Neuer Corona Höchstwert

  • @HCS du hast eine Familie um dich ?

    Frau und Tochter. Was bei mir fehlt, sind genau die Dinge, die mal rausführen würden: Bibliothek dicht, Uni dicht, Museen dicht (nicht die Ausstellung sondern das Depot - da muss ich hin), und der nächste Urlaub, wo Frau und Kind wegfahren und ich meine in Abständen dringend benötigte Ruhe habe, wird wohl auch ausfallen. Ich gehe nur noch zum Einkaufen auf die Straße, und zwar seltener als sonst. Das alles ist Mist, aber ich bin deshalb nicht in "Käfighaltung". Die Einschränkungen sind kein Spaß, für niemanden, aber diese völlig überzogenen Dramatisierungen gehen mir auf den Senkel. Eingesperrt sind Leute im Gefängnis.

  • Wir sind zwar ungefähr gleich alt, aber sowas wäre absolut nichts (mehr) für mich. Vor mehr als 10 Jahren bin ich mal mit einigen Mitschülern aus meiner Berufsschulklasse an einigen Freitag- oder Samstagabenden in Cocktailbars gegangen, aber ich war dort eher das fünfte Rad am Wagen. (RW) Alle anderen hatten sich feucht-fröhlich unterhalten, waren in Gruppengespräche vertieft, nur ich saß größtenteils schweigend am Tisch und hatte an meinen Cocktails geschlürft.

    Naja.. 5. Rad am Wagen bin ich da nicht - meistens ist es nur der eine Kumpel mit dem ich weggehe. Ich mache es gerne - vor 10 Jahren hatte ich das noch gar nicht. Die Teenagerzeit war bei mir eher isoliert und Freunde gab es auch nicht. Da hab ich wohl einiges nachgeholt später. Es ist wohl ziemlich typisch bei Autisten aufgrund der Entwicklungsverzögerungen. Ich kann mir nicht vorstellen in ein paar Jahren nicht mehr öfters was trinken zu gehen.


    Dass ich ein größeres Ruhebedürfnis habe, liegt vermutlich daran, dass ich beruflich viel direkten Menschenkontakt habe. Wenn ich einen Bürojob hätte, hätte ich vielleicht mehr "soziale Energie" für Privates.

    Ich hab einen Bürojob und noch dazu hab ich dort mit meinem Spezialinteresse zu tun - wäre es ein völlig anderes berufliches Umfeld dann wäre ich wohl auch nach der Arbeit viel zu erschöpft. Mit Kunden habe ich auch nur per Mail zu tun bzw. selten geh ich mal ran ans Telefon (jetzt während Corona zu Hause überhaupt nicht). An sich ist es quasi der ideale Job und da hab ich noch Kraftreserven danach.

  • Dass der Spieleabend aufgrund des Lockdowns erstmal für eine längere Zeit ausfällt, finde ich gar nicht mal so schlecht, da mich das Verhalten der beiden Freunde teilweise ziemlich stresst.

    Das ist bei mir ähnlich, ich war ganz froh, dass der Spieleabend mal unterbrochen war. Wöchentlich war mir zu viel. Aber gar nicht mehr ist auf Dauer auch doof.

    Ansonsten leide ich weiterhin am meisten unter der Maskenpflicht (ständig auffallen ohne Maske). Tanzen oder in Lokale gegangen bin ich eh nicht.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Die Teenagerzeit war bei mir eher isoliert und Freunde gab es auch nicht.

    Mit den beiden Spieleabend-Freunden hatte ich mich bereits im Teenageralter angefreundet. Ohne die Initiative meines Vaters wäre es aber wahrscheinlich nicht passiert. Ansonsten war meine Teenagerzeit geprägt von Mobbing in der Schule und falschen "Freunden" (außerhalb der Schule).

    Es ist wohl ziemlich typisch bei Autisten aufgrund der Entwicklungsverzögerungen.

    Ja, absolut. Kenne ich ja von mir selbst.

    Ich kann mir nicht vorstellen in ein paar Jahren nicht mehr öfters was trinken zu gehen.

    Da gibt es andere Dinge, die ich mir nicht vorstellen kann, z.B. einen Vollzeitjob auszuüben und mich anschließend noch um Frau und Kinder zu kümmern und nebenbei noch Freundschaften aufrechtzuerhalten.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenseele (10. Januar 2021 um 11:21)

  • Das kann im Moment noch niemand realistisch abschätzen. Erstens ist noch unklar, wieviel aggressiver die Mutante ist, zweitens hängt es natürlich davon ab, wie er genau ausgestaltet wird - wirklich konsequent, oder doch wieder mit allen möglichen Schlupflöchern? Und dann, am schwersten abzuschätzen: wieviele sich wirklich dran halten, und nicht immer mal wieder im Kleinen dagegen verstoßen bzw. noch das letzte Schlupfloch nutzen, weil irgendwas ja nicht ausdrücklich verboten ist. Und dabei denke ich gar nicht an die kleine Gruppe der Quer"denker"/Qanons/Reichsbürger/Impfgegner, sondern an die vielen, die glauben "im Grunde" regelkonform zu handeln. Extra3 hat es kürzlich sehr schön auf den Punkt gebracht: "drei Viertel der Bundesbürger glauben, sich besser an die Regeln zu halten als drei Viertel der Bundesbürger".

  • Ich halte mich an die Kontaktbeschränkungen. Das heißt aber nicht, dass ich keine Person mehr außerhalb meines Hausstands treffe. Ich besuche nach wie vor regelmäßig meinen Vater, der allein auf dem Campingplatz lebt. Ich lasse mir da auch kein schlechtes Gewissen einreden.

  • Ich lasse mir da auch kein schlechtes Gewissen einreden.

    Warum auch? Erfüllt ja nicht nur den Buchstaben, sondern auch den Sinn der Regelung. Es gibt aber genügend Leute, die sich nicht konsequent dran halten und eben doch im Pulk zum Plausch treffen o.ä. Es wurden ja auch hier im Forum im Laufe der Zeit jede Menge Ideen entwickelt, wie man die Regeln austricksen kann.

  • Gruppentreffen während des Lockdowns finde ich auch nicht in Ordnung.

    Ausnahme ist die Selbsthilfegruppe an der Uniklinik Köln, dort gibt es eine Maskenpflicht und eine Obergrenze an Teilnehmern aufgrund von Corona. Aber jetzt im Januar fällt sie aus. Ob sie im Februar stattfinden wird, ist noch ungewiss. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr fiel sie auch aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenseele (11. Januar 2021 um 16:03)

  • Wie lange müsste der Lockdown deiner Einschätzung nach andauern? Wagst du eine Prognose?

    Meine derzeitige Prognose wäre folgende:

    Im Januar werden die Zahlen bei leichem Lockdown etwa gleichbleiben. Ende Januar /Anfang Februar werden die Zahlen hochschießen wegen der sich durchsetzenden englischen Variante.
    Mitte bis Ende februar werden die Krankenhauseinweisungen zunehmen mit Patienten 80- denn die 80+ werden dann schon halbwegs geschützt sein. Zwischen 60 und 80 werden dafür aber umso mehr Patienten krankenhauspflichtig erkranken. Daher sehe ich im März eine Überforderung mit stellenweise Triage kommen. Die Todeszahlen werden wohl bis Ende Februar leicht sinken, danach wieder hochschnellen. Die Überforderung wird über den April hinaus anhalten, im Mai abklingen aber, wegen der englischen Variante, nicht so gut runter gehen wie im letzten Sommer. Im Herbst kommt dann ab November eine neue Welle mit jüngeren erkrankten aber nicht mehr so viel daß die Krankenhäuser überlastet werden. Erst 2022 sehe ich die Herdenimmunität erreicht, teil durch Impfung, teils durch Infektion.

    Das mögen jetzt einige wieder als Panikmache sehen, ich verweise aber auf London das uns um einige Wochen voraus ist. Meine Prognosen waren bisher nicht völlig falsch, ich hoffe aber ich irre mich diesmal.

    Zum Lockdown: Ich sehe nicht daß dieser beendet werden könnte, schon bei unserer "harmlosen" Variante reicht es nicht zur Reduktion. Kommt die englische Variante auf dann hilft nur ein harter Lockdown. Unter völliger Kontaktvermeidung hat auch das hochansteckende Virus keine Möglichkeit zur Weiterverbreitung, das wirkt also schon. Die Impfungen werden nicht schnell genug eine Breitenwirkung zeigen als daß sie vor dem Sommer viel ändern können. Sie können aber wenigstens ein Massensterben in den Altenheimen verhindern.

    2 Mal editiert, zuletzt von aphylla (11. Januar 2021 um 20:07)

  • Gestern 2 positiv, heute drei, ich sehe keine Verbesserung.

    Falls es dir recht ist, könntest zu den Personen, die in deiner Praxis positiv getestet wurden, ein paar Angaben machen? Z.B. interessiert mich: kamen sie wegen Symptomen oder wurden sie aus anderem Grund getestet? Bei Symptomen: wie schwer waren diese? Wie viele mussten prozentual ins Krankenhaus und um welche Altersgruppe handelte es sich da?

  • Unter völliger Kontaktvermeidung hat auch das hochansteckende Virus keine Möglichkeit zur Weiterverbreitung, das wirkt also schon.

    Was würde eigentlich mit dem Virus passieren, wenn es keine Möglichkeit mehr hätte, auf andere überzuspringen - würde es dann in dem jeweiligen bisherigen Wirt absterben? Sodass, wenn dann alle wieder aus "ihren Löchern" kämen, es das Virus nicht mehr gäbe?

  • Ich red mir nichts schlecht, es ist ein Fakt, dass ich seit dem 14.03.20, somit nun mehr fast 10 Monate, nicht tanzen gehen kann, was ich aber zwingend für meine psychische Gesundheit brauche, und zwar eben nicht als Spaßfaktor, sondern zur Emotionsverarbeitung!

    Gehst Du richtig tanzen, also mit Partner in der Tanzschule oder ähnlichem, oder ist es nur Discogehopse?
    Letzteres kannst Du auch im Wohnzimmer machen.

    Anscheinend ist es den Behörden einfach noch nicht aufgefallen oder es werden auch Lebensmittel/Drogerieartikel verkauft.

    Das ist anscheinend je nach Bundesland völlig unterschiedlich. In Hessen haben Tabakläden geöffnet. Die haben anscheinend Angst das die Suchtis ausrasten xD
    Ansonsten sind bei uns auch Bibliotheken geöffnet. Und bis Ende Oktober waren auch die Fitnessstudios geöffnet.
    Allgemein hat in Hessen irre viel geöffnet. Ich kann an zwei Händen abzählen was geschlossen haben muss. Das geht schneller.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Im Herbst kommt dann ab November eine neue Welle mit jüngeren erkrankten aber nicht mehr so viel daß die Krankenhäuser überlastet werden. Erst 2022 sehe ich die Herdenimmunität erreicht, teil durch Impfung, teils durch Infektion.

    Das glaube ich nicht so ganz.

    Wir sind aktuell - je nach Studie/Schätzung - bei ca. 4-6 mal so vielen Infektionen wie angegeben. Da der Sollwert ist, dass die Intensivstationen nicht überlastet werden und wir langsam immer mehr alte impfen, können sich mehr anstecken, um diesen Sollwert zu erreichen. Wir sind derzeit schon bei irgendwo um die 100.000 Infektionen am Tag bzw. 3 Millionen pro Monat. Das wären bis in den Sommer 18 Millionen, können aber noch deutlich mehr werden - also um die 40 Millionen. Dazu kommen ca. 10 Millionen, die schon Immun sind. Unsere Landesregierung rechnet mit ca. 12 Millionen Impfdosen (6 Millionen Impfungen) pro Quartal, das wären noch mal 12 Millionen Menschen. Wenn wir geschickt impfen (vorher Antikörper-Test) kommen wir so auf 75% Immunität alleine bis Ende Juni, das reicht um so gut wie alle Einschränkungen zurück zu nehmen und dann gehen die Infektionszahlen trotz dem zurück.

    Ich gehe mittlerweile davon aus, dass ich keine Impfung bekommen werde, da ich Corona irgendwie vorher im Supermarkt o.ä. bekomme.

  • Falls es dir recht ist, könntest zu den Personen, die in deiner Praxis positiv getestet wurden, ein paar Angaben machen? Z.B. interessiert mich: kamen sie wegen Symptomen oder wurden sie aus anderem Grund getestet? Bei Symptomen: wie schwer waren diese? Wie viele mussten prozentual ins Krankenhaus und um welche Altersgruppe handelte es sich da?

    Bunt gemischt, von 5 - 60, praktisch alle mit Symptomen. Meist ganze Familien. 1 WG mit 5 Studenten komplett infiziert, ansonsten nach meinem Eindruck meist bei der Arbeit infiziert, jedenfalls berichten die meisten dass da Infizierte waren.

    Was würde eigentlich mit dem Virus passieren, wenn es keine Möglichkeit mehr hätte, auf andere überzuspringen - würde es dann in dem jeweiligen bisherigen Wirt absterben? Sodass, wenn dann alle wieder aus "ihren Löchern" kämen, es das Virus nicht mehr gäbe?

    Die Pandemie wäre in 2-3 Wochen vorbei. In immunkompetenten Menschen kann sich das Virus nicht lang halten, wohl nicht länger als 10 Tage. Wenn es dann keinen neuen Wirt findet "stirbt es aus". Es kann nur existieren durch unsere sozialen Kontakte. Irgendwann kommt eine neue Phase wo sich das Virus mit den paar Kindern begnügen muss die geboren werden und es noch nicht kennen oder mit denen die ihre schwache Immunität wieder verloren haben. Dann fristet es ein Dasein "im Untergrund" wie die schon bekannten Viren.

    Wir sind aktuell - je nach Studie/Schätzung - bei ca. 4-6 mal so vielen Infektionen wie angegeben. Da der Sollwert ist, dass die Intensivstationen nicht überlastet werden und wir langsam immer mehr alte impfen, können sich mehr anstecken, um diesen Sollwert zu erreichen. Wir sind derzeit schon bei irgendwo um die 100.000 Infektionen am Tag bzw. 3 Millionen pro Monat. Das wären bis in den Sommer 18 Millionen, können aber noch deutlich mehr werden - also um die 40 Millionen. Dazu kommen ca. 10 Millionen, die schon Immun sind. Unsere Landesregierung rechnet mit ca. 12 Millionen Impfdosen (6 Millionen Impfungen) pro Quartal, das wären noch mal 12 Millionen Menschen. Wenn wir geschickt impfen (vorher Antikörper-Test) kommen wir so auf 75% Immunität alleine bis Ende Juni, das reicht um so gut wie alle Einschränkungen zurück zu nehmen und dann gehen die Infektionszahlen trotz dem zurück.

    Ich wollte du hättest Recht. Die Dunkelziffer mal 5 ist natürlich ambitioniert aber könnte vielleicht stimmen. 18 Millionen aber mal eben mehr als zu verdoppeln ist dann doch eher Wunschdenken. Also dürfte es eher 180 Tage länger dauern, bis Jahresende. Wenn sich das ganze so steuern ließe dann könnte man ja diese Durchseuchungsstrategie fahren wie es die Great Barrington-Declaration befürwortet. Aber dann müssen wir eine sehr hohe Todeszahl dafür in Kauf nehmen. Und letztlich können wir es nur durch einen unbegrenzten Lockdown auf diesem Niveau halten und auch das nur wenn die englische Variante nicht aufkommt. Die Schweden haben ja offiziell gedacht sie hätten Herdenimmunität erreicht und Covid sei für sie vorbei, das war ein Griff i. K... König Karl Gustav hat die Strategie für gescheitert erklärt und sie haben jetzt ein Gesetz beschlossen das einen Lockdown erst ermöglicht. Tegnell selbst sagte daß die Herdenimmunität anzustreben nicht ehtisch wäre (https://www.zeit.de/wissen/2020-10…ygienestrategie). Dazu kommt die Unberechenbarkeit der englischen Variante. Wir lernen gerade an Irland und London wie sich das auswirkt. Und wenn dann die ersten Infizierten nach 2 Jahren ihre Immunität teilweise wieder verloren haben (wie bei den anderen Coronas bekannt) geht das ganze munter weiter. Diese Strategie kostet nicht nur viele Tote sondern auch womöglich viele Dauerschäden bei den "Genesenen". Deshalb bin ich mehr für Eindämmung und schnelles Impfen.

  • Diese Strategie kostet nicht nur viele Tote sondern auch womöglich viele Dauerschäden bei den "Genesenen". Deshalb bin ich mehr für Eindämmung und schnelles Impfen.

    Ich weiß. Ich bin auch dafür. Ich gehöre auch zur Verlierergruppe dieser Strategie, denn ich weiß aus persönlicher Erfahrung, wie blöd es ist, Corona zu haben und werde auch bei aktueller Impfgeschwindigkeit meine Impfung irgendwann in 3-4 Jahren bekommen.

    Ich bin übrigens aus egoistischen Gründen froh über jeden Impfverweigerer - dann bekomme ich meine schneller :d


  • Dass vor 2022 sowas wie "Normalität" einkehrt, diese Hoffnung habe ich mittlerweile auch verloren.

    Naja.. kommt drauf an was man als Normalität ansieht. So eine Situation wie jetzt wird es hoffentlich im späteren Verlauf des Jahres nicht mehr geben aber das kann ja dann auch nicht mehr so schlimm werden wenn bis dahin ein paar Millionen Menschen geimpft sind (vorallem die Alten und die Risikogruppen - da fallen ja dann beim Rest der Bevölkerung viele raus bei denen es keinen schwereren Verlauf trotz Infektion geben wird.). Also im Sommer 2020 konnte ich ja viele Sachen wieder machen und da hab ich die Hoffnung, dass es ab da so bleibt und dann im Laufe der Zeit mit immer mehr Impfungen weitere Sachen geöffnet werden wie Konzertveranstaltungen und Diskos. Man wird hoffentlich nicht wieder die Zahlen so extrem ansteigen lassen, dass es im Herbst 2021 schon wieder zu Teil-Lockdowns und härteren Lockdowns kommt.

  • Wenn wir geschickt impfen (vorher Antikörper-Test) kommen wir so auf 75% Immunität alleine bis Ende Juni, das reicht um so gut wie alle Einschränkungen zurück zu nehmen und dann gehen die Infektionszahlen trotz dem zurück.

    Erstens braucht es dafür wirklich zuverlässige AK-Tests (was bisher nicht bei allen der Fall ist), zweitens ist die Quote von 75% veraltet - mit der englischen Variante braucht es wegen der höheren Infektiosität eine höhere Immunisierungsrate für Herdenimmunität (irgendwo jenseits der 80%, genau weiß man es ja noch nicht). Selbst Deine extrem optimistische Schätzung (bzw. eigentlich ist sie unerfreulich: vier mal soviele Infizierte wie bisher heißt selbst ohne Überlastung der Krankenhäuser viermal soviele Tote, also 160.000 bis Ende Juni) wird daher nicht aufgehen. Andererseits wird das Tempo beim Impfen deutlich zunehmen, da die Produktion der Impfstoffe deutlich erhöht wird, sowohl für jeden einzelnen als auch durch die steigende Zahl von Impfstoffen. Wenn also nicht andauernd neue Varianten kommen, die den Impfschutz jedesmal neu komplett umgehen können, so dass selbst die RNA-Impfstoffe nicht schnell genug angepasst werden können (was eher unwahrscheinlich ist), wird die Immunität schneller durch Impfen erreicht - solange nicht das absolute Katastrophenszenario eintritt mit unkontrollierter Ausbreitung der englischen oder einer anderen womöglich noch aggressiveren Variante.

  • Hallo,

    ich lese hier schon eine Weile mit und hoffe, dass ich - auch wenn der Thread nicht in der Kontroverse liegt - mal noch einen anderen Gedanken einbringen darf.

    Was mir auffällt z. B. beim Eröffnungspost und vielen anderen hier, und was recht im Gegensatz zu meinen eigenen Gefühlen steht: Empfindet denn niemand von euch derzeit auch mal sowas wie Erleichterung oder Dankbarkeit?
    Wir haben es ja hier mit einer Krise zu tun, die praktisch die ganze Welt betrifft, und leben dabei in einem Land, in dem die Grundvoraussetzungen vorher schon sehr gut waren. Trotz der Einschränkungen leben wir mit Dach über'm Kopf, haben es warm, hungern nicht... da geht's doch vielen Menschen auf der Welt ganz anders (teilweise sogar in Deutschland selbst). Und obwohl ich etliche Maßnahmen unserer Regierung als chaotisch und schlecht geplant/abgestimmt empfinde, würde ich sie trotzdem auf keinen Fall gegen einen Trump, Bolsonaro, Johnson etc. eintauschen wollen.

    Was mir wirklich manchmal Angst macht, ist die Selbstverständlichkeit, mit der unsere Gesellschaft inzwischen all die Annehmlichkeiten sieht, die wir hier in den letzten Jahrzehnten hatten. Dabei vergessen wir, dass es z. B. gar nicht soooo selbstverständlich ist, dass viele von uns noch keinen Krieg erlebt haben. Ich glaube, da wo wir leben, war noch nie so lange am Stück Frieden wie jetzt, kann das sein? (Geschichtskundigere Leute mögen mich korrigieren.)

    Wenn ich mit meiner Oma (90+) spreche, ist sie manchmal natürlich traurig, weil ich inzwischen nur noch an die Haustür komme mit Einkäufen und nicht mehr reingehe. Sie kann das Thema wegen ihrer Demenz auch nicht komplett einordnen. Aber oft sagt sie dann sowas wie: "Aber '44 haben wir auch an Weihnachten im Bunker gesessen und die Bomben fielen, da ist es heute doch viel besser." und dann ist sie wieder fröhlicher und freut sich, dass wir dafür jetzt aber viel häufiger telefonieren.

    Ich hab wirklich Angst vor der Zeit, wenn diese Generation irgendwann komplett ausstirbt und wir niemanden mehr haben, der uns dran erinnert, in welchem Elend und in welcher Armut die Leute noch vor nicht allzu langer Zeit hier gelebt haben, alles zerbombt, alles kaputt, keine oder kaum Schulbildung möglich, Hunger, Kinder mussten den ganzen Tag in der Landwirtschaft helfen, damit man einigermaßen über die Runden kam, Brüder und Väter sind an der Front zerfetzt worden, Leute starben reihenweise an Sachen, die wir heute gut behandeln können und und und... Und oft hat man von Angehörigen in der Ferne monatelang nix gehört, da war nix mit Telefon und Skype und Mail und was wir heute alles haben.

    Wenn meine Oma von ihrer Kindheit und der Jugendzeit ihrer Eltern erzählt, dann erzählt sie von ganz viel Elend, aber auch von Solidarität, wie die Menschen sich Dinge haben einfallen lassen, um zurechtzukommen, und schon ca. 100-mal hat sie mir mit leuchtenden Augen von ihrer ersten Orange erzählt, die sie irgendwann nach dem Krieg mal bekommen hat. Ein ganz großes Geschenk, da strahlt sie heute noch.

    Und was werde ich meinen Kindern/Enkeln später mal erzählen? In der großen Krise meiner Generation waren die Kinos zu und ich konnte nicht shoppen gehen?

    Bevor jetzt einige sofort auf die Barrikaden gehen: Ich will niemandem sein individuelles Erleben der derzeitigen Situation kleinreden oder die Einschränkungen und das Leid, das jemand empfindet, marginalisieren. Ich will einfach nur mal darauf hinweisen, dass es auch jetzt sehr viele Dinge gibt, über die wir froh sein können, und dass es einfach nicht selbstverständlich ist, dass wir alle ohne jegliche (globale) Krise und mit geöffneten Tanzlokalen durch die Jahrzehnte unseres Lebens kommen.
    Es war nie selbstverständlich und es ist auch heute in vielen Teilen der Welt noch fernab der Realität, dass das größte Problem der Menschen ein abgesagter Urlaub wäre.

    Vielleicht hilft das dem ein oder anderen, ein bisschen mehr Hoffnung zu schöpfen. Im Krieg weiß man in der Regel nicht, wann es vorbei ist (s. Syrien etc.), bei der Pandemie ist es zumindest absehbar, dass die Situation wohl spätestens 2022 schon ganz anders aussieht. Und es geht schneller, je schwerer man es dem Virus macht, also lasst es uns dem Virus schwer machen und nicht immer nur meckern! Wir tun das doch für uns alle.

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