Gefühl eingesperrt zu sein wenn man lang genug an der selben Stelle lebt?

  • Hallo,

    Ich wohne jetzt seit einem Jahr im selben Zimmer einer betreuten WG. Und mir ist etwas aufgefallen was ich früher schon hatte, sowohl im Heim als auch in meiner eigenen Wohnung. Wenn ich zu lange an einem Platz bin fällt mir die Decke auf den Kopf und ich muss raus, was die Sache gerade leichter macht ist dass ich ein neues Zimmer bekomm das lindert den Druck etwas. Aber ich muss raus sonst komm ich mir gefangen vor. Momentan setz ich mich in ein Café und schreibe Texte, fahre nach Mannheim... Hauptsache ich sitze nicht daheim rum.

    Geht es noch jemand von euch so dass wenn ihr zu lange am selben Ort seid ihr euch gefangen vorkommt?

    Mit freundlichen Grüßen
    Lea

  • Hallo Lea, ich kenne dieses Gefühl des " nicht drinnen sein" könnens. Dabei ist es egal in welcher Wohnung ich bin, ich will immer am liebsten Draußen sein. Einen ganzen Tag nur in der Wohnung halte ich nicht aus, da werde ich nervös und unzufrieden Ich schaue auch immer auf dem Immobilienmarkt ob ich etwas anderes finde, bin ein paarmal umgezogen. Am liebsten wäre mir ein Haus im Wald.
    Viele Grüße :)

  • Ich kenne das nicht. Im Gegenteil, Veränderungen sind Stress, und ich brauche buchstäblich Jahre, um mich in einer neuen Wohnung richtig einzugewöhnen. Draußen bin ich zwar auch gerne, aber ich muss mich oft zwingen, rauszugehen, erst wenn ich dann draußen bin, ist es dort auch okay.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich kenne das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fällt und ich mich eingeengt fühle, dann muss ich raus. Das Gefühl bessert sich erst, wenn ich den Waldrand erreiche, den Himmel über mir habe und keine Menschen und Häuser mehr zu sehen sind. Ein Drang umzuziehen ist damit nicht verbunden. Wenn ich allein zu Hause bin und in einer ausgeglichenen Stimmung, tritt das Gefühl nicht auf.

  • Ich habe überhaupt keine Problem damit tagelang in meiner Wohnung zu sein. Rausgehen tue ich oft nur, weil ich muss wegen Terminen oder Einkäufen. Meine Wohnung ist der einzige Ort an dem ich uneingeschränkt ich sein kann und das ist entspannend. Immer wieder andere Wohngelegenheiten wären für mich Stress, daher vermeide ich Umzüge.

    Ich kenne das Gefühl des "eingesperrt seins" nur aus manischen Phasen. Dann fühlte ich mich manchmal in Innenräumen wie ein Tiger im Käfig.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Es gab schon Zeiten, wo ich gar nicht genau wußte, wieviele tage am Stück ich in meiner Wohnung verbracht hatte und das nur and er Anzahl von Zeitungen (die ich damals jeden tag bekam) gemerkt habe. Ich fühle mich einfach in meinen eigenen vier Wänden am wohlsten, deswegen habe ich auch nie in einer wg gelebt, das wäre mir zu wenig Rückzugsort. Jetzt mit meiner Freundin zusmamen geht es auch, weil wir jeder unser eigenes Zimmer haben und sie auch sonst für mich kein Störfaktor ist. Aber ich hab auch kein problem,. wenn sie mal ein Wochenende weg ist,d a ich dann die wohnung ganz für mich alleine habe. Wenn ich rausgehe, dann eben für Arbeit einkaufen und Museen und co. Aber aus prinzip rausgehen, ne das ist nicht so mein Fall. Mir reicht das Wissen, ich kann rausgehen, wenn ich wollte.

    ich fühle mich eher unwohl, wenn ich zu lange keine vier Wände um mich rum habe, in die ich mich zurückziehen kann. Also dauerhaft draußen sein und dabei dann keine privatssphäre haben ist grusellig für mich.

  • Also mit dem Gefühl des "eingesperrt sein" habe ich an sich keine Probleme. Ich kann auch mal tagelang in meiner Wohnung verbringen. Eigentlich sollte ich dies mal wirklich wieder machen um zur Ruhe zu kommen. Mit der exzessiven Beschäftigung meines SI (Radsport) und noch allerhand andere Sportarten nebenbei, laufe ich gerade seit Monaten im Volldampfmodus(RW). Physisch bin ich Abends dann auch schon mal platt, aber am nächsten Morgen doch wieder fit. Daher komme ich (oder bin schon) in eine Spirale, dass ich immer mehr mache. Heute war ich Mittags 2km schwimmen und Abends nochmal knapp 60km aufm Rad. Wäre mein Schaltzug nicht gerissen, wären es sicherlich noch mehr geworden. Durch den Defekt wurde mir auch heute Abend klar, dass ich es gerade ganz schön übertreibe. Aber das trifft ja auch irgendwie das Thema. Ich steigere mich so in diesen monotonen Ausdauersport, da ich meine Möglichkeiten an meinem aktuellen Wohnort auch als ziemlich erschöpft ansehe. Vielleicht ist es ähnliche wie das mit dem "Decke auf den Kopf fallen" (RW). Ich muss mich mit irgendwas ablenken und raus aus meiner Gedankenwelt. Besonders in sozialer Hinsicht sehe ich hier kaum mehr Perspektiven, oder ich bin unfähig diese zu sehen. Immerhin wohne ich nun drei Jahre hier und habe kaum Kontakte zustande bekommen, welche meine Interessen teilen. Gerade was den Radsport angeht, ist die menschliche Auswahl doch sehr begrenzt und mit jedem komme ich auch nicht klar. Zumal das mit der einen Personen, welche eigentlich ideal gepasst hätte als ziemliches Desaster geendet hat. Ich gucke da gerade in ein schwarzes Loch und sehe da nichts vergleichbares mehr. (RW) Das erzeugt eigentlich auch eine gewisse Enge in meinem Leben aus der ich gerade nur mit der Flucht in das SI ausbrechen kann. In letzter Zeit habe ich auch schon wieder über einen Wohnwechsel nachgedacht. Da ich eine Umschulung in einer anderen Stadt in Aussicht habe, kommt mir schon der Gedanke, dass dort neue Leute, also neue soziale Entwicklungsmöglichkeiten, zu finden sind. Ob das nun auch eher ein Illusion ist oder nicht weiß ich nicht, aber aus Erfahrung müsste ich ja wissen, dass auch dies, wenn auch gerade nur gedanklich, wieder nur eine Flucht ist und keine großen Aussichten bestehten. Immerhin werde ich ja auch älter. Seit der letzten Partnerschaft und meiner gedanklichen und emotionalen Bereitschaft sowie dem Aufbringen der nötigen Energie zu etwas neuem sind ja auch schon sieben Jahre vergangen. Und dann noch das Problem den/diejenige zu finden, die einfach passt und das Soziale nicht nach einiger Zeit wieder im Sand verläuft ist ja noch etwas anderes. Der Pool an möglichen sozialen Kontakten, auch partnerschaftlich, wird ja auch immer kleiner, so dass ich auch immer mehr Kompromisse eingehen müsste, die ich eigentlich nicht will bzw. kann. Ich denke daher kommt der innere Drang zum Unbeständigen, da man sich mit dem neuen eigentlichen mehr Hoffnungen macht als sie realistisch da sind. Paradoxerweise will ich das im Grunde gar nicht. Mir widerstrebt es an eine neue Umgebung zu denken, aber irgendwie sehe bei meinen aktuellen Sozialleben nur den Neustart als neue Chance. Also ist es wahrscheinlich ähnlich @Lea, nur das du dich von deiner Wohnung eingeengt fühlst und ich mich von den sozialen Perspektiven. Die Reaktion ist annähernd die gleiche. Raus, weg, ablenken. Nur keine Monotonie, obwohl ich diese ja teilweise will. Ist schon komisch.

  • Ich brauche recht lange, bis ich mich in einer neuen Wohnung zu Hause fühle. Bis zu 2 Jahren fühlt es sich provisorisch an, unfertig, ungewohnt. Wenn ich mich dann endlich heimisch fühle, kann ich mir einen Umzug nur schwer vorstellen und würde am liebsten ewig dort wohnen bleiben.

    Allerdings brauche ich in der Nähe meiner Bleibe 'Gegend'. Ein Wald wäre ideal, aber Felder und Wiesen nicht weiter als 10 Minuten zu Fuß entfernt reichen auch.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Einen ganzen Tag nur in der Wohnung halte ich nicht aus, da werde ich nervös und unzufrieden (...) Am liebsten wäre mir ein Haus im Wald.

    Das geht mir absolut genauso.
    Ein Haus im Wald oder ein einsames Haus am Meer wäre auch mein Wunschtraum.

    Ich kenne das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fällt und ich mich eingeengt fühle, dann muss ich raus. Das Gefühl bessert sich erst, wenn ich den Waldrand erreiche, den Himmel über mir habe und keine Menschen und Häuser mehr zu sehen sind. (...) in einer ausgeglichenen Stimmung, tritt das Gefühl nicht auf.

    Ja. Dieses eingeengte Gefühl in einer Wohnung wie ein Gefangener, kenne ich auch. Insbesondere in einem Hochhaus, bzw einem Haus in dem noch andere leben.
    Vor allem wenn ich alleine, aber auch wenn ich mit meiner Lebensgefährtin in der Wohnung bin, bei der/ihr ich sein kann wie ich bin und fühle - fühle ich mich auch eine Zeit lang sehr ausgeglichen. Irgendwann am Tag (in meiner Hochhauswohnung) kommt aber immer der Moment, egal ob alleine oder mit meiner Lebensgefährtin, in dem ich unbedingt rausgehen muss.

    Alleine fühle ich mich zwar oft noch ein wenig ausgeglichener in der Wohnung, da ich alleine nichts falsch machen kann. Mit meiner Lebensgefährtin fühle ich mich aber immer viel glücklicher als alleine. Da ich sie sehr liebe, und ich weiß das sie das auch tut, mich bei ihr auch nie verstellen muss. Der einzige Mensch wo das so ist (mich nicht verstellen muss).

    2 Mal editiert, zuletzt von CypressT81 (7. August 2020 um 11:30)

  • Ich habe auch eher selten Tage, an denen ich mal komplett drinnen bleibe, meist gehe ich mindestens einmal am Tag nach draussen, meist in die Natur, um klarzukommen.

    Nur wenn ich komplett erschöpft und/oder reizüberflutet bin bleibe ich den ganzen Tag in der Wohnung.
    Bzw. gehe dann zumindest wenn es draussen ruhig ist und das Wetter es zulässt, zumindest mal auf den Balkon.

  • Bedrück fühle ich mich eher draußen, das sind mit oft zuviele Reize. Dann will ich wieder in meine reizarme Höhle. Eingesperrt habe ich mich bisher noch nicht gefühlt. Naja in der DDR damals, aber das ist ja ein anderes Thema.

    Liebe Grüße von Celsiana * Ich bin die ich bin

  • Bedrück fühle ich mich eher draußen, das sind mit oft zuviele Reize. Dann will ich wieder in meine reizarme Höhle.

    Das selbe war bei mir auch, als ich noch in einer Großstadt lebte.

    Nun wohne ich an einem Ort, wo ich in 10 Minuten in der Natur/Wildnis/Meer sein kann, ohne groß/kaum, teils auch überhaupt keine Menschen zu sehen.

    Aber auch die Natur übt auf mich, auf Dauer eine starke Reizfülle aus. Sodass ich mich auch dort wieder nach einer Weile in meine Wohnung gerne zurückziehe.

    Für mich wäre am besten ein kleines Eigentumshäuschen/Hütte, in der ich eher keine oder kaum Nachbarn in nächster Nähe hätte.

    Was Natur betrifft, kann ich von einer Reizarmen Umgebung nur Sehr vom Nordsee-Watt schwärmen.
    Dort hat man einen Ewigen Horizont, keine Menschen (wenn man im entsprechenden Gebiet läuft), keine großen Details (eher Mikrokosmos, wie Wattwürmer, die man beim gehen nicht wirklich sieht), genauso wie es auch den Füssen (Barfuß) und der Lunge/Gesundheit sehr gut tut, dort zu laufen. Auch sehr erfrischend/wohltuend, wenn man mit den Füssen durchs seichte Wasser und kleine Priele läuft.

    Einmal editiert, zuletzt von CypressT81 (7. August 2020 um 17:29)

  • Ja, das Meer liebe ich auch sehr. Leider ist es von uns ziemlich weit. Ich liebe ja die Ostsee sehr, da kann ich mich richtig gut regenerieren. Nächstes Jahr fahren wir wieder hin, wenn Corona es zulässt.

    Natur ist mir auch oft zuviel. Wenn wir in unseren Waldgarten fahren, gehe ich gerne in den Wald. Oder arbeite im Garten etwas. Das kann mir aber auch zuviel werden, dass ich mich dann ins Auto setzen muss, um mehr Begrenzung zu haben.

    Liebe Grüße von Celsiana * Ich bin die ich bin

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