Gibt es Nicht-Autisten?

  • Deshalb gibt es ja die Schweregrade.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Dann wäre also 'Unbewohnte Insel' wie oben beschrieben dem Broad Autism Phenotype zugehörig und alsbald der Leidensdruck der ja auch immer soziokultureller Natur ist zu hoch wäre, dann AS.

    In der Zeit nach der verbalen Diagnose aber vor der schriftlichen? Ich fragte die Diagnosestelle beim Abschlussgespräch (vor vielen Jahren jetzt) ob ich "subklinisch" (BAP) wäre und sie haben gesagt dass das nicht der Fall sei, nur dass ich zu der Zeit (damals) die Diagnose nicht brauchte nach meinen eigenen Angaben. Sobald ich sie amtlich brauchte hat man sie ausgestellt dort, nachträglich. Aber ich bin genau dieselbe Person vor, während und nach der Diagnostik/Diagnose. Ich wollte mit meinem Beitrag nur zeigen anhand meines Falles dass es nicht so sinnvoll ist zu sagen dass jemand nicht autistisch ist bevor er die Diagnose bekommt und zum "Autisten" wird sobald er diagnostiziert ist. Für meinen Teil betrachte ich mich nicht als Autist oder Nicht-Autist oder als etwas inzwischen oder irgendwo sonst. Was ich merke ist nur dass ich gewisse Einschränkungen und Besonderheiten habe und dass der Diagnosebrief es mir ermöglicht bestimmte Hilfen in Anspruch zu nehmen im therapeutischen und sozialpsychiatrischen Bereich die ich eventuell ohne den Brief nicht bekommen hätte.

    Apropos Leidensdruck habe ich gerade einen Gedanken gehabt wegen medial aktiver oder bekannter ASlern wie Nicole Schuster, Peter Schmidt oder Rainer Doyle. Es fällt mir gerade ein dass sie nicht über Leid sprechen (eher über ihr Anderssein) und dass besonders Peter Schmidt immer sehr gut drauf zu sein scheint. Sie scheinen alle mehr oder weniger zufrieden zu sein wie sie sind, was bei mir nicht der Fall ist sondern ich wäre gern anders (mehr Ausdauer und Talent im sozialen Bereich). :roll:

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    3 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (25. August 2020 um 20:52)

  • Ich wollte mit meinem Beitrag nur zeigen anhand meines Falles dass es nicht so sinnvoll ist zu sagen dass jemand nicht autistisch ist bevor er die Diagnose bekommt und zum "Autisten" wird sobald er diagnostiziert ist.

    Das hängt davon ab. Bisher hätte ich zugestimmt, weil ich der Meinung war, dass es Autismus nicht nur in einem psychiatrischen Kontext gibt. Wenn der BAP aber bedeutet, dass es die Trennung zwischen Autisten und Nicht-Autisten gar nicht gibt, bedeutet es für mich, dass Autismus einzig und allein durch die Psychiatrie über Defizite definiert werden kann. In dem Fall wäre es für mich dann sehr sinnvoll zu sagen dass jemand nicht autistisch ist bevor er die Diagnose bekommt.

    edit: Danke dass Du Dich zu dem Thema eingeschaltet hast, ich find Dein Beispiel sehr interessant.

  • In dem Fall wäre es für mich dann sehr sinnvoll zu sagen dass jemand nicht autistisch ist bevor er die Diagnose bekommt.

    Ich würde eher sagen, dass jemand nicht als autistisch gilt bevor er die Diagnose bekommt ;)

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • In dem Fall wäre es für mich dann sehr sinnvoll zu sagen dass jemand nicht autistisch ist bevor er die Diagnose bekommt.

    Was du damit sagen willst ist bestimmt richtig aber wenn man es wortwörtlich nimmt ist es falsch, was man sehr klar sieht wenn man den Fall eines schwer depressiven Menschen betrachtet der sich vor dem Zug wirft bevor er zum Psychiater geht. Falls er seinen Termin wahrgenommen hätte wäre er schwer depressiv gewesen weil er die Diagnose Depression bekommen hätte aber weil er vor der Diagnostik sich vor dem Zug warf war er nicht schwer depressiv und deswegen war seine Handlung unverständlich weil nicht die eines schwer depressiven Menschen sondern eines gesunden (wegen der fehlenden Diagnose). Man kann schwer depressiv sein ohne offizielle Diagnose und kann (logisch betrachtet) auch autistisch sein ohne entsprechende Diagnose. Ein Berg wird nicht zum Berg weil er gesehen wird (außer in der Philosophie). Falls man in einem Dorf wohnt im Kongo oder im Amazonas kann man vielleicht sogar Kanner Autist sein ohne Diagnose, nehme ich an (weil es an genug Ärzten fehlt dort, sagt man zumindest).


    Danke dass Du Dich zu dem Thema eingeschaltet hast, ich find Dein Beispiel sehr interessant.

    Danke :) .

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (25. August 2020 um 21:29)

  • Das Interessante dabei ist jedoch, dass das Individuum, der Mensch, die Wesensart, die eigene Natur sich ja gar nicht verändert hat und somit die Bezeichnung AS davon abhängt, bzw. bedingt wird, wie man innerhalb der Gesellschaft funktioniert oder eben zu funktionieren hat, oder aus Sicht der Gesellschaft nicht funktioniert.

    Aus der Ethnologie und Kulturanthroplogie ist bekannt, dass das Phänomen 'Krankheit' immer auch eine kulturelle Definition ist, dazu ist klar zu sagen, dass für mich AS keine Krankheit ist, sondern eine neuro-kognitive Spezialität der Reiz-, Informations-, Wahrnehmungsverarbeitung.

    die sozio-kulturelle Definition liegt aber dennoch vor. und ist in eine wissenschaftliche Definition gegossen worden nämlich die ICD. da sind ASS enthalten.

  • Aber ich bin genau dieselbe Person vor, während und nach der Diagnostik/Diagnose.

    Genau, das empfinde ich auch für mich als sehr wesentlich.

    dass Autismus einzig und allein durch die Psychiatrie über Defizite definiert werden kann.

    Es wäre doch hoch interessant die Diagnosekriterien nicht nach Defiziten sondern nach Begabungen und Stärken zu definieren, die Diagnose scheint aber wohl eher eine Kategorisierung der Psychiatrie zu sein über einen Phänotyp der eigentlich nicht krankhaft ist, aber anders als andere ...
    siehe auch ergänzend: https://autismus-kultur.de/autismus/autis…-von-aspie.html

    Ein weiteres Phänomen für mich ist, wenn ein AS im Ausland ist, fühlt er/sie sich oftmals sehr wohl, da es eine andere Kultur ist, sprachliche Besonderheiten nicht auffallen, eine Kultur wo nicht so viel über Gestik und Mimik läuft, die tolerant und von Vielfalt geprägt ist und die eigenen Besonderheiten dort nicht gesellschaftlich bewertet werden (Nepal ist ein schönes Beispiel), da er ja sowieso anders ist, auch hier ist er/sie wieder kein anderer Mensch, sondern so wie er eben ist. Auch dies wäre wieder ein Hinweis darauf, dass die Diagnose eine kulturelle Bewertung (in diesem Fall wäre die Kultur: eine Kultur der Wissenschaft, Medizin, Psychiatrie) darstellt, die Vergleiche mit einer Norm bedarf, die sich jedoch immer in gesellschaftlichem Wandel befindet, bzw. die es genau genommen gar nicht gibt und geben kann.

    Ein weiteres Beispiel wäre Star Trek: Die nächste Generation, was Kulturen, Vielfalt etc. betrifft.

    Ja, vielleicht gibt es den Autismus als solches 'Phänomen' gar nicht und als Krankheit auch nicht (AS kann aber wenn nicht gut integriert mit Komorbitäten einhergehen), aber die Menschen die so sind wie sind gibt es, ob mit oder ohne Diagnose, manche brauchen mehr Hilfe und manche weniger und dann kann halt eine Diagnose helfen, vielleicht ist sie deswegen auch durch den sog. defizitären Leidensdruck definiert.

    Ich bin auch AS und habe meine Diagnose letztlich nur bekommen, weil ich mir eingestanden habe, dass ich tatsächlich beruflich Schwierigkeiten habe, einfach weil ich so bin wie ich bin.

    Es gibt aber auch die Stärken und Begabungen und die machen mich zu einem sehr glücklichen Menschen!
    Mir hat meine Diagnose geholfen weniger Arbeitsdruck zu haben, nun kann ich wieder mehr mich selbst sein, habe mehr Freiheit, kann wieder atmen, zur Ruhe kommen ... Mir hat sie geholfen die Reißleine zu ziehen.

    Danke, dass Du dieses interessante Thema eröffnet hast

  • sozio-kulturelle Definition

    ... genau darauf weise ich ja hin, das AS eine sozio-kulturelle Definition ist, in diesem Fall ist die Kultur: Wissenschaft, Medizin, Psychiatrie

    In den Bergdörfern Nepals würde keiner zu mir sagen ich sei AS, im Gegenteil sie sagen dort ich sei erfreulicherweise ganz normal :) einfach sehr bewusst (nennen sie es dort) und auch andere AS haben dort genau diese Erfahrung gemacht

  • ... genau darauf weise ich ja hin, das AS eine sozio-kulturelle Definition ist, in diesem Fall ist die Kultur: Wissenschaft, Medizin, Psychiatrie

    darin völlig d’accord. ich meine nur, dass, wie ich hier schon öfter gelesen habe, Menschen mit Autismus es (vehement) ablehnen, diesen als Krankheit anzusehen, was also ihre Eigendefinition ist. nur die sozio-kulturelle Definition kann damit nicht außer Kraft gesetzt werden

  • @Ginome @Unbewohnte Insel

    Ok, ihr habt beide Recht. Ich glaube zwar, dass man im Fall des schwer depressiven Menschen, der sich ohne Diagnose vor den Zug wirft, auch im Nachhinein versuchen kann zu rekonstruieren, was da loswar und man dann auch zum Schluss kommen kann, dass eine Depression vorgelegen haben muss, aber das meinte ich alles gar nicht. Was ich meinte, war die Erfüllung von Diagnosekriterien. Die Diagnosekriterien können ja auch erfüllt sein, ohne eine Diagnostik zu durchlaufen (denke ich). Andersherum, man kann weiterhin eine Diagnose haben, ohne dass die Diagnosekriterien weiterhin erfüllt sein müssen (wenn man nicht erneut eine Diagnostik durchläuft).

    Bisher war mein Verständnis also: dass es Autisten in einem diagnostischen Sinne gibt, und Autisten, und Nicht-Autisten. Wenn Du die Diagnosekriterien nicht erfüllt hattest, hätte ich Dich dann trotzdem als Autist sehen können (als einer, der die defizitär-orientierte Definition seines Seins evtl. später noch erfüllen wird oder schon erfüllte und mittlerweile nicht mehr, oder sie vielleicht auch nie erfüllen wird). Der BAP macht mir das jetzt zunichte, obwohl ich ja auch immer noch nicht weiß, ob ich ihn richtig verstehe. Nach meinem neuen Verständnis gäbe es dann aber diese Zwischenebene nicht mehr, sondern nur noch Autisten im diagnostischen Sinne. Das hieße dann eben auch, dass es per Definition keine Stärken im Rahmen von Autismus geben kann. Unbestritten, dass es Autisten mit tollen Fähigkeiten usw. gibt, das stelle ich gar nicht zur Debatte. Nur wären die angeblichen "positiven Seiten von Autismus" dann nichts weiter als Aktivismus, also Aufklärung darüber dass Autisten wertvolle Menschen sind (was ja auch seinen Sinn haben kann, möchte ich auch nicht bestreiten). Tatsächlich hätten diese Stärken aber gar nichts mit Autismus zu tun und wären ganz woanders zu verorten.

  • Es wäre doch hoch interessant die Diagnosekriterien nicht nach Defiziten sondern nach Begabungen und Stärken zu definieren, die Diagnose scheint aber wohl eher eine Kategorisierung der Psychiatrie zu sein über einen Phänotyp der eigentlich nicht krankhaft ist, aber anders als andere ...
    siehe auch ergänzend: http://autismus-kultur.de/autismus/au…entdeckung-von-aspie.html

    Genau das stellt der BAP für mich in Frage. Bisher ging ich davon aus, dass es diese (autismus-spezifischen) Begabungen usw. auch alle gäbe - also man auch Autist sein kann, ohne die defizitäre Definition (Diagnosekriterien) zu erfüllen.

    Nun sagt der zitierte Abschnitt im Eingangsposting aber, dass man tatsächlich gar keine Unterscheidung zwischen Autisten und Nicht-Autisten machen kann. Verstehst Du meinen Konflikt?

    Einmal editiert, zuletzt von Prof. Dr. X (25. August 2020 um 22:09)

  • die Diagnose scheint aber wohl eher eine Kategorisierung der Psychiatrie zu sein über einen Phänotyp der eigentlich nicht krankhaft ist, aber anders als andere ...

    Da würde ich gleich widersprechen, denn es ist m.M.n. krankhaft und nicht nur anders als andere.
    Wenn man sich den Großteil des autistischen Spektrums ansieht, dann ist das definitiv krankhaft, lediglich ein Teil der hochfunktionalen Autisten/Asperger könnte auf die Idee kommen, nur anders zu sein. Damit meine ich die meisten von uns in diesem Forum zum Beispiel. (Allerdings verwundert es dann wieder, wenn trotzdem ein GdB von mind. 50 angestrebt wird. Das ist ja dann ein Widerspruch)

    Doch das Autismusspektrum umfasst sehr viele schwere Fälle, die nicht selbstständig leben können und absolut krankhaftes Verhalten zeigen.

    In den Bergdörfern Nepals würde keiner zu mir sagen ich sei AS, im Gegenteil sie sagen dort ich sei erfreulicherweise ganz normal einfach sehr bewusst (nennen sie es dort) und auch andere AS haben dort genau diese Erfahrung gemacht

    Ich denke, die Schwierigkeiten, die man hat, nimmt man mit, egal wo man hingeht. Auch in Nepal gibt es Verhaltensvorschriften ("Sitten und Gebräuche"), an die man sich halten sollte, auch Erwartungen, wie man sich in Beziehungen verhält, und wenn man nicht mit anderen umgehen kann (z.B. Gegenseitigkeit), dann ist man dort ebenso Außenseiter wie überall sonst. Einzig die Belastung mit Reizen wäre dort vielleicht/wahrscheinlich geringer.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • ... man auch Autist sein kann, ohne die defizitäre Definition (Diagnosekriterien) zu erfüllen.

    meiner Meinung nach, ganz klar ja, denn der Mensch ist der Mensch der er ist, egal wie er 'von außen' bezeichnet wird. Er ist was er ist.
    Aber die Bezeichnung 'Autist' ist ein rein kultur-medizinisches Konstrukt, genau genommen eine Fremdbezeichnung. Es kommt auf den Umgang damit an.

    Ich verstehe Deinen Konflikt. Um darauf aber eine wirkliche Antwort zu finden müsste man aber in der Tat die zitierte Passage im genauen Kontext des gesamten Buches sehen, wie der Titel besagt ist dieses ja eine Kritik an der Neurodiversität (Critiques of the Neurodiversity Movement, Ginny Russell).

    Da möchte ich jedoch nochmals als einfacher Gärtner (mit Kulturanthroplogie-Studium) mit sehr genauer Naturbeobachtung sprechen:

    Fakt ist: das Leben ist Diversität, sowohl biodivers als auch neurodivers. Für mich heißt das, folgerichtig es können gar nicht alle gleich sein, d. h. alle seien BAP, damit stelle ich die anfängliche These, hervorgegangen aus dem Buchzitat zu Beginn, in Frage.
    Das alle gleich sind wäre ein menschlich-kulturelles-ideelles Konstrukt. Genau genommen ist auch die Norm, die die Abweichung definiert, ein menschlich-kulturelles Konstrukt, die es gar nicht geben kann.

    Für mich empfinde ich es so, dass ich auch schon vor der Diagnose autistisch war, bereits als Kind. Ich mich aber niemals nur über meine Defizite definieren würde. Für sozio-kulturelle Aspekte, z.B. Arbeit kann die Diagnose in unserem kulturellen Umfeld hilfreich sein. Ich würde mich niemals nur ausschließlich darüber definieren.


    Für mein Menschsein, meine innerste Wesensart, mein Herz, meine Begabungen und Stärken ist sie als solches aber völlig belanglos (auch wenn viele Begabungen, durch die neuro-kognitive Spezialisierung, erst möglich sind).

  • Bisher ging ich davon aus, dass es diese (autismus-spezifischen) Begabungen usw. auch alle gäbe - also man auch Autist sein kann, ohne die defizitäre Definition (Diagnosekriterien) zu erfüllen.

    Das geht nicht. Die Diagnosekriterien führen ja dazu das Name X vergeben wird.
    Ich kann auch nicht sagen Du hast ein gebrochenes Bein wenn ich es mir gar nicht angeschaut habe. Dazu muss ich den gebrochenen Knochen schon sehen. Entweder im Röntgenbild oder sogar direkt als offenen Bruch.

    Da würde ich gleich widersprechen, denn es ist m.M.n. krankhaft und nicht nur anders als andere.
    Wenn man sich den Großteil des autistischen Spektrums ansieht, dann ist das definitiv krankhaft, lediglich ein Teil der hochfunktionalen Autisten/Asperger könnte auf die Idee kommen, nur anders zu sein. Damit meine ich die meisten von uns in diesem Forum zum Beispiel. (Allerdings verwundert es dann wieder, wenn trotzdem ein GdB von mind. 50 angestrebt wird. Das ist ja dann ein Widerspruch)

    Doch das Autismusspektrum umfasst sehr viele schwere Fälle, die nicht selbstständig leben können und absolut krankhaftes Verhalten zeigen.

    Ich würde sogar sagen das Autismusspektrum umfasst nicht nur sehr viele schwere Fälle sondern hauptsächlich schwere Fälle.
    Die (ultra)hochfunktionalen Autisten sind ja nur ein winziger Bruchteil aller Autisten.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • @Shenya ... ist klar, ich kann nur für mich als hochfunktionalen Asperger sprechen und weiß, dass es auch sehr schwere und krankhafte Fälle gibt.

    Auch in Nepal gibt es Verhaltensvorschriften ("Sitten und Gebräuche"), an die man sich halten sollte, auch Erwartungen, wie man sich in Beziehungen verhält, und wenn man nicht mit anderen umgehen kann (z.B. Gegenseitigkeit)

    stimmt, manchmal war das auch schon mal nicht so ganz leicht

    (zur GdB Bemerkung ... der GdB 50 ist durchaus per Definition angemessen z. B. im Bereich Arbeit, das schließt sich nicht aus, aber das ist hier ja nicht Thema, der Thread auf den Du hinweist befasst sich auch nicht mit 'meinem' GdB 50 sondern mit der allgemeinen GdB 20 Pauschalisierung von Erstantragstellungen und den Hintergründen ... ich selbst vermute, dass ich nach Widerspruch einen GdB 30 höchstens 40 bekomme, soviel Thread-übergreifend dazu :))

  • Ich würde sogar sagen das Autismusspektrum umfasst nicht nur sehr viele schwere Fälle sondern hauptsächlich schwere Fälle.
    Die (ultra)hochfunktionalen Autisten sind ja nur ein winziger Bruchteil aller Autisten.

    Das hat sich geändert. Ich fand schon Zahlen dass nur 25% Kanner-Autisten sind, oder auch 50% (ich meine hier jeweils vorrangig solche mit geistiger Behinderung). Das würde also heißen dass mindestens die Hälfte des Spektrums heutzutage hochfunktional (Asperger) sind.

  • Ich habe auf den Artikel aus dem Spektrum schonmal irgendwo verwiesen - jetzt tu ich es nochmal. Vielleicht gibt es die präzisen einzelnen psychiatrischen Diagnosen ja irgendwann gar nicht mehr.

    Fakt ist: das Leben ist Diversität, sowohl biodivers als auch neurodivers. (...) Genau genommen ist auch die Norm, die die Abweichung definiert, ein menschlich-kulturelles Konstrukt

    Das sehe ich auch so.

    Ich mich aber niemals nur über meine Defizite definieren würde.

    Zustimmung mit einem Aber: Es gibt schon Defizite, die mich wütend machen. Das muss man sich auch eingestehen.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Ich kann auch nicht sagen Du hast ein gebrochenes Bein wenn ich es mir gar nicht angeschaut habe.

    Für die Person, die sich das Bein gebrochen hat, wäre das Bein gebrochen, ob jemand sich das nun anschaut und auf einem Röntgenbild bestätigt oder nicht, vielleicht wäre es auch nur gestaucht, aber die Person wüsste definitiv da ist ein Problem mit dem Bein, das geklärt werden möchte, egal wer sich das nun von außen anschaut. Vor allem wüsste sie das ja bereits bevor sich das jemand anschaut. Das Anschauen hat also das Problem nicht erst erschaffen ...

  • Seitdem ich mich dem dem Thema Autismus beschäftige, ist mir aufgefallen, das andere Menschen ohne Autismusdiagnose manchmal auch ein üaar wenige Dinge aufweisen die bei Autisten stark ausgeprägt sind.
    Diese können manchmal für andere in seltenen Fällen soger auffallend sein.
    Meine Vermutung ist, das die Menschen die später als Autisten diagnostiziert werden, diese Dinge von den Eltern erben, das habe ich gelesen, aber das sehe ich auch deutlich an mir und meinen Eltern.
    Beide haben verschiedene Charaktereigenschaften die sich in manchen Situationen zeigen, die man auch bei Autisten findet und seltsamer weise haben ich alle von denen auch vererbt bekommen.
    Was mir aber auch aufällt, und ich denke das hier auch der Unterschied zwischen Autist und Nichtautist liegt, das man als Autist eindeutlig nicht erkennt was andere von einem wollen, das man sowas wie Mimik und Gestig schlichtweg übersieht, wenn man nicht aktiv lernt darauf achten zu müssen, und das man Dinge so nimmt wie jemand sie sagt.
    Natürlich ist man lernfähig, man kann lernen das in einem bestimmten Satz ausgedrückt eine Sache was andere aussagen will, als das was tatsächlich wörtlich gesagt wurde, aber das erkennt man nur wenn man das erklärt bekommt und behält.
    Bei oft vorkommenden Redewendungen ist das kein problem, bei anderen Dinge passiert es leider öfter mal das ich erst mich an die Redewendung erinnern muss, und bei anderen die ich nicht kenne merke ich es nicht immer.
    Das führt dann zu entweder "dummen Nachfragen" oder zu Missverständnissen.
    So weit ich das verstanden habe ist hier der Unterschied. Nicht-autisten (NAs) (ich finde den Begriff NT auch blöd/unangemessen in dem Kontext aber er hat sich leider so in meinem Kopf eingebürgert) sollen die oben genannten Dinge nicht haben und sie sollen das von allein lernen, als würde sich das Gehirn da irgendwie in der frühen Kindheit anders entwickeln.
    Warum weiß man noch nicht, aber ich vermute das es genetisch gepolt ist warum sich der Autist da nicht entwickelt und warum diese Fähigkeit die der NA hat beim Autisten nicht vorhanden ist und er es quasi mit Wissen kompensieren muss als wenn man Vokabeln lernt.

    Go bad or go home!

  • Fakt ist: das Leben ist Diversität, sowohl biodivers als auch neurodivers. Für mich heißt das, folgerichtig es können gar nicht alle gleich sein, d. h. alle seien BAP, damit stelle ich die anfängliche These, hervorgegangen aus dem Buchzitat zu Beginn, in Frage.

    Ich glaube nicht - oder zumindest habe ich es nicht so verstanden - dass das Buch bzw. der Autor die These vertritt, dass alle gleich seien. In Frage wird aber das Konzept der Neurodiversitätsbewegung gestellt. Das ist - soweit ich das verstehe - eine soziale Bewegung, die Identitätspolitik betreibt. Die größte Untergruppe dieser Bewegung bilden autistische Gruppen, in der englischen Wiki wird man bei https://en.wikipedia.org/wiki/Neurodiversity_movement sogar direkt auf https://en.wikipedia.org/wiki/Autism_rights_movement weitergeleitet. Aus dieser Bewegung entspringt der Begriff "neurotypisch" und somit auch die Unterscheidung zwischen "wir" (Autisten) und "ihr" ("Normalos"). Wenn man diese und andere Konzepte dieser Bewegung kritisiert, heißt das nicht dass man der Meinung wäre dass es keine Diversität gäbe. Ich muss mir das PDF aber tatsächlich auch mal vollständig durchlesen.

    Das geht nicht. Die Diagnosekriterien führen ja dazu das Name X vergeben wird.

    Das geht nicht, wenn man Autismus einzig und allein über den psychiatrischen Kontext definiert. Da hast Du völlig Recht.

    Können wir uns in der Diskussion aber darauf einigen, dass es auch andere Definitionen gibt? Also, ohne dass man sie deswegen anerkennen muss. Aber es gibt sie und das ist ja genau das, was die Neurodiversitätsbewegung als Agenda verfolgt: Autismus sei keine Krankheit usw., hast Du ja sicher schon tausendmal gehört.

    Ich fürchte ja selber, dass ich da bloß auf Identitätspolitik reingefallen bin.

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