Arbeitsleben und Kollegen informieren

  • Protokoll führen über die fraglichen Problemsituationen, beide Damen zum Gespräch zum Cheff bitten und ein klärendes Gespräch führen.
    Klarstellen, dass du dich gerne nach ihren Anweisungen richtest, wenn sie sich beide einig sind (mit wohlwollenden, zugewandten und positiv gehaltenen Formulierungen).
    Einarbeitungsplan mit beiden zusammen ausarbeiten, der dann für euch alle verbindlich ist.

    Nur schriftlich dokumentierte Einarbeitungspläne sind transparent und nachvollziehbar für alle Beteiligten, meiner Meinung nach.
    Das sollte in einer gut geführten Abteilung eigentlich Standard sein.

    Jedes isolierte Bewusstsein macht sich auf den Weg - wie die Kraft des Wassers V_V

  • Und wenn Du einfach den vorgebenen Weg akzepzierst und eben nicht gleich was Anderes vorschlägst?

    Dementsprechend sollte man zumindest am Anfang irgendwie versuchen sich zurückzuhalten und DInge zu tun die man sonst nicht macht.


    Ich bin ehrlich überrascht, wie souverän hier viele mit solchen schwierigen sozialen Situationen klarzukommen scheinen. Ich habe mein ganzes bisheriges (Berufs-)Leben ähnliche Probleme wie Pummelchen gehabt, wusste dabei theoretisch wohl ziemlich genau, wie man sich am besten verhalten sollte, habe es aber nie geschafft, mich dauerhaft tatsächlich so zu verhalten. :(

    Das ganze ist in den letzten Tagen total eskaliert und das erste Gespräch mit dem Chef stand schon an, weil sich 2 Kollegen eben auch über mich beschwert haben.

    Wie kann ich also vermitteln, dass mein Verhalten nicht steuerbar für mich ist, es aber nicht bös gemeint ist und sowas?


    Das ist erfahrungsgemäß eine ganz heikle Situation; es ist gut, dass zumindest der Chef schon in etwaige Probleme "eingeweiht" ist. Möglicherweise liege ich falsch, aber ich würde es tatsächlich für das Beste halten, die Flucht nach vorne (RW) anzutreten und auch die anderen (Haupt-)Beteiligten über die Diagnose und die damit verbundenen individuellen (!) Schwierigkeiten zu informieren:

    Er hat mir angeraten, ich sollte zumindest meinen 3 Einarbeitern gegenüber ein Outing machen, damit sich die Situationen gar nicht erst hochschaukeln, sondern überlegt werden kann, ob es damit zusammenhängen könnte.

    Und:

    Und der Chef meinte, we würde es mindestens den Einarbeitern sagen. Aber ganz ehrlich, danach wird es sowieso jeder wissen. Auch hinter vorgehaltener Hand. Und dann wird getratscht. Und das m
    will ich vermeiden.


    Kann ich gut verstehen. Aber es wird sowieso getratscht, wenn sich jemand nicht an die (ungeschriebenen) Regeln hält. Dann gibt es ständig "hintenrum" Beschwerden, auch beim Chef, und die Gefahr ist groß, dass man letztlich entlassen wird. Ich spreche da aus eigener leidvoller Erfahrung.
    Da ist es immer noch besser, "mit offenen Karten" zu spielen; dann hat man zumindest eine gewisse Chance, dass sich die anderen etwas toleranter zeigen, insbesondere dann, wenn sie sich selbst zusätzlich über das Thema Autismus informieren.

    Ich würde das an deiner Stelle nicht mit Autismus erklären, da keines dieser Sachen dafür unbedingt typisch ist.


    Mit was soll Pummelchen es denn sonst erklären? Nein, die Diagnose steht, und ihr Verhalten ist eben Ausdruck ihres individuellen Autismus.

    Kann sein, dass du dann mit einem Outing kein Verständnis bekommen wirst, da die anderen gar nicht verstehen, was du meinst.


    Dieses Risiko ist immer da. Aber ohne Outing wird es überhaupt kein Verständnis für Verhaltensabweichungen geben. (Es heißt ja auch oft, dass man das ablehnt, was man nicht versteht.)
    Mit Outing besteht immerhin eine gewisse Chance, dass die Kollegen zumindest etwas toleranter sind und sich vielleicht sogar mal selbst mit dem Thema befassen.

  • Ich bin ehrlich überrascht, wie souverän hier viele mit solchen schwierigen sozialen Situationen klarzukommen scheinen. Ich habe mein ganzes bisheriges (Berufs-)Leben ähnliche Probleme wie Pummelchen gehabt, wusste dabei theoretisch wohl ziemlich genau, wie man sich am besten verhalten sollte, habe es aber nie geschafft, mich dauerhaft tatsächlich so zu verhalten.

    Da geht es ja auch erstmal um die Theorie. Also das muss man ja überhaupt erstmal in der Theorie erfassen, dass das erstens sinnvoll ist und zweitens das man das machen will. Daran scheitert es ja schon oft. Und dann kommt der praktische Teil, bei dem es von klappt gar nicht bis klappt perfekt ein weites Feld ist. Ich bezweifle auch, dass hier irgendwer es perfekt kann, aber es macht eben schon einen Unterschied, ob man sich verweigert oder es gar nicht kann einerseits oder das man es ein wenig hinkriegt andererseits. Ein bisschen ist meist besser als totalversagen, so kriegt man dann eventuell trotzdem Probleme, aber nicht soviele.

  • Ein Outing wird nicht automatisch alle Probleme lösen. Wer dabei zum ersten mal mit Autismus konfrontiert wird, wird eine Weile brauchen, bis er es auch verstanden hat. Manch einer will auch gar nicht. Ein Outing ist jedenfalls kein Freifahrtschein und macht bisherige Konflikt nicht ungeschehen. Es bietet lediglich eine Erklärung für diejenigen, die eine haben möchten. Das sind leider nicht alle.

    Gerade wenn Dir schon Lügen vorgeworfen werden, sollte bei einem Outing jemand dabei sein, der sich mit Autismus auskennt und es gewöhnt ist, anderen Leuten Autismus zu erklären. Damit vermeidet man, dass die eigenen Kommunikationsprobleme den Aufklärungsversuch torpedieren. Gleichzeitig gibt es dem ganzen Thema mehr Glaubwürdigkeit. Das Vorgehen solltest Du mit deinem Chef planen. Wenn das Unternehmen eine Schwerbehindertenvertretung hat, nimm' sie mit dazu. Zur Not jemanden von der Personalabteilung, mit dem Du gut zurechtkommst.

    Jedenfalls ist es für Leute nie einfach, wenn jemand anderes sagt (auch unabsichtlich), dass das doof ist, was sie machen oder wie sie es machen. Genau das passiert aber, wenn jemand der einarbeiten soll (also jemand mit Erfahrung) von jemandem der eingearbeitet werden soll (also mit signifikant weniger Erfahrung, sonst gäbe es keine Einarbeitung) vorgeführt bekommt, dass es auch anders geht (und möglicherweise sogar in einigen Aspekten besser).
    Vielleicht hast Du es mit einer Person zu tun, die es genießt anderen sagen zu können, wie man es richtig macht. Das da unlogische Elemente drin sind oder es nicht effizient ist, interessiert dann nicht. Sie wäre dann einfach überzeugt davon, dass ihr Weg richtig ist. Es kann auch sein, dass sie Gründe für ihre Arbeitsweise hat, aber es nicht schafft, die Dir zu vermitteln. Vielleicht kennt sie Situationen, wo ihr Verhalten hilft, die Du einfach noch nicht erlebt hast.

    Hast Du schon überlegt, ständig Notizen zu machen, welches Vorgehen sie haben will? Zum einen sieht sie dann, dass Du sie ernst nimmst. Zum anderen, kannst Du dann selbst nachgucken, wenn Du mit ihr zu tun hast. So lässt sich vielleicht die Einarbeitungsphase überstehen.

  • Ein outing kann auf ja einen ganz unterschiedlichen Eindruck hinterlassen, je nachdem, was damit bezweckt wird.

    Wenn die Hoffnung da ist, "milder" behandelt zu werden, dass mehr Rücksicht genommen wird, dass die Leute "netter" werden, sich "ordentlicher benehmen", klarer und freundlicher kommunizieren -- also mit der Auforderung "Ich in Autisttin - ihr müsst eeuch anders verhalten"
    dann setzt das darauf, dass die andern dadurch Verständnis, und Mitgefühl bis Mitleid haben, und jetzt von sich aus bei sich etwas ändern wollen und auch tun.

    Und das geht schief.
    Wer sowieso selbst viele Probleme hat, wird gar keine Zeit und Lust haben, sich damit zu beschäftigen.
    Wer sowieso nicht gut kommunizieren kann, wird das danach auch nicht können.
    Wo die Arbeit darauf angewiesen ist, dass das Team reibungslos funktioniert, ist das der Grund abzulehnen.
    Wer sowieso eher verdecktes Mobbing verwendet, kriegt jetzt nich mehr Futter dafür, das man ihm selbst geliefert hat.
    Wird das auch noch mitleidheischend erzählt ("Ich hab es ja als Autistin so schwer), wird das im Sozialberecih auslösen "Dann bist du keine Mitarbeiterin, sondern Klientin, die Geld will, dafür, dass sie so tut, eine Mitarbeterin zu sein".
    Kommt das fordernd rüber, wird es als Zumutung betrachtet.

    Was schon mal von vorn herein bedeutet, den eigenen autismus so zu kommunizieren, dass die anderen
    a) das in deren Worten, so dass DIE das nachvollziehen und verstehen können zu kommunizieren
    was kaum möglich ist, wenn man den eigenen gar nicht richtig verstehet.
    b) das locker zu komunizieren, als eine "Nebensache"
    ist es nämlich aus deren Perspektive, denn es geht primätr um Arbeit und wie im Team arbeiten
    c) nur das zu kommunizieren, was für die ARBEIT wichtig ist
    d) ein bis zwei kleine lustige Beispiele zu bringen, die das, was einem selbst wichtig ist, zu kommunizieren, verständlich machen UND zum Lachen bringen - Lchen sorgt dafür, dass Menschen sich etwas besser merken können
    e) eine kurze "Bedienungsanleitung" zu geben, die auch eher lustig ist, und am besten Stichworte liefert, mit dem man den anderen im Job daraf hinweisen kann, bzw die einen auf etwas hinweisen können.

    Was aber auch nicht bedeutet, dass das alle kapieren, das jetzt berücksichtigen, und dann gibt es immer noch die, die jetzt
    - verunsichert sind und "wie auf rohen Eiern gehen, Angst haben, einen Fehler zu machen, die Angst was passiert, wenn man gegenüber Behinderten was falsch macht
    - die, die dazu keine Lust haben
    - die, denen das völlig egal ist (mich interessiert nur, was du arbeitest)
    - die, die die Info sogar das gegen einen verwenden wollen

    Interessant war auch, ich haatte daraf hingewieden, dass klare Kommunikation für mich leicher zu verstehen ist als höfliche Umschreibungen - eine Kollegin machte daraus die Aufforderunng zu krasser Unhöflichkeit und für unfreudlich boshafte Ansagen, um andererseits aber eher noch schwammiger zu reden, wenn es um Arbeiigtsorganisation ging.
    das war zwar nr eine, aber wenn man mit der einen ganzen Tag hat, dann beduetet das, Abhärtungstraining.

    Für die Firma oder Einrichtung ist wichtig, ob man den Job gut macht und mit den Kolleg*innen klarkommt.
    Die haben viele kommen und gehen sehen, sind darauf eingestellt.
    Es wird maximal ein bisschen Rücksicht auf Kleinigkeiten genommen, aber eine Firma oder Institution sieht sich nicht in der Pflicht, denen, die da arbeiten zu helfen, persönliche Probleme zu lösen. Und dann dafür auch noich zu zahlen.
    Gerade im Sozialbereich ist man selbst für das Lösen von Problemen Anderer zuständig, wird dafür bezahlt. Für "Hilfe untereinader" ist da schlicht und einfach keine Zeit und zu wenig Personal.

    Mit dem eigenen Autismus klarzukommen, sich fit zu machen, mit der WElt und den Menschen umzugehen, wie diese sind, ist man selbst zuständig.
    Ebenfalls ist mann selbst zuständig, sich fit darin zu machen, den eigenen Autismus so zu kommunizieren, dass die Bitten, die man an andere hat, auch positiv angenommen werdennn können.
    Was aber nicht bedeutet, dass dann alle diese Bitten erfüllen.
    Und auch damit muss man klarkommen können, jetzt Wege im Umgang damit finden, oder eben gehen.

    Denn das ist eine wichtige Voraussetzung beim outing. Ich muss bereit sein zu gehen, wenn sich zeigt, dass dort mit Autist*innen nicht zusammengearbeitet werden kann, weil dort wesentliche soziale Kompetenzen im menschlichen Miteinander fehlen, oder die Arbeitsstrukturen sogar a-soziales Verhalten fördern .

  • Ich bin ehrlich überrascht, wie souverän hier viele mit solchen schwierigen sozialen Situationen klarzukommen scheinen. Ich habe mein ganzes bisheriges (Berufs-)Leben ähnliche Probleme wie Pummelchen gehabt, wusste dabei theoretisch wohl ziemlich genau, wie man sich am besten verhalten sollte, habe es aber nie geschafft, mich dauerhaft tatsächlich so zu verhalten.

    Was hat das mit Souveränität zu tun, wenn man einfach mal nur zuhört und nichts erwidert und die Dinge so macht, wie man es erklärt bekommt?
    Und was ist daran schwer?
    Ich finde es viel schwerer, eine Diskussion über den Sinn oder Unsinn einer Vorgehensweise zu führen oder mich für etwas zu rechtfertigen, was ich anders gemacht habe.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Gerade wenn Dir schon Lügen vorgeworfen werden, sollte bei einem Outing jemand dabei sein, der sich mit Autismus auskennt und es gewöhnt ist, anderen Leuten Autismus zu erklären.

    Böte sich auch der Integrationsfachdienst an, sofern da jemand dabei ist, der sich mit Autismus auskennt. In meiner Stadt bieten die genau sowas an.

    Surprised by the joy of life.

  • Oder jemand von einem ATZ oder von einem Autismus Institut. Vielleicht kann auch die Personalabteilung eine Autismus-Einführung für die Mitarbeiter organisieren mit denen man zu tun hat. Ein Unternehmen kann damit auch zeigen, dass es (weiterhin) Interesse an dem Mitarbeiter hat.

  • Wenn ich zurückblicke, hat es immer da Schwierigkeiten gegeben, wo ich nicht gesürt habe, wann besser die Klappe halten, gegenüber wem was kommunizieren und zu welchem Zeitpunkt.

    Was mit der Kontextschwäche zusammenhängt, dem wunsch nach fachlich korrekt und effektiv und dem Leiden, dabei zu sein und zusahen zu müssen, wenn definitiv von anderen was falsch geamcht wird bzw was ungerecht ist.
    Kling jetzt heftig, aber da, wo ich das Sagen hatte oder Kolleg*innen, mit denen man sich auf Augenhöhe austaschen konnte , um neue Vorgehensweisenn zu erarbeiten, bevor man was macht, war das nie ein Problem.

    Insofern ist "Kontextschwäche ausgleichen, "Leiden am falsch" nicht mehr impulsiv durch "dofort korrigieren wollen" beenen zu wollen, die Aufgabe, die jetzt ansteht.
    Hilfsmittel sind hier
    "schon vorher so viel wie möglch zur Struktur erfahren"
    "erst mal schauen aus der Beobachtersituation, wie dort gearbeitet wird, wo sich informelle Hierarchien zeigen" und solange die Kappe halten, bis was deutlich wird.
    Also nicht auf den Impuls "weiil die nett zu mir sind irgendwas zu kritisieren am Arbeitsgeschehen, nichts zu erzählen, was einem aufgefallen ist, oder was man schlimm findet" reinzufallen.
    Denn manchmal werden die, die Anfangs so "nett" sind, zu denen, die einem dann mit den Infos in den Rücken fallen.
    Dann die Frage, wo was ansprechen - auch anderen passt mal was nicht, ann wen wenden die sich?
    Zu welcher Zeit ansprechen? Ungünstig ist immer, wenn eh viel zu tun ist.
    Erst mal abchecken, wie die Person drauf ist und was bei der los ist - hat sie Zeit, ist sie unbelastet genug für zusätzliche Anliegen?
    Denn jedes Anliegen, das man hat, ist DORT zusätzliche Arbeit zur sowieso vorhandenen.
    Wie kommunizieren, das es dort ankommt.

    Es macht einefach einen Unterschied, ob man ankommt mit
    "Ich bin Autistin, leide sowieso an Reizüberflutung, hab diese und jede schwöche, die mir das Leben schwer macht und meine Erfahrung...und jetzt ist dies und das passiert, ich müsste mich erholen denn sonst kann ich nicht mehr....."
    Also Vorgecshobene Erklärungen vor dem Anliegen ,
    bzw das das alles hinterher gebracht, um sich für das Anliegen zu rechtvertigenn

    Oder ob man einfach den passenden Zeitpunkt abwartet, und dann freundlich sagt sagt "Chef, ich brauche nächsten Woche einen Urlaubstag, hab mich die letzten Wochen etwas übernommen, wann würde das passen?

    Es sind gerade diese ganzen Begründungen und Rechtfertigungen und Erklärungen, die bei den anderen auslösen "Wenn der meint, das so begründen zu müssen,
    . dann sind wir diejenigen, die darüber bestimmen, ob wir die akzeptieren und berücksichtigen#
    . dannn können wir die glauben oder auch nicht
    - und es könnte ja eine Lüge sein, die er darüber verschleiern will
    - und außerdem, wennl der sich selbst nicht glaubt, der Meinung ist, von anderen die Erlaubnis für das eigene denken und fühlen einholen zu müssen, und sich das Recht nicht zugesteht. zu den eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen - wieso solltenn wir das dann?

    Btw, seit ich diese Begründeritis und Rechtfertigeritis endlich im Griff habe, ist der Umgang mit neurotypischen Menschen viel leichter.
    Ausleben lässt sich die ja unter Aspies. Weil dort normal, ohne das da dann an "Lüge" gedacht wird. Ich finde immer interessant, wie andere was begründen.
    In der "NT"-Welt und vor allem in der Arbeitswelt interessiert das aber keine Sau/RW.

  • Mit was soll Pummelchen es denn sonst erklären? Nein, die Diagnose steht, und ihr Verhalten ist eben Ausdruck ihres individuellen Autismus.

    Diese Probleme sind aber nicht wegen Autismus, daher finde ich es blöd, damit zu erklären.

  • Diese Probleme sind aber nicht wegen Autismus, daher finde ich es blöd, damit zu erklären.

    Woher weißt Du das denn? Vieles, was sie schreibt, etwa diese "Anecken", ohne es zu wollen, völlig falsch eingeschätzt zu werden, ein Problem mit vergleichsweise unklarer, größtenteils mündlicher Einarbeitung zu haben und Dinge auf "seine eigene Weise" zu müssen etc., halte ich sogar für ziemlich typisch. Welche Art von Missverständnissen und Konflikten würdest Du denn typisch finden?

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Was hat das mit Souveränität zu tun, wenn man einfach mal nur zuhört und nichts erwidert und die Dinge so macht, wie man es erklärt bekommt?
    Und was ist daran schwer?


    Sorry, aber ich persönlich finde das tatsächlich schwer. Denn spätestens dann, wenn ich Dinge nicht mehr nachvollziehen kann oder denke, dass man etwas anders besser machen könnte, fange ich an nachzufragen, zu hinterfragen, und das wird ganz schnell nur als negative Kritik aufgefasst.

  • Sorry, aber ich persönlich finde das tatsächlich schwer. Denn spätestens dann, wenn ich Dinge nicht mehr nachvollziehen kann oder denke, dass man etwas anders besser machen könnte, fange ich an nachzufragen, zu hinterfragen, und das wird ganz schnell nur als negative Kritik aufgefasst.

    Das ist auch meine Erfahrung. Zudem verstehe ich mündliche Anweisungen, die "schnell mal zwischendurch" gemacht werden, tatsächlich oft nicht. Wenn ich dann mehrmals nachfrage, kann ich leicht als "begriffsstutzig" wahrgenommen werden, wenn ich nicht nachfrage, mache ich vielleicht etwas "falsch". An meiner letzten "richtigen" Stelle, vor nun schon einigen Jahren, endete es unter anderem deshalb ziemlich unangenehm.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Zudem verstehe ich mündliche Anweisungen, die "schnell mal zwischendurch" gemacht werden, tatsächlich oft nicht. Wenn ich dann mehrmals nachfrage, kann ich leicht als "begriffsstutzig" wahrgenommen werden, wenn ich nicht nachfrage, mache ich vielleicht etwas "falsch".

    Oh, das kommt mir auch bekannt vor. Man kommt sich im Alltag oft richtig blöd vor, was das Selbstbewusstsein dann noch zusätzlich schmälert. :(
    Glücklicherweise ist mein Selbstbild, seitdem ich mich mit dem Thema Autismus beschäftige, besser geworden.


  • Und wenn dein chef schon eingeweiht ist und dein Problem vor allem bei der einen liegt, könntest du eventuekll versuchen eben die einweisungsperson durch eine andere zu ersetzen?

    Ich glaube das ist gerade sein Plan. Aber die Person ist jetzt erstmal 4 Wochen im Urlaub, weshalb der Stresspegel für mich deutlich gesunken ist.

    Protokoll führen über die fraglichen Problemsituationen, beide Damen zum Gespräch zum Cheff bitten und ein klärendes Gespräch führen.
    Klarstellen, dass du dich gerne nach ihren Anweisungen richtest, wenn sie sich beide einig sind (mit wohlwollenden, zugewandten und positiv gehaltenen Formulierungen).

    Nur schriftlich dokumentierte Einarbeitungspläne sind transparent und nachvollziehbar für alle Beteiligten.

    Wir werden tatsächlich ein gemeinsames Gespräch haben. Ich habe mir diese Situation auch aufgeschrieben. Das hilft auch beim verarbeiten. Und es gibt einen Einarbeitungsplan, aber der deckt natürlich nicht jede Situation ab. Das mit den positiven Anweisungen hatte ich sogar im Outing beim Chef erbeten. Vor der Situation.

    Ich bin ehrlich überrascht, wie souverän hier viele mit solchen schwierigen sozialen Situationen klarzukommen scheinen. Ich habe mein ganzes bisheriges (Berufs-)Leben ähnliche Probleme wie Pummelchen gehabt... :(

    ...Aber es wird sowieso getratscht, wenn sich jemand nicht an die (ungeschriebenen) Regeln hält. Dann gibt es ständig "hintenrum" Beschwerden, auch beim Chef, und die Gefahr ist groß, dass man letztlich entlassen wird....Aber ohne Outing wird es überhaupt kein Verständnis für Verhaltensabweichungen geben. (Es heißt ja auch oft, dass man das ablehnt, was man nicht versteht.)
    Mit Outing besteht immerhin eine gewisse Chance, dass die Kollegen zumindest etwas toleranter sind und sich vielleicht sogar mal selbst mit dem Thema befassen.

    Ich bin auch sehr überrascht, dass offenbar kaum einer diese Probleme kennt. Also meine Diagnostikerin meinte schon damals zu mir, dass mein Verhalten ganz typisch ist und das auch der Grund für Arbeitslosigkeit und autist. Burnout.

    Ich habe einfach unfassbar angst vor einem Outing, weil ich nicht möchte, dass alles auf meine Krankheit geschoben wird. Andererseits möchte ich, dass man fragt, warum ich gerade so für sie seltsam handle. Damit ich die Chance habe, es zu erklären und nicht hinterher in Erklärungsnot zu kommen.

  • Diese Probleme sind aber nicht wegen Autismus, daher finde ich es blöd, damit zu erklären.

    Natürlich kommen die Probleme durch Autismus. Durch meine andere Sichtweise und Verständnis von Dingen und Anweisungen.

    Das ist auch meine Erfahrung. Zudem verstehe ich mündliche Anweisungen, die "schnell mal zwischendurch" gemacht werden, tatsächlich oft nicht. Wenn ich dann mehrmals nachfrage, kann ich leicht als "begriffsstutzig" wahrgenommen werden, wenn ich nicht nachfrage, mache ich vielleicht etwas "falsch". An meiner letzten "richtigen" Stelle, vor nun schon einigen Jahren, endete es unter anderem deshalb ziemlich unangenehm.

    Genau so ist es! Dadurch entstehen dauernd Missverständnisse, wenn dies durch eine Person geschieht, die eine gewisse Eigenart an Anweisungen hat.

  • Oder jemand von einem ATZ oder von einem Autismus Institut. Vielleicht kann auch die Personalabteilung eine Autismus-Einführung für die Mitarbeiter organisieren....

    Daran hatte ich mal gedacht, aber ich glaube das ist im Moment eine Spur zu heftig im Moment. Sozusagen mit Kanonen auf Spatzen geschossen (RW).
    Die Personalabteilung wäre in diesen Fall viel zu weit weg. Mit denen hat man eigentlich nie zu tun, bei vielen tausend Mitarbeitern.

  • @Happy to be du beschreibst viele meiner Gesanek, Erfahrungen und Ängste sehr genau. Das ist auch der Grund, warum ich immer viele Meinungen einhole. Ich weiß nicht was richtig ist und intuitiv gemacht werden soll. Daher versuche ich so viel Rückhalt wie möglich zu bekommen. Manchmal wirkt es dann trotzdem so, als würde ich am Ende eh nur machen, was ich sowieso geplant hatte, aber in Wirklichkeit ist es dann sehr gut abgewogen.

    Für mein Outing suche ich daher auch Erklärungsansätze. Denn ich möchte keinen Nachlass für meine Leistungsfähigkeit. Aber sollte mich etwas überfordern, möchte ich, dass man mein Verhalten einordnen kann und es nicht persönlich nimmt.

  • Daran hatte ich mal gedacht, aber ich glaube das ist im Moment eine Spur zu heftig im Moment. Sozusagen mit Kanonen auf Spatzen geschossen (RW).

    Das sehe ich anders. Wenn Dir schon Lügen vorgeworfen werden, kommt bestimmt als nächstes die Behauptung, Du hättest Dir den Autismus nur ausgedacht, um Dich zu schützen. Bei Autismus denken einige erstmal an Rainman. Deswegen wäre jemand "Offizielles" gut, der viel besser erklären kann, wie vielfältig Autismus aussieht.

    Dass der Laden viele tausend Mitarbeiter hat ist gut. Dann gibt es da eine Schwerbehindertenvertretung. Da kannst Du mit Deinem SBA hingehen.

  • Natürlich kommen die Probleme durch Autismus. Durch meine andere Sichtweise und Verständnis von Dingen und Anweisungen.

    Nicht immer kommt eine andere Sichtweise von Autismus. Viele Menschen haben ungewöhnliche Sichtweisen und ecken auch an.
    Auf mich trifft keines der Sachen zu, die du geschrieben hast. Und ich bin ca. 10 mal auf Autismus diagnostiziert worden bisher. Ich habe aber auch Probleme auf der Arbeit, aber sicherlich nicht weil ich zu dominant oder selbstbewusst bin. Warum sollte das autistisch sein?
    Oder deine Dramaturgie, das viele Weinen und so weiter, was ist daran autistisch? Kann mich jemand aufklären? Ich bin extrem anders. Und jetzt bitte nicht den Spruch "Jeder Autist ist anders".

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!