Zweites Studium mit Mitte 30?

  • Mich würde interessieren, ob es jemanden hier gibt mit entsprechenden Erfahrungen.
    Ich bin gerade hin und her gerissen.
    Ich habe erfolgreich ein Studium abgeschlossen und bin darin seit gut 5 Jahren mehr oder weniger erfolgreich tätig.
    Und meist läuft es ganz gut. Aber ich habe sehr viel mit Menschen zu tun und immer wieder wird mir das zu viel und tageweise habe ich sogar richtig heftige Ängste und Aussetzer bezüglich der Arbeit, die sich sehr stark psychosomatisch auswirken und worunter ich sehr leide.
    Die letzten zwei Jahre kamen mir vor wie ein Marathon... aber ich hatte in Ziel vor Augen und habe die zwei Jahre durchgezogen.
    Wieder mit Erfolg. Aber das ewig so weiter machen?
    Ich habe den nachfolgenden Arbeitsvertrag im November nicht mehr unterschrieben, weil ich super fertig war und gerade erstmal eine Pause brauchte.
    Die letzten Wochen noch durchzuhalten war echt ein Kampf.

    Seit meiner ersten Stelle vor 5 Jahren überlege ich umzuschulen. Irgendwas anderes zu machen... wo ich mich hoffentlich wohler fühle. (Was vielleicht ein Trugschluss ist?)
    Nach ewigem hin und her hat sich in den letzten Monaten der Gedanke gefestigt etwas Richtung DataScience zu machen und darin später meinen bisherigen Beruf als Wissensdomäne mit einzubinden. (Damit das Bisherige nicht umsonst war)

    ABER nun bin ich keine 20 mehr. Ich habe jetzt erst angefangen mich mit den IT Themen zu beschäftigen. Ich bin kein Vollblut Nerd seit Geburtstagen an. Ich habe mich immer viel mit anderen Themen beschäftigt, aber weniger im Speziellen mit Computern und deren Funktionsweise.
    Allerdings war mein absolutes Lieblingsfach in der Schule Mathe. Darin hatte ich durchgehend 13-15 Punkte. Ich habe auch mal einen Informatikkurs in der Schule gemacht, aber an den kann ich mich nicht mehr erinnern.

    Als Jugendliche hab ich nur ein paar Webseiten mit HTML gebaut und mit Spieletools herumexperimentiert.
    Aber wie gesagt nichts ernsthaftes in Richtung IT betrieben.
    Kennt sich jemand in dem Bereich aus? Ist die Idee total bescheuert jetzt da noch versuchen einen Fuß rein zu bekommen?
    Seit 3-4 Wochen beschäftige ich mich mit Python und es macht richtig Spaß. Habe schon mehrere Kurse durch.
    Und ich habe auch wieder richtig Bock auf Mathe.

    In Therapien und Beratungen wurde mir häufiger schon gesagt, dass mein Job bei meiner Persönlichkeitsstruktur (im autistischen Spektrum) langfristig womöglich nicht das Richtige ist und ich werde gerade sehr ermutigt mehr in Richtung Informatik zu gehen.
    Aber die wissen ja auch alle nicht wovon sie reden. Darum würde mich mal die Meinung von jemanden interessieren, der vielleicht auch so einen Weg relativ spät eingeschlagen hat oder sich mit DataScience etc so weit auskennt, ob es realistisch ist als Laie nach 2-3 Jahren da irgendwie was in dem Bereich machen zu können....

    Meine Wissensdomäne ist die Medizin.

    3 Mal editiert, zuletzt von Lykana (25. November 2020 um 19:21)

  • Hallo Lykana,

    für mich ist es alles andere als abwegig.

    Ich habe mit 30 meine erste Ausbildung absolviert (davor mich mit Helfertätigkeiten im IT-Bereich durchgewurstelt).

    Ein Bestandteil war die SQL-Datenbank-Pflege - natürlich hatte ich diesen Test 100%...

    Problematisch war das Drumherum. Die IT ist nämlich so weit gefächert, daß du gezwungen bist auch mit weniger beliebten Themen zu arbeiten (z.B. Netzwerk-Grundlagen, physische Grundlagen, Digitalrechnung). Kannst du dich auch dafür motivieren, wenn diese Dinge elementar für deine Wunschtätigkeit sind?

    Der Jobmarkt selber ist an dieser Stelle leergefegt - du mußt dich jedoch regelrecht selbst vermarkten können, da du sonst nur ausgenutzt und zu gering entlohnt (Gehalt) wirst. Genau das ist mir nach der Ausbildung mehrfach passiert.

    Freundliche Grüße

    infla

  • Ich hab meine Masterarbeit im Bereich Business Intelligence (data Warehouse) geschrieben. Auch jahrelang in dem Bereich gearbeitet. Der Fehler war dann in eine Management Position zu wechseln (damals hatte ich aber die Diagnose noch nicht)
    Also ja, kann das vom autistischen Standpunkt her nur empfehlen. Und es hat NICHTS mit IT Nerd sein zu tun. Logisches Denken, Mathe, Strukturen durchblicken. Das brauchst du dafür. Mit Rechnerkram kenn ich mich heute noch nicht besonders gut aus. Trotz Informatik Diplom.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

  • Ich habe jetzt erst angefangen mich mit den IT Themen zu beschäftigen. Ich bin kein Vollblut Nerd seit Geburtstagen an. Ich habe mich immer viel mit anderen Themen beschäftigt, aber weniger im Speziellen mit Computern und deren Funktionsweise.

    Das ist kein Nachteil.

    Mich hat genau das auch früher davon abgehalten, in Richtung IT zu gehen, ich dachte eben auch immer, das sei nur was für "Vollblutnerds", die sich seit dem 4. Lebensjahr mit IT-Themen beschäftigen.
    Ich bin froh, meine Entscheidung dann doch noch korrigiert zu haben.
    Mein Eindruck ist: Die Leute, die viel Vorwissen haben, das sie aber eher "unstrukturiert" erworben haben, haben es an der Uni am schwersten. Denn Halbwissen im Nachhinein zu strukturieren, ist schwer. Bei 0 anfangen ist einfacher.

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • Ich würde als Alternative auch noch eine Ausbildung im Bereich IT ins Spiel bringen.
    Ich hatte erst ein IT Studium angefangen und dann in eine Ausbildung zum Fachinformatiker gewechselt.
    Beides hat vor und Nachteile. Was das praktische Arbeiten anging und das Einfügen in Job und Arbeitsumfeld fand ich es für mich mit dem Ausbildungsteil deutlich leichter. Auch wenn die Ausbildung natürlich etwas weniger Geld abwirft, ist es meiner Meinung nach wert darüber nachzudenken.

  • Habe mit 31 ein Fernstudium an der FernUni Hagen begonnen, einen Master in Praktischer Informatik. Der ist nicht-konsekutiv, setzt einen ersten Uni-Abschluss voraus und Credits in Mathe/Inf, die aber nicht aus dem Erststudium kommen müssen. Ist aber eher etwas für Menschen, die einen theoretischen Ansatz bevorzugen. Das Programmierpraktikum und die Fachpraktika sind gut.
    An der Wilhelm-Büchner-FH war ich für Inf eingeschrieben um die Credits für die Zulassung im Vorfeld zu erwerben. Die Organisation war dort flexibler. Ich kann die Wilhelm-Büchner-FH aber nicht empfehlen, kein sonderlich hohes Niveau, Skripte tw. lustlos zusammengeschustert. Eins war ein Komplettplagiat aus zwei Fachbüchern. Geht gar nicht!

  • Ich habe mit 27 ein zweites Studium begonnen und das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

    Mit 30 Jahren hat man - nach aller Wahrscheinlichkeit - mehr Arbeitsleben vor sich als hinter sich. Da lohnt es sich auf jeden Fall zu überlegen oder auszuprobieren.

    Einmal editiert, zuletzt von 1QMX (26. November 2020 um 17:26)

  • Danke für eure Antworten.
    Ich bin ja leider doch schon deutlich älter als 27. Ich weiß auch nicht, was ich machen soll.
    Mir gehts nicht besonders gut aktuell.
    Bei einer Ausbildung würde ich halt wohl alles wegwerfen, was ich bis dato gemacht habe. Bei einem Studium erhoffe ich mir dagegen die Möglichkeit der Verknüpfung beider Fachbereiche. Aber... ach. Ich lerne mal weiter Python.

    Aber irgendwie macht mich diese Perspektivlosigkeit gerade sehr betrübt, weil ich nicht weiß was Sinn macht und was einfach nur Zeitverschwendung ist und mich eh nie jemand in dem Bereich beschäftigen wird und die Finanzierung auch sehr schwierig ist.
    Und ich habe den Eindruck nur gegen verschlossene Tore zu rennen, aber der Leidensdruck bei meiner aktuellen Beschäftigung ist leider sehr groß und wird mit den Jahren auch nicht wirklich weniger. Aber wer weiß, ob es anderswo besser wird.

    Der Jobmarkt selber ist an dieser Stelle leergefegt - du mußt dich jedoch regelrecht selbst vermarkten können, da du sonst nur ausgenutzt und zu gering entlohnt (Gehalt) wirst. Genau das ist mir nach der Ausbildung mehrfach passiert.

    Zitat

    Der Jobmarkt selber ist an dieser Stelle leergefegt - du mußt dich jedoch regelrecht selbst vermarkten können, da du sonst nur ausgenutzt und zu gering entlohnt (Gehalt) wirst. Genau das ist mir nach der Ausbildung mehrfach passiert.


    Das klingt ja leider recht ernüchternd. Das erlebe ich nämlich aktuell auch in meinem Beruf, bei dem ich auch schon deutlich unter Tarif bezahlt werde... .

    Ich ertappe mich dabei ans aufgeben zu denken. Nach dem Motto "mich will ja eh keiner".
    Ich bin gerade ziemlich traurig und allein. -.-

    Einmal editiert, zuletzt von Lykana (1. Dezember 2020 um 18:17)

  • Auf Basis deiner Wissensdomaine Medizin (Medizinstudium?) gäbe es die Möglichkeit, einen grundständigen Studiengang im Bereich Medizininformatik zu absolvieren. Hierbei wären deine bestehenden Kenntnisse im Fach Medizin eine gute Ressource.

    Berufenet - Studiengang Medizinische Informatik

    Hier findest du z. Bspl. eine Übersicht der Unis, an welchen dieser Studiengang verfügbar ist.

    Medizinische Informatik - Studiengänge und Hochschulen

    Dieser Studiengang bietet m.E. eine interessante Symbiose zwischen Medizin und Informatik und ist sehr zukunftsfähig.

    Jedes isolierte Bewusstsein macht sich auf den Weg - wie die Kraft des Wassers V_V

  • Ich würde als Alternative auch noch eine Ausbildung im Bereich IT ins Spiel bringen.

    :thumbup:

    Zumal man beim Studium überhaupt nichts verdient und von irgendwas muss man ja leben. Bafög gibts nur für das Erststudium. ALG1 oder 2 nur dann wenn man dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Das ist bei einem Studium nicht der Fall.
    Ein Ausbildungsgehalt ist zwar auch nicht der Burner, aber das kann man wenigstens aufstocken.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

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