Gebärdensprache

  • Mal eine kurze Frage, gibt es hier noch mehr Forumsmitglieder welche Kontakte zur Gebärdensprache haben oder diese Nutzen. Ich schätze dies Sprache sehr und wir nutzen sie auch innerhalb der Familie mit einem unserer Kinder. Eine der Dimensionen der Sprache ist ja die Mimik um Emotionen in der Sprache auszudrücken. Dies soll ja für Leute im Spektrum unter Umständen schwierig sein :prof: . Ich finde dies aber schöner und irgendwie auch ansprechender als in der rein gesprochen Sprache.

    Wie geht es euch damit?

  • Eine der Dimensionen der Sprache ist ja die Mimik um Emotionen in der Sprache auszudrücken. Dies soll ja für Leute im Spektrum unter Umständen schwierig sein :prof: . Ich finde dies aber schöner und irgendwie auch ansprechender als in der rein gesprochen Sprache.

    Sprachen sind irgendwie mein Spezialinteresse, und grundsätzlich wäre die Möglichkeit, ohne Geräusche zu kommunizieren für mich sehr wertvoll;
    Da fiel natürlich auch mal Gebärdensprache in meinen Fokus. Was mich dann aber davon abgehalten hat war eben diese überdeutliche Mimik etc. Wenn ich die Nachrichten sehe, und zufällig auf Phoenix bin, muss ich schnell umschalten, weil der Gebärdensprachendolmetscher für mich schwer zu ertragen ist. Das ist für mich das visuelle Äquivalent zu Kindergeschrei...

  • Das ist für mich das visuelle Äquivalent zu Kindergeschrei

    Das finde ich im Deutschen Fernsehen auch oft so. Hängt aber meiner Erfahrung nach sehr vom Gebärdenden ab. Bei unserem Sohn auf der Schule gibt es Gebärdensprache Lehrer, die sehr angenehm zu folgen sind und die meisten Dolmetscher nutzten meiner Meinung nach hier zu wenig Mimik - also eher umgekehrtes Problem. Die Mimik beim Gebärden entspricht ja der Variation in der Stimme bei der Lautsprache.

  • Eine der Dimensionen der Sprache ist ja die Mimik um Emotionen in der Sprache auszudrücken. Dies soll ja für Leute im Spektrum unter Umständen schwierig sein

    Für mich kann ich das bestätigen. Habe ein paar Jahre DGS gelernt und die Lehrerin hat sich auch immer beklagt, dass meine Mimik viel zu schlecht sei. Von Asperger wusste ich damals allerdings noch nichts, die Diagnose kam ein paar Jahre später. Jetzt ist mir vieles klarer...

  • Ich hatte auch mal einen Kurs in Gebärdensprache belegt und bin grandios wegen total fehlender Mimik gescheitert.
    Da hatte ich sogar das Angebot bekommen, das ich abbrechen kann und einen Teil der Kursgebühren zurückerstattet bekomme.
    Dabei habe ich mich wirklich ganz sehr bemüht.

    Ich war also sehr schlecht. :(

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    "Ich kehre in mich selbst zurück und finde eine Welt."

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Mimik kann ich üben.
    Das habe ich schon im Geschichtsunterricht begonnen :d vor lauter Langeweile.

    Aber das "Vokabelpauken" hat mir nach langen Jahren der Schul-Abstinenz doch mehr Schwierigkeiten gemacht als ich mir es vorstellte.


    ....diese überdeutliche Mimik etc. Wenn ich die Nachrichten sehe, und zufällig auf Phoenix bin, muss ich schnell umschalten, weil der Gebärdensprachendolmetscher für mich schwer zu ertragen ist. Das ist für mich das visuelle Äquivalent zu Kindergeschrei...

    Ja, das geht mir bei bestimmten Menschen auch so.
    Gebärden"sprecher" sind aber auch unterschiedlich - ich erinnere mich an einen jüngeren Mann in diesem Sender, der überdeutliche raumgreifende Gebärden zeigte; das war wie sehr lautes Sprechen. Unangenehm.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Aber das "Vokabelpauken" hat mir nach langen Jahren der Schul-Abstinenz doch mehr Schwierigkeiten gemacht als ich mir es vorstellte.

    Das hat bei mir schon in der Schule nicht funktioniert. Ich muss eine Sprache anwenden, dann wächst der Wortschatz (RW) ziemlich schnell. Beim lernen mit Kärtchen oder so was ist es bei mir Hoffnungslos.

    Ihr schreibt, dass euch die Mimik z.T. irritiert. Mir ist aber für mich aufgefallen, dass es auf der anderen Seite aber für mich einfacher ist die deutlichen Gesichtsausdrücke zu registrieren und die Emotionen dahinter wahrzunehmen.

    Nutzt von euch noch jemand die Gebärdenksprache. Wir haben ja mit unserem Sohn da ein tägliches Übungsfeld (RW). Kommen aber seit Corona nicht mehr echt in Kontakt mit anderen Gehörlosen.

  • Ich finde Gebärdensprache immer faszinierend. Auch grade weil so viel ich auch immer rede das teilweise sehr anstrengend für mich wird und ich da manchmal gerne eine Alternative hätte. Grade momentan merke ich das wieder mit meinen verbalen Tics, dass die mich teilweise in der Sprache hindern und das wäre es klasse anders kommunizieren zu können.
    Die Hörgeräte helfen mit jetzt auch bei Störgeräuschen etwas verstehen zu können, seit ich die habe, kann ich in der Öffentlichkeit auch besser kommunizieren mit z.B. Verkäufern oder Bekannten im Restaurant auch wenn ich, das noch nicht viel ausprobieren konnte, da ja Corona ist und so.

    Ich denke allerdings sowohl von Motorik als auch Mimik könnte es problematisch werden das zu lernen. Ich lerne grade etwas Mimik in der Ergotherapie, ich muss aber einen Gesichtsausdruck viel üben und mich stark darauf konzentrieren.
    Und ich habe ja auch eine Koordinationsproblematik, so sind die notwendigen Gesten sicher auch nicht so einfach.
    Ich schaue gerne den Kanal "Fathering Autism" auf YouTube und da nutzt die autistische Tochter eine abgewandelte/vereinfachte Gebärdensprache. Das finde ich eine hilfreiche Zusatzmöglichkeit um ggf. in Situationen wo man non-verbal wird (in Bezug auf Lautsprache) kommunizieren zu können. Zumindest für die grundlegenden Bedürfnisse und Wünsche. Das ginge dann sicher auch ohne Mimik und sowas wird ja von einigen Autisten und ihren Eltern genutzt scheinbar. Hat auch den Vorteil dass man dann nicht immer Tippen muss oder ein Handy/Tablett mit entsprechender App braucht. (Für den Notfall habe ich die SprachAssistent App auf meinem Handy)

    Ein weiteres Problem ist, dass ggf. Gebärden mit Stimming und Tics verwechselt werden könnten bei mir.

    Auch schaue ich anderen Menschen meist nicht ins Gesicht (außer zum Lippenlesen wenn ich etwas nicht verstanden habe/schlecht verstehe, aber jetzt mit den Masken hilft da ja auch nix mehr). Da haben mich die Dolmetscher auch nie gestört, im Gegenteil ich gucke dann nur noch da hin und verpasse was eigentlich passiert, weil das so schön hin und herfuchtelt. (Nett gemeint.)

  • Aber das "Vokabelpauken" hat mir nach langen Jahren der Schul-Abstinenz doch mehr Schwierigkeiten gemacht als ich mir es vorstellte.

    Entschuldigung, das war etwas autistisch...ich meinte natürlich (!) das Vokabular der Gebärdensprache.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Ich finde Gebärdensprache zwar faszinierend und kann ohne Probleme ein Gespräch gebärden, aber das ist für mich tatsächlich anstrengender, als zu sprechen, weil ich da ja nicht anders kann, als mein Gegenüber anzuschauen. Ich ziehe es vor Menschen überhaupt nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Wobei indirekt geht das, also in einem Videochat, das ist auch einfacher als telefonieren, weil ich da eher weiss, wann ich dran bin mit sprechen.

  • Ich habe einst angefangen, DGS zu lernen, weil ich nur semi-verbal bin und mir Gebärden manchmal leichter fällt. Dass man gezwungen ist, sein Gegenüber anzugucken (man muss ja nicht in die Augen schauen), finde ich auch manchmal schwierig. Andererseits kann ich mich manchmal besser konzentrieren, wenn ich weiß, wo ich hingucken muss.
    Klar, mit der Mimik ist es manchmal problematisch, aber mir gefallen besonders die sogenannten Spezialgebärden, die sozusagen den Neologismen in der gesprochenen Sprache entsprechen.
    Bin allerdings ein VA.

    I'm not weird – I'm a limited edition.

  • Ich habe früher auch DGS lernen müssen, weil ich eine Beziehung mit einen Gehörlosen hatte.
    Das Lernen schaffte ich sehr, sehr schnell und hatte in null komma nix ein riesen Vokabular aufgebaut, aber die Mimik fand ich auch immer sehr schwierig.

    Mich stressten lange Gespräche immer total, weil ich so immens auf die Mimik und alles weitere achten musste.
    Das Gebärden fand ich super easy, die Mimik und das Verstehen dahingegen ziemlich tricky, weil soviel gleichzeitig passiert.

    Ich war nach einer 2-stündigen Unterhaltung immer total fertig, hatte einen Overload und musste mich dann immer erstmal erholen....

  • Nein.

    Ich kann dir Frageworte, das Fingeralphabet, Monate, Jahreszeiten und noch ein paar Vokabeln dazu... Sowas wie Oma Opa Tante Onkel :) also mein Wissen ist da bisher leider begrenzt würde gern mehr lernen

  • Traz0r Ich kann dir (und anderen Interessierten) folgende Seiten empfehlen:

    Digitales Wörterbuch der Deutschen Gebärdensprache
    Ein auf einem Sprachkorpus der Deutschen Gebärdensprache beruhendes Wörterbuch DGS-Deutsch
    www.sign-lang.uni-hamburg.de
    SignDict
    Ein Gebärdensprach-Wörterbuch
    signdict.org

    Gebärden Lernen | A - C

    Auf YouTube gibt es auch viele in Gebärdensprache übersetzte Lieder. Die Grammatik entspricht zwar dann der der Lautsprache, für die reinen Vokabeln ist es dennoch hilfreich. Die Grammatik ist aber auf der Wikipedia-Seite der DGS sehr gut erklärt. Ansonsten gucke ich manchmal Kinder-Wissenssendungen mit Dolmetscher.


    Gibt es hier im Forum eigentlich gehörlose Autisten oder CODAs, die DGS als Muttersprache haben?

    I'm not weird – I'm a limited edition.

    3 Mal editiert, zuletzt von Fionny_04 (29. Januar 2024 um 21:41) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Fionny_04 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

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