es, dass bei Autisten intuitive Handlungen zu schlechten Ergebnissen führen? Dass impulsive Handlungen negative Folgen haben können, ist für mich nachvollziehbar, weil impulsives Verhalten häufig zu ungebremst und rücksichtslos ist. Aber warum führen auch intuitive Handlungen bei Autisten zu Problemen? Bei den meisten Menschen berücksichtigen intuitive Handlungen doch alle Belange, sowohl die eigenen, als auch die der Gesellschaft. Warum könnte das bei Autisten nicht funktionieren? Mir ist nicht ganz klar, was du meinst.

    Um intuitiv zu erfassen, wie andere Menschen unter jeweiligen Umständen denken und fühlen, muss man die jeweiligen Situationen ähnlich erleben, sonst führt der spontane bzw. reflexartige Schluss von sich auf andere in die Irre. Autisten erleben auf Grunde ihrer von der Regel (Norm) abweichenden Wahrnehmung von ihrer Kindheit auf (zu) vieles anders. Wenn z.B. ein Kind mit anderen spielt und dabei von sich selbst auf diese schließend ständig Reaktionen falsch vorwegnimmt oder diese Reaktionen falsch erklärt und einordnet, entwickelt es nicht das richtige Gefühl im Umgang mit ihnen. Hat es nicht jemanden, dass ihm mit der nötigen Geduld und Ausdauer dabei hilft, das Verhalten der anderen richtig einzuordnen, ohne seine eigene Empfindung und Wahrnehmung dabei zu verleugnen, reagiert es entweder mit Rückzug oder sucht die Schuld bei sich selbst und tut seine eigenen Empfindungen als falsch ab. In beiden Fällen beginnt eine Entwicklung, die von jener der anderen Kinder abweicht; entsprechend und entscheidend entwickelt sich seine Intuition in zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Belangen.


    Wie könnte man die Faktoren ausmachen und wie könnte man die Intuition anschließend erfolgreich integrieren? Hast du das selbst durchlebt? Hat dir etwas dabei besonders geholfen?Kann es gelingen, in dem man die Intuition zulässt und versucht, den Widerspruch zwischen Intuition und Denken auszuhalten? Mir scheint es unmöglich, Intuition und Denken nebeneinander existieren zu lassen. Es gibt nur entweder das eine im Extrem oder das Andere. Wenn das Problem bei mir wirklich 'nur' an einer Integration des Widerspruchs zwischen Intuition und Denken liegen würde, hätte ich einen Lösungsansatz, der sehr klar erscheint. Ob die Integration des Widerspruches gelingen wird, ist die nächste Frage, denn mit Widersprüchlichkeiten komme ich nur sehr schwer zurecht.

    Ein wesentlicher Punkt für mich war es zu lernen, die eigenen Empfindungen gelten zu lassen, ohne mich dabei selbst der Abweichung/Abnormalität/Schwäche zu zeihen. Die Entdeckung diese Forums sowie des Phänomens des Autismus vor 4 Jahren half mir wesentlich dabei, da ich mich hier zum ersten Male als einer unter vielen fühlte. Das geschah in einer Phase meines Lebens, in der mich der ewige und zermürbende Widerspruch des innerlich Empfundenen und gesellschaftlich Geforderten innerlich zu brechen drohte. Hier konnte ich große Schritte der Selbsterkenntnis machen und großen Nutzen von dem Austausch mit anderen ziehen. Was funktioniert unter Autisten grundsätzlich nicht oder anders und wie geht man im Alltag damit um; sehr wichtig waren aber auch die Berichte jener, die in Bereichen, die für Autisten besonders herausfordernd sind (Beziehung, Elternschaft, beruflicher Alltag), bestehen. Im Übrigen kam ich dadurch auf viele neue Gedanken, was an sich schon ein Glücklserlebnis ist.
    Diese Entwicklung versetzte mich dann allmählich in die Lage, auch das Verhalten meiner Mitmenschen besser zu verstehn, was mir viele unnötige Konflikte ersparte und etliche Brücken baute. Hat man sich erst Mal samt Schwächen selbst angenommen, fällt dies auch mit anderen leicher. Eigene sowie fremde Schwächen nachzusehen, anzunehmen, an ihnen zu arbeiten ohne mich abzuarbeiten, sie abzuschirmen, an ihnen zu reifen - dass war eine neue Lebensebene für mich.

    Du kannst Deiner Intuition keine Änderung verordnen, da sie sich von Erfahrung speißt. In dem sich jedoch Dein Blick auf die Welt ändert, ändern sich auch Deine Erfarungen, was mittel- bzw langfristig auch Deine Intuition verändert. Der erste Schritt dabei ist Deine Intuition wahrzunehmen, und dann, unabhängig davon, ob Du ihr folgst oder nicht, später auf das Ereignigs zurückzukommen, und eine Auswertung vorzunehmen. Für mich selbst habe ich zum Beispiel herausgefunden, dass sich im Gegenzug zu Handlungsempfehlungen Warnungen meiner Intuition meistens als richtig erweisen. Aber ich bin auch erst 42; Mal sehen, was sich in den nächsten 5 Jahren so tun wird. :)
    Das schwierigste an dem Ganzen ist tatsächlich, den Widerspruch aushalten zu lernen. Dabei geht es nicht um Ewigkeiten, sondern erst ein Mal darum, beide Seiten (Intuition und Verstand) zur Kenntnis zu nehmen, so dass man dann später das Erlebnis im Rückblick verstehen und auswerten kann. Je öfter man diese Spannung aushält, desto leichter fällt es dann im Laufe der Zeit, sie zu ertragen.

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

    Einmal editiert, zuletzt von Eurich Wolkengrob (30. Januar 2021 um 10:35)

  • Meine Intuition ist super, mein Raubtiermodus funktioniert hervorragend. Ich bin schneller als der Biss eines an mir vorbeilaufenden Jagdhundes nach meinem Oberschenkel. Abbremsen, Drehung zum Gegner, Kampfposition. Der Hund entscheidet sich aufzugeben und trabt weg. Adrenalinrusch. Ich schreie das Frauchen an, dass ihre Hundeerziehung wohl nicht so toll geklappt hat. Keine sinnvolle Reaktion ihrerseits und ich bin gar nicht mehr in der Lage zu einer sprachlichen Auseinandersetzung. Ich jogge weiter und denke huch was war das..

    Kurze Reflektion: Joggend, in irgendwelchen Gedanken..
    Unterbewusstsein setzt ein und nimmt den raubtiertypischen Schleichmodus des einen Hundes war. Der andere Hund = Körperspannung harmlos. Der Jäger kommt mir näher, meine intuitive Anspannung steigt. Auf meiner Höhe schnappt der Hund nach meinem linken Oberschenkel - Abbruch der Laufbewegung und nach hinten weg ziehen. Der Biss ging dadurch ins Leere.


    Aber Sprechen an sich, soziale Situationen sind für mich komplexere Situationen. Intuitiv wäre, Menschen angucken, beobachten und höchstens in meiner eigenen Sprache sprechen, die nunmal anders ist, gerne ohne Sozialzeugs.

  • Wie kann man unterscheiden, ob das reflexhaft ist oder ob es intuitiv ist?

    Bin mir da nicht sicher..
    Sind Reflexe nicht das, was der Arzt manchmal mit dem Hämmerchen testet.
    Ich glaube sehr schnelle intuitive Bewegungen werden gerne mal als reflexhaft bezeichnet. Beim Schreck reicht ja quasi nur ein Wahrnehmungsimpuls um dann zur Bewegung zu führen.
    Ein spannendes Beispiel war ein Sommergewitter bei dem das Hundi und ich auf offener Fläche waren, der Blitz kam, wir zuckten beide zum ducken zusammen und der Blitz schlug in 150m Entfernung in den Acker ein.
    Ein Blitz ist so fucking schnell.. Mein Oberkörper war in dem Zeitraum nur etwas nach unten gekommen.. Nix schützende Häschenstellung.. Das hat nur das bodennahe Hundi hinbekommen.. Aber beim nächsten Mal schmeiße ich mich hoffentlich in die Position (man lernt ja immer dazu). Besser natürlich die Situation ganz meiden..

  • @Lou:

    Ohne dir zu nahe treten zu wollen. Ein Blitz schlägt immer am höchsten Punkt ein. Da du und dein Wauzel der höchste Punkt, auf einem freien Acker wart, hätte euch der Blitz getroffen. Selbst wenn er 150m neben euch eingeschlagen wäre, wärt ihr garantiert nicht auf zwei bzw. vier Beinen nach Hause gelaufen.

  • @Tux
    Kann gut sein, dass der Acker gebogen war. Links war ein Acker, in der mitte der Weg, rechts der Blitzacker, weiter vorne links ne Hecke den Parkplatz abgrenzend. Also wir waren von Seewaldseen auf dem Weg in Richtung Wanderparkplatz Seewaldseen..
    https://www.google.de/maps/place/See…f2017d3996d38bb
    Guck ruhig selbst nach.. In dem See gibt es übrigens Schlangen (möglicherweise schwarze Kreuzottern). Blindschleiche oder Ringelnatter war es definitiv nicht.
    Es waren auch noch andere Leute auf dem Weg, auch meine Ex (die Angst vor Gewittern hat) und eine Panikattacke bekommen hat.

  • Ich finde die Diskussion in diesem Thread sehr interessant. Allein schon die Tatsache, dass aus vielen verschiedenen Blickwinkeln und Erfahrungswerten heraus so sachlich darüber gesprochen wird ist super. :thumbup:

    Ich würde bei mir persönlich zwischen zwei Arten von Intuition unterscheiden: Erstens "Welche Art Mensch habe ich hier vor mir?" und zweitens "Wie rede ich mit diesem Menschen?"

    Die erste bezieht sich auf die Art, wie sich mein Gegenüber als Charakter gibt und wie wir beide miteinander harmonieren.
    Das funktioniert bei mir tatsächlich ziemlich gut. Zum Beispiel kam mir einer unserer Biologie-Lehrer in der Schule von Anfang an irgendwie schmierig vor, während meine Mitschüler ihn cool fanden. Er war halt "locker drauf" (RW). Später stellte sich dann heraus, dass er tatsächlich ein Verhältnis mit einer Abiturientin angefangen hat - ich lag also mit meiner Einschätzung richtig. So etwas ähnliches ist mir im Laufe meines Lebens schon öfter passiert und ich hatte meistens recht. Ich kann also ziemlich gut einschätzen, von welchen Menschen ich mich lieber fern halten sollte.

    Die zweite Art der Intuition bezieht sich auf die Fähigkeit, ohne Kraftanstrengung mit diesen Menschen Gespräche zu führen.
    Das ist etwas, was mir schwer fällt. Aus meinem gesammelten Erfahrungsschatz heraus und unter Berücksichtigung der äußeren Umstände und des Gemütszustands meines Gegenübers die richtige Reaktion intuitiv, d.h. ohne bewusstes Nachdenken abzuleiten ist schwierig. In Situationen, in denen ich das "Denken" weggelassen habe, sei es aus Übermut oder warum auch immer, habe ich schon öfter Menschen unabsichtlich verletzt.

    Ich habe inzwischen daher eher so ein Mischmasch aus bewusstem Nachdenken und gefühlten Reaktionen entwickelt. Die in meinem Inneren stattfindenden Abläufe des Abwägens, Vergleichens mit bereits Erlebtem und Vorhersagen mit welchen Reaktionen zu rechnen ist, sind mit der Zeit immer schneller geworden. Vieles läuft automatischer als früher. Dieses Bild der "Mustererkennung", finde ich zur Veranschaulichung dieses Prozesses sehr gut. Auch universell anwendbare Floskeln helfen mir. Natürlich versucht mein Hirn auf diese Weise auch irgendwie Energie zu sparen. Denn dass dieser komplizierte Vorgang Unmengen davon verschlingt, merke ich dann hinterher.

    Ich persönlich würde das alles aber nicht als Intuition bezeichnen. Schon allein die Tatsache, dass ich später jemand Drittem in den meisten Fällen genau erklären könnte, warum ich in einem Gespräch wie reagiert habe, spricht für eine eher analytische Herangehensweise meinerseits.

    Dieses Phänomen der "Intuition" von NTs in sozialer Interaktion hat übrigens meiner Erfahrung nach schon so oft zu Missverständnissen geführt, dass ich mich als Kind immer gefragt habe: "Denken die nicht mal nach, bevor sie irgendwas sagen??" Heutzutage weiß ich: Sie tun es nicht. Jedenfalls nicht so wie ich. Für mich persönlich kann dieses analytische Denken in sozialen Situationen daher sowohl Vorteil als auch Nachteil sein.

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