Gerit wrote:
Ja, ich habe viel Glück gehabt, bis vielleicht darauf, daß meine erste Tochter durch einen Geburtsfehler schwerbehindert war und ich dadurch mein Studium, meine Freunde und meinen ersten Mann verloren habe, und 12 Jahre später, als sie verstorben ist, wieder meinen "Beruf", alle Freunde aus dem Behindertenbereich und einiges mehr verloren habe, das war etwas schwer zu ertragen. Wie gesagt, das Leben hat mich Demut gelehrt.
Natürlich, es gibt viele Gründe, weshalb ein Leben schwierig verlaufen kann und man unter seinen Möglichkeiten bleibt, das hat längst nicht immer mit Autismus zu tun. Das spezifische Problem bei Autismus, das es schwer machen kann, die Situation zu akzeptieren, ist aber wohl häufig, dass es auf den ersten Blick gar keine Gründe gibt, weshalb alles so "holprig" gelaufen ist. Dass man im Kindes- und Jugendalter eventuell sogar vielfach als im positiven Sinne "besonders", als Mensch mit viel Potenzial, gesehen wurde. Und sich unter Umständen gerade wegen seiner sozialen Schwierigkeiten auch selbst so sah, das etwas zum Trost nahm (vielleicht auch vom Umfeld dazu ermutigt wurde). Die Erfahrung, dann quasi "gar nichts aus sich gemacht" zu haben, kann ziemlich schmerzen. Ebenso wie die Erfahrung, grundsätzlich quasi "vom Leben abgehängt" zu sein, wenn man ohne Partner und Familie dasteht. Klar gibt es auch nichtautistische Menschen, denen es so geht. Aber ich glaube, wegen der "Unsichtbarkeit" der Probleme - auch und gerade für einen selbst - kann das noch einmal auf eine eigene Weise schmerzhaft sein, die sich beispielsweise von der klassischen "Midlifecrisis" unterscheidet.
From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.
My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.
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