Kontrollsucht in zwischenmenschlichen Beziehungen

  • Hi,

    mich würde mal interessieren, wann bei euch die Kontrolle in Freundschaften zu weit gehen würde.
    Wenn jemand euch zB jedes Mal, wenn Kontakt besteht, nach euren anderen Kontakten ausfragt, also, ob ihr mit ihnen noch Kontakt habt, evtl. auch wie viel
    und was ihr an sozialen Aktivitäten seit dem letzten Treffen gemacht habt sowie was ihr die kommende Woche machen werdet (teilweise merhfacht danach fragt)
    und es zudem den berechtigten Verdacht gibt, dass diese Person eine Spy-Software für einen Messenger-Dienst verwendet hat (vllt auch noch verwendet?),
    da sie sich quasi unabsichtlich selbst verraten hat, wie würdet ihr das sehen?
    Und wenn sie zB genau nachfragt, wo und wann ihr eine gewisse Veranstaltung besucht, sodass ihr schon denkt, sie will auch mit, die Person aber anscheinend
    nur genau wissen möchte, wo ihr euch wann aufhaltet...

    Es gibt sicherlich noch andere Punkte, die ich bezüglich dieser Person und dem Thema Kontrolle schreiben könnte, aber erst einmal das Wichtigste.

  • Das hört sich schon pathologisch an - da wären bei mir längst alle Grenzen überschritten (und das hat nix mit AS zu tun, das ginge mit Sicherheit den meisten Menschen zu weit).

  • Also das mit der Spy-Software ist schon dämlich, allerdings denke ich hab ich zu dem Thema eine andere Sichtweise als wohl die meisten.
    Eine Software dafür finde ich schwachsinnig und definitiv will dich dann jemand kontrollieren bzw vertraut dir dann wohl nicht. Allerdings gehöre ich zu solchen Menschen, extrem eifersüchtig, fast schon Kontrollwahn, muss alles wissen und 100% vertrauen können (und das trotzdem prüfen). Mein Mann ist da genauso. In meinem Handy ist kein Passwort/Code, jeder darf vom anderen alles lesen, wir fragen uns x-mal gegenseitig wer wo war und wer dabei war und warum. Gut dass wir kaum weg gehen, da kommt das nicht oft vor :roll:
    Aber es ist wohl ein Unterschied ob man das bei Bekannten macht oder bei Menschen die einem extrem wichtig sind, weil man sein Leben mit ihnen teilt. So oder so denke ich ist der Grund Verlustangst und Kontrolle deswegen. Bei mir definitiv weil ich es wahrscheinlich bis zum Lebensende nicht einfach so als normal sehe, dass ich jemanden gefunden habe und denjenigen auch halten kann.

  • Das hört sich schon pathologisch an - da wären bei mir längst alle Grenzen überschritten (und das hat nix mit AS zu tun, das ginge mit Sicherheit den meisten Menschen zu weit).

    +1
    Ich sehe das genauso. (RW) Trotz der Beziehung hat ja jeder noch sein eigenes Leben und Kontakte. Wenn sich der Partner nun über die Beziehung mit einer Freundin unterhält, dann geht es mich als Partner über nichts an. Ohne Vertrauen funktioniert das ja nicht. Genauso ist es ja hier im Forum. Ich würde das ja auch nicht mit jedem Menschen teilen wollen. Klar, gehört Offenheit zu der Beziehung dazu, man sollte sich nichts verheimlicht, aber hinterspionieren geht gar nicht. (RW) Wenn ich jemanden aus den Dating-Apps kennenlernen würde und sich eine Beziehung ergeben würde, dann würde ich ja auch nicht als erstes sagen das ich hier im. Selbsthilfeforum angemeldet bin. Dazu gehört schon ne Menge Vertrauen und Gewissheit dass die Person es wert ist solche intimen Sachen über mich zu lesen.
    Eifersucht gehört ja auch zu der Beziehung dazu. Wer das leugnet lebt wahrscheinlich nicht in einer glücklichen Beziehung oder lügt. Es ist halt die Frage wie weit diese die Beziehung strapaziert. Eifersucht hat ja auch, wie schon beschrieben, etwas mit Verlustängsten zu tun. Wenn ich also bei jemanden ein ungutes Gefühl (RW) habe, oder die Person nicht mag, dann erwarte ich vom Partner, dass der Kontakt zu der Person nicht gesucht wird. Ich würde es ja genauso machen. Mir wäre ja wichtig das meine Partnerin glücklich ist. Es ist halt die Frage wer, ich oder die andere Person, der Partnerin wichtiger ist. Wenn die andere Person wichtiger ist als meine Gefühle, dann sollte man sich die Frage nach dem Zustand der Beziehung stellen. Niemand ist des anderen Eigentum und die Gedanken schon gar nicht. Beziehung können kaputt gehen (RW), das sollte man sich immer bewusst werden und anstatt die Zeit und Energie für sowas zu verwenden, sollte man eher überlegen was den Partner glücklich macht damit dieser nicht nach anderen ausschau hält. (RW)
    Meine persönliche Meinung ist, wenn man sich gegenseitig ausspioniert, ist die Beziehung kaputt. (RW) Das heißt jetzt nicht dass man am Leben/Gefühle/Freunde des Partners kein Interesse zeigen soll. Nach dem Motto "das sind deine Freunde, dass geht mich nichts an". Ist halt kompliziert.

  • Zitat von ADD83

    Allerdings gehöre ich zu solchen Menschen, extrem eifersüchtig, fast schon Kontrollwahn, muss alles wissen und 100% vertrauen können (und das trotzdem prüfen).

    ich bin froh, über dieses Thema. Habe mich selbst nicht getraut es anzusprechen. Mir geht es da wie dir. Extrem eifersüchtig, oder besser gesagt, extrem voller Angst, dass irgendwas, irgendwer besser und wichtiger ist als ich. Mein Lebensgefährte ist nicht so, aber sehr verständnisvoll. Wir haben abgesprochen, dass ich alles fragen darf und er mir immer ehrlich antwortet, das geht schon so von Anfang an (seit fast 5 Jahren). So allmählich kann ich mir schon einige Fragen “verkneifen“, obwohl ich sie gern stellen würde, so “arbeiten“ wir uns langsam vor

  • ich bin froh, über dieses Thema. Habe mich selbst nicht getraut es anzusprechen. Mir geht es da wie dir. Extrem eifersüchtig, oder besser gesagt, extrem voller Angst, dass irgendwas, irgendwer besser und wichtiger ist als ich. Mein Lebensgefährte ist nicht so, aber sehr verständnisvoll. Wir haben abgesprochen, dass ich alles fragen darf und er mir immer ehrlich antwortet, das geht schon so von Anfang an (seit fast 5 Jahren). So allmählich kann ich mir schon einige Fragen “verkneifen“, obwohl ich sie gern stellen würde, so “arbeiten“ wir uns langsam vor

    ...mir geht es da wie euch, bzw. wie Lady Bug, da meine Angst dahinter wohl auch dieselbe ist! Ich hab halt null Selbstwertgefühl.
    Meinem Partner ggü. kann ich mir mittlerweile auch zum Glück zu nervige Fragen verkneifen, aber dennoch gehöre ich halt tendenziell zu den "Kontrollfreaks" und möchte alles ganz genau wissen. Da ich aber keine Furie sein will, reiße ich mich eben so gut es geht zusammen. Mal klappt's, mal nicht :d

    Bei Freundschaften ist das aber garnicht so. Da bin ich total locker uns habe keinerlei Kontrollbedarf. Wenn sich jemand mir gegenüber so verhalten würde, wie Fidoline das beschreibt, wäre meine Geduld am Ende und die Freundschaft damit auch!
    Diese Person sollte sich mal dringend einen guten Therapieplatz besorgen :roll:

  • Wenn so intensiv und detailliert nachgefragt würde, dann fände ich das schon sehr fordernd und würde wohl nachfragen, woher dieses Bedürfnis stammt - zumindest dann, wenn es häufiger/regelmäßig vorkäme und mitteilen, dass ich mich wie in einem Verhör fühle.

    Ich komme gar nicht gut mit Kontrollbedürftigkeit zurecht und mit Eifersucht gar nicht. Dass würde von meiner Seite sicherlich alsbald zur Einstellung oder zumindest starken Reduzierung des Kontaktes führen.

    Ich bin keinesfalls bindungsphobisch, aber wenn mich jemand kontrollieren will oder (andauernd) eifersüchtig ist, hätte ich wohl ein starkes Bedürfnis nach (mehr) Distanz. Wäre vermutlich der Beginn einer "mehr des Gleichen"-Spirale, wenn die Aktionen und Reaktionen unbewusster verlaufen.

    Ich gehe (wenn es keine deutlichen Anzeichen dagegen gibt) erstmal davon aus, dass mein Gegenüber sich aufrichtig verhält und mir nicht schaden will. Ich bin kein misstrauischer Mensch und will die Welt auch nicht grundsätzlich so betrachten. Ich gebe "Vertrauensvorschuss". Ich erwarte jedoch auch, dass mir vertraut wird, wenn jemand mir näher steht/stehen will.

    Auch wenn jemand eine ständige Rückversicherung braucht, dass ich noch da bin, noch Freund bin, bleibe etc empfinde ich das als sehr ansrengend und es liefert mir Hinweise auf mögliche dysfunktionale Denk- und Handlungsweisen, die längerfristig wohl nicht zu dem passen, was meinen Geschmack an zwischenmenschlichen Beziehungen entspricht.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • ...mir geht es da wie euch, bzw. wie Lady Bug, da meine Angst dahinter wohl auch dieselbe ist! Ich hab halt null Selbstwertgefühl.Meinem Partner ggü. kann ich mir mittlerweile auch zum Glück zu nervige Fragen verkneifen, aber dennoch gehöre ich halt tendenziell zu den "Kontrollfreaks" und möchte alles ganz genau wissen. Da ich aber keine Furie sein will, reiße ich mich eben so gut es geht zusammen. Mal klappt's, mal nicht :d

    Bei Freundschaften ist das aber garnicht so. Da bin ich total locker uns habe keinerlei Kontrollbedarf. Wenn sich jemand mir gegenüber so verhalten würde, wie Fidoline das beschreibt, wäre meine Geduld am Ende und die Freundschaft damit auch!
    Diese Person sollte sich mal dringend einen guten Therapieplatz besorgen :roll:

    Genau, mal klappt es, dann wiederum nicht. Hatte heute erst wieder so einen “stolzen“ Moment, weil es geklappt hat.
    Bei Freundschaften hab ich das auch überhaupt nicht, aber das liegt sicher daran, dass sie mir weniger wichtig sind, als mein Partner. “Nur Freunde eben. Mein Partner hat mich “freiwillig“ ausgesucht, so kann er mich auch jederzeit “austauschen, wenn er “etwas besseres“ findet. Das kaum vorhandene Selbstwertgefühl suggeriert eben, alles und jeder ist besser als man selbst.
    Auch wenn das bedeutet, dass noch mehr Menschen außer mir dies ertragen und so Leben und lieben “müssen“, bin ich doch froh, nicht die Einzige zu sein. Bitte nicht falsch verstehen.

  • @Fidoline mir wären alle Punkte zu viel Kontrolle, sowohl in einer Freundschaft als auch in einer Partnerschaft.
    Auch wenn ich Verlustängste und Bindungswünsche und aufrichtiges Interesse unterstelle, wäre mir dieses Verhalten des anderen doch zu egoistisch auf seine eigenen Bedürfnisse ausgerichtet.
    Das hängt aber sehr davon ab, wie viel Ausdruck von Bedeutung der jeweils andere (das Ziel dieser Kontrollaktionen) haben möchte oder ertragen kann.

  • Ich komme gar nicht gut mit Kontrollbedürftigkeit zurecht und mit Eifersucht gar nicht. Dass würde von meiner Seite sicherlich alsbald zur Einstellung oder zumindest starken Reduzierung des Kontaktes führen.

    Ich bin keinesfalls bindungsphobisch, aber wenn mich jemand kontrollieren will oder (andauernd) eifersüchtig ist, hätte ich wohl ein starkes Bedürfnis nach (mehr) Distanz. Wäre vermutlich der Beginn einer "mehr des Gleichen"-Spirale, wenn die Aktionen und Reaktionen unbewusster verlaufen.

    Mir geht es eben auch so.
    Ich bin ein sehr ehrlicher und aufrichtiger Mensch und in einer Beziehung oder einer guten Freundschaft rede ich automatisch auch über Privates. Allerdings muss das freiwillig erfolgen. Wenn jemand wirklich immer die oben aufgezählten Fragen stellt, entsteht bei mir das Bedürfnis, mich zurückzuziehen.
    (Wobei es nicht darum geht, diese Fragen mal zu stellen).
    Auch für eine Beziehung wäre es mir zuviel und man merkt hier in den Beiträgen ja auch, was der Grund für solches Verhalten ist: kein Selbstbewusstsein. Vielleicht findet man jemanden, der das akzeptiert, aber oft kann man gerade dadurch eigentlich enge Beziehungen (egal welcher Art) zerstören.

    Und jemanden über das Handy zu verfolge, geht ja gar nicht. Das finde ich echt gestört und hochgradig behandlungsbedürftig.

    Auch wenn ich Verlustängste und Bindungswünsche und aufrichtiges Interesse unterstelle, wäre mir dieses Verhalten des anderen doch zu egoistisch auf seine eigenen Bedürfnisse ausgerichtet.

    Auch diesen Satz finde ich gut. Ich unterstelle der betreffenden Person aufrichtiges Interesse. Aber es ist selbstbezogen, solange nicht beide Menschen das gleiche Bedrüfnis nach Kontrolle habe.
    Eine andere Person fragt mich zB oft, wie es meinen Eltern oder Tieren geht. Das ist was anderes: Die Eltern sind für diese Person wichtig - und da für mich meine Tiere sehr wichtig sind, versucht diese Person mit ihren Fragen auf mich einzugehen und meine Bedürfnisse zu berücksichtigen.

    Eine Freundschaft (oder andere zwischenmenschliche Beziehung) sollte beidseitig und ausgeglichen sein, wenn einer auf Dauer mehr bekommt als der andere, funktioniert
    das - zumindest für mich - nicht.
    Außnahmen sind: Haustiere, (kleinere) Kinder und Erwachsene, die dement sind ect. Da ist das Verhältnis automatisch nicht auf Augenhöhe.

  • Wenn jemand euch zB jedes Mal, wenn Kontakt besteht, nach euren anderen Kontakten ausfragt, also, ob ihr mit ihnen noch Kontakt habt


    Ob man mit den anderen Personen Kontakt hat, sind für mich keine Kontrolle, eher Interesse. In die Kontrollrichtung sind eher, wo warst du, mit wem warst du da und wie lange,wer war noch mit dabei, was habt ihr gemacht oder ähnliches?

    Wesentlich schlimmer ist es, das jemand meint dass man zu tun und zu lassen hat was diese Person sagt.


    kein Selbstbewusstsein. Vielleicht findet man jemanden, der das akzeptiert, aber oft kann man gerade dadurch eigentlich enge Beziehungen (egal welcher Art) zerstören.

    Ein geringes Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl ist nicht die wahre Ursache, sondern eher ein Faktor. Beispielsweise haben Verlustängste einen andere Ursache bzw. Hintergrund. Man akzeptiert die Verlustängste seines Partners und bittet darum, die genaueren Hintergründe zu erfahren.

    Man unterstützt beim Auflösen der Ängste und auch die Stärkung des Selbstbewusstseins, der Selbstakzeptanz, des Selbstwerts usw.

    Eifersucht ist nicht zwingend etwas schlimmes. Zu einem möglichen Problem wird die Eifersucht erst, wenn sie in die Richtung "krankhaft" bzw. Zwang geht. Da gilt es dann auch die Hintergründe, Ursachen zu ermitteln, aufzuarbeiten und aufzulösen.

  • Ob man mit den anderen Personen Kontakt hat, sind für mich keine Kontrolle, eher Interesse. I

    Ja, das sieht jeder anders. Aber ich bin nicht die Einzige, die das von ihm nervt. Die Menschen, die wirkliches Interesse an mir haben, fragen zum Beispiel oft nach meinen Tieren, da diese sehr wichtig für mich sind. Interesse für eine Person zeigt man nicht, indem man nur nach dem fragt, was man selbst wissen will, sondern auch nach dem, was der Person wichtig ist.

    Man akzeptiert die Verlustängste seines Partners und bittet darum, die genaueren Hintergründe zu erfahren.

    Man muss nicht alles bei anderen Menschen akzeptieren. Man ist auch ein Mensch und kein Therapeut (zumindest ich nicht). Man hat ein Recht auf ein eigenes Leben. Am schlimmsten aber ist es, wenn Personen, wie derjenige, um den es hier geht, kein zutreffendes Bild von sich haben und dadurch die Probleme auch fast nur bei den anderen sehen.

  • Probleme kann man lösen und man lösen und im Gespräch offen darüber sprechen und gemeinsam eine Lösung entwickeln, aus Fehlern lernen. Eine Partnerschaft bedeutet nicht, dass man keine Freiheiten mehr hat oder seinen interessen und Hobbies nicht ausleben kann und auch keine Zeit für sich selbst hat. Darüber sprechen und auch offen mitteilen, das man gerade Zeit für sich braucht und dann läuft das auch.

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