Hat irgendwer hier auch ne Essstörung? Soll ja bei Autisten häufiger vorkommen.

  • Ob meine Essstörung von meinem (vermuteten) Autismus kommt oder von dem meines Vaters sei dahingestellt^^,
    Denn es kommt ziemlich sicher davon, dass mein Vater, ein großer Freund der Mathematik und der Algirithmen, jeden Einkauf und jede Mahlzeit, seit er Kinder hat, bis auf den letzten Krümel perfekt durchgeplant hat.
    Also er hat uns nie verboten, viel zu essen. Wenn wir Nachschlag wollten, bekamen wir den auch. Das Problem war mehr der Abstand zwischen den 2-3 täglichen Mahlzeiten, die erste meist um 07:00 und das Abendessen auch gerne mal um 20 oder 21 Uhr, Mittagessen nur manchmal.
    Wir durften nie Zwischenmahlzeiten essen oder alleine an den Kühlschrank gehen. Ich hatte Hunger als Kind. Ich wusste nicht, dass es nicht normal ist. Und meinem Vater fehlte einfach das Verständnis. Heute weiß ich, nach vielen Gesprächen mit ihm, dass er es wirklich aus Liebe getan hat. Er hatte Angst um uns, wollte nicht, dass wir übergewichtig werden. Die Angst war so groß, dass er so überrational gehandelt hat, dass es irrational wurde.

    Im Dezember 2011, in meinem ersten Schuljahr am Gymnasium im nächstgrößeren Ort, wo ich als einzige aus 'nem "Kaff" mit dem Fahrrad hinfuhr, bekam ich mein erstes Taschengeld von meiner Mutter. 15 Euro, in bar. Nach wenigen Tagen war alles für Süßkram ausgegeben. Dinge, die ich noch nie in meinem Leben gegessen hatte. Bei uns gibt es keinen Supermarkt, also ging ich jeden Tag nach der Schule im dortigen Supermarkt einkaufen.

    Ich habe noch nie Geld gespart. Alles, was ich jemals hatte, habe ich für Süßkram ausgegeben. Habe dafür sogar von meiner Schwester gestohlen, meine Eltern angelogen, auf ein neues Fahrrad und einen Führerschein verzichtet, für welche ich sicher ausreichend Geld geschenkt bekam. Ich wollte nicht darauf verzichten, es ist einfach so passiert. Es tut sehr weh, darüber nachzudenken.

    Ich wurde nie übergewichtig. Ich habe meine Fressanfälle durch meine grundsätzliche Unterernährung ausgeglichen.

    Eine Sozialarbeiterin empfahl mir im Frühjahr, einige Tage lang Kalorien zu zählen, einfach nur, damit wir wissen, womit genau wir es zu tun haben. Das war Ende März, als ich mir keine Lüge ausdenken konnte, die meinen Eltern erklärt, warum ich in den nächstgrößeren Ort fahren sollte. Heißt, ich aß nur meine normalen Mahlzeiten, ohne "binges". Ich kam täglich auf etwa 300-700 Kalorien zu wenig. Kein Wunder also, dass ich 1. immer noch schlank bin und 2. nicht aufhören kann, zu bingen.

    Ich versuchte also, mehr zu essen. 2 Brötchen (/Semmeln^^) zum Frühstück statt einem halben. 2 Teller Nudeln statt einem, und die Falafel in reichlich Fett anbraten, ich kann es mir ja leisten. Die Kalorien reichten trotzdem nicht, denn ich schaffte es nicht, mit nur 3 Mahlzeiten genug zu essen, ohne dass mir schlecht wurde.

    Ich denke, ich gehöre zu dem Typ Esser, den man im englischen Sprachraum "grazer" nennt, also Leute, die am besten 4 oder 5 kleinere Mahlzeiten essen sollten. Mein Vater dachte, das sei ein gewählter und undisziplinierter Lebensstil, der immer zu Übergewicht führt. Es tut sehr weh, wegen so einer simplen Sache in eine Essstörung reingerutscht zu sein, aber er wusste es ja wirklich nicht besser.

    Ihr denkt vielleicht, ich habe keine Essstörung sondern nur einen falschen Lebensstil, und wenn mein Vater mich "grazen" lässt, wird alles wieder gut. Das dachte ich nämlich auch. Aber leider sind mein Hunger- und Sättigungsgefühl fast nur noch emotional und nicht körperlich bedingt und ob ich satt bin oder nicht, Gedanken an Essen bestimmen mein Leben und mein Handeln. Lügen über Essen, heimliche Einkäufe, die Suche nach Selbstkontrolle, über was in meinen Körper kommt.

    Süßkram mit meiner Familie zu essen, ist nicht das selbe. Meine Stiefmutter buk letztens handflächengroße Nussschnecken und im Eifer des Gefechts aß ich ganze 6 davon. Danach hatte ich trotzdem den Drang nach einem Fressanfall, trotz Bauchschmerzen. Weil ich die Nussschnecken mit meiner Familie beim Kaffeekränzchen gegessen hatte, und nicht heimlich und alleine, so, wie es sich "gehört".

    Nun ja, ich hoffe, dass ich hier nicht die einzige bin (und eigentlich hoffe ich es doch, weil ich so etwas niemandem wünsche).

  • Hi,

    Ich kenne einige autisten mit Esstörungen von Anorexie über Bullemie bis Binge eating, leider sind die meisten davon nicht hier im forum.

    Ich selbst habe auch Probleme mit dem Essen, ich bin stark übergewichtig und habe ess Anfälle wo ich 3000-5000kcal in einer "Mahlzeit" esse um mich ein wenig besser zu fühlen...

    Mit traurigen grüßen
    Lea

  • Ich habe lange gebraucht, zu sehen und dann zuzugeben, daß ich eine Eßstörung habe bzw. hatte.

    Ich bin ein Suchttyp. Will heißen, ich verwende $Suchtstoff zur Kompensation eines seelischen Konflikts.
    Lange Jahre ware es sowohl Nikotin als auch Zucker bzw. irgendetwas, was "schmeckte". Das führte
    dazu, daß ich im Laufe der Zeit immer dicker wurde.

    Nikotin habe ich vor 26 Jahren mit Hilfe von Akkupunktur hinter mir lassen können, bin mir aber völlig
    im Klaren darüber, daß der Rückfall nur eine Zigarettenlänge entfernt ist.

    Mit dem Essen hat es länger gedauert. Ich habe vor 32 Jahren mal 20 kg abgenommen (von 90 auf 70),
    das habe ich auch in jungen Jahren und unter der ständigen Verantwortungssituation für zwei Kinder
    und meinen Beruf recht lange (10 Jahre) einigermaßen halten können. Dann kam beruflicher Streß und
    Überforderung und es endete bei 137,9 kg.

    Mit Hilfe einer Therapie kam dann die Einsicht in mein Fehlverhalten und mit dem Buch "Fettlogik überwinden"
    der Einstieg in die Gewichtsreduzierung aus eigener Kraft und der Einsicht, daß außer weniger essen nichts
    hilft. Also FdH in Etappen (erst -20 kg, dann ein Jahr später wieder -10 kg und dann ein Jahr später die
    nächsten -10 usw.) mit gelegentlichen Rückschlägen (mal +7, und mal +5).
    Aktuelle sind es -45 und die halte ich leidlich. Bin aber ständig gefährdet, weil die Sucht nach wie vor da ist
    und ich wie ein Alkoholiker ständig auf mich aufpassen muß. Jeden Morgen wiegen ist Pflicht und dann sofort
    gegensteuern, wenn sich die Waage in die falsche Richtung bewegt.

    Wichtigste Erkenntnis: Essen löst meine Probleme nicht. Sie sind nach dem Essen noch da, nur ich bin dann
    jedesmal ein Kilo schwerer.

    Positiver Nebeneffekt: Diabetes, Bluthochdruck, Schlafapnoe, alles weg.

    Spontanität will wohlüberlegt sein.

  • Krass, bei mir ist es ganz anders herum als bei dir.

    Ich brauchte das Kaloriernzählen im Frühjahr um zu lernen, dass ich wirklich einfach essen kann und mich nicht zurückhalten muss. Ich darf und sollte sogar alles essen, was ich will. Ansonsten komme ich wirklich nicht an mein Ziel, mit den Fressanfällen aufzuhören. Ich will nämlich auch eigentlich nie drei Tafeln Schokolade essen. Das "passiert" mir eher, wenn ich die Kontrolle vor lauter Hunger verliere. Ich sehe natürlich, dass ich als 18-jährige Schwimmerin vermutlich einen sehr jugendlichen Stoffwechsel und einen hohen Bedarf an Kalorien habe und meine ideale Ernährung andere Leute sicherlich übergewichtig machen würde.

    Die Regeln sind das, was ich mir austreiben muss, nicht das undisziplinierte Essen.
    Je mehr ich loslasse, desto besser funktioniert es.

    Ich habe z.B. letztens Vanille-Sojamilch gekauft. Ja, die mit dem Zucker.
    Ich begehe gar nicht den "Fehler", sie für ein harmloses Getränk zu halten, oh nein.
    Aber es ist schon lockerlassen, mir einige Tage lang jeden Morgen ein Glas davon zu gönnen. Und es tut gut. Und ich weiß, dass das darin enthaltene Fett und Protein (hat sogar mehr Fett als Kuhmilch) gut für mich ist.

  • Ich habe auch eine Essstörung. Bei mir ist es eben so, dass es Tage gibt, da fresse ich alles in mich hinein und
    dann gibt es wieder Tage, da hungere ich regelrecht.

  • @Lea Darf ich fragen wie viel du wiegst bei welcher Größe?

    Und ich bin gerade etwas verwirrt dass du mit Sophie unterschreibst und vorher mit Lea.

    Bei mir ist es so, dass ich oft kein Sättigungsgefühl habe und daher Mal 30 kg übergewichtig war.
    Ich habe aber durch Depressionen abgenommen, da ich in diesen Phasen oft kaum was essen kann.
    Jetzt habe ich seit 10 Jahren ein normales Gewicht.

  • Danke für die Empfehlung, den Blog kenne ich tatsächlich schon und habe ihn letzte Woche so ziemlich in einem durch gelesen^^

    Das hat mich überhaupt darauf gebracht, Kontakt zu anderen neurodivergenten Menschen zu suchen und diesem Forum beizutreten.

  • Ich hab das Glück essen zu können soviel ich will und was ich will, ich bleibe einigermaßen schmal (also ich hab ind en letzten Jahren 10 kilo zugenommen, bin aber immer noch im gesunden Maß, vor allem weil ich früher immer knapp nicht untergewichtig war, weil ich einfahc nicht mehr zugenommen habe). Der Nachteil ist, dass es dadurch gar keine Kontrolle gibt und ich mich teilweise sehr ungesund ernährt habe (manchmal tagelang gar nichts oder einen tag lang nur schokolade in großen Mengen). Ich bin da ein reiner Lustesser, wenn ich Lust habe esse ich viel, wenn nicht eventuell gar nichts.

    Und seit 3 Monaten esse ich keine schokolade mehr, zumindest nicht mehr als tafeln oder so. Lediglich schokoladenmüsli und alle 3 Tage ein Stück schokoladenkuchen. Das mag jetzt nicht so klignen als wäre das wenig, für mich ist es aber echt nicht einfach. Ich hab auch früher nie jeden tag schokolade gegessen, aber das ich nicht einfach mal wenn ich Lust habe schokolade soviel ich will zu essen ist echt nicht einfach. Ich habe noch das Glück, dass ich der Suchttyp bin, der es leichter hat, wenn nichts da ist. Wäre Schokolade in der Wohnung würde ich das nicht schadden. Ich vermisse es trotzdem.

  • Ich habe es auch leichter, wenn nichts da ist.

    Bzw. es ist eher so, dass ich gar nichts übrig lassen kann.
    Wenn ich alleine zu Hause bin, kann ich echt außer Obst und Gemüse nichts in der Küche haben, was man sofort essen kann. Ansonsten ist alles sofort weggegessen. Wenn ich weiß, dass der Joghurt/der Aufschnitt etc. für die ganze Familie ist, kann ich mich zurückhalten.

    Wenn ich Süßwaren oder andere Sachen in meinem Zimmer habe, ist es genau so. Alles, was man sofort essen kann, wird einfach augenblicklich inhaliert. Ich habe sogar schon Baked Beans aus der Dose getrunken und Hummus aus dem Einmachglas geleckt.

    Bei mir sind echt nur trockene Hülsenfrüchte (also zum Einweichen und im Schnellkochtopf garen), Nudeln, Backzutaten (nicht Marzipan oder Schokolade!!) etc. sicher.

    Einmal editiert, zuletzt von kwkittens (10. August 2020 um 12:27)

  • Ich fahre übrigens heute (in etwa einer Stunde) zu meiner Psychiaterin, um meine Essstörung offiziell diagnostizieren zu lassen, damit ich Jugendhilfe (therapeutische WG) beantragen kann.

    Bisher haben mir drei Sozialarbeiter mehrmals versichert, dass ich es mir nicht bloß einbilde.
    Trotzdem habe ich sehr große Angst, nicht ernst genommen zu werden

  • @2hoch8 derzeit 140 Kilo auf 170cm, Tendenz eher steigend und ich krieg es ohne Hilfe nicht in den Griff.

    Hat das bei dir auch mit Medikamenteneinnahme einen Zusammenhang? Bei mir ein bisschen, bei einigen Medikamenten neige ich zu mehr essen. Aber nicht in dem Ausmaß wie bei dir, da ich mich auch noch viel bewege.

  • Als essgestört sehe ich mich eigentlich nicht, aber ich erkenne schon einige Muster wieder.

    Ich wurde nie übergewichtig. Ich habe meine Fressanfälle durch meine grundsätzliche Unterernährung ausgeglichen.

    Es gibt manchmal Phasen, da darf ich mir nichts an Süßigkeiten, Proteineriegel (die haben auf 100g auch mal 300kcal+) oder anderes Junkfood in die Küche packen. Besonders am Abend, meist wie bei dir nicht aus Hunger sondern wegen des Verlangens an sich, esse ich dann schon mal vier fünf Riegel hintereinander. Meistens noch mit nem Kaffee oder heißer Schokolade. Das gleiche ich dann auch mit negativer Kalorienzufuhr aus. Das heißt, statt Haferflocken dann nur Magerquark (wegen dem trotz benötigten Eiweiß zum Muskelaufbau/erhalt, nur Wasser statt Brause (Gemüsesaft bleibt trotzdem in der Ernährung), kein Kochen von Nudeln, Reis, Kartoffeln sondern eher ne Vollkornstulle und vorallem nüchtern (RW) Sport machen, d.h. nichts vor dem Sport essen. Kalorien zählen ich jetzt nicht, da mein Verbrauch von Tag zu Tag zu sehr schwankt. Es kommt immer auf das Training und die emotionale Belastung an. Mein Körper kann damit eigentlich umgehen und ein Hungergefühl ist bei mir eh nicht stark ausgeprägt.

    Das Problem war mehr der Abstand zwischen den 2-3 täglichen Mahlzeiten, die erste meist um 07:00 und das Abendessen auch gerne mal um 20 oder 21 Uhr, Mittagessen nur manchmal.

    In der Natur ist eigentlich, wenn man es evolutionär betrachtet, eine bis zwei Mahlzeiten völlig normal. Die Wohlstandsgesellschaft hat nur dafür gesorgt, dass das System der Mahlzeiten, so nennen ich es mal, eingeführt wurde. Der Homo Sapiens existiert schon 300000Jahre+ und die Zivilisation des Menschen nicht mal 10000 Jahre. Früher wurde gegessen wenn etwas auf der Jagd gefangen wurde. Danach hat sich das Verdauungssytem entwickelt. Ich habe mal eine Studie von Ureinwohnern Mittelamerikas gelesen, welche extrem Adipositas und Diabetes anfällig sind, weil sich der Körper nicht innerhalb zwei drei Generationen an die westlichen Lebensweise (McDonald und Co)/Lebensmittel umstellen kann. Die brauchen die Cola sprichwörtlich nur anschauen und werden dick. Ich esse manchmal auch nur in einer drei vier Stundenphase am Tag. Also kleine Portionen von unterschiedlichen Sachen. Es kommt immer darauf an wie man sich dabei wohlfühlt und vorallem das es selbst gewollt ist. Daher würde ich meine Ernährung nicht als gestört bezeichnen. Vitamine, Mineralien, Eiweiß und Ballaststoffe sind ja vorhanden. Die Aufnahme der Kohlenhydraten variieren ich halt. Das Frühstück und Abendessen hat doch mittlerweile einen höheren sozialen Stellenwert als die reine Nahrungsaufnahme. In der Familie sind dies wahrscheinlich die einzigen Zeitpunkte wo die Vater/Mutter/Kind (salopp gesagt) mal am Tag sehen. Ich esse seitdem ich bei meinen Eltern ausgezogen bin kaum Frühstück. Natürlich mit Ausnahmen, aber mein Körper benötigt diese Nahrungsaufnahme nicht. Das Mittag wird dann häufig ebenfalls als soziales Happening mit den Kollegen im Büro gegessen. Mal eben 1200kcal mit Pommes, Schnitzel, Cola und Dessert (als Beispiel) auf einmal kann der Körper nicht so gut verwerten. Mal ganz abgesehen von den anderen Fertigprodukten im Supermarkt, aber dafür braucht es dann einen neuen Thread. Da wäre dann über den Nachmittag eigentlich nur Kümmel-Anus-Fenchel-Tee statt Kaffee zur Unterstützung des Magendarmtrakt angebracht. Und Kuchen gibt's ja bei vielen auch regelmäßig. Eigentlich auch rein ernährungstechnisch unnötig. Daher kann ich deinen Vater doch ein wenig verstehen, obwohl:

    Wir durften nie Zwischenmahlzeiten essen oder alleine an den Kühlschrank gehen. Ich hatte Hunger als Kind. Ich wusste nicht, dass es nicht normal ist. Und meinem Vater fehlte einfach das Verständnis. Heute weiß ich, nach vielen Gesprächen mit ihm, dass er es wirklich aus Liebe getan hat. Er hatte Angst um uns, wollte nicht, dass wir übergewichtig werden. Die Angst war so groß, dass er so überrational gehandelt hat, dass es irrational wurde.

    Gerade im Wachstum des Kindes ist es ein Problem. Ich will deinen Vater nicht verurteilen, ich habe ja selber so eine Ernährung, aber wenn Kinder Hunger haben, müssen sie essen. Es macht dann aber einen Unterschied ob das Kind dann Pommes oder Reis bzw. Obst statt Schokoriegel bekommt. Im Prinzip ist dies ja nicht irrational, siehe oben, aber dem Ernährungsbedarf beim Wachstum und der Entwicklung des Gehirns, welches ja eigentlich der größte Kohlenhydratverwerter unter den Organen ist, entspricht es nicht. Vielleicht hat er es ja auch bewusst/unbewusst dahingehend gesteuert.

    Heißt, ich aß nur meine normalen Mahlzeiten, ohne "binges". Ich kam täglich auf etwa 300-700 Kalorien zu wenig. Kein Wunder also, dass ich 1. immer noch schlank bin und 2. nicht aufhören kann, zu bingen.

    Ich würde das "binge" jetzt nicht auf deine negative Kalorienzufuhr als einzigen Auslöser zurückführen. Ich kenne deine Geschichte ja nicht genug, aber es gibt auch normale bis übergewichtige Menschen mut "normalen" Mahlzeiten die solche Fressanfälle haben. Es ist viel Psychologie und vorallem die Industrie verantwortlich. (Fressformel 50:35 https://www.google.com/amp/s/www.spie…030556-amp.html) Die Diätindustrie ala Slimfast verdient sich eine goldene Nase dran. (RW) Ich finde es jetzt eigentlich auch nicht verwerflich. Ich esse ja auch gerne Junkfood und kann mich ds kaum zügeln, Stichwort Cheatday, es ist halt nur die Frage wie man selbst damit psychologisch umgeht und sich trotzdem weiterhin gesund und ausgewogen ernährt. Abgesehen davon habe ich bisher kaum übergewichtige 70 oder gar 80 jährige gesehen. Die sterben dann eher an Zivilisationskrankeiten wie Diabetes, Schlaganfall, Herzinfarkt usw. auch und vorallem aufgrund von falscher Ernährung und Bewegungsmangel.

    Ich versuchte also, mehr zu essen. 2 Brötchen (/Semmeln^^) zum Frühstück statt einem halben. 2 Teller Nudeln statt einem, und die Falafel in reichlich Fett anbraten, ich kann es mir ja leisten. Die Kalorien reichten trotzdem nicht, denn ich schaffte es nicht, mit nur 3 Mahlzeiten genug zu essen, ohne dass mir schlecht wurde.

    Eigentlich ist nicht die Frage wie du isst, sondern was du isst. Brötchen sind ja meistens nur Weizenkleie mit Zucker. Ein Vollkornbrot wäre bei der Verdauung effektiver. Ich esse auch gern Schippen, aber gerade wenn diese nicht ganz durchgebacken sind, wie es im Supermarkt häufig der Fall ist, werde ich müde weil mein Körpe mit der Verdauung beschäftigt ist. Die gleiche Kalorienzahl mit Vollkornbrot ist kein Problem.

    Ihr denkt vielleicht, ich habe keine Essstörung sondern nur einen falschen Lebensstil, und wenn mein Vater mich "grazen" lässt, wird alles wieder gut. Das dachte ich nämlich auch. Aber leider sind mein Hunger- und Sättigungsgefühl fast nur noch emotional und nicht körperlich bedingt und ob ich satt bin oder nicht, Gedanken an Essen bestimmen mein Leben und mein Handeln. Lügen über Essen, heimliche Einkäufe, die Suche nach Selbstkontrolle, über was in meinen Körper kommt.

    Ob du essgestört bist oder nicht, musst du für dich selber entscheiden. Eigentlich weißt du am besten wie du mit deiner aktuellen Ernährungssituation umgeht kannst und wie sich diese auf den Körper und die Psyche auswirkt. Beim Gegensteuern gibt es ja genug Ernährungsberater, mal bei der Krankenkassen nachfragen einige bezahlen sogar Ernährungskurse, oder Tip aus dem Internet. Das Forum von Chefkoch.de ist ganz gut.
    Ich habe im übrigen auch kaum ein körperliches Hungergefühl. Beim Essen musst du nur zu dir selbst ehrlich sein. Es ist ja schließlich dein Magendarmtrakt.

    Süßkram mit meiner Familie zu essen, ist nicht das selbe. Meine Stiefmutter buk letztens handflächengroße Nussschnecken und im Eifer des Gefechts aß ich ganze 6 davon. Danach hatte ich trotzdem den Drang nach einem Fressanfall, trotz Bauchschmerzen. Weil ich die Nussschnecken mit meiner Familie beim Kaffeekränzchen gegessen hatte, und nicht heimlich und alleine, so, wie es sich "gehört".

    Wenn ich bei meiner Mutter bin, guck ich auch (fast) zuerst in den Kühlschrank und plündere ihn dann. Keine Ahnung, ist wohl auchbeas emotionales, schließlich habe ich ja 18 Jahre aus dem. Kühlschrank meiner Mutter gelebt. Das werd ich schwer wieder los. :d Ich finde man sollte beim. Essen nichts verstecken. Wenn du den halben Kuchen isst, dann ist das halt so. Wichtig ust, wie geschrieben, eine insgesamt ausgewogene Ernährung.
    Im übrigen habe ich neulich, als meine Schwester den Kuchen "verbacken" hatte, eines Nachts fast den gesamten übrige gebliebenen Schokoladenboden gegessen. Rund 1500kcal+ :d

    Einmal editiert, zuletzt von platzhalter (10. August 2020 um 16:57)

  • @kwittens Ich habe 20 Jahre lang mit Ausnahmen nur abends eine richtige Mahlzeit gegessen.
    Die Ausnahmen waren, wenn mir jemand etwas zu essen hingestellt oder mich mitgeschleppt hatte. Tagsüber gab es nur Zigaretten und Kaffe, vielleicht noch einen Keks in der Mittagspause.
    Ich hatte immer zwischen 60 und 63 Kg bei 176cm Körpergröße.
    Oft war das Abendessen dann so etwas wie ein Hungeraktivator und ich habe mir dann gegen 20:00 noch irgendetwas ungesundes wie ein Glas Nutella, Kekse oder Schokolade gegönnt. Dann immer so viel, bis mir speiübel war.

    Seit ich als morgendliches Ritual eine ordentliche Leberkässemmel auf dem Weg zur Arbeit hole, bin ich stabil bei etwa 75Kg, habe den Tag über mehr Energie und auch ein besseres Gefühl für Hunger.
    An freien Tagen, wenn die Familie weg ist fällt das aber weg und ich esse wieder nichts. Magenschmerzen erinnern mich dann nachmittags daran, dass ich nachlässig war - dann kann ich aber maximal etwas leeres Toastbrot essen.
    Mit komplett leerem Magen kann ich Hunger, Durst, Nikotinverlangen oder Nervosität nicht von einander unterscheiden. Wenn kein Kaffee verfügbar war, bin ich im Sommer regelmäßig umgekippt, weil ich natürlich auch nichts getrunken hatte.

    Ich bräuchte eigentlich ein Essensritual, welches jeden Tag abdeckt. Leider muss es mir auch noch schmecken und immer verfügbar sein, was es wiederum sehr schwer macht. In Thailand oder Vietnam wäre das für mich kein Problem, da gibt es die leckersten Dinge von Sonnenaufgang bis in die Nacht an fast jeder Ecke...

  • Gerade im Wachstum des Kindes ist es ein Problem. Ich will deinen Vater nicht verurteilen, ich habe ja selber so eine Ernährung, aber wenn Kinder Hunger haben, müssen sie essen

    Darüber bin ich mir im Klaren, ich kann nicht viel daran ändern, dass ich so aufgewachsen bin.

    Brötchen sind ja meistens nur Weizenkleie mit Zucker.

    Das klingt sehr...interessant...solche Brötchen habe ich noch nie gesehen. Bei uns gibt es immer selbstgebackene Semmeln aus Vollkornweizenmehl und Hefe. Und in den Bäckereien hier in der Gegend werden hauptsächlich bayerische Kaisersemmeln, also fluffiges Weißbrot in klein, verkauft.

    ist halt nur die Frage wie man selbst damit psychologisch umgeht und sich trotzdem weiterhin gesund und ausgewogen ernährt.

    Ja. Das ist eben die Frage. Ich will nicht abstreiten, dass es Leute gibt, die sich so ernähren wie ich und psychisch gesund sind. Schlecht wird's halt, wenn Essen die Quelle allen Selbsthasses ist.

    Das Forum von Chefkoch.de ist ganz gut.

    Ich kann sehr gut kochen. Das ist nicht mein Problem.

  • Eine Essstörung habe ich nicht. Ich habe nur nach wie vor überhaupt keine Lust zum Kochen und esse sehr viel Tiefkühl-Pizza und halbfertige Sachen (z.B. Nudeln mit Fertig-Tomatensoße, Tiefkühl-Gemüse und Soja-Protein, damit's etwas eiweißreicher wird).

    Und seit ich alleine wohne, kann ich Süßkram, Chips und so nur schwer widerstehen. Ich kaufe diese Sache ngar nicht so oft, weil ich sonst mal schnell 1000 kcal/Tag in Form von Schokolade, Keksen & Co. esse.
    In der Corona-Lockdown-Zeit habe ich wegen Home-Office auch etwas zugenommen. Die Versuchung, irgendwas zwischendurch zu essen ist einfach größer als in der Arbeit. Bewegt habe ich mich kaum weniger, außer dass eben das Fitnessstudio weggefallen ist.

    Ein paar Tipps/Ideen, eher in Richtung mehr Eiweiß und weniger Kalorien habe ich aber trotzdem:
    - Sojaprotein enthält nicht nur viel Eiweiß (und wohl weniger ggf. bedenkliche Phyto-Östrogene als z.B. Tofu), es bindet beim Kochen auch sehr gut Wasser und Fett und macht Sachen dickflüssiger. Ich tu das z.B. auch oft in Soßen.
    - Magerquark mit etwas roter Grütze oder TK-Beeren und genug Milch um es zu einer joghurt-ähnlichen Konsistenz zu rühren: Schmeckt mir gut, macht satt, hat viel Eiweiß und viel weniger Zucker und Kalorien als z.B. Fruchtjoghurt
    - Man kann auch aus Magerquark, Milch, ggf. Wasser und Obst im Mixer einen Milchshake rühren. Da kann man z.B. auch prima älteres Obst aufbrauchen. Tendenziell machen Sachen zum Trinken aber weniger satt als Sachen zum Essen. Wenn man's kalorienreich mag, kann man z.B. auch noch Nüsse reinmixen
    - Statt Chips und Süßkram esse ich auch gern mal eine Karotte zwischendurch. Man hat was zum Knabbern, es ist gesund und hat kaum Kalorien

    Ihr denkt vielleicht, ich habe keine Essstörung sondern nur einen falschen Lebensstil, und wenn mein Vater mich "grazen" lässt, wird alles wieder gut.

    Evtl. erübrigt sich das schnell von selbst, sobald du mal allein und nicht mehr bei deinem Vater wohnst. Wenn du einkaufen kannst wann und was du willst und die eigene Küche mit all den Lebensmitteln nur ein paar Schritte entfernt ist, dann ändert sich das Essverhalten evtl. von selbst.

  • Das klingt sehr...interessant...solche Brötchen habe ich noch nie gesehen. Bei uns gibt es immer selbstgebackene Semmeln aus Vollkornweizenmehl und Hefe. Und in den Bäckereien hier in der Gegend werden hauptsächlich bayerische Kaisersemmeln, also fluffiges Weißbrot in klein, verkauft.

    Wenn du die Zeit und Lust hast dir Brötchen selbst zu backen, dann ist das schon von Vorteil, aber im Nordosten haben kaum handwerkliche Bäcker überlegt. (RW) Das ist wie im Supermarkt Industrieware.

    Ich kann sehr gut kochen. Das ist nicht mein Problem.

    Ich habe ja nichts dahingehend behauptet. In diesem Forum gibt es Ernährungstips außerhalb von Webseiten die dir dann noch gleich was verkaufen wollen.

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