Hallo,
in einer Bachelor Arbeit der Universität Hamburg zum Thema "Frühkindliche Traumatisierung und mögliche Folgen" laß ich folgende Aussagen:
Zitat von Frühkindliche Traumatisierung und mögliche FolgenAlles anzeigen1- Copingmechanismen (Bewältigungsstrategien) sind z.T. angeborene und z.T. erlernte Strategien zur Problemlösung. Grundsätzlich sind diese Strategien funktionale Prinzipien, welche dazu dienen, verschiedenen Herausforderungen zu begegnen.
2- Studien zeigen, dass bei misshandelten Kindern im Vergleich zu Kindern, die keine Gewalterfahrungen gemacht haben, eine andere, veränderte Wahrnehmungvon Emotionen und sozialen Signalen erkennbar ist.
Daraus resultiert, dass diese Kinder Verhaltensauffälligkeiten in zwei Formen entwickeln:
1.„Vermeidungs- und Rückzugsverhalten, wenn sie sich unsicher sind hinsichtlich der Einschätzung des Gegenübers, und
2.scheinbar unmotivierte, impulsive Aggressivität. Diese Kinder und Jugendlichen eagieren sehr schnell und heftig aggressiv in für andere harmlosen Situationen“3- Die Fähigkeiten, das Verhalten von anderen Menschen zu deuten, Gefühle andererzu verstehen und nachzuempfinden und die Intentionen aus der Mimik und Gestikeines Gegenüber zu interpretieren, sind Lernprozesse. Wenn aber dieser Austausch von Emotionen, wenig positiv und eherdurch belastende, traumatische Beziehungen geprägt ist, kann dies zu einerverqueren Entwicklung von Empathie, sozialer Verbundenheit und intuitiverKommunikation führen.
4- Frühe Vernachlässigung und traumatische Erfahrungen haben Folgen auf dieweitere Beziehungsfähigkeit und die emotionale Intimität.
5- Chronische Traumatisierungen rufen eine erhöhte biologische Stressreaktion hervor. Diese Kinder haben dann Schwierigkeiten ihre Gefühlezu regulieren. Auch gibt es Kinder, die nicht mit einer Überaktivierung, sondern mit einer Untererregung reagieren. Symptomatiken sind dann etwa, verschleierter Blick in die Luft, Distanzierung, oder innere Abwesenheit.
6- Das Trauma wird i.d.R. nicht in sprachlicher, sondern überwiegend in bildhafterund/oder in emotionaler Form im Gedächtnis abgespeichert. Dies kann dazu führen, dass die Fähigkeit eigene Gefühle in Worte und Symbole zu fassen, bei traumatisierten Kindern beeinträchtigt ist.
7- Typische Symptome entlang der Entwicklungsphasen
3 bis 6 Jahre: sozialer Rückzug, rückläufige Sprachentwicklung, Verlust bereits erlangter sozialer Kompetenzen, autistoide Symptome
14 bis 18 Jahre: Teufelskreis des Scheiterns: emotionale defizitäre Selbstwahrnehmung, soziales, schulisches Scheitern,
Damit will ich weder sagen, dass Autismus traumabedingt wäre, noch irgendwelche anderen Rückschlüsse ziehen.
Ich habe das deshalb geschrieben, weil es beides (Trauma und Autismus) Diagnosen sind, die nicht einfach zu diagnostizieren sind. Gerade, wenn man die Diagnose erst mit 30, 40, 50...bekommt, nachdem man sich sein Leben lang diverse Strategien angeeignet hat. Teilweise kommen beim frühkindlichem Thema Trauma Symptome vor, die Ähnlichkeiten mit Symptomen haben, die bei Autismus auch vorkommen können, oder umgekehrt. Ein Trauma Therapeut wird kein Autismus Experte sein, genauso wie ein Autismus Facharzt kein Trauma Experte sein wird.
Zitat von Frühkindliche Traumatisierung und mögliche FolgenMaßgeblich für die Diagnose PTBS sind die Klassifikationen des ICD-10 und der DSM-IV. Eine Unterteilung in Altersgruppen wird bei beiden Klassifikationssystemen nicht gemacht. Eine entsprechende diagnostische Einordnung von Menschen, die eine frühe Traumatisierung erlebt haben, ist so häufig nicht möglich. Der Forscher Bessel van der Kolk hat den Begriff der „entwicklungsbezogenen Trauma-Folgestörung“ in die Wissenschaft eingeführt.
In gewisser Weise findet bei einem frühkindlichen Trauma ja auch eine Störung der Entwicklung statt, aber eben nicht wie bei Autismus wo es angeboren ist. Nur wird man das später nach x Jahren vermutlich nicht so einfach unterscheiden können, ob jemand eine angeborene Entwicklungsstörung hat, oder eine traumabedingte Entwicklungsstörung. Vielleicht anhand des Gehirns, aber zumindest bei meiner Diagnostik wurde das nicht gemacht.
Jedenfalls ging es mir bei dem Thema um die teilweise Ähnlichkeit und der Schwierigkeit, das vielleicht eindeutig unterscheiden zu können. Es vermeiden ja auch nicht alle Autisten den Blickkontakt so extrem, dass es eindeutig auffällt. So kann vermeidender Blickkontakt auch mit Angst oder Hemmung zu tun haben, je nachdem was ein Kind erleben musste. Ich möchte damit keinem seine Autismus Diagnose anzweifeln, es sollte einfach nur ein allgemeiner Hinweis auf die Thematik sein.