Anders Tegnell, der Staatsepidemiologe und Architekt des schwedischen Sonderwegs

  • Könnte es sein, dass der stets bedächtig auftretende Mediziner mit der stets ungebügelten Oberbekleidung wie seine prominente Mit-Schwedin Greta Thunberg das Asperger-Syndrom hat? Zumindest das Beharren auf das eigene Modell und die Negierung der Argumente von außen scheint ein kleines Indiz zu sein ...

    falls sich hierzu (auch) eine Kontroverse entwickeln sollte ... gerne verschieben.

  • Es ist eine Unsitte geworden, einfach irgendwelchen Leuten Diagnosen zu verpassen, deren Argumente einem nicht gefallen.
    Man kann das privat ja machen, aber als Journalist finde ich es nicht so gut.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Es ist eine Unsitte geworden, einfach irgendwelchen Leuten Diagnosen zu verpassen, deren Argumente einem nicht gefallen.

    Erstens trifft es nicht zu, dass dem Journalisten "die Argumente nicht gefallen" - er ist da erkennbar etwas gespalten. Er kritisiert nur (milde) das sture Beharren auf einmal getroffenen Entscheidungen ohne jedwede Kurskorrektur aufgrund geänderter Faktenlage. Zweitens fehlt im Zitat leider der letzte Halbsatz "- vielleicht auch symptomatisch für das ganze Land" der klarmacht, dass das nicht wirklich als Ferndiagnose gemeint ist. Stört mich nicht, da gibt es weit ärgerlichere Dinge.

    Aber der Artikel liefert einen Zugang zur schwedischen Denkweise, der möglicherweise erklärt, warum dort eine der höchsten Corona-Sterberaten weltweit, gut das Fünffache von unserer, weitgehend klaglos hingenommen wird, und auch Einschränkungen, die in manchen Punkten schärfer sind als bei uns, ohne Probleme durchzusetzen sind (z.B. ein Verbot von Versammlungen >50 Leute). Interessanter Gegensatz: dieselben Leute, die hierzulande von "Gesundheitsdiktatur", "verfassungswidrig", "Hetze der Presse" und "Aufhebung aller Grundrechte" schwafeln, loben das schwedische Modell über den grünen Klee, obwohl sie dort keinen halbirren Verschwörungsideologen aus USA trotz Einreisesperre zu einer Demo einfliegen lassen könnten, weil die nämlich verboten ist.

  • Ich schließe mich Shenya an. Klarer Fall von missbräuchlicher Verwendung des Begriffs in den Medien.

    ungebügelte Kleidung + schwedisch + trotzig = na klar, vielleicht ist er Autist!

    Selbst wenn es inhaltlich Sinn ergeben und nicht nur unhaltbare Klischees (der Autist lebt in seiner eigenen Welt und interessiert sich nicht für andere) reproduzieren würde, wäre es mies, solche Gerüchte in die Welt zu setzen.

  • Wie @HCS schon angemerkt hat, weitet er diese Argumentation im nächsten Satz auf "das ganze Land" aus, womit schon klar ist, dass er es nicht ernsthaft im Sinne einer psychiatrischen Diagnose meint.

    Es geht ihm eher darum, den "schwedischen Sonderweg" vor dem Hintergrund typischer "schwedischer" Eigenschaften (zu diesen zählt er ein gewisses Maß an Sturheit / Eigenwiligkeit sowie ein Bedürfnis nach "keiner Aufregung / Unruhe") besser zu verstehen.
    MMn hätte er das besser nicht mit dem Begriff Asperger-Syndrom verknüpft (er hätte Greta Thunberg ja auch einfach als "stur" bezeichnen können), ich verstehe aber auch, dass das den Großteil der Zielgruppe nicht die Bohne interessieren wird.
    (Und ich rege hiermit an, dass sich bitte nur diejenigen ernsthaft aufregen mögen, die dann im "Politische Korrektheit"-Thread nicht gleichzeitig über unsere "Sprachpolizei" schimpfen. :prof: :-p )

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • weitet er diese Argumentation im nächsten Satz auf "das ganze Land" aus, womit schon klar ist, dass er es nicht ernsthaft im Sinne einer psychiatrischen Diagnose meint


    Nein, es ist andersherum.

    In dem zum Artikel dazugehörigen Forum stellt er in einem Kommentar klar, dass das Asperger zwar nicht diskreditierend, aber durchaus ernstgemeint gewesen sei und liefert weitere "Indizien", so schaukele Tegnell auf Pressekonferenzen hin und her wenn er sich unwohl fühle...

    Die Anspielung auf Schweden hingegen sei "nicht ganz bierernst gemeint" gewesen.

    https://www.heise.de/forum/Telepoli…-37328728/show/

  • Und wenn man dann einen Beitrag weiterblättert schreibt da ein Schwede, er sei selbst Aspie und teile den Eindruck...

    Wenn schon Internetdiskussionen mit heranziehen, dann doch vollständig.

  • In dem zum Artikel dazugehörigen Forum stellt er in einem Kommentar klar, dass das Asperger zwar nicht diskreditierend, aber durchaus ernstgemeint gewesen sei und liefert weitere "Indizien", so schaukele Tegnell auf Pressekonferenzen hin und her wenn er sich unwohl fühle...

    Ah, ok. Dann halte ich es allerdings für etwas "ungeschickt", das in so einem Artikel lediglich am Ende ganz kurz zu erwähnen.
    Aber der nicht mit dem Thema "Asperger" vorbelastete Leser stört sich daran vielleicht gar nicht...

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  • Aber der nicht mit dem Thema "Asperger" vorbelastete Leser stört sich daran vielleicht gar nicht...

    Wie meinst Du das?

    Wir haben ja jetzt verschiedene Punkte:

    • Das reproduzierte Klischee sei falsch
    • Tegnell könne Asperger sein
    • Man habe als Journalist Verantwortung, solche Gerüchte nicht in die Welt zu setzen

    Dass sich immer irgendwer woran nicht stört, sehe ich auch so. Wenn ich z.B. auf SPIEGEL ONLINE in einem Artikel den Verdacht in den Raum stelle, dass Fr. Merkel schizophren sei, da sie an einem Tag etwas anderes sage als an einem anderen, stören sich diejenigen, die nicht wissen was Schizophrenie ist, ja auch nicht unbedingt dran.

  • Klarer Fall von missbräuchlicher Verwendung des Begriffs in den Medien

    Klarer Fall von daneben gegriffen: wenn er tatsächlich meint, Hinweise auf AS zu sehen, ist es eben nicht mißbräuchlich. Man kann sich fragen, ob der Satz sein musste, wobei ich auch da der Meinung bin, dass das unproblematisch ist, zumal er ja in der Diskussion erstens begründet warum und zweitens klarstellt, dass der AS-Verdacht nicht negativ gemeint ist. Man muss sich nicht über alles aufregen, bloß weil man es kann.

  • Wie meinst Du das?

    Für manch einen hier im Forum scheint es ja zum einzigen Lebensinhalt geworden zu sein, über Autismus-Diagnosen, die nicht von Spezialambulanzen gestellt wurden, herzuziehen. Ein Journalist, der eine solche (Verdachts-)Diagnose dann auch noch als Laie und aus der Ferne stellt, ist für so jemanden dann natürlich der Super-GAU.

    In der "echten" Welt außerhalb dieses Autistenforums nimmt es aber niemand so genau, da sind psychiatrische Diagnosen nicht "heilig". Da wird Trump ständig als Narzisst bezeichnet, da wird eine Doppelmoral "schizophren" genannt und jeder, der etwas eigenbrötlerisch rüberkommt, ist gleich "autistisch". Und keiner ruft nach der Spezialambulanz, die das bitte erstmal abklären muss.

    Mir gefällt beides nicht, also weder die übertriebene Pingeligkeit hier im Forum noch der "lockere" Umgang mit solchen Begriffen in der Umgangssprache (gerade beim Beispiel "schizophren", da ist es ja auch noch sachlich falsch). Aber ich erkenne an, dass es in der Umgangssprache und auch in der Presse etc. nun mal so läuft, und vor dem Hintergrund ist die Aussage des Journalisten ja noch geradezu gut recherchiert. ^^

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  • Klar, in die unterschiedlichen Kontexte kann ich mich auch reindenken und ich würde einen Journalisten für soetwas auch nicht hängen wollen. Da sind wir uns, denke ich, einig.

    Dass es aber völlig normal sei, dass Leuten in der Presse psychiatrische Diagnosen vergeben werden, sehe ich nicht so. Wenn überhaupt, dann ist es noch eine sehr neue Normalität (da hat Shenya Recht), gegen die es aber auch massiv Widerstand gab, wir hatten das ja schon im Trump-Thread:

    Im journalistischen Kontext würde ich ein solches Vorgehen daher nie akzeptieren, auch dann nicht, wenn es seit Trump viele tun. Das heißt nicht, dass deswegen ein Super-GAU eintritt, aber es ist aus meiner Sicht halt definitiv kritikwürdig.

    Ausserhalb dieses journalistischen Kontexts und dieses Forums gibt es aber eben auch noch die Dimension, in der die medial geprägte Sicht darüber, was autistisch sei, Autisten direkt in ihrem Alltag betrifft. Ein Thread mit solch einem Beispiel wurde neulich wieder hervorgeholt ("therapeut sagt, ich sei nicht zu tiefen gefühlen fähig"). Insofern würde ich es nicht als übertrieben pingelig ansehen wenn versucht wird, dieses falsche Bild zu korrigieren.

    Aber anscheinend sind wir da auf sachlicher Ebene unterschiedlicher Meinung, ob das in dem Artikel gezeichnete Bild eines Autisten korrekt ist. Ich hatte das Beispiel mit "schizophren" gewählt, weil es aus meiner Sicht ebenso sachlich falsch ist.

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