Hallo zusammen,
ich weiß nicht genau weiter und bitte Euch um Ratschläge. Bin stabile >35 Jahre alt (körperlich zumindest) und wohne in Berlin.
Nachdem ich über längere Zeit wegen starkem ADHS behandelt wurde, sich dies aber (endlich) durch den computergestützten Tab-Test als höchst unwahrscheinlich eingestuft wurde und mir sowieso bereits zusätzlich "autistische Züge" zugeschrieben werden ("das haben Sie, aber das alleine kann es nicht sein"), kam nun nach etwa 4 Wochen Diagnostik (ohne Autismus weiter zu untersuchen) heraus, dass folgende Akzentuierungen bei mir vorliegen, die teilweise bis zu einer Störungsqualität reichen: 1=Zwanghafte PSS, 2=Ängstlich vermeidende PSS, 3=Borderline PSS, 4=Narzisstische PSS.
Der Arzt meinte, dass er dies bisher sehr selten in Kombination gesehen hat. Er rät mir, diese PSS zu behandeln und nun der Punkt: Er sagt, dass er das Thema Autismus nicht weiter untersuchen wird, weil er AUSSCHLIEßT, dass es "mehr als autistische Züge" sein können mit der Begründung, dass ich erheblich zu viel Empathie habe. Ich würde mit einer enormen Bandbreite an Eloquenz auf Ihn einwirken, dass er dies k a t e g o r i s c h a u s s c h l i e s s t und nicht weiter untersucht.
Ich muss sagen, dass ich, je mehr ich hier lese, alles andere kategorisch ausschließe. Ich habe selten eine bessere Beschreibung meiner Wesenszüge und Probleme entdeckt als in vielen Beschreibungen hier. Corona zwingt mich in die Knie. Ein Beispiel aus dem Homeoffice-Alltag (passiert mir leider öfter): Ich habe vor kurzem 12 Tage in Folge das exakt gleiche Gericht beim Lieferservice bestellt, jeden Tag 2 Gerichte (eine Lieferung Vormittags) und dieses identische Gericht morgens, mittags und Abends gegessen. Ich kam einfach nicht raus aus diesem Prozess. Er sagt: Na klar, Zwangsstörung. Es gibt unzählige Beispiele, die alle mit "Na klar, Sie habe ja auch PSS 1, 2, 3 und 4" kommentiert werden. Die Allzweckwaffe.
Der behandelnde Arzt ist zudem Universitätsprofessor und hat eine gewisse Autorität, die mich an mir selbst immer mehr zweifeln lässt. Und dann wieder nicht. Ich bin natürlich Empathie-Versteher, das ist meine Strategie. Ich kann sofort auf 'Prince-Charming' umschalten. Der Punkt ist nur, dass es mich anstrengt wie sonstwas.
Ich habe nun privat den AQ-Test durchgeführt: 41 Punkte
Weiterhin habe ich folgendes Testergebnis erzielt:
Den Test fand ich sehr einleuchtend. Hab den Test dann nochmal gemacht, nachdem ich einige Fragen hier detaillierter auf Missverständnisse beleuchtet habe. Im zweiten Versuch konnte ich dann einige Fragen korrigieren und habe nicht weniger, sondern neurodivers leider noch mehr Punkte erhalten (knapp 180)
Über die Ergebnisse habe ich den aktuellen Arzt informiert. Weiterhin schließt er ASS aus. Das kann ich garnicht fassen. Ich habe mittlerweile extrem viele Beispiele gesammelt, von Wahrhnehmungsstörungen über heftige Spezialinteressen bis Skimming mit körperlichen Verletzungen. Ich finde quasi täglich neue Extrembeispiele.
Was soll ich tun? Ich tendiere mehr und mehr zu einem ASS-Diagnoseverfahren, ich kann so ziemlich alles mittlerweile erklären dank vieler Beiträge hier und weiterer Eigenrecherche (seit einigen Monaten, seit einigen Wochen recht intensiv). Dann müsste ich aber den Arzt wechseln. Dieser Arzt strebt nun sofort eine Therapie gegen 1,2,3,4 (siehe oben) an und keine weitere Autismus-Untersuchung. Der Arzt hilft mir super, alleine die Gespräche, daher ist es eine komische Situation. Ich könnte ja beides machen? Die Therapie bei ihm und bei Diagnoseverfahren woanders? Hab ich ihm noch nicht gesagt, ich weiß nicht ob das überhaupt geht, Sinn ergibt, ob er es ausschließt. Ich weiß es nicht.
Ich hoffe Ihr habt ein paar Ratschläge parat, vielen Dank! Bin gespannt.