• Alles was ich mir wünsche, ist, dass dieser kleine Blaue wächst und dann irgendwann kongruent wird zum großen blauen. (Vgl. Abbildung 2)
    Abbildung 2

    Es ist mir völlig egal, dass ich nicht rot und schwabbelig bin. Aber das Gefühl dieser Nichtpassung, dieser gegenwärtigen Inkongruenz zwischen dem Hellblauen und dem Dunkelblauen ist für mich sehr unangenehm.

    Wie bei einem Fußball, der nicht gut aufgepumpt ist oder ein Sitzsack, bei dem die Hälfte der Füllung noch nicht drin ist. Oder als wäre bei einer
    Banane die Schale schon ausgewachsen, aber es wäre noch nicht genug Fruchtfleisch drin, um diese große Bananenschale so auszufüllen, dass es "passt".

    Denn eigentlich war das Ursprungsbild falsch (Abbildung 0, siehe allererste Nachricht zum Thema). Richtiger wäre es nämlich so (vgl. Abbildung 3)


    Abbildung 3

    Der kleine wird nämlich von der großen Hülle erdrückt. Und der große kann sich auch nicht richtig entfalten, weil da viel zu wenig Volumen drin ist, um stabil stehen zu können.

    Ich weiß nicht, ob ihr diese aufblasbaren Weihnachtsmänner kennt, die manchmal auf Dächern, beim Weihnachtsmarkt oder beim Tannenbaumverkauf stehen. Ich find diese Dinger unästhetisch und einfach nur dumm. Aber wenn dann nach Weihnachten da die Luft rausgelassen wird oder die Dinger kaputt gehen, dann hab ich fast schon "Mitleid" mit denen.

    Meine "Hülle" (und hier NICHT Hülle im negativen Sinne von Verkleidung oder Maske) ist super. Das Problem ist, dass nicht genug "Luft" drin ist, um das anständig auszufüllen, dass es hält. Ich will einfach kein labberiger Fußball/Weihnachtsmann/Fahrradschlauch etc. sein.


    Ist das jetzt irgendwie nachvollziehbarer geworden??? :roll: :roll:

  • Aber das sind doch alles eher Sachen auf einer Gedanken- und Verhaltensebene, oder?

    Ich finde schon, dass ich ziemlich erwachsen denke. Und dass ich mich durchaus erwachsen verhalte. Oder dass ich mich z.B. erwachsener (reifer, anders, entwickelter) verhalte als mit 12. Und dass ich erwachsener (reifer, anders, entwickelter) denke als mit 12. Aber mein Grundgefühl ist genauso wie als ich 12 war. Dabei ist in den letzten 11 Jahren echt viel passiert. Mein Verhalten hat sich verändert. Mein Denken hat sich verändert. Mein Fühlen nicht.

    Nach deiner Checkliste würde ich schon sagen, dass ich bereits relativ erwachsen bin. Aber das deckt sich nicht mit dem, was meine emotionale Bestandsaufnahme ergibt. Hm. :roll:

  • So fühle ich mich auch oft wie der kleine Blaue. Bei der Arbeit z.B. habe ich öfter das Gefühl ich würde spielen eine erwachsene, berufstätige Frau zu sein. Es ist schon manchmal ein seltsames Gefühl.

    Ich denke, ein bisschen braucht man als Aspie vielleicht mehr Geduld, bis der kleine Blaue den großen mehr ausfüllt und ein Stück weit wird das vielleicht nie passieren. Man muss nur lernen sich selber zu akzeptieren.

    .........................................................................................................................
    Glaub nicht alles, was du denkst.
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    2 Mal editiert, zuletzt von kim (21. August 2020 um 15:09)

  • Zitat von MathePinguin


    Aber das sind doch alles eher Sachen auf einer Gedanken- und Verhaltensebene, oder?

    Tja, und alle Gefühle (außer die aus vitalen Grundbedürfnissen wie Hunger, Durst, Schlaf usw)
    beruhen auf vorhergehenden Gedanken und Bewertungen aus "Glaubenssätzen", die man hat oder übernommen hat.

    Du kannst real noch so "erwachsen" sein, dich noch soo vernünftig verhalten, noch so viele Erfolge haben, alle anderen können dich für erwachsen halten, .....
    wenn dir aufgrund von irgendwas Anderem diese Glaubenssätze und Bewertungen/Urteile/Verurteilungen aus irgendwelchen "Vergleichen" im Kopf sagen: "Nicht gut genug für Erwachsen, weil hier, und da und da auch nicht", dann kriegst du auch das Erwachsen-Gefühl nicht.

    Erst die Kongruenz aus "realem Verhalten und dessen Erfolgen" mit den "Glaubenssätzen, Gedanken und Bewertungen" sorgt für dieses "Erwachsen-Gefühl".

    Sonst ist da immer ein "innerer Chor", der zu dem "erwachsendsten Verhalten und alles Erfolgen" reinruft "stimmt nicht, stimmt nicht, WEIL....und da ja nich nicht, und dort versagt, was ja beweist...du bist das nicht".

    DEN und seine "Chormitglieder " muss man erst mal indentifizieren, und dann alle einzeln zum Schweigen bringen.
    Notfalls mit "Haltet die Klappe", wenn es wieder sowas in einem zu denken beginnt. :d

  • Spielen muss sein. In einem Job war ich von freudlosen Kollegen umgeben, wo es mir vorkam, als dürfe man nicht zeigen, dass es Spaß macht. Das fühlte sich an wie im faltschen Film. Am besten lief es, wenn diese Kollegen von meiner (oft verspielten) Arbeitsweise nichts mitbekamen. Sie hätten das als "chaotisch" verurteilt. Meine Erfahrung ist: Das System kommt von selbst.

    equo ne credite

  • Wie bei einem Fußball, der nicht gut aufgepumpt ist oder ein Sitzsack, bei dem die Hälfte der Füllung noch nicht drin ist. Oder als wäre bei einer
    Banane die Schale schon ausgewachsen, aber es wäre noch nicht genug Fruchtfleisch drin, um diese große Bananenschale so auszufüllen, dass es "passt".

    Hallo Pinguin,
    ich bleibe mal bei deinem Bild:
    ich glaube das, was bei vielen "erwachsenen" Leuten die Hülle füllt, ist tatsächlich ganz viel "heiße Luft"... Man sieht ja bei den anderen auch erstmal nur die "Hülle", wer weiss wieviel Substanz dahintersteckt.

    Deine schöne Zeichnung habe ich am Anfang gar nicht richtig verstanden, ich dachte da an einen kleinen Pinguin der auf den Füßen von Mama oder Papa steht, das machen die ja so, um vor der Kälte zu schützen. :)

  • Man muss nur lernen sich selber zu akzeptieren.

    Ich glaube das ist das Stichwort.
    Es geht nicht darum, das man in eine Form hineinwächst.
    Es geht darum, das man die Form die einem gut tut akzeptiert.
    Erst dadurch entsteht Selbstbewusstsein, und dadurch wiederum Selbstständigkeit.
    Sodass man sich dadurch mehr zutraut, wie aus der Wohnung der Eltern ziehen; einen Job suchen in dem man sich wohl fühlt, anstatt einen durch Vergleiche oder "was wäre das/der beste Job" auszuwählen; in ein anderes (Bundes)Land ziehen; Kontakt zu Gleichgesinnten bzw Menschen die man mag aufsuchen usw.

  • Ich las mal vor vielen Jahren, ohne es zu verstehen, wie jemand davon sprach,
    das es darum geht, sich selbst, das eigene Ich zu "gebären", was nie schmerzfrei sei,
    jemand anderes schrieb von "Häutungen", damit das Ich wachsen kann, und der Verletzlichkeit in dieser Zeit, bis die neue Form "ausgehärtet ist", unter der jedoch weiter gewachsen wird, diese jetzt "zu eng" wird, um sich wieder zu häuten. Dass die Häutungsprozesse vollständig abgeschlossen sein müssen, damit nichts von der alten "Schale" oder dem alten "Panzer" behindet.
    Wieder jemand anders sprach von "Wachstumsschmerzen" des Ich.

    Heute denke ich, diese Bilder sind sehr zutreffend. Man wächst nicht "über sich hinaus", sondern immer mehr aus alten Begrenzungen heraus. Ws nie "einfach mal eben so" passiert, oft unangenhm und anstrengend ist, weh tun kann, aber ohne nicht geht, weil nur so Wachtum möglich ist.

    Die Verunsicherung, Verletzlichkeit, Anstrengung und Schmerz vermeiden zu wollen bzw zu vermeiden behindert also das Wachstum des eigenen Ich.
    Maches kann man sich dabei erleichtern, aber mehr auch nicht. Das eine gibt es nicht ohne das andere.

    Wir haben hier sogar einen thread, in dem man Häutungen mal von außen miterleben kann - incl was da zu bedenken ist.
    Tagebuch meiner Spinnies
    Spinnen "können hier nicht anders", als Mensch entscheidet man sich jeden Tag neu.

  • Mein Verhalten hat sich verändert. Mein Denken hat sich verändert. Mein Fühlen nicht.

    "Verhalten" und "Denken" verstehe ich. "Fühlen" verstehe ich nicht. Worauf beziehst du denn dieses "Fühlen" im Alltag, das sich deiner Meinung nach ändern sollte? Ich denke, du meinst ja wohl nicht große Einschnitte wie den Tod eines nahestehenden Menschen.

    das es darum geht, sich selbst, das eigene Ich zu "gebären", was nie schmerzfrei sei,

    Ich habe so meine Probleme mit der Vorstellung von einem eigenen Ich, das es als unveränderlichen Wesenskern aus irgendwelchen tiefen Schichten herauszuschälen gilt, wozu ja auch die Metapher von den Häutungen passt. Konkret: Gibt's ein FrankMatz-Ich, das noch drei Häutungen braucht, um sichtbar zu werden, nachdem es schon fünf Häutungen hinter sich hat? Das noch ein paar Wehen durchleiden muss, um geboren zu werden?

    Deine Liste "Erwachsen sein bedeutet..." von weiter oben kann ich eher akzeptieren, obwohl ich auch da so eine Liste zum Abarbeiten sehe, wo ich denke, so funktioniert Menschsein einfach nicht. So mit Häkchen setzen: das hab ich schon geschafft, erledigt, jetzt kommt der nächste Schritt.

    Okay, ich mache bestimmte Dinge nicht mehr: mit der Faust auf den Tisch trommeln, wenn mir das Esssen nicht schmeckt, mit den Füßen trampeln, wenn mir soziale Räume nicht passen. Und ich male die Muster auf der Tapete nicht mehr an/aus (obwohl, wenn jetzt Mustertapeten wieder Mode werden... ;) ) Aber ich schleiche mich manchmal immer noch davon, wenn ich mit sozialen Konstellationen nicht zurechtkomme. Ist das besonders unerwachsen oder besonders erwachsen, weil ich auf meine Bedürfnisse achte?

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Zitat von FrankMatz

    Okay, ich mache bestimmte Dinge nicht mehr: mit der Faust auf den Tisch trommeln, wenn mir das Esssen nicht schmeckt, mit den Füßen trampeln, wenn mir soziale Räume nicht passen. Und ich male die Muster auf der Tapete nicht mehr an/aus (obwohl, wenn jetzt Mustertapeten wieder Mode werden... )

    Ja, es bedeutet, du hast dich entwickelt. Aus irgendeinem inneren Grunde erschien dir sinnvoll, das nicht mehr so zu machen wie bisher, dafür anderes zu machen. Interessant ist dabei aber in Sachen Selbstentwicklung nicht, WAS du damals gemacht hast, und heute anders machst, sondern WIE du dahin gekommen bist, es jetzt anderes zu machen.
    Mal 3 Extremfälle:
    1) Wenn die einzige Motivation hinter Verhaltensänderung ist, Ärger zu vermeiden, dann wird im Laufe des Lebens daraus dependente Persönlichkeit, die ständig darauf achtet, keine Fehler zu machen, um keinen Ärger zu kriegen, und sich permanent nach Vorgaben anderrer richtet. DIESE fragt, was sie machen soll. Die "Belohnung" ist hier "wenigstens keinen Ärger gekriegt".
    Es bleibt zwar irgendwie die "Hoffnung", dass "das Leben" einem doch mehr "geben" müsste, vieles wird als "ungerecht" empfunden, weil andere "das" ja "kriegen".
    Das Leben bleibt in Warteposition mit dem Wunsch nach "irgendwas oder irgendwem" der dafür sorgt. dass es mal endlich richtig losgeht.
    Nur wird eben nicht gesehen, dass die nicht im "Dauervermeidungs-Modus" leben und gelernt haben, auch mit "Ärger" klarzukommen.
    2) Wenn die einzige Motivation dahinter ist "belohnt" zu werden mit "etwas", das man für die Verhaltensänderung bekommt, wird sich irgendwann nur noch gehandelt oder anders gemacht, WENN eine Belohnung gegeben wird, bzw eine erwartet wird. Um dann "ungerecht" zusagen, wenn keine "gegeben" wird. Es wird "gelauert" auf "Belohnung durch andere", und es werden "Strategien" überlegt, wie da heran kommen. Also auch abhängig von diesen anderen.
    3) Beides wird ambivalent erlebt. Das ist dann ganz fatal. Denn jeder Ärger wird als eigens Defizit betrachtet, jede ausbleibende Belohnung durch andere als "ungerecht", und darüber steht ein allgemeines "alles ist so ungerecht". Welches dann auch "Belohnungen" eintrübt, mal als ungerechtfertigt erhalten, mal als zu wenig. Dann wieder die Frage nach dem eigenen Defizit und dann wieder "die anderen sind ungerecht, das Leben ist ungerecht.

    Etwas davon haben fast alle Menschen in sich, mehr oder weniger stark ausgeprägt.
    Die Frage ist, ob es gelingt, diese Muster aufzugeben und selbst eine Eigenmotivation aufzubauen über das, was man selbst für richtig hält, ich selbst gegenüber gerecht zu sein, und die eigenen Entwicklungen als Belohnung für die Selbstentwicklung sehen zu können. (also eine Intrinsische Motivation aufzubauen und die extrinsische damit ersetzen http://www.lernpsychologie.net/motivation/intrinsische-motivation).

    Wenn ich an das kleine Mädchen zurückdenke, das ich mal war...und das älter wurde....wie die gedacht hat, das ist nicht so viel anders, als ich heute denke, nur eben "mehr davon".

    Spoiler anzeigen


    Ich wurde immer wieder aufgefordert als Kind, aufzuessen und dankbar zu sein, dass es nicht hungern muss, wie die Kinder in Afrika.
    Dann sah ich die Nachrichen,
    und habe dem Opa vorgeschlagen hatte, doch eines der Häuser zu verkaufen, weil wir ja nicht alle brauchen, und das Geld nach Afrika zu spenden, damit dort weniger Kinder hungern müssen. Außerdem würde ja eh gespart, wenn bei mir nur auf dem Teller liegt, was ich auch aufessen kann.

    Um dann einen familiären shitstorm abzubekommen und schon im Alter von 6 als Kommunistin beschimpft zu werden
    was später bei allem passierte, wenn ich was sagte oder fragte, dass dort nicht gefiel

    Was bei diesem Kind zur Überlegung führte, "also kann der Kommunismus nicht so schlecht sein, mal sehen, was sich darüber in den Büchern rausfinden lässt", um mit 10 das Thema abzuschließen, (das ist es auch nicht.... der Archipel Gulag...ist ja da wie bei Hitler... um mit 12 Kommunisten "an die Wand zu diskutieren"/RW)

    dieses Kind hat damals genauso gedacht wie ich heute, nur eben mit viel weniger Informationen, und viel weniger Ahnung, wie in der Welt klarkommen.

    Die 12-Jährige, die schonungslos die Fakten betrachtete, und anstatt sich einer unerreichbaren Norm zu verschreiben und der nacheifern zu wollen, sich dachte "wenn ich schon nicht hübsch bin, will ich wenigstens intelligent werden", also immer mehr lernen zu allem.

    Die Jugendliche, die nicht aus Feigheit wegrennen wollte und prinzipiell um der Werte in irgendwelchen Ärger reinrannte
    hat sich nicht sonderlich geändert zu der späteren Erwachsenen, die auch überlegen lernte, ob es den Kraftaufwand situativ lohnt, den Ärger in Kauf zu nehmen, und vorher zu überlegen, ob sie den real oder wenigests emotional verpacken kann - oder ob es besser ist, sich jetzt zu verkrümeln/RW, um später oder an anderer Stelle wieder "zu kämpfen".

    Dazu musste sie aber erst mal erkennen, dass "Kampf" und "Heldentum" keine Werte an sich sind - auch wenn das anderswo oft so suggerriert wird.


    Das einzelne Verhalten sagt erstmal überhaupt nichts aus, wenn es nicht im Kontext der jeweiligen Situation, der Geschichte vor und zu der Situation und der eigenen Lebensgeschichte betrachtet wird.

    Ein Mensch schlägt einen anderen.
    Aber, wenn das ein Epileptiker im Anfall war, sieht das schon anders aus.
    Ist es einer, der darum weiß, und die Medikamente aber extra nicht nimmt, wieder anders.
    Sorgen die aber bei ihm für erhebliche andere Probleme - wieder anders zu betrachten, andere Lösungen sind gefragt.
    Schägt ein Erwachsener ein Kind, werden das verschiende Leute unterschiedlich bewerten, die einen sagen schlimm, die anderen "das dürfen Erwachsene" und wieder andere "das Kind hat es nicht anders verdient".
    Komischerweise wird das so gut wie nie gesagt, wenn ein Kind einen Erwachsenen schlägt....

    "Sich drücken", obwohl man etwas könnte und aufgrund reiner Bequemlichkeit oder damit es die eigenen Pläne nicht stört, nicht machen will, ist was völlig anderes, als festzustellen, dass hier keine Kompetenz vorliegt.
    Keine Kompetenz erwerben oder wenigstens ein bisschen erweitern zu wollen, UM nicht mal ein bisschen mehr machen zu können, also, um sich dann weiter drücken zu können, ist wieder ganz anders zu betrachten.

    Da nutzt es auch nichts, sich selbst zu bescheißen und sich das schön zu reden, sowohl was "Inkompetenz angeht" als auch zu "sich Drücken".
    Wer da ehrlich zu sich ist, wird mit sich im Reinen sein. Zur eigenen Inkompetenz (wissend, das ist kein Sich-Drücken, egal was andere behaupten), er wird mehr Verständnis haben, WENN andere sich drücken (Hey, wer macht das nicht ab und zu ), als auch mit dem, was zu lernen ist, incl wie schwierig das manchmal ist und dass dann eben auch mal das Jammern dabei ist.

    Heute bin ich der 6-Jährigen, der 12-Jährigen, und der 17-Jährigen von damals viel näher. Ich verstehe, wieso die damals so waren, wünschte mir, dass die es leichter gehabt hätten, aber dass es so war, macht MIR heute nichts mehr aus. Ich verstehe sogar die NTs, die "Probleme mit mir" hatten - manche tun mir rückblickend sogar ein bisschen leid. Andere hatten es nicht besser verdient :d .

    Wenn ich merke, dass ich mich heute "kindlich" fühle, dann wenn ich so fragend in die Welt schaue zu einem Thema wie mit 6, wenn ich überlege, was ich für mich jetzt am besten daraus machen kann wie mit 12. Eine Weile musste ich aufpassen, dass sich die 17-Jährige mit ihrem "notfalls kämpfe ich bis zum Untergang" wieder etwas beruhigt....
    Es sind einfach nur "Impulse", die mich darauf hinweisen, wo vllt auch noch hinzusehen, um dann frei entscheiden zu können, was ich machen will mit den dafür geeigneten Mitteln, je nach dem, was mir wichtig ist.
    Was dann auch mal bedeuten kann, für etwas Wichtigeres zu kämpfen, während anderes "untergeht". Was dann aber auch freie Wahl war, und eben der Preis dafür akzeptiert wurde.
    Umsonst ist nichts - die Frage ist nur, ist der Preis angemessen für das, was man bekommt?
    Das ist ja gefühlt individuell unterschiedlich, je nachdem, was einem wie viel Wert ist und kann sich situativ auch mal ändern.

    Richtig frei wie ein Kind spielen können, habe ich übrigens erst zwischen 26 und 30 gelernt. Als ich ein gutes Vorbild bekam und durch c/p abschauen und dann lernen konnte.
    Was mir dann parallel im Job half und "karrierefördernd" war, so dass mehr Zeit zum Spielen blieb. Eine von den besten Zeiten in meinem Leben, weil endlich mal alles "kongruent".
    Es gab auch davor und danach auch eine weitere "kongruente", die jeweils jäh endeten. Die letzte begann mit der AS-Diagnose, sie wird immer besser - auch wenn das mit dem "karrierefördernd" noch nicht ganz herausgefunden ist :m(: :d

    Jedesmal, wenn eine "gute Zeit" jäh endete, hatte ICH aber entweder übersehen, dass sich anderes entwickelt, oder mich gegen "mich weiter entwickeln" entschieden bzw mehr auf "festhalten" konzentriert - und dazu sogar Werte, die mir wichtig sind, als "nicht so wichtig" abgetan.

    Wie damit einzeln und konkret in Situationen umgehen, leichter durch sich abzeichnende Veränderungen hindurchzukommen, wie heute dazu lernen zu AS-Schwächen, von denen ich vorher ja nichts wusste, weil das "ausgeglichen wurde durch die Umstände", ich die also nie kennenlernte, das ist eben jetzt die neue "Aufgabe".
    Hier ist einiges zu tun, das lässt sich nicht schönreden.
    Manchmal bin ich dann DARIN noch ungeschickt, mache Fehler, kapiere nicht, wo was machen, oder wann auch besser nichts mehr versuchen - und drücke mich auch schon mal eine Weile davor :d
    Aber das ist nichts anderes als "Leben".
    Und "mein Leben", in dem ich heute mehr "Ich" bin als zu vielen anderen Zeiten. In dem ich mich nicht mehr "anpasse" oder "meine Werte" beiseite schiebe. Keine Angst mehr habe vor "Kommentaren, die mich verletzen könnten". Mit den meisten sofort klarkomme, mit anderen spätestes dann, wenn ich gründlich darüber nachgedacht habe, was da passiert war und warum mich das doch "verletzt" hatte. Und dann ist alles wieder wie vorher, wieder etwa mehr an "Ich" entwickelt, und kann weiter gehen. Weil wieder was dazu gelernt.

    Zitat von FrankMatz

    Ist das besonders unerwachsen oder besonders erwachsen, weil ich auf meine Bedürfnisse achte?

    Kommt eben darauf an, welche Bedürfnisse das waren, auf welchem Platz sie in der Kriterien-Hierarchie für die Entscheidungsfindung standen, was dafür aufgegeben/bezahlt werden musste, und ob es auch anders gegangen wäre aufgrund der Kompetenzen, die da waren, um diese Bedürfnisse auch eine Weile zurück stellen zu können, um sie später zu erfüllen, ohne dass damit anderes bzw weiteres extrem beeinträchtigt wird.

    Das kannst nur du wissen zu dir.
    Einziges Kriterium ist hier "Eigene Zufriedenheit mit der Entscheidung und dem eigenen Handeln ohne das Gefühl "draufgezahlt", bzw zu viel "einkassiert" zu haben mit/bei anderem"
    Manchmal muss man da allerdings gründlich auswerten, bis die Bilanz gezogen ist und sich Zufriedenheit einstellt :d

  • Kommt eben darauf an, welche Bedürfnisse das waren, auf welchem Platz sie in der Kriterien-Hierarchie für die Entscheidungsfindung standen, was dafür aufgegeben/bezahlt werden musste, und ob es auch anders gegangen wäre aufgrund der Kompetenzen, die da waren, um diese Bedürfnisse auch eine Weile zurück stellen zu können, um sie später zu erfüllen, ohne dass damit anderes bzw weiteres extrem beeinträchtigt wird.
    Das kannst nur du wissen zu dir.

    Ich bin ja von einer Situation sozialer Interaktion ausgegangen. Was du oben abstrakt schreibst, würde konkret bedeuten: Bin ich auf einer FoBi und abends hocken nach einem anstrengendem Tag noch 30 Kolleg*innen in der Bar und quatschen, es ist laut, ich weiß nicht, zu wem ich ich mich setzen/stellen soll, dann ist die Flucht aufs Zimmer und zu einem Buch eine erwachsene Entscheidung. Ich gebe meinen Bedürfnissen nach, ich schade niemandem. Wenn ich aber mit meiner Frau auf der Fete eines Freundes bin und ich fühle mich genauso, dann könnte die erwachsene Entscheidung so aussehen, dass ich nicht gleich abhaue, wenn es mir zu viel wird, sondern auch die Bedürfnisse meiner Frau wahrnehme und im Sinn eines Kompromisses noch ein bis zwei Stunden durchhalte und diese ein, zwei Stunden sogar so gestalte, dass sie für mich nicht nur Qual, sondern wenigstens halbwegs erträglich sind.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Zitat von FrankMatz

    Ich bin ja von einer Situation sozialer Interaktion ausgegangen. Was du oben abstrakt schreibst, würde konkret bedeuten....

    Exakt.
    Wenn aber auf der Fobi jemand ist, der einem beruflich eine Tür öffnen könnte, lohnt es sich so vorzugehen wie bei der Fete, um weniger gestresst zu sein bzw früher von der Fete abhauen zu könnten, könnte ja auch die Frau "Rückendeckung" geben und einen früheren Rückzug ermögliche - was allerdings wieder erfordert, auch zu eigenen Bedürfnissen kommunizieren zu können und vor allem zu dürfen.

    Jede soziale Situation erfordert genaues Beobachten und Abwägen bis zur Handlungsentscheidung, ist voller möglicher "Fehlerquellen". Es ist eher normal, etwas zu übersehen, nicht alles erkannt zu haben, etwas nicht bedacht zu haben - nur das geht NTs nicht anderes.
    Die meisten machen sich nur nicht so einen Kopf darum/RW. Weil gar kein Anspruch auf Perfektion da ist. Es existiert zu sich und anderen eine eher unbewusste Fehlertoleranz, die "kleinere Fehler" hinnimmt, und ggf ausgleicht mit "war nicht so gemeint".
    Wer hier dann aber sich entschuldigt, oder "was erklärt" macht erst darauf aufmerksam, dass ein Fehler passiert ist, und holt diesen "aus der (unbewussten) Toleranzzone". Jetzt erst bekommt der auch für die anderen eine "Bedeutung", und wird überhaupt erst als "Fehler" regstriert - währen die der andere weiter in der unbewussten Toleranzzone bleiben.

    Das berühmte "Aber der macht das doch auch" - "Das ist ganz was anderes".
    Ich hab Jahrzehnte gebraucht, um das zu kapieren.n

  • "Verhalten" und "Denken" verstehe ich. "Fühlen" verstehe ich nicht. Worauf beziehst du denn dieses "Fühlen" im Alltag, das sich deiner Meinung nach ändern sollte? Ich denke, du meinst ja wohl nicht große Einschnitte wie den Tod eines nahestehenden Menschen.

    Fühlen ist halt auch so verdammt schwer zu erklären... Es geht eher um eine Art Kongruenzerleben, das auf emotionaler Ebene eben noch nicht gegeben ist bei mir. Vielleicht so wie wenn man in ein anderes Land zieht. Und man da die Sprache sprechen kann, vielleicht sogar schon fließend. Und man sich so verhalten kann, wie die Bräche und Kulturen der Einheimischen das vorgeben. Und man WEISS, man ist hier richtig. Aber man FÜHLT sich noch nicht heimisch.

    Ist das jetzt besser verständlich, was ich meine?

    Konkret: Gibt's ein FrankMatz-Ich, das noch drei Häutungen braucht, um sichtbar zu werden, nachdem es schon fünf Häutungen hinter sich hat? Das noch ein paar Wehen durchleiden muss, um geboren zu werden?

    Ich glaube, das ICH ist immer ICH. So wie ein Apfelbaum auch immer ein Apfelbaum ist. Und trotzdem "muss" sich dieser Apfelbaum ständig verändern. Trotzdem müssen Wurzeln weiter austreiben und neue Blätter und alles mögliche, Knospen, Äpfel, Äpfel müssen wieder fallen, Blätter müssen fallen...

    Oder halt wie bei den Häutungstieren. Das hat @Happy to be ziemlich gut beschrieben, finde ich. Sogesehen ist meine Zeichnung also immer noch "falsch". Denn dann ist es eigentlich nicht so, dass mein alter Kern zu groß ist für die Hülle des neuen, gegenwärtigen, sondern eher so, dass mein neuer, gegenwärtiger Kern zu groß ist für die Hüllen meiner Vergangenheit.

    Und dann kommt der Schmerz vielleicht daher, dass gerade Hüllen/Häute aufbrechen, weil ich dafür zu groß werde und der Ersatz aber noch nicht fertig gewachsen ist. Und kaputtgehen natürlich immer irgendwie doof ist. Oder zumindest anstrengend. :roll:

  • Fühlen ist halt auch so verdammt schwer zu erklären...

    Ja, absolut mein Problem. Obwohl ich mich im sprachlichen Ausdruck für sehr sicher halte, Dinge, Vorgänge gut beschreiben und Abläufe korrekt und zügig zusammenfassen kann, komme ich sofort ins Schleudern, wenn es darum geht, Gefühle darzustellen, die von anderen ebenso wie meine eigenen.

    Vielleicht so wie wenn man in ein anderes Land zieht. Und man da die Sprache sprechen kann, vielleicht sogar schon fließend. (...) Und man WEISS, man ist hier richtig. Aber man FÜHLT sich noch nicht heimisch.

    Ja und nein. Ich habe das zweimal bei längeren Auslandsaufenthalten erlebt. Und ich habe mich zwar immer schnell heimisch gefühlt (das geht bei mir auch in jeder Ferienwohnung, die ich mit meinen paar Sachen als meine Zone definiere), aber bei aller Perfektion in der Sprache bleibt eben immer eine Restunsicherheit, weil man eben nicht so "gut" ist wie ein einheimischer Native Speaker. Da ist mal ein Wort, das man nicht versteht oder das einem nicht einfällt, da ist mal ein Witzeln, wo man zwar alle Wörter weiß, aber den kulturellen Background zum Verständnis nicht drauf hat. Also: Obwohl man sich im Alltag absolut problemlos bewegen kann, von Behördengängen bis zu Kinobesuchen und im Job sowieso, bleibt so etwas wie ein Unsicherheitsfaktor.

    Aber: Ich habe damit eigentlich immer gut leben können. Vielleicht hilft hier ja auch die Aspie-Erfahrung, denn es gibt ja auch im heimatlichen Umfeld Bereiche, die mir eher unzugänglich bleiben.

    Ich glaube, das ICH ist immer ICH.

    Da würde ich dir lange widersprechen. Nur ein Gedanke: Jede Resozialisierungsmaßnahme für verurteilte Straftäter*innen wäre dann sinnlos. Manche Menschen glauben das ja auch, das Ergebnis sind Strafsysteme wie in den USA oder in Russland.

    So wie ein Apfelbaum auch immer ein Apfelbaum ist.

    Und wenn man auf einen Apfelbaumstamm das Reis eines Birnbaums aufpropft? Ist das Ergebnis dann noch 100 Prozent Apfelbaum? Derselbe wie zuvor? Und wenn man ein Reis des Apfelbaums woanders hinverpflanzt? Wieviel Original-Apfelbaum bleibt dann übrig? Was, wenn man den Apfelbaum fällt und sein Holz verbrennt? Entsteht dann Apfelbaumenergie?

    Ich glaube, solch ein unveränderlicher Wesenskern ist ein Wunschtraum.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Da würde ich dir lange widersprechen. Nur ein Gedanke: Jede Resozialisierungsmaßnahme für verurteilte Straftäter*innen wäre dann sinnlos. Manche Menschen glauben das ja auch, das Ergebnis sind Strafsysteme wie in den USA oder in Russland.

    So hab ich es nicht gemeint. Ich hatte es eher im Sinne von "Vollständigkeit" gemeint. Ich hab vor 2 Jahren zwei Apfelkerne in die Erde gesteckt. Ein halbes Jahr später waren sie fünf Zentimeter groß. Jetzt kommen sie auf über 30. Klar hat sich der Apfelbaum verändert. Er ist ausgetrieben, er hat Blätter bekommen, er hat Blätter verloren. Er hat angefangen zu verholzen am Stamm, ich hab sie mehrmals umgetopft und in paar Jahren fangen sie dann hoffentlich an zu blühen. Der Apfelbaum ändert sich immer wieder. Fast schon täglich kann man kleine Veränderungen sehen. Und er ist jetzt noch nicht der Apfelbaum, der er in 20 Jahren sein könnte. Aber er IST. Inklusive seiner Vergangenheit. Und inklusive diversen Zukunftsmöglichkeiten, die noch in ihm liegen (Brennholz, Biomüll, Apfelbaum, Rehfutter...).

    Was ich mit meiner Aussage "Ich glaube, das ICH ist immer ICH." sagen wollte ist, dass der eine Apfelbaum auf der Fensterbank immer er selbst sein wird. Und immer (für den jetzigen Augenblick) vollständig. Man kann nicht sagen: Der Apfelbaum, der gerade auf meiner Fensterbank steht, ist jetzt 2% (also gemessen, an dem einen Apfelbaum, den er vielleicht in 100 Jahren sein kann). Der Apfelbaum auf meiner Fensterbank IST. Und er ist zu 100% er selbst. Er kann sich noch entwickeln, klar. Aber er ist ja irgendwie trotzdem auch schon fertig. Schon irgendwie vollständig. Schon irgendwie ganz.

    Und meine Überlegung war (auch analog zum Gehäute der Tiere und zu diversen Metamorphosen), dass auch unser ICH immer ein vollwertiges, richtiges ICH ist. Auch wenn wir vielleicht noch unterwegs sind, zu dem ICH, das wir werden wollen/können. Wie ja auch der Apfelbaum noch unterwegs ist (hoffentlich! ;-)). Aber diese Betrachtung würde sowohl mir selbst als auch dem Apfelbaum etwas Entwicklungsstress nehmen...

  • Und immer (für den jetzigen Augenblick) vollständig.

    Voll einverstanden. Ich würde "für den jetzigen Augenblick" fett drucken und unterstreichen, denn im nächsten augenblick kann alles schon ganz anders sein.

    Und inklusive diversen Zukunftsmöglichkeiten, die noch in ihm liegen (Brennholz, Biomüll, Apfelbaum, Rehfutter...).

    Aber wenn er gehäckselt Biomüll und vielleicht noch an verschiedenen Stellen verstreut wird, dann ist es doch philosophisch-abgehoben, immer noch vom selben Apfelbaum zu sprechen.

    dass auch unser ICH immer ein vollwertiges, richtiges ICH ist.

    Das würde ich auch niemals bezweifeln. Menschen sind immer vollwertig, und sie sind auch immer "richtig", selbst wenn sie Fehler machen. Selbst die oben erwähnten Straftäter, so schwer das zu verstehen ist. Ihnen ein richtiges Ich abzusprechen, ließe einen schnell da landen, wo man Menschen nach Kategorien aller Art ("Rasse", Sexualität, krank/gesund...) bewertet.

    Ich finde dein Züchten von Apfelbäumchen aus Apfelkernen schön. Muss ich auch mal probieren. Vielleicht hab ich dann auch mal einen Baum gepflanzt. ;)

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Sich das "innere Kind" und die Fähigkeit, sich an Kleinigkeiten zu freuen, staunen zu können, zu erhalten, ist zweifelsohne sehr wertvoll. Ich denke auch, dass das Autisten oft gut gelingt. Und ich stimme zu, dass alle Menschen unterschiedliche Anteile in sich tragen, es eigentlich alle Altersphasen, die man schon durchlaufen kann, irgendwo in einem gibt. Zugleich ist die Problematik bei Autisten oft aber auch noch ein wenig speziell gelagert. Nämlich dass sie - meiner Vermutung auch durch mangelndes "Mitschwingen" mit der Peer Group der Gleichaltrigen - tatsächlich seelisch vom "gefühlten Alter" her deutlich später als andere reifen und auch viele "Meilensteine" später oder überhaupt nicht nehmen. Wirklich schwierig wird es, wenn es dann dafür irgendwann zu spät wird. Da haben es Frauen deutlich schwerer als Männer. Hier ein Zitat aus einem anderen sehr lesenswerten Thread:


    Irgendwann kann es schwer bis unmöglich werden, die Gleichaltrigen noch einzuholen. Aber zu den Jüngeren passt man oft auch nicht mehr, sie lassen einen vielleicht auch spüren, dass man nicht mehr dazu gehört. Wenn man sich dann weder privat noch beruflich ein stabiles Netzwerk geschaffen hat, vielleicht in der eigenen Generation oder jünger auch keine nahestehenden Personen hat, dann kann die Perspektive sehr düster aussehen.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Erwachsen bedeutet,

    • zu sich zu stehen, mit sich im Reinen zu sein,
    • aktiv gut und geeignet sebst für die eigenen Bedürfnisse zu sorgen,
    • für die eigenen Interessen einzutreten, auch wenn das Konflikte bedeuten kann, um diese dann auch nicht-selbstschädigend austragen zu können.
    • sich (realistische, positiv formulierte, in Schritte unterteilte) Ziele zu setzen und diese dann verfolgen und erreichen zu können.
    • aus gemachten Fehler zu lernen, diese nicht mehr zu machen, wissend, dass man andere machen wird.
    • Misserfolge auszuwerten, um das nöchste mal die Chancen auf Erfolg zu erhöhren, ohne Garantie dafür zu haben.
    • Verluste verarbeiten zu können, und wieder nach vor zu sehen, und mit diesen zu leben.
    • damit umgehen zu lernen, wenn andere doof zu einem sind, anstatt von denen ein "nett" zu "erhoffen", und sich von solchen abgrenzen zu können, emotional und real.
    • sich selbst die Aufgabe zu stellen, herauszufinden, wer und wie man sein will, um sich selbst dann die Wege und Methoden zu suchen, wie sich selbst zu diesem Menschen entwickeln zu können.

    Diese Punkte erfülle ich grob zusammengefasst alle aber trotzdem unterscheide ich mich total von dem wie sich andere erwachsene Menschen verhalten. Es sind so viele Dinge unsichtbar vorgegeben, wie man sich zu verhalten hat wenn man erwachsen ist in der Gesellschaft und die meisten Menschen schaffen diesen Übergang im Laufe der Jahre (manche mit 18,19.20.. manche auch ein bisschen später aber ich falle mit Anfang 30 schon ziemlich aus der Alterszeitspanne raus) aber mir kommt es so vor als ob ich diese Phase übersprungen hätte und da komplett etwas fehlt und man aber jetzt trotzdem erwartet, dass ich mich so verhalte. Klar bin ich nicht mehr ganz die gleiche Person wie mit 18 aber im Vergleich zu anderen habe ich mich nicht so sehr geändert. Eine gewisse jugendliche Art, die bei anderen im Laufe der Jahre "verschwunden" ist ist bei mir eben nicht verschwunden und bestimmte Erfahrungen, die andere machen fehlen mir auch - teilweise werde ich auch für viel jünger gehalten als ich bin. Auf der anderen Seite habe ich aber auch kein Bedürfnis bzw. keine Lust mich z.B. so zu kleiden wie sich jemand in meinem Alter kleidet (gut mit 32 ist das noch nicht so extrem aber ich kann mir nicht vorstellen mich mit 50 so zu kleiden wie der typische 50 Jährige) oder bestimmte Interessen aufzugeben nur weil ich ein bestimmtes Alter erreicht habe (Leute in meinem Alter oder ein paar Jahre älter z.B. hören nicht mehr die aktuelle Musik, schauen nicht die aktuellen Filme oder orientieren sich an einem jugendlichen Lebensstil - in manchen Bereichen ist da Stillstand und die Sachen, die sie noch gut finden war dann das aus ihrer Jugendzeit und seitdem waren sie nie wieder offen für neue Dinge in den Bereichen). Auch habe ich kein Bedürfnis danach Soziale Spiele bzw. Machtspiele im Berufsalltag mitzumachen oder mich blind an formelle Höflichkeit im Alltag zu halten - ich komme aber nicht drumherum mich da etwas anzupassen weil ich ja sonst nur noch anecken würde.

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