Autismus mit 50. Langes Leben, viel gelernt...viel versäumt ?

  • Den Verlauf meines Lebens habe ich ja schon in meinem Vorstellungsthread umrissen. Hoffe der Link funktioniert so,

    Moinsen, Diagnose mit 40 und positive Nullstimmung.

    Mein Fazit bis hier hin...
    hab vieles erlebt, hab vieles verpasst Gutes wie auch Schlechtes. Alle Erlebnisse haben mich geprägt und mich zu dem gemacht der ich nun bin. Ich komme mit mir ganz gut klar, hatte wahrscheinlich wahnsinnig viel Glück bis hierhin. Für keinen meiner Jobs habe ich mich je offiziell beworben, bin irgendwie reingerutscht und man gab mir eine Chance mich zu beweisen. Bei standardisierten Bewerbungsverfahren war spätestens beim Gespräch Schluss.
    Habe mich aber auch sehr früh vom sozialen Miteinander distanziert und mich für ein alleine Leben entschieden. Das eine Partnerschaft niemals funktionieren wird ist mir auch schon lange bewusst, deshalb ist es nichts was mir in meinem Leben verloren ging. Die Diagnose Asperger erklärt viele Dinge über die ich mir bis dahin doch Gedanken gemacht habe, wieso ich so bin und was mit mir nicht stimmt.
    Ich bin noch lange nicht an dem Punkt voll im reinen mit allem zu sein, es gab auch einige echt harte Episoden mit 18 mit 27 mit 33 aber ich würde sagen aus jeder hab ich etwas gelernt und versuche Fehler der Vergangenheit heute zu vermeiden oder nur noch sehr abgeschwächt zu begehen :)
    Der nächste große Knackpunkt wird sein, wenn meine Mutter irgendwann stirbt und der letzte / wichtigste Bezugspunkt im meinem Leben verschwunden ist aber ich weis was kommt und versuche mich vorzubereiten.
    Die Einsamkeit im Alter steht auch auf meinem Zettel, evtl. ergibt sich die Möglichkeit ein Wohnprojekt zu starten. Ein Haus, mehrere eigenständige Wohnparteien für Menschen im Autismus-Spektrum. Alle haben ähnliche Erfahrungen, evtl. unterstützt man sich gegenseitig ist aber nicht gezwungen Miteinander zu seien, wie es in den meisten Wohngemeinschaften üblich ist. Eine Vision...

    Bin mit meinem Leben und dem Verlauf zufrieden. Wäre es anders gewesen, wäre ich nicht ich sondern jemand anderes, das würde mir überhaupt nicht passen und ich hätte Streit mit mir :lol:

  • @ziejay:
    Ja, Wohnprojekte halte ich auch für eine sinnvolle Möglichkeit, um nicht einsam sein zu müssen. Vermutlich ist es schlau, sich da schon möglichst früh drum zu kümmern, auch wenn immer die Hoffnung da ist, man könnte einen Lebenspartner finden. Denn selbst wenn man ihn findet, weiß man nicht, wann das ist, und ob man dann zusammen wohnen möchte, viele Autisten brauchen ja einfach viel freien Raum und Zeit für sich und leiden darunter, wenn sie nicht die Möglichkeit haben, sich auch mal zurückzuziehen.


    Bin mit meinem Leben und dem Verlauf zufrieden. Wäre es anders gewesen, wäre ich nicht ich sondern jemand anderes, das würde mir überhaupt nicht passen und ich hätte Streit mit mir :lol:

    Das, finde ich, ist auf jeden Fall die grundlegendste Erkenntnis überhaupt. Ich bin ich, und das muß auch so sein. Wie lang habe ich dagegen angekämpft. :d

  • Gerit:

    Mit dem Einzug in ein solches Wohnprojekt ist ja nicht das Leben zu Ende und man kann immer noch den richtigen Lebenspartner finden. Hat aber evtl. die Sicherheit gut aufgehoben zu sein, auch wenn sich niemand mehr findet. Könnte mir vorstellen, das es den Druck nimmt. Wenn das Fundament gut ist, lässt sich etwas stabiles darauf aufbauen.

    Ich freue mich, das du es geschafft hast dich so so zu akzeptieren wie du bist. Man kann sich anstrengen und verbiegen soviel man will, trotzdem wird sich immer jemand oder einer Gruppierung finden denen man nicht passt.

    Jeder versucht heute möglichst individuell zu sein aber bloß nicht dabei aufzufallen. Man soll solange an sich arbeiten bis man in die Gesellschaft passt. Wären alle Menschen so, wie sie wirklich sind, wäre viel in der Gesellschaft gewonnen. An dieser Stelle könnte ein ewig langer Monolog über meine Kritik an "sozialen" Medien, Influencern usw. kommen aber ich lasse es lieber, gehört hier jetzt nicht hin.

  • Jeder versucht heute möglichst individuell zu sein aber bloß nicht dabei aufzufallen. Man soll solange an sich arbeiten bis man in die Gesellschaft passt. Wären alle Menschen so, wie sie wirklich sind, wäre viel in der Gesellschaft gewonnen. An dieser Stelle könnte ein ewig langer Monolog über meine Kritik an "sozialen" Medien, Influencern usw. kommen aber ich lasse es lieber, gehört hier jetzt nicht hin.

    Ach, wieso, mach mal. Das passt doch sehr gut in den Thread rein und würde mich auf jeden Fall sehr interessieren. :)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!