Arbeitsleben und Kollegen informieren

  • In welchen Bereichen, glaubst du denn, etwas für dich oder bei dir zu ändern, um in der Situation, in der du dich aktuell befindest, besser zurecht zu kommen?

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Das hat aber nichts mit einer Diagnostik zu tun. Oder wurde vor jede Studie eine komplette Diagnostik durchgeführt? Fände ich sehr seltsam und unüblich.

    Ja wurde, außer bei der UK Köln, die nehmen aber sowieso nur dort Diagnostizierte. Ansonsten finde ich das nicht unüblich, sondern extrem empfehlenswert bei den hohen Falsch-Positiv-Quoten von ca. 40% (Quelle Max-Planck-Institut, wurde schon öfter verlinkt, ich tue das hier nicht mehr, damit nicht wieder darüber diskutiert wird. Die taz hatte mal einen Artikel, der Kinder betraf, da waren die Zahlen ähnlich).

  • Ich habe es z.B. anders gemacht, weil ich ja schon ein paar Wochen dort gearbeitet habe und die Abläufe kenne. Ich habe also so gearbeitet, dass es effektiv war. Und wie eine andere Kollegin es mir gezeigt hat. Ich finde die Unterstellungen einfach total ätzend, die sie ja ständig ausspricht, denn es macht mich fertig und ich verliere meinen eigentlichen Faden. Jeder zeigt es einem anders, dann kommt die Einarbeiterin und sagt nicht "hey, das kannst du nicht so machen, du musst es so und so machen, weil...". Sondern es kommt "nein, das ist falsch. Das geht so gar nicht. Wer hat dir das so gezeigt? Nein, das musst du so machen (reißt es mir aus der Hand und macht es)".
    Wenn man so den ganzen Tag arbeiten muss, dann ist das demotivierend und einfach nur anstrengend und ätzend.

    Was für Unterstellungen?

    Wenn man den Auftrag bekommt jmd anzulernen, dann erwarten die Vorgesetzten eben, dass man ihm das beibringt, was die Regelungen in der Firma vorschreiben (teilweise gibt es ja firmeninterne Vorschriften und Systeme). Sie wollen halt dass der neue Mitarbeiter den "Idealfall" der Abläufe lernt. Wenn du das dann anders machst, fällt es natürlich auf denjenigen auch zurück, der dich anlernen sollte.

  • In welchen Bereichen, glaubst du denn, etwas für dich oder bei dir zu ändern, um in der Situation, in der du dich aktuell befindest, besser zurecht zu kommen?

    Ich würde mir wünschen ich wäre in der Lage, einen kurzen Satz zu sagen, der zeigt, dass ich gerade mit dem Verhalten der Person überfordert bin oder den Umgang unangemessen finde. Oder das die andere Person an meinem Verhalten erkennt, dass ich gerade nichts verstehe und es nochmal anders erklärt. Stattdessen werde ich stumm, ertrage alles, implodiere oder laufe aufs Klo zum weinen. Das Fass ist halt schnell voll, wenn die gleiche Person immer wieder gleich triggert.

  • Ich habe einfach unfassbar angst vor einem Outing, weil ich nicht möchte, dass alles auf meine Krankheit geschoben wird. Andererseits möchte ich, dass man fragt, warum ich gerade so für sie seltsam handle. Damit ich die Chance habe, es zu erklären und nicht hinterher in Erklärungsnot zu kommen.


    Zunächst würde ich den Autismus - trotz eines gewissen Leidensdrucks - nicht unbedingt als "Krankheit" ansehen, sondern einfach als eine andere Form des Empfindens und Handelns, dann wäre die Sicht darauf schon etwas positiver.
    Ich kann absolut nachvollziehen, dass Du Angst vor einem Outing hast; andererseits hast Du ja auch beständig Angst vor den von Dir beschriebenen beruflichen Situationen. Ich glaube, dass man mit erklärender Offenheit in der Regel besser dran ist. Man muss sich ja nicht hinstellen und sagen: "Ich bin Autist, und ihr anderen müsst das jetzt aushalten und ganz viel Rücksicht auf mich nehmen", sondern man kann ja betonen, dass man sich bemüht, die Auswirkungen des Autismus möglichst gering zu halten, dass das aber häufig nicht vollständig gelingt und das in der Natur der Sache liegt.
    Wenn man Dinge - in diesem Fall den Autismus - versucht zu verheimlichen, ist das nicht nur extrem belastend, sondern es bringt auch meist nichts, da die anderen bzw. die Kollegen früher oder später sowieso merken, dass man irgendwie anders ist.
    Ich habe z. B. auch eine Zwangsstörung, die mir vor allem früher sehr peinlich war. Seit ich damit etwas offener umgehe und sie zumindest gegenüber einzelnen Personen schon einmal erwähne, habe ich viel weniger Stress. Es ist nun einmal, wie es ist; daher bringt es nichts so zu tun, als wäre es nicht so. 8-)

    Hinterfragen kann man im Stillen für sich.
    Vielleicht ist es auch eher die Wortwahl, wie die Fragen gestellt werden?
    Ich bin von Natur aus eher zurückhaltend und meine Fragen haben bisher niemanden gestört.


    Natürlich liegt es auch an der Art und Weise des Nachfragens, aber die sind ja Teil des Problems. Wenn Du mit solchen Situationen gut klarkommst, ist das schön für Dich. Ich bin zwar sozial auch eher zurückhaltend, aber in manchen Situationen auch sehr stur und dickköpfig. Jeder ist eben anders. ;)

  • @Pummelchen
    Die besten Tipps nutzen gar nichts, wenn es um grundsätzliche Fragen oder Probleme dahinter geht.
    Wenn man die Grammatik einer Sprache nicht erfasst, nutzt es auch nichts, immer wieder einzelne Vokabeln oder deren Deklination oder wie sie in einem speziellen Satz konjugieren werden, nachzufragen. Dann kennt man das für diesen einen Satz, aber bei jedem, der nur ein bisschen anders ist, passt das Gelernte schon wieder nicht.

    Da jede zwischenmenschliche Situation, jede Kommunikation immer anders ist als alle anderen, die Personen unterschiedlich oder unterschiedlich gestimmt, Zeit und Ort und "Drumherum" immer anders, geht es also darum, das Grundsätzliche zu erkennen, um es dann flexibel wie mit einem Baukastensystem für die aktuelle Situation anzuwenden.
    In Trainings und Coachings wird nicht umsonst auch von "Tools", "Werkzeugen", oder dem "Handwerkskoffer" gesprochen.

  • einen kurzen Satz zu sagen, der zeigt, dass ich gerade mit dem Verhalten der Person überfordert bin oder den Umgang unangemessen finde.

    Kritik sachlich und angemessen rüberzubringen, dass der Empfänger nicht beleidigt ist, ist selbst für Menschen ohne Autismus schwer, denn Schulungen gibt es dazu in Massen. (Und obwohl man sich an die Rezepte von dort hält, sind die Leute hinterher beleidigt.) Einen Patentsatz kenne ich nicht.

    Oder das die andere Person an meinem Verhalten erkennt, dass ich gerade nichts verstehe und es nochmal anders erklärt.

    Das würde ich nicht über Körpersprache ausdrücken, sondern direkt äußern: "Das habe ich nicht verstanden. Können Sie/Kannst Du das bitte nochmal anders erklären?"
    Alternativ kann man auch mit eigenen Worten wiederholen, was man gehört hat. Daran kann die andere Person erkennen, wo man gedanklich falsch liegt.

  • Danke für eure Rückmeldungen. Ich glaube ich komme da im Moment nicht so ganz weiter, weil ich mich so ein wenig in der Opferrolle festhängen sehe. Ich verstehe halt nicht was ich falsch mache, dass ich anecke. Und es belastet mich, deshalb immer wieder auf die Nase zu fallen.

  • @Pummelchen: Was ich mega hilfreich fand: Geh mal auf https://www.amazon.de/Hochfunktional…97862280&sr=8-2 dann auf "Blick ins Buch", dort auf S. 10 ist ein Kasten wo Ort und Passwort zum Herunterladen von Materialien angegeben sind. Unter "Zusatzmaterialien" findest du dann die pdf "Belastungsgrenzen am Arbeitsplatz" und das ist quasi zur Unterstützung beim Outing. M.E. total gut gemacht. Auch die übrigen Materialien, die auf diesem Weg auffindbar sind finde ich wirklich sehr hilfreich.

    Surprised by the joy of life.

  • Ich stehe auch schon seit längerem vor der Überlegung und dem Entschluss mich zu outen, habe es bis jetzt aber auch noch nicht geschafft. Auch weil ich nicht die richtigen Worte finde um es zu erklären so dass ein Aussenstehender weiss was ich meine. Mein Chef ist ein lieber, netter und verständlicher Mensch. Ich weiss aber auch wenn ich es ihm sage, dann geht es in kürzester Zeit durch die ganze Firma und das muss ich nicht haben. Meine Therapeutin meinte auch es wäre gut wenn es der Eine oder Andere wüsste, dann können die Personen anders auf mich eingehen und mit meinem Anders Sein besser umgehen. Aber ich schaffe es einfach nicht, bis jetzt zumindest noch nicht.

  • Ich stehe auch schon seit längerem vor der Überlegung und dem Entschluss mich zu outen, habe es bis jetzt aber auch noch nicht geschafft.

    Das klingt, als hättest Du es mit dem Outing nicht besonders eilig. Manchmal ist es ja deshalb eilig, weil man beispielsweise aufgrund ständiger Missverständnisse bei der Arbeit Gefahr läuft, die Kündigung zu erhalten.
    Wenn Du hingegen relativ gut mit den Kollegen klarkommst, dann solltest Du genau abwägen, was Du durch ein Outing gewinnst, besonders dann, wenn Du Dich damit schwertust bzw. diesbezüglich sehr unsicher bist.

  • das ist richtig, ich habe es nicht eilig und ich muss jetzt auch nicht befürchten die Kündigung zu bekommen. Es ist nur so, dass bei meinem letzten Beurteilungsgespräch mein Chef die Bemerkung gemacht hat, das die Kollegen mich etwas seltsam finden und verunsichert sind und nicht wissen wie sie mit mir umgehen sollen. Natürlich ist das denen ihr Problem, nur wenn ich ihnen mitteile was mit mir ist können sie mit der Einen oder Anderen Situation vielleicht besser umgehen bzw. fällt es ihnen vielleicht leichter mich zu verstehen und es anzunehmen und es wird ihnen klarer warum ich so bin wie ich bin. Leider habe ich aber auch schon die Erfahrung gemacht dass ganz viele Menschen gar nicht wissen was Asperger ist und ich möchte aber auch nicht als krank, hilfsbedürftig oder noch schlimmer als behindert abgestempelt werden. Ich kann meine Arbeit und bin auch gut, die Anderen sollen mich einfach nur in Ruhe lassen.

  • @'Pummelchen.: vielen Dank für den Link. Habe mir es gleich runtergeladen und werde es mir in Ruhe anschauen. Unser Personalchef ist eine sehr angenehme, offene und entgegen kommende Person. Auch haben wir eine Sozialpädagogin bei uns in der Firma. Vielleicht kann ich es mit einem der Beiden ansprechen.

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